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häuser in Venedig hatten. In Oberitalien verbreitete sich ihr Handel über die Gebiete von Mailand, Florenz und Genua; diese Stadt benügten sie zugleich als Stapelplag für den Seehandel in das westliche Mittelmeer und verschifften von dort ihre Waaren nach Catalonien und Südfrankreich, besonders in das Rhonethal nach Avignon. Diesseits der Alpen erstreckte sich ihr Handel westwärts durch die Schweiz nach Savoyen und Burgund und über Straßburg nach Lothringen und Frankreich; den Rhein hinab nach Belgien, besonders nach Brügge und Antwerpen, und über die rauhe Alp nach Wirtenberg und Franken. Brügge war damals eine große Handelsstadt und lag näher als Gent und Antwerpen an der Nordsee, weil die Seeschiffe bis Damme giengen, welches nur anderthalb Stunden von Brügge entfernt ist. Wie die Kaufleute am Bodensee ihre Commanditen oder Filialhandlungen in Venedig hatten, so die Kölner in Konstanz; sie ersparten dadurch mancherlei Abgaben und erreichten eine größere Pünktlichkeit in ihren Geschäften. Auf Handelsplägen, wo man keine Commanditen hatte, suchte man ständige Herbergen zu gewinnen, entweder dadurch, daß ein Wirth aus dem Wohnort des Kaufmanns sich in dem fernen Handelsplage niederließ, wie es einen Konstanzer Wirth zu Avignon gab, oder daß man ein Wirthshaus zur teutschen Herberge bestimmte, dessen Inhaber gegen feste Gebühren den fremden Kaufleuten in ihren Geschäften behülflich war, also den Mäkler, Unterhändler u. dergl. machte, wie die Konstanzer Kaufleute solche Häuser in Brügge und Antwerpen hatten, und an diesem Orte die Hansestädte noch heut zu Tage, aber in viel größerem Maßstabe.

Welcherlei Waaren in den Handel kamen, kann hier nur mit Rückficht auf die mitgetheilten Urkunden erwähnt werden, weil es zu weitläufig ist, auch nur diejenigen alle anzuführen, welche in den alten Zolltarifen stehen. Ein hauptsächlicher Handelsartikel war Leinwand, worüber schon im 13. Jahrhundert Verordnungen zu Konstanz vorkommen, und welche Waare in den Urkunden oft ge= nannt wird. Sie wurde nach Italien und Spanien verkauft, roh, gebleicht und gefärbt, und nach einer Angabe scheint es, daß in Antwerpen Leinwand- und Garnfärbereien bestanden, wo die Kaufleute am Bodensee ihre Waare färben ließen, was auch in Köln geschah, woher die blaugeftreifte Leinwand, die man im Mittelalter zu Tischtüchern und Bettziechen brauchte, den Namen Köllisch erhalten hat. Ein bedeutender Handel wurde auch mit Wolle getrieben, besonders von Straßburg nach Mailand, der mit der großen Schafzucht am

Oberrhein zusammen hieng. Gegen diese Kleidungsstoffe tauschte man aus den südlichen Ländern Seide ein, besonders in Avignon, in welcher Gegend die Seidenzucht von der Römerzeit her betrieben wurde. Die Kölner Commanditen in Konstanz machten Geschäfte mit Weinen aus Oberitalien und Griechenland, welche damals ein beliebter und ziemlich allgemeiner Lurusartikel waren. Nach folgenden Urkunden kann man sagen, daß die Hauptartikel der Ausfuhr über die Alpen Leinwand und Wolle waren und die Einfuhr in Specereien (mercimonia in speciebus), Seide und Wein bestand. Da man noch keine Maschinenweberei hatte, sondern alles durch Handwerker gemacht wurde, so wird es begreiflich, warum die Weber in vielen Städten die größte Zunft waren, die ausführlichste Zunftverfassung hatten und durch ihre zahlreichen Mitglieder einen großen Einfluß auf das Städtewesen ausübten, wie es von den Wollenwebern in Belgien und Köln bekannt ist, und auch am Oberrhein, z. B. in Basel sich zeigt 16.

Für die Bergung der ausgeschifften oder gelöschten Waaren hatten die Städte am See große Gebäude an ihren Häfen, die man Gred= häuser nannte. Dieß waren Lagerhäuser (entrepôts), die ihren Verwalter oder Gredmeister hatten, der die Lagergebühren oder das Gredgeld einzog. In späterer Zeit hieß man diese Gebäude Kaufhäuser, was nur in so fern richtig ist, daß sie zum Großhandel dienten, denn Kleinverkauf wurde darin nicht getrieben. Für die ehemalige Bedeutung des Handels ist das alte Kaufhaus am Hafen zu Konstanz ein hinlänglicher Beweis. Der Namen Gredhaus kommt nicht von Geräthe, wie man gewönlich meint, sondern von den Treppen oder Staffeln (gradus) am Hafen, die wegen dem verschiede= nen Wasserstande des Bodensee's nöthig waren, und zum Ausladen der Waaren dienten. Da die Lagerhäuser in der Nähe standen, so bekamen sie von den Stufen den Namen, der wahrscheinlich in die römische Zeit zurückgeht.

Ueber alle diese Handelsverhältnisse wüßte man sehr wenig, wären sie nicht hie und da gestört worden, denn die Urkunden betreffen fast nur solche theilweisen Störungen, und es läßt sich also daraus weder das Alter noch der vollständige Umfang des Handels erkennen. Daß er von der Römerzeit her am Oberrhein getrieben wurde, läßt sich nachweisen, daß aber seine Einrichtung erst mit dem Aufkommen der Städte deutlicher wird, liegt in der Natur und Wirksamkeit der Gemeinderechte, welche die Städte bekamen 17. Denn von dieser Zeit an mußten sie für sich selbst sorgen, also auch viele

Urkunden über ihre Verhältnisse ausstellen, wovon der Handel einen nicht unbedeutenden Theil ausmachte. Seitdem gibt es eine örtliche Handelsgeschichte, denn die älteren Reichsgeseze betreffen den Handel nur allgemein, wenn auch ihre Bestimmungen aus den Beschwerden einzelner Handelspläge hervor gegangen seyn mögen, wie es bei Verordnungen über andere Gegenstände manchmal ausdrücklich gesagt ist, daß sie auf erhobene Beschwerden erlassen wurden 18.

Wenn man aus den folgenden Urkunden den bedeutenden Handel ersieht, den die Städte am Bodensee hatten, so wird man geneigt, die gewönliche Meinung anzunehmen, es seyen diese Städte ehemals viel größer gewesen, als heut zu Tage, weil man nach unsern jezigen Verhältnissen nur großen Städten bedeutenden Handel zuschreibt. Diese Meinung ist in Bezug auf jene Städte nicht gegründet und überhaupt auf wenige Städte am Oberrhein anzuwenden. Wo der Umfang der alten Befestigung größer ist als jezt die Stadt, da darf man auch eine größere Einwohnerschaft füglich annehmen, wie bei Worms; und wo man aus den alten Stadtplänen ersieht, daß ganze Viertel und Vorstädte in neuerer Zeit verschwunden sind, da ist die frühere Größe der Stadt auch nicht zu bezweifeln, wie z. B. bei Freiburg; wo aber weder die alte Befestigung noch die alten Stadtpläne einen größeren Umfang zeigen als heut zu Tage, da hat man auch keinen Grund, die Städte in alter Zeit größer anzunehmen. Dieses ist der Fall bei den Städten am Bodensee, was ich nur bei Konstanz und Ueberlingen nachweisen will. Der alte Stadtplan von Konstanz aus dem 16. Jahrhundert zeigt keinen größern Umfang als die Stadt jezt noch hat, und die Festungswerke, die weit vor das 16. Jahrhundert zurückgehen, beweisen es ebenfalls. Konstanz konnte nach drei Seiten hin nicht größer sein, als es jezt ist; gegen Often stößt es noch jezt an den See, gegen Norden an den Rhein, und über dem Rhein war das Gebiet des Abts von Petershausen, gegen Süden beginnt unmittelbar vor dem Kreuzlinger und Emishofer Thor das Gebiet von Thurgau. Es bleibt also nur die Westseite zur Ausdehnung übrig, aber da zeigen die alten Thürme, Mauern und Stadtgräben, daß die Stadt nicht weiter gieng als jegt, und auch nicht weiter gehen konnte, weil der Boden, das sogenannte Paradies, zu tief und sumpfig ist, besonders im Sommer bei hohem Wasserstand. So auch bei Ueberlingen. Die alte Befesti= gung dieser Stadt ist eine riesenmäßige Arbeit, deren Unternehmung und Vollendung Zeugniß von einer Ausdauer gibt, wie man sie jezt bei so kleinen Städten schwerlich mehr findet. Diese Befestigung

umschließt noch heutzutage die ganze Stadt, außerhalb derselben konnte man fein neues Stadtviertel anbauen, man hätte es im Kriege verbrennen oder mit Kanonen zerstören müssen. Viel unbedeutender war Buchhorn, jezt Friedrichshafen, das sich auf der Landseite weit hätte ausdehnen können, aber kleine und ärmliche Umfassungen hat gegen obige Städte.

Die vielseitige Brauchbarkeit folgender Urfunden wird man nicht verkennen. Für die Geschichte des Handels- und Wechselrechtes enthalten sie manche belehrende Fälle, die durch ihr Alter und ihre Beschaffenheit für die Kenntniß des alten teutschen Privatrechts nicht unerheblich sind. Da mir zur Darlegung dieser Einzelheiten der. Raum fehlt, so stellte ich jeder Urkunde eine Uebersicht des Inhalts voran, damit man den Rechtsgegenstand, um den es sich handelk, sogleich erkennen und sich zurecht finden kann. Auch der Einfluß, welchen Kriegszeiten auf die Veränderung der Handelswege ausübten, wie er in diesen Urkunden sich zeigt, ist beachtenswerth, so wie die Beispiele der Repressalien und die Wege und Mittel, wodurch die Kaufleute zur Freigebung ihrer arretirten und zum Ersag ihrer geraubten Waaren gelangten. Für die Geschichte des Commiswesens, der Procura, Handelsbücher, Wechselbriefe und anderer Theile des Handels wird man diese Urkunden auch brauchen können. Die Originale derselben befinden sich im Stadtarchiv zu Konstanz, was aber nach Blattzahlen angeführt ist, steht in einem Copial- und Formelbuch eines Notars, welches dem Lyceum zu Konstanz gehört, und viele interessante Stücke aus dem Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts enthält. Nach mehreren Unterschriften zu schließen gehörte das Buch dem Protonotar Nikolaus' Schultheis zu Konstanz. Manche Urkunden haben die Abschreiber des Notars durch Weglassung der Namen als Formulare behandelt und nicht selten fehlerhaft abgeschrieben. Das Buch enthält fast nur Stücke, welche die Geistlichkeit und die Kaufleute betreffen, woraus sich entnehmen läßt, daß diese Geschäfte einem Notar zu Konstanz am häufigsten vorkamen. Ich konnte aus dieser Hs. nur Proben geben, und mußte vieles zurücklassen, deswegen ist auch aus den reichhaltigen Missivenbüchern der Stadt Konstanz, die um die Mitte des 15. Jahrhunderts anfangen und die Abschriften der auswärtigen Correspondenz enthalten, nichts mitgetheilt.

Belegstellen. 1 Die Nachrichten, welche Hermann notices hist. sur la ville de Strasbourg 2, 108 flg. von dem Handel dieser Stadt gibt, betref= fen das Mittelalter nicht, sondern fangen erst mit der franzöfifchen Zeit an.

Ueber die Rheinschiffart (S. 130 flg.) ist er aber bis ins 13te Jahrh. zurückgegangen und hat auch über die früheren Preise der Lebensmittel Angaben beigefügt. Außer einer einzigen Notiz über den Handel Straßburgs vom Jahr 831 hat Hüllmann in seiner deutschen Finanzgeschichte des Mittelalters S. 194 gar keine urkundliche Nachweisung über den alten Handelszug am Oberrhein. In Fischer's Gesch. des teutschen Handels kommt über den ausgedehnten Handel der Städte am Bodensee auch nichts vor, er führt nur 1, 401. den Waarenzug von Tirol längs dem Lech nach Augsburg und Regensburg an. Die Handelsgeschichte von Augsburg und Ulm, worüber P. v. Stetten und Jäger Nachricht geben, liegt außerhalb meiner Gränzén. Augsburg und Ulm hatten wohl die ältesten Baumwollenwebereien in Oberteutschland, ihr Barchent wurde weit und breit versendet. Gelegentliche Notizen zur Handelsgeschichte stehen in Zellweger's Gesch. v. Appenzell. 3, Abth. 1. 292 flg. 2, 432 fig. 1, 120 fig. 261 flg. J. v. Arr Gesch. v. S. Gallen 1, 407. 458. 3, 595. 618. Ochs Gefch. v. Basel 3, 10 flg. 194 flg. 7, 135. 622. 8, 56. 135. Schunk Beiträge zur Mainzer Gesch. 1, 73 flg., welcher nachweist, daß im Jahr 1353 zwei italiänische Handlungshäuser in Bingen anfäßig waren. Italiänische Wechsler gab es zu Worms schon 1234. Schannat hist. Worm. dipl. p. 117.

2 Es verdient bemerkt zu werden, daß Martin Walzemüller von Freiburg i. B., der daselbst 1490 ftudirte und nachher Profeffor zu S. Dié im Departement der Vogesen wurde, zuerst den Vorschlag im Jahr 1507 machte, den neu entdeckten Welttheil Amerika zu nennen. S. die Nachweisungen A. v. Humboldt's in Ghillany's Gesch. des Seefahrers M. Behaim. Nürnberg 1853. S. 5. 6. 8.

3 S. darüber die Zeitschrift für Tirol und Vorarlberg 1, 1 flg. und vergl. meine Urgesch. des bad. Land. 1, 303.

4 Annales Einhardi ad ann. 787. Annal. Fuld. V. ad ann. 896. (Pertz mon. hist. 1, 412). Adelboldi vita Heinrici II imp. c. 16. 17. zum Jahr 1002. Die Sammelpläge für diese Heereszüge waren in Schwaben Augsburg (Adelboldi 1. 1. c. 32. 33. Ekkehardi chron. ad ann. 1110. Annalisla Saxo ad ann. 967.) und am Oberrhein Worms (Einhardi ann. ad ann. 764). Die Ehrenberger Klause (clusuræ Augustanæ) führt Cassidor. Variar. 2, 5. noch zu seiner Zeit als die Hauptstraße nach Oberteutschland an.

5 Als Pilgerstraße ist dieser Weg unten in der Urk. Nr. 1. verzeichnet. An= dere Nachweisungen gab ich in meinem Anzeiger v. 1835. S. 19. 97. 273 flg. Quellensammlung 1, 62. 63. S. dazu die Berichtigungen von Bergmann in Chmel's Oesterreich Geschichtsforscher 2 S. LVI flg. Die Pilger aus dem westlichen Teutschland schlugen gewönlich die obere Straße durch Tirol ein, der Dominikaner Felir Fabri von Ulm gieng aber im Jahr 1480 die untere Straße über Innsbruck und den Brenner, nämlich über Memmingen, also über Reutte. Von Trient wandte er sich öftlich und kam nach Bassano (Bassuna), Caftel Franco, Treviso (Tarvisum), Mestre (Masters), Malghera (Margerum), Venedig. Dort war die teutsche Herberge (fonticum Alemannorum), worin die Franken überhaupt zusammen kamen. S. Felicis Fabri evagator. in der Bibliothek des literar. Vereins 2, 29-31. Ebenfalls die untere Straße schlug Ritter Konrat von Grünenberg von Konstanz ein, dessen Reisebeschreibung nach Palästing handschriftlich die Hofbibliothek zu Karls

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