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JAHRBÜCHER

DER

LITERATU R.

DREI UND ZWANZIGSTER JAHRGANG.

ZWEITE HÄLFTE.

July bis December.

HEIDELBERG.

In der Universitäts-Buchhandlung von C. F. WINTER.

183 0.

SIBLIC

700

Heidelberger

Jahrbücher der Literatur.

Mainz bei Kupferberg. Die kathol. Kirche im neunzehnten Jahrhunderte und die zeitgemässe. Umgestaltung ihrer äussern Verfassung mit besonderer Rücksicht auf die im ehemaligen Mainzer, später Regensburger Erzstifte hierin getroffenen Anstalten und Anordnungen, herausgegeben von G. L. C. Kopp, Grofsherzogl. Frankfurt. geheimen geistlichen und Ober - Schul- und Studienrathe, des grofsherzogl. Concordien Ordens Ritter.

Die wichtigste Obliegenheit der katholischen Kirchenvorstände in Deutschland ist die Herstellung derjenigen Verbesserungen in der Verfassung, in dem Cultus und in der Disciplin, welche nach den Bedürfnissen der in der Bildung fortgeschrittenen deutschen Nation nothwendig sind. Das Erzstift Mainz, das ehmals in der katholischen Kirche von Deutschland den ersten Platz einnahm und durch Jahrhunderte auf die kirchlichen Angelegenheiten von Deutschland den bedeutendsten Einflufs ausübte, erkannte die Foderungen der fortgeschrittenen Bildung und suchte unter den geistlichen Fürsten, Friedrich Carl von Erthal und Carl von Dalberg wesentliche Verbesserungen des Kirchenwesens zu veranstalten, ohne das Wesen des Katholicismus, das bestehende katholische Dogma und die katholische Hierarchie anzutasten. Sein Streben war darauf gerichtet, den deutschen Bischöfen nach den Bedürfnissen der deutschen Kirche eine von aussen weniger gehemmte Bewegung in der Leitung des Kirchenwesens zu erwir ken, um nach den näher bekannten Bedürfnissen der deutschen Nation für die geistige Bildung des Clerus zweckmässigere und durchdringendere Anstalten treffen XXIII. Jahrg. 7. Heft.

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und die zeitgemässen Reformen in dem Cultus und in der Disciplin herstellen zu können.

Der Verf., Mitglied des ehemaligen erzbischöflichen Vicariats, hat ein sehr grosses Verdienst sich um die katholische Kirche erworben, dafs er aus dem Archive jenes Vicariats und aus dem Cabinete des Erzbischofs die wichtigsten Actenstücke, welche sich auf die Verbesserung des katholischen Kirchenwesens beziehen, sammelte und, mit Einwilligung der königlichen Bayerischen Regierung, in diesem inhaltsreichen Werke dem deutschen Publikum bekannt macht. Die vorgelegten Actenstücke sind ein Thatbeweis, was die erleuchteten Vorstände des katholischen Erzstiftes in der katholischen Kirche vor mehr als 40 Jahren schon verbessern wollten und auch verbessert haben würden, wenn nicht unabwendbare äussere Hindernisse in den Weg getreten wären. Die gemachten Plane und getroffenen Anstalten zur Reform der katholischen Kirche verdienen um so mehr die öffentliche Aufmerksamkeit, da sie nicht von Feinden des Katholicismus, auch nicht von jungen, in der kirchlichen Praxis unerfahrnen Privatgelehrten, sondern von katholischen Kirchenvorständen und von erfahrnen und in der kirchlichen Praxis grau gewordenen VicariatsRäthen und Pfarrern herrühren.

Nach der Einleitung, worin das Bedürfnifs und die Hauptpunkte der katholischen Kirchenreform gezeigt werden, theilt der Verf. (S. 16-57), die vor dem Emser Congresse gefertigten Vorarbeiten, Gutachten und anderen zur Geschichte des Congresses gehörigen Aufsätze mit. Der Congress war nicht feindlich gesinnt gegen die bestehenden wesentlichen Rechte des Primats in der katholischen Kirche; nur unbefugte Hemmungen der bischöflichen Localmacht sollten beseitigt und eine freiere Bewegung derselben bewirkt werden. Da die damals besprochenen Beschwerden der katholischen Bischöfe noch Statt finden, so werden die genaueren, noch nicht bekannten Details der gepflogenen Berathungen

für unsere Zeitgenossen äusserst interessant seyn. Sehr beobachtungswerth ist das Gutachten des erzbischöfliVicariats (S. 18), nebst den gutachtlichen Urtheilen der geistlichen Räthe. Noch jetzt ist das Gutachten über den Eid, welchen die neuernannten Bischöfe dem römischen Stuhle leisten müssen (S. 27) und über den sogenannten processus informativus derselben, der näheren Erwägung würdig. Sehr wichtig ist das besonnene Schreiben des Bischofes von Passau über das Verhältnifs der Bischöfe zu dem Papste (S. 39). Es wird in demselben gesagt, dafs es dem „Mitbruder zu Rom" gelungen sey, durch ein lange vervollständigtes System, durch Benützung der Umstände, durch (erlaubte) Wege und durch Umwege sich aus der ersten ganz einfachen Verfassung der Kirche zum Herrn und Befehlshaber der Bischöfe emporzuschwingeu. —

Eine besondere Berücksichtigung verdienen ferner die S. 58-136 mitgetheilten Anträge, Gutachten und Vorbereitungen zu der angesagten Diocesan - Synode von 1789. Hierdurch werden sehr wichtige Gutachten des Vicariats, der einzelnen geistlichen Räthe, der erzbischöflichen Commissarien, der Landkapitel, der theologischen Professoren der Universität dem Publikum bekannt gemacht. Freimüthig sind die Anträge auf Abänderung des Cölibatsgebotes; ferner wird der Antrag gestellt, dafs die Seelsorger nicht zu dem gewöhnlichen Brevirbeten, sondern nur zum Lesen der heiligen Schrift und anderen geistlichen Uebungen nach Zeit und Gelegenheit verbunden werden sollen; dafs die Messen und der übrige Gottesdienst durchaus in der Muttersprache gehalten; in den Kirchen nur Ein Altar gelassen; zu gleicher Zeit nie mehr als Eine Messe gelesen werden solle. Die bei der Kirche sich befindenden übrigen Geistlichen sollten angewiesen werden, nach der alten Disciplin, an dem heiligen Abendmale theilzunehmen; der Gebrauch des Kelches sey auch den Laien zu gestatten. Sehr achtungswerth waren die Gutachten von erzbischöfl. Commissarien und Landkapiteln (S. 66. 71. 72) Proficuum

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