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DER

ÄGYPTISCHE JOSEPH

IM

DRAMA DES XVI. JAHRHUNDERTS.

EIN BEITRAG

ZUR VERGLEICHENDEN LITTERATURGESCHICHTE

VON

ALEXANDER VON WEILEN.

WIEN 1887.

ALFRED HÖLDER,

K, K. HOF- UND UNIVERSITÄTS-BUCHHÄNDLER,

ROTHENTHURMSTRASSE 15.

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Alle Rechte, auch das der Übersetzung, vorbehalten.

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DEM ANDENKEN

WILHELM SCHERERS.

Vorwort.

In dem grossen Repertoire des Dramas des 16. Jahrhunderts

beherrschen drei biblische Stoffe nahezu unumschränkt die Schaubühne. Der eine zeigt den auf Abwege gerathenen Jüngling in Mitte zweier Buhlerinnen: Der verlorene Sohn. Der andere lässt Wüstlinge gegen eine reine Frau falsche Anklagen erheben: Susanna. Der dritte kehrt die Situation um: Ein Mann, so keusch wie Susanna, flieht das verlockende Weib: Joseph. Die stärkste dramatische Wirkung muss dem erstgenannten Vorwurfe innewohnen: hier liegt wirkliche Schuld, die gebüsst werden soll, vor, während Susanna und Joseph ungerechtfertigte Leiden durchmachen. Das verfolgte Weib hat die mitleidige Theilnahme der Zuhörer noch für sich, während der gute Musterjüngling, der sich immer möglichst effectvoll mit dem Mantel seiner Tugend zu drapiren sucht, auf wenig Verständnis rechnen darf. Aber die leidende Unschuld gefiel damals unter jeder Gestalt, und an in der Bibel bereits fast dramatisch ausgearbeiteten Scenen fehlte es in der Geschichte Josephs auch nicht: was uns nicht nur an den Liebesscenen, sondern auch an dem grausamen Spiel, das der Bruder mit seinen Geschwistern treibt, abstösst, ist eine ästhetische Empfindlichkeit, die Autoren wie Publicum der Frühzeit des Dramas fern lag.

Aber doch macht sich, sobald einmal das dialogisirte Drama vom Schauplatz abgetreten, das Bedürfnis nach einem Mittelpunkte geltend, den der biblische Text nur für die Susanna bot, während die beiden männlichen Helden ihn in einer dort nur schwach angedeuteten Situation fanden: wie im verlorenen Sohn die Buhlund Schlemmscenen, so stellen auch die meisten Bearbeiter des Joseph-Stoffes in richtiger Erkenntnis die Liebesleidenschaft der Frau des Potiphar in den Vordergrund der Handlung, bald eine

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