صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

gangen, hatten nach einigen von der Regierung gemachten Schwierigkeiten, die hauptsächlich auch in der projektierten Verschmelzung mit der weniger florierenden Westindischen Gesellschaft bestanden, die Aktionäre die fortdauernde Bestätigung desselben um 18 Tonnen Gold erkauft. Die Kompagnie besass und zwar sie allein die Befugnis im Namen der Generalstaaten Verträge in Indien abzuschliessen, Heere aufzustellen, Kriege zu führen und ihre kolonialen Besitzungen selbst zu regieren. Der Prinz von Oranien war nicht in der Lage irgendwie auf die geheim gehaltenen Pläne einer neuen gesetzlich unzulässigen Kompagnie einzugehen; er empfahl den Urheber derselben an Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, bei dem er einer günstigen Aufnahme des Projekts sicher sein musste. Ein merkwürdiger Schritt: der Statthalter bereitet einem gegen des eigenen Landes Machtquelle gerichteten Vorhaben den Weg; nur die Erklärung ist möglich, dass Friedrich Heinrich zu dieser Zeit auf jeden Fall eine Bedrohung seiner aristokratischen Gegner, selbst vom Auslande her, für das Dienlichste gehalten hat; er kann doch nicht wohl nur das beabsichtigt haben, sich einen unbequemen Pläneschmied vom Halse zu schaffen. Gysels machte von dieser Empfehlung sofort Gebrauch und Friedrich Wilhelm nahm mit dem wärmsten Interesse seine Vorschläge entgegen, er fand die Proposition durchaus vernünftig und praktikabel und liess, sich selber mehr und mehr mit Ungeduld erfüllend, ein Privileg für die zu bildende Kompagnie ausarbeiten.

Die Bekanntschaft Friedrich Wilhelms mit Gysels muss um den Anfang des Jahres 1647 begonnen haben, da kein Grund vorliegt die Bemerkung von Hermanns Bericht, der Prinz von Oranien habe seinem Tochtermanne dem Kurfürsten den Admiral empfohlen, als einen proleptischen Ausdruck zu nehmen; des Kurfürsten Vermählung fiel in den Dezember 1646 und bereits am 14. März 1647 starb der Statthalter Friedrich Heinrich. Dass Friedrich Wilhelm aber im Dezember 1646 seinen alten maritimen Hoffnungen neuen Zugang gestattete, gerade damals eine Bedrohung derselben besonders schwer empfand - wobei doch nahe liegt an die Gysels'schen Anregungen zu denken dafür fehlen trefflich bestätigende Nachrichten nicht. Am 17. Dezember 16461) drängten die

[ocr errors]

1) Urkunden und Aktenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich

brandenburgischen Vertreter die Hochmögenden im Haag zu energischerer Unterstützung ihres Herrn gegen die immer deutlicher hervortretenden günstigen Aussichten Schwedens auf die pommerschen Häfen und die Mündung der Oder; sie stellten vor, wie der hinterpommerische Überrest in keine Konsideration kommen könne: „es werden auch seiner kurfürstlichen Durchlaucht kurbrandenburgischen Landen alle Commercia abgeschnitten und dieselben dadurch inutil gemacht, ja Dero ganzer Staat auf ein Mal gar über den Haufen geworfen". So untrennbar schien das maritime Interesse mit der Wohlfahrt des ganzen Landes verknüpft.

An die gewonnene Zeitbestimmung fügt sich in der besten Weise, was wir in Pauli's „Allgemeiner preussischer Staatsgeschichte") lesen: „Nichtsdestoweniger" (trotz des sicher bevorstehenden Verlustes der pommerschen Hafenorte) „gab der Kurfürst dem Antrag des holländischen Admirals Liers, den die ostindische Handelsgesellschaft seiner Dienste entlassen hatte, und anderer reichen holländischen Kaufleute 1647 Gehör, unter seinem Namen eine ostindische Handelsgesellschaft zu errichten. Aber die brandenburgischen Staaten konnten die hierzu nötigen Gelder nicht aufbringen. Königsberg erklärte sich gerade heraus: dass kein Mensch einen Pfennig dazu beitragen würde. Damit nun die Handelsgesellschaft sich so lange erhalten könnte, bis des Kurfürsten Unterthanen sich von ihren Unglücksfällen erholet hätten, bemühete

[ocr errors]

Wilhelm von Brandenburg. IV. (Politische Verhandlungen hrsg. v. B. Erdmannsdörfer. II) p. 68. 1) Band VII (Halle 1767) p. 485. Pauli überträgt hier lediglich die mit liebevoller Aufmerksamkeit und patriotischer Wärme in französischer Sprache abgefasste handschriftlich erhaltene Geschichte der episodischen brandenburgischen Seemacht des Ministers Grafen Hertzberg; die von Graf Borcke 1864 veranstaltete Herausgabe dieser Hertzberg'schen Arbeit habe ich nicht zu Gesicht bekommen. P. F. Stuhr, der in seiner „Geschichte der See- und Kolonialmacht des grossen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg" (Berlin 1839) für das Jahr 1647 und die folgenden ebenfalls nur die Hertzberg-Pauli'sche Darstellung wiedergiebt, scheint nach p. IV seiner Vorrede vergeblich für die genannten Jahre selbständige archivalische Aufschlüsse gesucht zu haben. H. Peter, die Anfänge der brandenb. Marine, Berlin 1877, folgt auch der von uns zitierten Stelle bei Hertzberg und kommt dann gleich auf 1675; die anziehende Publikation des grossen Generalstabs, Abteilung für Kriegsgeschichte, Brandenburg-Preussen auf der Westküste von Afrika, Berlin 1885, setzt direkt mit dem Jahre 1680 ein.

Brandenburgisch-deutsche Kolonialpläne.

137

Sie waren

man sich die Hanseestädte herein zu ziehen.
wirklich nicht abgeneigt. Der Kurfürst erhielt von Dänemark
das Recht, dass Schiffe, welche brandenburgische Flaggen
führten, im Sunde nichts mehr als die holländischen bezahlen
sollten. Er erkaufte 1650 von eben der Krone die Veste
Dansburg oder Tranquebar, auf der Küste von Coromandel,
vor 20 000 Thaler baar Geld und 100 000 Thaler Aktien bei
der künftigen Handelsgesellschaft. Weil aber der Kurfürst
die 20 000 Thaler nicht schaffen konnte, blieb nicht nur dieser
Kauf unerfüllet, sondern selbst das ganze Vorhaben, eine ost-
indische Handelsgesellschaft zu errichten, kam auch ins Stocken.
Die vielen Kriege, worin sich der Kurfürst hierauf verwickelt
sahe, verhinderten ihn viel Jahre durch auf die Schifffahrt im
Ernst zu denken, ohnerachtet er die Vorschläge niemals ab-
wies, welche ihm von Zeit zu Zeit gemacht wurden und diese
Sache betrafen."1) So suchte er naturgemäss Gysels an sich
zu fesseln. Auch dieser hat später Markgraf Hermann er-
zählt, in erster Linie die Kriegsereignisse) hätten die Schuld
getragen, dass des Kurfürsten Vorbereitungen wieder in's
Stocken gerieten.

Dürfen wir dem Admiral völlig Glauben schenken, so erhielt er in den nun folgenden Jahren von der französischen, der schwedischen und mehreren anderen Regierungen unter lockenden Anerbietungen die Aufforderung in ihren Staaten die Organisation von Handelskompagnien zu übernehmen; in der That konnte er Markgraf Hermann ein derartiges Schreiben, das ihm der schwedische Generalkommissar von Hoffstetten übermittelt hatte, zeigen und auch andere Personen bezeugten später, solcherlei Schriftstücke bei Gysels gesehen zu haben. Bei freierer Verfügung über sich selbst hätte Gysels vielleicht eine andere Stellung zu diesen Offerten eingenommen; der klügere Friedrich Wilhelm hatte indessen Mittel gefunden, den Admiral ohne besonders grosse Kosten festzuhalten. Nicht so sehr durch die ernst gemeinte Zusage, die Kompagnie nach erfolgtem Friedensschlusse ins Leben zu rufen und dann

1) Hertzberg springt dann sogleich auf das Jahr 1675 über; war er für 1647 verhältnismässig ausführlich, so würde er doch wohl auch die weit umfassenderen Projekte von 1660 erwähnt haben, hätte er etwas von denselben in Erfahrung gebracht. 2) Die Rüstungen von 1651 und der nordische Krieg seit 1655.

THE UNIVERSITY OF MICHIGAN LIBRARIES

Gysels eine gute Bestallung zu geben, als durch die Art des diesem gewährten Unterhalts; er hatte dem zum kurfürstlichen Rate ernannten Admiral ganz in den Formen der älteren brandenburgischen Domänenverwaltung das Amt Lenzen gegen eine mässige Jahressumme in Erbpacht gegeben. Die Lage des gewählten Domanialamtes am äussersten Punkte der brandenburgischen Lande an der unteren Elbe weist uns schon deutlich auf die späteren Elb- und Nordseepläne hin. Eine Urkunde des Kurfürsten vom 22. März 1660 giebt uns über diese Versorgung Gysels' näheren Aufschluss: der Letztere hatte, da das Amt nicht in dem erwarteten Masse einträglich sei, um Nachlass rückständigen Zinses im Betrage von 1300 Thalern und um Herabsetzung des Pachtgeldes überhaupt gebeten; beides bewilligte der Kurfürst gnädig, aber zugleich vorsichtig: auf des Admirals Kinder könne diese Vergünstigung nicht in der gewünschten Weise ausgedehnt werden, da eine gute Administration die Amtseinkünfte von selbst heben müsse; wenn jedoch Gysels nach seinem Erbieten „die kurfürstlichen Commercien verbessern" helfe, solle zu weiterer Belohnung neben anderen die Pachtherabminderung auch seinen Erben zugute kommen. Wir dürfen wohl den Umstand nicht unterschätzen, dass die Bewilligung in die Zeit der Friedensverhandlungen von Oliva fällt, als von neuem Aussicht ward, an die brandenburgischen Kommerzien denken zu können.

Die Persönlichkeit dieses Admiral Arnold Gysels van Lier zieht, trotz unserer unvollständigen Kenntnis seines Lebens und seines Charakters, das Interesse auf sich. Aus eigener Kraft war er bis zu der zweiten Würde der niederländischen Befehlshaber in Ostindien emporgestiegen; mächtig wie wenige europäische Fürsten hatte er in dem weiten Inselreiche geherrscht, angethan mit aller heidnischen Autorität und Pracht, die nötig waren, um auf diese zum Gehorchen geborenen Völker zu wirken; von Diener- und Sklavenscharen, von streng disziplinierten Truppen umgeben, thronte er an den zauberischen Gestaden dieser phantastischen Märchenwelt, die Salutschüsse stolzer Ostindienfahrer donnerten ihm zu von der Rhede von Castel Victoria; in späteren Jahren hatte dann eine stattliche Kriegsflotte mit gravitätischen Offizieren und zahlreichem kecken Seemannsvolk seinem Winke gehorcht. Nun sass er in alten Tagen an den poesiearmen Ufern zu

Lenzen und sah die flachen Elbkähne langsam den trägen Strom hinab und hinaufziehen. Wir können ihn nach den Einzelheiten seines holländischen Dienstes für eine harte Natur halten, die rücksichtslos dem praktischen Ziele folgte, eine lebendige Verkörperung des niederländischen Handels- und das heisst wohl Volksgeistes dieser Tage. Dennoch war er, anders wie die Herren Nelkenpfeffersäcke zu Amsterdam, für scine Person kein Egoist; er diente der Kompagnie und den Generalstaaten in den höchsten Ämtern und fand den eigenen Vorteil nicht; der Anteil an dem Gewinn der Aktionäre blieb dem emporgekommenen Beamten der Gesellschaft verschlossen; dass der Kontroleur des Staates den Direktoren der Kompagnie unbequem ward, spricht für ihn. Markgraf Hermann hebt seine Redlichkeit ausdrücklich hervor und findet nichts zu bedauern als des Admirals calvinistisches Bekenntnis. Gysels aufstrebender lebendiger Geist, sein grosses wirkliches Wissen und seine Erfahrung in maritimen Dingen, seine Kenntnis der Lage in den Kolonien, die Wenigen in gleicher Weise zu Gebote stand, lässt ihn nicht rasten und nicht ruhen; noch in das stille Lenzen verschafft er sich stete Berichte aus Hamburg von Hendrick Janssen-Rübke und mehrfach aus den Niederlanden, wo ihm auch eine Tochter zurückgeblieben ist und sein Sohn zur Zeit als Kapitän unter dem Kommando von Michael Adriansohn de Ruyter steht; die durch solche Korrespondenzen stets erneuerte Kenntnis hält seine Pläne wach, die sich dogmatisch in seiner Seele befestigen. Hier und da, müssen wir sagen, verrät er eine unbefugte Rechthaberei, wenn er mit politischen Ratschlägen auftritt. Die Aufgabe für den Rest seines Lebens ist nun einmal die Errichtung einer anti-holländischen Kompagnie geworden, das Ziel, durch das er sich zugleich ein Wiederumlenken verschlossen. Überlegen und ungeduldig steht er den Mitwirkenden gegenüber, die ihm nicht schnell genug fördern, was er für unwiderlegbaren Nutzen erkennt, die ihm nicht zu folgen vermögen, wenn seine Kenntnis indischer Details ihn auf weitergehende leicht abenteuerlich erscheinende Kombinationen führt. Aber sein hohes Ziel hat für ihn noch eine andere Bedeutung erhalten, die ihn mit bleierner Notwendigkeit drückt: nur die Ausführung seiner Aufgabe wird zugleich materiell sein eigenes Greisenalter und die Wohlfahrt seiner Kinder in Sicherheit

« السابقةمتابعة »