صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني
[ocr errors]

Er giebt diese Bestätigung: „wan wir versten, daß die Trumpter, pfiffer Lutenslaher vnd spilüt die vorgemeldten Bruderschafft angeuangen hond jn guter meinung vnd zu Lob got dem almechtigen, Siner lieben Muter vnser frowen sant Maria vnd allem Himmelsher vnd zu trost allen globigen sellen." Dass der Zweck des Bundes nicht allein es war, einen mächtigen Herrn zum Beschützer zu gewinnen, eine Besserung und Sicherung ihrer Gerichtsverfassung zu erstreben, ersieht man aus den Statuten; vor allem war es der Zweck sich aus dem sittenlosen Zustand, der die Ursache ihrer Ehrlosigkeit war, möglichst emporzuheben. „Item ir keiner in der Brüderschafft sol kein frowen haben oder mit jm fåren, die gelt oder narung mit sûnden verdienet" heisst es in den Statuten. „Item es sol Ir keiner wochern ob den spielen, würffeln, wegen, scholndern, nemen oder ander dergleichen sachen tun." item welicher Bruder mit frowen offenlich vnd vnelich sind Begieng, so solt er der Bruderschafft zu straff sten." Den Zusammenhang mit der Kirche suchten sie ihrerseits um so stärker, je mehr die kirchlichen Censuren auf ihnen gelastet hatten. Der Jahrtag zu Stuttgart, den ihnen Graf Ulrich verwilligt hatte und zu dem alle Brüder zu erscheinen verpflichtet waren, sollte nicht allein ein Gerichtstag sondern auch dem Gottesdienste geweiht sein. Jeder sollte zu Stuttgart „sin vnd beliben by der Vigilig, dem Ampt der heilgen mess vnd biß man ob dem Grab gerôcht'), als das gewonlich ist", also vollständig der Vigilie, der Messe und dem Besuch der Gräber beiwohnen. Weil man sie von der Kirche böse ansah, betonen sie immer und immer wieder, dass die h. Maria ihre Patronin sei. Als gute Christen stellten sie sich das Gebot, dass niemand von ihnen den Juden dienen solle. Ihre Verfassung war ähnlich der des Rappolts weilerer Bundes. An der Spitze stand der alljährlich gewählte „Meister" oder „Ober", ihm zur Seite die Zwölf: im Elsass hiess hingegen der erste der Pfeiferkönig, zwischen ihm und den Zwölfen waren die 4 Meister eingeschoben; auch darin zeigt sich die elsässische Brüderschaft weiter entwickelt, dass sie in 3 Teile zerfiel, die ihren Pfeifertag getrennt zu Thann, Rapoltsweiler und Bischweiler hielten.

1) Bei Sattler: „gerecht".

Wenn man diese deutlichen Beweise dafür betrachtet, wie ein als ehr- und rechtlos beurteilter Stand sich auf alle Weise bemüht, um denen gleich zu werden, welche damals „die Gesellschaft" darstellen, so wird man gewiss das Urteil von Scherer und Lorenz von der Hand weisen müssen, welche die Einrichtung der Pfeiferinnung selbst als revolutionär bezeichnen.1)

Das Haus der Württemberger Grafen war von den südwestdeutschen Grafengeschlechtern das mächtigste; an dieses sich zu wenden lag den Pfeifern wohl um so näher, als die Grafen ja auch den einen schwäbischen Kesslerbezirk unter sich hatten. In welchen Beziehungen die Pfeifer zu Riegel aber zu den Herren von Blumeck standen, ist mir nicht recht klar. Wenn Engelhard von Blumeneck 1458, also im Jahre der Bestätigung der Bruderschaft durch Graf Eberhard, an Wilhelm von Rapoltstein schreibt, er habe dessen Schreiben an die Meister und Pfeifer der Bruderschaft zu Riegel gelesen, von den Pfeifermeistern aber erfahren, dass sie mit der elsässischen Bruderschaft übereingekommen seien, die Breisgauer Spielleute sollten, wenn sie in das Elsass kommen, der elsässischen Bruderschaft, die Elsässer aber wiederum in gleichem Falle der breisgauischen dienen), so ist doch wohl auch der Blumecker Schirmherr der Pfeiferbruderschaft gewesen; wie er sich aber mit dem Grafen von Württemberg in diesem Schirmrechte teilte, bleibt freilich ebenso dunkel, wie so manches andere. Mir ist keine andere Nachricht bekannt, ob in Stuttgart wirklich der Pfeifertag dann abgehalten wurde, wie es kam, dass ein Teil des Gebietes des Pfeiferbundes zu Riegel an den elsässischen fiel, ob der Jahrtag in Riegel abgehalten wurde und wer ihr Schirmherr später war. Nur das eine konnte ein gründlicher Kenner der Geschichte des Breisgaus angeben, dass bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts die fahrenden Musikanten zu Riegel ihren Jahrtag abhielten, nach der Tradition des Dorfes in Gestalt eines vielbesuchten Jahrmarktes. Dass der Jahrtag zu Michaeli abgehalten wurde, folgt aus der Dorfordnung

1) Gesch. des Elsasses 3. Aufl. 151. 2) Citat aus den Ann. Rappoltsteinenses bei Barre: Über die Brüderschaft der Pfeifer im Elsass. Kolmar 1873. S. 10.

zu Riegel von 1484: und das spil zu Sanct Michels tag thuot bei vierthalben guldin vngefarlich.")

Von selbst scheint die Brüderschaft zu Riegel vergangen zu sein, es brauchte nicht erst wie in Rapoltsweiler die französische Revolution den luftigen Thron des Pfeiferkönigs umzustürzen.

1) Maurer in Ztschrft. f. Gesch. d. Oberrh. 36, 138. Schon damals fiel auf den gleichen Tag ein Jahrmarkt zu Riegel.

Prozessakten

eines angeblich

durch Juden verübten Christenmords zu Endingen.

Mitgeteilt

von

Georg Wolfram.

Zu wissen als in vergangenen czyten by acht iarn ungeverlich vier cristen menschin by nacht von den uden czu Endingen im Briszgaw ermordt worden sind. deczhalb ein limott uff dy selben iuden gefallen und doch czu fryscher tate nit straffe nachgevolget bisz erst das in dysem iare sollicher mordt offenbar usgeschollen. als deszhalb durch den wolgebornen Ludwigen herren czu Liechtemberg und andre glaubliche kuntschafft czu Endingen verhort worden ist, demnach der durchluchtig furst und herre here Sygmond herczog czu Österrich etc. dem hochgebornen fursten und herren hern Karlen marggrafen czu Baden etc. und graffen czu Spanheim als regierenden fursten der forderen lande czum husze Österich. gehörig bevollen hat dy obgemelten iuden in gefengknys czu nemen und dy warheyt desz mordes von inen czu erfaren, szo hat derselbe marggraffe Karle uf sollich egemelt bevelhe ime getan dry iuden, mit namen Helya, Mercklin und Eberlin, gebruder, yden in ein sundere gefengnysze nemen und sye fragen lassen; und ist doch ir keynem furgehalten worden, ob oder wasz der ander hab bekant und hand dye dry gesagt und bekant desz egemelten mordts als hye nach volget.

czum ersten hat Helya iude uff samstag vor dem sontag Oculi anno etc. 70 gesagt fryens willens ungezwungen, das

uff ein czyt hye vor by acht iaren sient arme luthe, nemlich ein man ein frawe und czwey kinde mit eynem pferdlin czu Endingen spate uff der gassen gehalten und habent gebetten umbe herberg. da hab sin wip Sarlin dye selben armen luthe heissen in dye schure czyhen, dar inn funden sie straws gnug czu betten. das haben die armen luthe getan und sint also in geczogen in der schúren dye nacht czu blibend. nach demselben sint dye iuden uff stundt in synem husze und auch in Heszman iuden husz, als sye deszmals eynen lawbertag mit einander czu Endingen hetten, czu ratte gangen und haben getan eynen anslagk, dy armen luthe czu ermorden. da sy er by und mit gewesen und sient daruff dye bemelten armen lathe in der selben nacht ermordet worden durch Mennlin iuden, Leoman iuden, Heszman iuden, den iungern Mathis und ander fremde schallatziuden'), dye alle haben einander geholffen und darnach dye vier personen czum hinderen thurlin usz der schuren hin usz czwischen Kunlin Bynnders husze getragen in den gerner uff der cristen kyrchoff und dye totten lichnamen in das gebeyne begraben. und sy das ein kint gewesen ein kneblin, das ander ein dochterlin.

item er hat gesagt, er sy nit in der schurn be dem morde gewesen. aber er hab vor dem husze gehütet, das nyman kome, als dye andern iuden yne das habent geheisen. und sy doch ein male an dye schure gangen czu besehen, wye sye mit den armen luthen umbgiengen. da hab er durch einen spalt gesehen, das iglicher ein persone fur sich neme und yder eins mit einem sechmesser ermordt und entpfiengen das blut von denn iungern kinden in ein glasz und brachten das mit den czweyen kindes haupter in sin stube, das sehe er und dye andern, dye in der stuben weren.

item er bekant, sye hetten im ratt angeschlagen und weren eins worden, das man in synem husze betten und murmelen

1) Der Güte des Herrn Oberamtsarzt Dr. Buck in Ehingen verdanke ich folgende Erklärung des Wortes: „Es ist offenbar das schwäbische schalanter (im Worte: eisenschalanter Eisenhändler im Detail), also zunächst Handelsmann, wohl von mlt. calo, calonis (negotiarius). Dieses calon altfranzösisch chaland, woraus durch Verschiebung des d t schalanz. Der Ausdruck kommt auch vor in Zeitschr. v. Schwaben u. Neuburg IV, 204. „ein frau.. und ein schalantjud die zarten mit anander."

« السابقةمتابعة »