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ihre soziale Aufgabe, die Einführung der Jugend in die Kulturarbeit des gegenwärtigen Geschlechts, außer acht lassen müsse; es folgt nicht daraus, daß das Was der Schulbildung gleichgültig sei, der Lehrplan folglich durch die Gelegenheit ersetzt werden könne. Es folgt nur daraus, daß dem Erzieher unserer Tage durch die neue Zielsetzung bedeutend schwierigere Aufgaben gestellt sind als früher, Aufgaben, die nicht bloß an sein Wissen und Können sondern vor allem auch an seine Persönlichkeit, an seinen Charakter die höchsten Anforderungen stellen. Denn kann der sich unterwinden, zur Persönlichkeit zu bilden, der selbst keine ist?

Wie bereits in der Dezembernummer (S. 794) mitgeteilt wurde, beruhte die vielverbreitete Nachricht von einer Berufung des Pädagogen Alfred Spitzner ins Direktorat des Hamburger Seminars auf einer Verwechslung mit dem Theologen Johannes Spitzner. Die Sächsische Schulzeitung schreibt dazu die bittern, aber nur allzu berechtigten Worte: Diese Verwechslung wirft ein eigentümliches Licht auf das bei Besetzung ähnlicher Stellen leider auch heute noch übliche Verfahren. Anstatt daß man Umschau hält in den Reihen tüchtiger, im „Volks“schuldienste bewährter Männer, „,beruft" man nach wie vor an die Spitze von Seminaren Theologen, Männer also, bei denen sie mögen wissenschaftlich noch so hoch stehen - fast jede Vorbedingung fehlt für das Verständnis der Aufgaben, die gerade dem Leiter einer Lehrerbildungsanstalt erwachsen. Es wirkt geradezu tragikomisch, daß man in der gesamten pädagogischen Presse ohne weiteres den neuen Seminardirektor,,Dr. Spitzner" identifiziert hat mit einem Manne, der namentlich auf dem Gebiete der Kinderpsychologie bereits wertvolle Arbeit geleistet hat. Der Wunsch mag ja auch hier der Vater des Gedankens gewesen sein. Leider war es ein Irrtum. Es wäre ja auch eine „,allem Herkommen Hohn sprechende" Überraschung gewesen, die auch Optimisten von reinstem Wasser selbst in ihren kühnsten Träumen nicht zu hoffen wagten, nämlich daß ein tüchtiger Volksschulmann an die Spitze eines Seminars berufen worden sei.

Nach einem Erlaß des preußischen Kultusministers können in Zukunft auch verheiratete Lehrerinnen im Schuldienst widerruflich beschäftigt werden, wenn die Interessen der Schule und die persönlichen Verhältnisse der betreffenden Lehrerin die Beschäftigung als wünschenswert und zulässig erscheinen lassen und die Berufungsberechtigten keine Einwendungen erheben". Die Schädigung von so und soviel Familien durch diese Maßregel ist offenbar nicht in Betracht gezogen worden; denn daß eine vollbeschäftigte Lehrerin gleichzeitig auch ihren Pflichten als Hausfrau und Mutter voll genügen kann, ist ausgeschlossen. Merkwürdiger Widerspruch! Auf der einen Seite jammert man über das Familienelend, das die Frauenarbeit in den untern Volksschichten zuwege gebracht hat, und auf der andern Seite beeilt man sich, dieses Elend auch auf die mittleren Schichten auszudehnen.

Unter dem Deckmantel einer Werbeschrift für Orthographiereform erschien kürzlich in radikaler Lautschrift ein Bändchen:,,Das siebenfache Buch der Liebe. I. Aufklärung?

Lyrischer Roman von Eomund," tatsächlich eine Sammlung lüsterner Gedichte mit verbindendem Text. Das für gewöhnliche Sterbliche schwer zu lüftende Schriftgewand wird den Verfasser der hier niedergelegten Erotik wohl vor dem Strafrichter bewahren. Charakteristisch aber bleibt das Schriftchen für die heute gar nicht seltenen Versuche, unter harmloser Marke oder gar unter der Flagge humanitärer Zeitströmungen Produkte gemeiner Lüsternheit ins Volk zu schmuggeln. Nach dem Untertitel will die genannte Schmutzschrift für Aufklärung“, d. i. für die Forderung sexueller Belehrung der heranwachsenden Jugend, wirken. Scheint es mir bloß so, als ob überhaupt ein guter Teil der üppig aufsprießenden Literatur über dieses Thema mehr der geilen Phantasie und den wollüstigen Regungen ihrer Urheber männlichen und weiblichen Geschlechts zum Ausdruck verhelfen als wirklich einer guten Sache dienen möchte? Daß die unverehelichte Weiblichkeit unter den Verfassern dieser Schriften überwiegt, ist schon merkwürdig genug. Sicherlich auch unter dieses Urteil gehört, um noch ein zweites Beispiel jener Schmuggelei anzuführen, eine Anzahl erst kürzlich in einer ganzen Reihe pädagogischer Blätter erschienener Artikel eines und desselben Verfassers über die Körperstrafe in der Schule, Artikel, die trotz alles pädagogischen Drum und Dran in der Hauptsache man achte auf das angeführte Detail! offensichtlich nur den sadistischen oder masochistischen Neigungen ihres Urhebers zum Ausdruck dienten. Die pädagogische Kritik mag sich vorsehen!

Der Götze Aufsatz! „Ein richtiger Götze unsers Deutschunterrichts ist der Aufsatz, der noch von der alten Lateinschule herstammt. Er ist eine Lüge. Anstatt die Schüler das schreiben zu lassen, was er ihnen vorgekaut und von dem er vielleicht auch nicht mehr als eine Ahnung hat, befähige sie der Lehrer, ihrem eigenen geistigen Besitztum Ausdruck zu geben, zu schreiben, was sie selber über einen Gegenstand denken und empfinden. Der Aufsatz als Muster-, Meister- und Paradestück ist abzuschaffen." So Dr. O. v. Greyerz auf der letzten Jahresversammlung der Freiwilligen Schulsynode von Basel-Stadt. Ob es ausreichend sei, von den Kindern nur das aufschreiben zu lassen, was sie selber über einen Gegenstand denken und empfinden", wird der praktische Schulmann wahrscheinlich nicht mit einem schlanken Ja beantworten; ob es aber wirklich unmöglich sei, den Paradeaufsatz mit seinen zeitraubenden Quälereien von der ,,Disposition" an bis zur „Reinschrift aus der Volksschule herauszubringen, wäre unserer Meinung nach recht sehr erwägenswert.

Daß wirklich dem Seminarlehrer Tschech in Proskau das Verdienst zuzuschreiben sei, die angeblich bisher verschollene erste Auflage von Rochows Kinderfreund in der Herzogl. Bibliothek in Dessau aufgefunden zu haben (vgl. Novemberheft, S. 719), ist uns zweifelhaft geworden, seitdem wir in Prof. Ernst Schäfers sehr wertvoller, auf eingehenden Quellenstudien beruhender Schrift über Rochow (1906) die Notiz fanden (S. 84):,,Der Kinderfreund usw. . . . Halle 1776 ... Dessau, Herzogl. Bibl., ohne Sign."

Personalien.

Am 15. Dezember starb Dr. G. P. Weygoldt, Mitglied des badischen Oberschulrats und Landtagsabgeordneter, im 64. Lebensjahre. Der Verstorbene war ursprünglich Volksschullehrer, hat aber später das akademische Studium nachgeholt. Besonders das badische Fortbildungsschulwesen verdankt ihm Förderung.

Ende 1907 trat der langjährige Vorsitzende des Württembergischen Volksschullehrervereins Georg Gottlob Honold, der am 16. Februar d. J. sein achtzigstes Lebensjahr vollendet, von seinem Führeramte zurück. Gleichzeitig gab er die Leitung der ,,Volksschule", des Vereinsblattes, auf. In beiden Ämtern wird Mittelschullehrer Löchner-Stuttgart sein Nachfolger. Die Zahl der Vereinsmitglieder hat sich unter Honolds besonnener, stetiger Leitung, um etwa 34 v. H. vermehrt.

Der durch seine Schriften zur Methodik des Taubstummenunterrichts und noch mehr durch seine Erfolge in der Heilung von Sprachstörungen bekannte Direktor der städtischen Taubstummenschule in Berlin, Albert Gutzmann, feierte am 19. Dezember den 70. Geburtstag.

Der bekannte Mädchenschulpädagoge Prof. Dr. Wychgram, Direktor des Königl. Lehrerinnenseminars in Berlin, Herausgeber der Monatsschrift „Frauenbildung", geboren 1858 in Emden, wurde als Schulrat nach Lübeck

berufen.

Literaturberichte.

Psychologie.

Von H. Grosser in Breslau.

Das Interesse. Eine psychologische Untersuchung mit pädagogischen Nutzanwendungen von Dr. W. Ostermann. 2. Aufl. Oldenburg u. Leipzig, Schulzesche Hofbuchhandlung. 184 S. 1.80 M.

Im Gegensatz zu dem Buche von Fränkl ist das vorliegende Werk gerade dem praktischen Pädagogen aufs wärmste zu empfehlen. Wenn es nahezu 12 Jahre gedauert hat, ehe die 2. Auflage erscheinen konnte, so liegt das nicht an dem Buche selbst, sondern daran, daß in dieser Zeit die praktischen Pädagogen in der großen Mehrzahl noch unter dem Einflusse der Herbartschen Lehre standen, gegen die der Verfasser mehrfach aufgetreten ist, während die Psychologen sich der Kinderforschung und der experimentellen Psychologie zuwandten und darum nur wenig Interesse für eine Untersuchung übrig behielten, die im wesentlichen auf Lotzes Standpunkte stand. Für die vorliegende 2. Auflage dürften die Aussichten günstiger liegen. Der Verfasser hat den psychologischen Teil ganz erheblich erweitert und vertieft. Er steht in dem neu hinzugekommenen Abschnitte III, 2 (Das Gefühl als Ausdruck einer Förderung oder Störung des Seelenlebens) ganz auf dem Boden der modernen Auffassung. Das Gleiche gilt von den Kapiteln, in denen die Bedeutung des Interesses für das intellektuelle Geistesleben (Aufmerksamkeit, Vorstellungs-Reproduktion u. Assoziation, Gedächtnis, Phantasie, Denken u. Erkennen) auseinandergesetzt wird. Wo er aber zu der Mehrzahl der modernen Psychologen nicht zu allen - im Gegensatz steht (Auffassung von den psychischen Kausalität im allgemeinen und vom Wollen insbesonders), handelt es sich um Fragen, die wohl immer strittig bleiben werden, weil hier nicht die exakte Forschung, sondern nur die persönliche Auffassung des Einzelnen das letzte Wort sprechen kann. Höchst wertvoll und unbestritten sind die pädagogischen Schlußfolgerungen und Nutzanwendungen. Das schnelle Vergessen des Schulwissens, der geringe Einfluß der

Schule auf das praktische Handeln haben gerade in der neueren Zeit zu einer erneuten Prüfung unserer Pläne und Methoden geführt. Dabei hat man gefunden, daß der Unterricht sich einseitig viel zu sehr an den Intellekt wendet, der für sich allein keinen Einfluß auf den Willen und das Handeln hat. Um diese Wirkung zu haben, ist das lebendige Interesse nötig. In höchst anziehender Weise setzt nun der Verfasser die Bedingungen einer fruchtbaren Interessen-Bildung und die bezüglichen Aufgaben der Erziehung im einzelnen auseinander, wobei nicht bloß eine Reihe von Lehrerforderungen (z. B. Zurückdrängung des Katechismusunterrichts) aufs wärmste vertreten, sondern auch verschiedene auch gerade von Lehrern vertretene Bestrebungen (starke Betonung der Kulturgeschichte, die für Kinder vielfach zu abstrakt ist, biologische Betrachtungen schon mit 8-10 jährigen Kindern, die dafür noch kein Interesse haben,) auf das richtige Maß zurükgeführt werden.

Psychologie für Lehrerbildungsanstalten. Von Dr. Paul Richter Seminar-Direktor a. D. Leipzig B. G. Teubner 1907. 165 S. Geb. 2.40 M.

Die vorliegende Psychologie, die den I. Teil eines einheitlichen Lehrbuches für den pädagogischen Unterricht an Lehrerbildungsanstalten bilden soll, besitzt gegenüber den bekannten Lehrbüchern von Heilmann, Voigt, Bergemann usw. mancherlei Vorzüge. Sie beschränkt die physiologischen Erörterungen über das Nervensystem und die Funktion der Sinne auf das Notwendigste, verzichtet mit Recht auf die praktisch wertlosen und einer exakten Beweisführung unzugänglichen Erörterungen über das Wesen und Dasein der Seele, behandelt aber viel eingehender, als es sonst geschieht, die Grunderscheinungen des Vorstellens, widmet, was besonders lobend hervorgehoben werden muß, der Sprache in ihrem Verhältnis zum Vorstellen den breiten Raum von 7 Seiten und verwendet eingehender die Ergebnisse der Kinderpsychologie. Sie ist also ein ernstlicher Versuch zu einer pädagogischen Psychologie. Dem entspricht auch die methodische Gestaltung. Soviel als möglich von gut gewählten Beispielen ausgehend, werden die psychischen Erscheinungen anschaulich beschrieben, sorgfältig analysiert und geordnet und in ihrer Bedeutung gewürdigt. Dennoch bleibt noch manches zu wünschen übrig. Die für die technischen Unterrichtsfächer so wichtigen Bewegungs- (kynästhetischen) Empfindungen werden nicht erwähnt. Die Lehre vom Fühlen und Wollen, die praktisch für die Erziehung zum Handeln so wichtig ist, befriedigt nicht. Das in der pädagogischen Praxis so viel gebrauchte Wort Interesse wird nur erwähnt, nicht erklärt. Was das Wollen eigentlich ist, ob eine Grunderscheinung des Seelenlebens gleich dem Vorstellen und Fühlen oder nur ein Komplex aus Vorstellungen und Gefühlen, wird nicht klar. Neu und wertvoll sind die im Anhange gegebenen Aufgaben und Versuche zur Anwendung und Übung. Noch besser aber wäre es, wenn die Belehrung hin und wieder direkt von einem psychologischen Experiment ausginge. Bei den Kapiteln: Gedächtnis, Assoziation und Reproduktion der Vorstellungen und Aufmerksamkeit lassen sich solche mit leichter Mühe anstellen, ihre Ergebnisse prägen sich ganz anders ein als die bestgewählten Beispiele, und sie regen, weil sie die Schüler aktiv beteiligen, noch ganz anders zum eigenen Beobachten und Untersuchen an als Aufgaben und Versuche, die nur auf eine Wiederholung und Übung des Gelernten hinauslaufen. Das Buch bedeutet, alles in allem genommen, einen wesentlichen Fortschritt und verdient darum empfohlen zu werden.

Leitfaden der pädagogischen Psychologie und Logik für Seminare. Nach den neuen Lehrplänen bearbeitet von Otto Gerlach, Regierungs- und Schulrat. Breslau, C. Dülfer. 1907. VIII u. 256 Seiten. 2,80 M. geb. 3,40 M.

Der vorliegende Leitfaden ist ein Auszug aus der vor einem Jahre erschienenen Psychologie und Logik des Verfassers, die im Januarheft 1007 besprochen wurde.

Darstellung, Kritik und pädagogische Bedeutung der Herbartischen Psychologie. Kann Herbarts Psychologie als ausreichende Grundlage der pädagogischen Methodologie gelten? Eine kritische Untersuchung von Edwin Stößel, weil. Lehrer in Altenburg. Herausgegeben von Dr. Alfred M. Schmidt. Leipzig, Julius Klinkhardt. 230 S. 3 M.

In der Tendez und zumeist auch in den Ergebnissen deckt sich das vorliegende Buch mit der Ostermannschen Schrift: Die hauptsächlichsten Irrtümer der Herbartschen Psychologie. Es unterscheidet sich von ihr durch den breiten psychologischen Hintergrund, die Wärme der Darstellung und die persönliche Stellungnahme besonders bei ethischen Fragen, die das Thema, streng genommen, nicht fordert, die uns

aber einen Schluß erlaubt auf den Charakter des früh verstorbenen Verfassers, dessen eifriges Studium das vorliegende Buch zum Abschluß bringen sollte.

Die lebhafte Forschertätigkeit auf dem Gebiete der Psychologie und die neuen preußischen Prüfungsordnungen, welche die Anforderungen in diesem Fache erhöhen, bringen es mit sich, daß ältere Werke in ihrer neuen Auflage wesentlich verbessert und vermehrt erscheinen, so die

Einführung in die moderne Psychologie von K. O. Beetz. Osterwieck. a. H., A. W. Zickfeldt 1907. 2. völlig umgearbeitete und auf das mehrfache erweiterte Auflage. 2 Bde. 324 u. 565 S. Geh. 8,20 M., geb. 9,60 M.

Beetz schreibt für den Lehrer, dem er auf dem weitverzweigten Gebiete der Psychologie ein Führer sein will. Er bietet nicht ein Lehrbuch, sondern im 1. Bande eine ausführliche geschichtliche Grundlage der Psychologie, der Völker-, Kinderund Tierpsychologie und im 2. eine begriffliche Einleitung in Wesen, Voraussetzungen, Methoden und Bedeutung der Psychologie, die psychologis chen Grundlagen der Psychologie und einen psychologischen Aufriß. Wenn auch der Verfasser bei der ganzen Anlage seines Buches keinen Beitrag zur Förderung der Wissenschaft bieten kann, so liefert er ein um so wertvolleres Hilfsmittel zu ihrem Studium, wertvoll zunächst wegen der Klarheit der Darstellung, die hauptsächlich darauf zurückzuführen ist, daß die oft verklausulierten Darstellungen der Forscher mit ihrem Reichtum an Fachausdrücken stets umgegossen werden in die einfache, aber überaus gewandte Darstellungsform des Verfassers. Wenn dadurch auch der Sinn zuweilen eine leichte Verschiebung oder Verflachung erfährt und wenn auch die Urteile über die einzelnen Forscher vielfach stark subjektiv gefärbt sind, so überwiegt der Vorteil doch bei weitem die Nachteile. Das gilt besonders von der geschichtlichen Grundlage (1. Band) und in geringerem Grade von den beiden folgenden Teilen des Werkes. Ernste Bedenken haben wir gegen den psychologischen, Aufriß, der den Hauptteil des 2. Bandes ausmacht und in welchem der Verfasser die Grundfragen der Psychologie in der Weise behandelt, daß er die verschiedenen, oft ganz entgegengesetzten Auffassungen kurz kennzeichnet und dann kritisiert. Die in Frage stehenden Verhältnisse sind aber stets so außerordentlich kompliziert, daß die einzelnen Auffassungen sich schlechterdings nicht auf ein paar Seiten darlegen und noch weniger aut demselben Raum abtun lassen. Da ist es zehnmal besser, wenn der Lehrer sofort irgend ein Lehrbuch der Psychologie studiert und nur dort, wo er mit diesem nicht übereinstimmt, sich anderweitig Rat holt. Allerdings ist das ja auch der Endzweck des Verfassers. Wir fürchten aber, sehr viele Leser werden dazu nicht kommen. Sie haben ja bei jeder Grundfrage gelernt, wie wenig oder viel von der und jener Auffassung zu halten ist, wozu sich erst die Mühe machen, das alles nachzuprüfen. Wer eine Einführung von fast 900 Seiten durchgearbeitet hat, kann sich, so glaubt man, das füglich ersparen. Bei Prüfungen kommt man ja erfahrungsgemäß mit solchem schnell fertigen Wissen am besten weg. Aber der wahre Gewinn fehlt. Man hat keine Einsicht, sondern nur allerhand Urteile gewonnen. Nur dem, der wirklich so viel Zeit übrig hat, daß er nach dieser Einführung noch ein oder zwei größere Werke durcharbeiten kann, können wir das ganze Werk empfehlen.

Psychologie als Grundwissenschaft der Pädagogik. Ein Lehr- und Handbuch unter Mitwirkung von Seminardirektor Dr. K. Heilmann herausgegeben yon Direktor Dr. M. Jahn. 5. verb. u. verm. Auflage. Leipzig, Dürrsche Buchhandlung. 1907. 528 S. 7,50 M.

Das Jahnsche Buch eignet sich nicht für den Anfänger, ist aber auch nicht zu empfehlen zum eindringenden Studium, für das die anregend geschriebenen Lehrbücher von Höffding, Ebbinghaus, James, Jodl usw. besser geeignet sind. Es nimmt eine Mittelstellung ein, die durch den Zusatz „Handbuch" glücklich bezeichnet ist. Die wenig anziehende Sprache und die Darstellung, die in der Art von Leitfäden mehr vorträgt als entwickelt, stört hierbei am wenigsten, um so mehr aber lernt man die Klarheit und Zuverlässigkeit des Buches und das maẞvolle Urteil des Verfassers schätzen, der wohl keine der wichtigsten Erscheinungen übergeht und zwischen den oft ganz entgegengesetzten Anschauungen geschickt seinen mittleren Standpunkt wahrt. Am wenigsten befriedigt die Darstellung der einfachsten seelischen Gebilde. Die hohe Bedeutung, welche den Organempfindungen von einzelnen Psychologen zugesprochen wird, hätte erwähnt werden müssen, da sie die Grundlage bildet für Deutsche Schule. XII. 1.

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