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soll. Er muß den in der Praxis gebrauchten Maschinen in Form und Leistung möglichst nahe kommen. Dieser Forderung wird der von der Auto-TeilGesellschaft in Berlin gebaute Wechselstromapparat für Unterrichtszwecke zum Teil gerecht. Das magnetische Feld wird durch sechs kräftige Hufeisenmagnete, die mit den Polen nach außen auf einer rotierenden Welle montiert sind, erzeugt. Der feststehende Anker ist ringförmig darum gelegt und mit 12 nach innen gerichteten Zähnen versehen. Schraubt man die beiden Lagerschilde ab, so sind diese Teile und die Ankerwicklungen für den Schüler deutlich erkennbar. Seitlich am Apparat ist eine Schnurscheibe für den Antrieb durch Transmission angebracht; doch kann sie leicht durch eine Handkurbel ersetzt werden. Um auch beim Handbetrieb eine möglichst große Tourenzahl zu erzielen, wäre hier ein größeres Schwungrad, dessen Bewegung durch Treibriemen auf die rotierende Welle des Wechselstromapparates übertragen wird, mit Vorteil anzubringen. Die Maschine liefert einen 2phasigen Wechselstrom, der mit steigender Tourenzahl von 0 bis 80 Volt und 0 bis 0,5 Ampère anwächst. Dieser Effekt von 40 Watt muß bei einer Maschine von so kleiner Ausmessung (16 cm Länge, 17 cm Breite und 17 cm Höhe) als ganz bedeutend bezeichnet werden. Drei in Serien geschaltete Glühlampen (je 25 Volt) kommen schon beim Handbetrieb schnell zum Helleuchten. Wird der durch die Maschine erzeugte Strom mit der Primärwicklung eines Kerntransformators, des zweiten Bestandteils des Apparates, kurz geschlossen, so kann der sekundäre Strom auf 20 000 Volt gebracht werden bei einer Stärke von 1/1000 Ampère. Der transformierte Strom wird durch ein Kabel von 30 m Gesamtlänge fortgeleitet und kann durch einen zweiten Transformator wieder auf die ursprüngliche Spannung und Stärke gebracht werden. Es läßt sich der Einwand nicht ohne weiteres zurückweisen, daß wir es hier mit einer magnet-elektrischen Maschine zu tun haben, während doch in der Praxis Wechselströme nur aus Dynamomaschinen gewonnen werden. Doch sollte die Aufgabe gelöst werden, durch eine handliche und nicht zu kostspielige Maschine einen Wechselstrom zu erzeugen, der durch Transformierung auf eine den wirklichen Verhältnissen entsprechende Spannung gebracht werden kann, und der trotz der hohen Spannung infolge der geringen Stärke für den experimentierenden Lehrer und die beteiligten Schüler ungefährlich ist. Mit den sonst im Unterricht verwendeten Wechselstrom-Dynamomaschinen läßt sich trotz der größeren Dimensionen derselben ein gleicher Effekt wohl nicht erzielen. Dazu kommt, daß sie wegen ihres komplizierteren Baues im Preise weit höher stehen. Die Möglichkeit, einen Wechselstrom, der durch Transformierung auf hohe Spannung und geringe Stärke gebracht ist, in einem dünnen Drahte, also mit verhältnismäßig geringen Kosten auf weite Strecken fortzuleiten, um ihn am Verbrauchsorte durch neue Transformierung auf die gerade nötige Spannung und Härte zurück zu führen, läßt seine Bedeutung für die Erzeugung von Licht und als Kraftquelle von Tag zu Tag mehr wachsen. Darum muß er auch im Physikunterrichte der Volksschule eingehender behandelt werden. Dem Schüler, der eine magnet-elektrische Maschine verstanden hat, wird auch durch eine schematische Zeichnung das Prinzip einer Dynamomaschine klar werden. Die deutliche Erkennbarkeit der einzelnen Teile, ihre übersichtliche Schaltung, die auch dem weniger Geübten ein rasches Experimentieren ermöglichen. und das sichere Funktionieren (wie leicht versagen dagegen Dynamomaschinen und bedürfen einer Reparatur) sind nicht zu verkennende Vorzüge des Apparates. Der Preis ist verhältnismäßig nicht hoch. Der ganze Apparat, bestehend aus der Wechselstrommaschine, 3 Glühlichtlampen, zwei Transformatoren und 30 m Kabel, kostet 125 M.

Berlin.

J. Greiner.

Verantwortlich: Rektor Rissmann in Berlin NO 18, Friedenstr. 37.

Buchdruckerei Julius Klinkhardt, Leipzig.

Pädagogische Romantik?

Von O. Karstädt in Magdeburg.

Es war ein Lieblingsgedanke Lessings, daß der Fortschritt des menschlichen Denkens nur durch lauter kleine Einzelbewegungen ermöglicht werde. ,,Und wie? wenn es nun gar so gut als ausgemacht wäre, daß das große langsame Rad, welches das Geschlecht seiner Vollkommenheit näher bringt, nur durch kleinere schnellere Räder in Bewegung gesetzt würde, deren jedes sein Einzelnes eben dahin liefert?" (Die Erziehung des Menschengeschlechts § 92.) Wenn aber auf irgend einem Gebiete kräftige Männer die Geduld über dem ,,unmerklichen Schritt der ewigen Vorsehung" verlieren und kurzer Hand in die Speichen des säumigen Riesenrades greifen, dann werden diese Tatmenschen für ihre Zeitgenossen zu Schwärmern. ,,Der Schwärmer tut oft sehr richtige Blicke in die Zukunft, aber er kann diese Zukunft nur nicht erwarten. Er wünscht diese Zukunft beschleunigt. und wünscht, daß sie durch ihn beschleunigt werde. . . Denn was hat er davon, wenn das, was er für das Bessere erkennt, nicht noch bei seinen Lebzeiten das Bessere wird."

Und doch hat vielleicht Lessing die Bedeutung der ,,Schwärmer" in seinem großen Entwurf der Menschheitserziehung unterschätzt. Zwar wissen wir seit Marx, daß alle, selbst die geistigen Umwälzungen mehr ökonomische als ideale Motive zur Grundlage haben; aber auch der Begründer dieser neuen geschichtsphilosophischen Lehre hielt es für notwendig, von der materiellen Umwälzung in den Produktionsbedingungen diejenige der ideologischen Formen scharf zu unterscheiden, worin sich die Menschen dieses Konfliktes bewußt werden und ihn ausfechten. Die Ideen kämpfen nicht als wesenlose Schatten gegeneinander, sondern in Menschenköpfen, und siegen wird eine Idee um so eher, je leidenschaftlicher für sie gestritten wird. Wie also, wenn durch das Rütteln am großen Rad erst Tausende von Händen sich bewogen fühlten, in die Speichen der kleineren und schnelleren Räder mit einzugreifen? Wenn durch den seltenen Anblick erst die Geister zum Kampf ums Für und Wider wachgerufen würden?

Deutsche Schule. XII. 9.

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Ob des kühnen Beginnens geht dann von Mund zu Mund die Frage, die einst die Menschen in zwei Entwicklungsglieder teilte: ,,Was will das werden?" Die Antwort ist noch immer dieselbe: Etliche glauben; die Menge aber spricht:,,Sie sind voll süßen Weines!"

Das ist nicht nur bei einer Gesamtbewegung so; es trifft auch zu bei den kleinsten ihrer Teile, es gilt namentlich jetzt vom Gebiete der Erziehung. Die Form der Antwort klingt zwar anders, der Sinn jedoch ist noch derselbe wie vor zwei Jahrtausenden. Man schlug an seine gewaltige pädagogische Männerbrust und dankte Ziller und allen Heiligen der pädagogischen Leitfäden, daß man nicht sei wie diese pädagogischen Räuber, Ungerechte oder auch wie dieser Scharrelmann. Und endlich fanden sich die erlösenden Worte, mit denen auch das Alter schnell fertig ist: Pädagogische Anarchie, Pädagogische Romantik.

Es sollen Scheltnamen sein, und mehr noch als das! Ob sich die Urheber bewußt gewesen sind, was die Begriffe alles umschließen? Kaum; denn die Anarchie entbehrt jeder historischen Tatsächlichkeit, läßt also einen wirklichen Vergleich in Einzelzügen gar nicht zu. Außerdem ist sie rein negierend, während die neueste pädagogische Bewegung schon in kurzer Zeit so viel Positives (Kunsterziehung, freier Aufsatz, Reform des Zeichenunterrichts, Umgestaltung der Fragemethode, Arbeitsschule) geschaffen hat, daß der bloße Vergleich an und für sich schon ein Nonsens ist.

Die Romantik aber hat eine so weittragende weltgeschichtliche Bedeutung, daß niemand, der sie auch nur oberflächlich kennt, diesen Begriff als Spottnamen verwenden wird. Da die Gegenwartspädagogik trotzdem häufig als eine romantische moralisch totzuschlagen versucht wird, so sei einmal die Parallele gezogen zwischen der literarischen und der sogenannten pädagogischen Romantik. Jeder Vergleich mit einer ähnlichen historischen Erscheinung zwingt zu größerer Objektivität. Niemand hebt die Erde aus ihrer Achse, solange er in ihrem Anziehungsbereiche steht, und niemand kann gegnerische Ideen vorurteilsfrei erfassen, wenn er nicht von einer ähnlichen, die sich schon in der Geschichte zu realisieren suchte, gerade wie von dem festen Punkte des Archimedes aus, in die Bewegungen hineinzuschauen versucht, die ihn kreisend umfluten.

Welche Wirklichkeiten birgt der bespöttelte Name Romantik? Es ist auffallend, daß gerade in unserer Zeit eine neuromantische Richtung in der Literatur entstehen und in einer Kraft wie Ricarda Huch

zu ernstem Ansehen und hoher Bedeutung kommen konnte. Kein Geringerer als der weise Th. Fontane der Altersperiode hat es ausgesprochen: Ein Realismus ohne romantisches Gegenspiel, ohne romantischen Einschlag ist ungesund, ist überhaupt undenkbar. Zwar wird nie wieder die Romantik mit allen ihren Inhalten, allen Einzelheiten wiederkehren; denn zwischen sie und spätere Zeiten hat sich die Maschine geschoben. Es wird sich daher mehr um formale Ähnlichkeiten und um einige wenige Inhaltsgleichheiten handeln.

Formal betrachtet bietet die Romantik in Leben und Kunst zunächst etwas ganz Neues und bringt damit eine gewisse Unruhe, Nervosität in die Menschheit gerade wie jede andere plötzlich auftauchende Geistesströmung. In dieser Beziehung könnte man die neueste pädagogische Bewegung mit jeder beliebigen ebensogut vergleichen wie mit der Romantik.

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Nun war uns Deutschen von jeher alles Neue abenteuerlich romantisch, und das Romantische hatte tatsächlich zunächst den Sinn von etwas Abenteuerlichem, Fremdem, speziell Romanischem. Den Franzosen bedeutete die Romantik das Gegenteil, nämlich das Germanisch-Angelsächsische, den Italienern Betonung des bisher verachteten Volkstümlichen, Heimatlichen, Mundartlichen gegenüber den Klassizisten und Puristen. Überall aber war es die Überdrüssigkeit, in Formen weiter zu leben und zu dichten, die vererbt waren, ohne erworben zu sein; es war der Drang, den Zwiespalt aufzuheben, der durch die neue Auffassung der Welt und des Menschenlebens entstanden war eine Auffassung der es auch nach der französischen Revolution noch nicht gelang, sich die adäquaten Institutionen zu schaffen. So war es eine Übergangszeit genau wie die unsrige; so ist es verständlich, daß all das Sehnen und Suchen unserer Zeit namentlich den Leuten von gestern als romantische Krankheit erscheint. Und wenn nun gar all die Strahlen der aufgehenden Sonne einer neuen Zeit in einem Brennpunkte sich treffen: in der Frage, ob die Schule die Jugend für gestern oder für morgen vorzubereiten hat, dann steigt plötzlich die Erinnerung an jene Zeit des Suchens und Pfadfindens vor 100 Jahren wieder hoch im Bewußtsein empor, und der Name,,pädagogische Romantik" läßt die Lippen davon überfließen, des das Herz voll ist.

Alles Neue tritt in Extremen auf, teils unabsichtlich aus Freude am Neuen, teils gewollt, um durch Lautheit der Verkündigung aufzufallen. So die Romantik. Sie gab sich für die Poesie schlechthin, berauschte sich am Duft der blauen Märchenblume, verwarf selbst

das Wertvollste früherer Epochen und war zunächst nicht imstande, Spreu und Weizen zu sondern genau wie Sturm und Drang, die Klassik selbst, Jung- und Jüngst-Deutschland auch. Es wäre ein Wunder, wenn die plötzliche pädagogische Umwälzung ohne solche Übertreibungen verliefe. Im Grunde sind die tollsten Tollheiten nicht einmal von den Reformern ausgesprochen. Es waren vielmehr oft die Gegner, die den Satz nicht beachteten, daß nicht alles, was in gewissen Grenzen richtig sei, auch im Extrem noch Anspruch auf Berechtigung habe. Wenn z. B. das Recht auf Selbstentfaltung gefordert wird, so sollte kein Mensch mit gesunden Sinnen daraus heraus buchstabieren, daß also jedes Kind seinen Vater schlagen, daß es rauben, morden, lügen, stehlen dürfe oder gar müsse. Ganze Artikel gegen die Reformpädagogik könnte man anführen, die im Grunde aber auch nichts weiter sind als Musterbeispiele dieses elementarsten Fehlers der Dialektik: zu folgern, daß das Extreme auch noch dieselbe Berechtigung habe wie das Nicht-Extreme. Wieland straft einmal in den Abderiten diesen Hang, alles durch verallgemeinernde Übertreibungen zu widerlegen:,,Wer wird daraus, daß die Griechen in die Größe der Augen und in die Kleinheit des Mundes ein Stück der vollkommenen Schönheit setzen, den Schluß ziehen: eine Frau, deren Augäpfel einen Daumen im Durchschnitt hielten, oder deren Mund so klein wäre, daß man Mühe hätte, einen Strohhalm hineinzubringen, müßte von den Griechen für desto schöner gehalten werden?" Diese Polemik des Demokritos in Abdera hat übrigens noch Folgen, deren drastische Ergötzlichkeit man bei Wieland nachlesen möge. Wieviel Romantik ist erst durch solche Abderitenschlüsse von den Gegnern in die Reformbestrebungen hineingetragen worden! Mindestens mehr als die unklarsten Retter der Schule ausgesprochen haben. Und wenn die Reformzeloten einmal ihre Theorien überspannten, was wäre das groß Romantisches? Haben nicht selbst die trockensten, nüchternsten pädagogischen Systematiker wie beispielsweise manche Zillerianer ihre Lehren noch viel weiter forciert?

Aber, aber! Die starken Töne der pädagogischen Reformer! Klingen sie nicht wie die romantischen Schlachtrufe eines Victor Hugo? Herausfordernd, selbstbewußt, und sich immer neu und nie. dagewesen glaubend? Bonus redet von der Bildungswalze, die alles Keimende mordend niederdrückt, Güßfeldt vom Götzendienst mit Kenntnissen, Gurlitt von der Zwangszüchtung der Gesinnung, Hildebrand von der Schulklemme und ein leibhaftiger Schulrat (Kerschensteiner!) von Wissensmast; Gansberg erklärt sich und alle Reformer

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