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A. Arzt, Welche Mängel zeigt der gegenwärtige Religionsunterricht und auf welche Weise ist ihnen zu begegnen? Von der Diesterweg-Stiftung in Berlin gekrönte Preisschrift. Dresden-Blasewitz, Bleyl & Kaemmerer. 1,20 M. Stoffel, Klassische Dramen und epische Dichtungen für den Schulgebrauch erläutert. II: Schillers Tell, 3. Aufl. (70 Pf.). V: Schillers Wallenstein, 2. Aufl. (1,50 M.). Langensalza, H. Beyer & Söhne.

0. Ursinus, Geologische Karte von Deutschland f. d. Schulgebrauch. Maßstab 1:2000000. Frankfurt a. M., Verlag des Vulkan. 2,50 M.

Dr. Grundscheid, Vaterländische Handels- und Verkehrsgeographie. 3. Aufl. H. Beyer & Söhne.

Dr. Kotte, Die Reform des naturwissenschaftl. Unterrichts im sächsischen Seminar. Dresden, Bleyl & Kaemmerer. 80 Pf.

M. Mittag, Chemie und Mineralogie. Mit besond. Berücks. der Bedürfnisse des praktischen Lebens. 7. Aufl. Hildesheim, Lax. 60 Pf.

Seminardir. Meyer (Straßburg), Naturlehre für höh. Mädchensch., Lehrerinnenseminare u. Mittelsch. 5., verb. Aufl. Leipzig-Wien, Freytag-Tempsky. Gb. 3 M. A. Hollenberg (†), Naturlehre für Volksschulen. Wiederholungsbuch. 13. Aufl. Langensalza, H. Beyer & Söhne. 20 Pi.

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Pünjer und Heine, Lehr- und Lernbuch der französischen Sprache für Handelsschulen. Große Ausgabe. 3. Aufl. Hannover-Berlin, Carl Mever (G. Prior). Geb. 3,60 M. Durchgesehene, aber im ganzen unveränd. Auflage. Prof. 0. Boerner und Prof. C. Cury, Histoire de la Littérature française. Leipzig, Teubner. Geb. 5 M. Eine durch übersichtliche Anlage und leichtfaßlichen Stil ausgezeichnete Darstellung der französischen Literaturentwicklung unter eingehender Berücksichtigung der neueren Zeit in flüssigem Französisch. P. Schramm, Französisches Vokabularium zu Sprachübungen auf Grund der Hölzelschen Bilder. 2. Aufl. Langensalza, H. Beyer & Söhne.

Dageförde, Haumann. Sangkohl, Schulze (Berlin), Die Praxis des gewerbl. Rechnens. Für Arbeiter. 3. Heft. Berlin, Mittler & Sohn. 65 Pi.

Chr. Harms (†) und Prof. Dr. Kallius, Rechenbuch für Gymnasien usw. 24. Aufl. Oldenburg, Stalling. Neu überarbeitet und vielfach verbessert. Dr. Wilk, Neue Rechenmethode, gegründet auf das natürl. Werden der Zahlen und des Rechnens. Dresden, Bleyl & Kaemmerer. 80 Pf.

Derselbe, Geometrie der Volksschule (Formenlehre). Neubearb. v. Pickels Geometrie. Ausg. I (für Lehrer und Seminare). 10., umg. Aufl. Ebenda. 2,20 M.

Verantwortlich: Rektor Rissmann in Berlin NO 18, Friedenstr. 37.

Buchdruckerei Julius Klinkhardt, Leipzig.

Pestalozzis Schrift: Ja oder Nein.

Ihre Entstehung und Vollendung.

Von Prof. Dr. Alfred Heubaum in Friedenau bei Berlin.

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Zu den verschiedenen noch nicht völlig aufgeklärten Punkten im Leben und in der Schriftstellerei Pestalozzis gehört auch die Entstehungszeit der Abhandlung ,,Ja oder Nein". Nach einer aus Niederers Nachlaß stammenden Kopie veröffentlichte sie Seyffarth zum ersten Male in seiner ersten Ausgabe von Pestalozzis sämtlichen Werken unter dem Titel: „Über die Ursachen der französischen Revolution." (Bd. 16, 311-378). Er sprach die Vermutung aus, die Schrift möchte noch vor dem Tode Ludwigs XVI., also vor dem 21. Januar 1793 geschrieben sein. Dann fand Otto Hunziker im Pestalozzi-Stübchen von dieser Schrift außer einer Kopie, die mit der von Seyffarth gegebenen Veröffentlichung übereinstimmte, noch eine andere Abschrift, die vielfach wesentlich anders lautet", und endlich ein Bruchstück von Pestalozzis Hand. Dies Fragment schien zum ersten Male einige Anhaltspunkte für die Festsetzung und nähere Bestimmung der Schrift zu gewähren. Denn erstens hatte es, was die beiden Kopien nicht besaßen, eine Überschrift, und zweitens, was noch wichtiger war, eine Zeitangabe: beide von des Verfassers eigener Hand hinzugesetzt. Die Überschrift lautete:,,Ja oder Nein? Äußerungen über die bürgerliche Stimmung der europäischen Menschheit in den oberen und unteren Ständen. Von einem freien Mann," die Zeitangabe: Im Hornung 1793. Hunziker hat das Bruchstück in den Pestalozziblättern 1888 dann veröffentlicht, und hiernach hat es Seyffarth dem Wiederabdruck der vollständigen Schrift in der zweiten Ausgabe von Pestalozzis sämtlichen Werken im 8. Bande angefügt. Wir sind auf diese Weise also bequem in den Stand gesetzt, uns ein Urteil von dem Verhältnis des Bruchstückes zur vollständigen Abhandlung selbst zu bilden. Es sei gleich vorausgeschickt, daß auch mir Hunzikers Annahme, das Fragment sei ein früherer Entwurf des Ganzen, aus stilistischen Gründen. richtig zu sein scheint.

Deutsche Schule. XII. 11.

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Nach der dem Fragment beigesetzten Zeitangabe von Pestalozzis Hand ist es nun freilich zweifellos, daß die Schrift,,wenigstens bezüglich der Totalität", wie sich Hunziker mit Recht vorsichtig äußert, erst im Februar 1793 abgeschlossen wurde. Daß Pestalozzi noch im Februar daran gearbeitet hatte, konnte man auch schon vorher wissen. Das ließ sich schon aus einer Tatsache erschließen, deren im letzten Teile der Schrift Erwähnung getan wird.,,Deutscher Kaiser", heißt es da,,,du hast den Schriftsteller der schweizerischen Nation, der die Wahrheit meiner Grundsätze und das Recht und die Tugend der Freiheit besser, als ich beweist, in deinen Dienst genommen; trage diesem Kenner des alten deutschen Geistes, trage Müller auf, das Wesen der alten deutschen Verfassung ... in den Urkunden des Reichs zu erforschen." Dieser Schriftsteller der schweizerischen Nation, der ja auch nachher mit Namen genannt wird, nämlich Johannes von Müller, trat am 12. Februar 1793 in den Dienst des Kaisers. Der letzte Abschnitt der Schrift ist also sicher erst nach diesem Datum niedergeschrieben.

Immerhin kann die Vermutung Seyffarths, die Abhandlung möchte vor dem Tode Ludwigs XVI. niedergeschrieben sein, wenigstens für einen Teil ihre Berechtigung haben. So verhält es sich auch wirklich, wie sich mit Leichtigkeit zeigen läßt. Mehrere Anspielungen und Bemerkungen machen es zweifellos, daß die ganze Schrift mit Ausnahme des letzten sich an den deutschen Kaiser wendenden Abschnitts vor Ludwigs Tode niedergeschrieben worden ist. Ehe ich die einzelnen Fälle anführe, versetze ich den Leser zunächst kurz in den Zusammenhang, damit das Verständnis der herausgerissenen Stellen gesichert ist.

Die Frage, die die Abhandlung beantworten will, lautet: Ist die Zeitaufklärung, die Philosophie, wie einige meinen, an der Revolution schuld, oder sind es im Gegenteil große entschiedene Regierungsirrtümer und vielseitige unter den Völkern verbreitete Drangsale, was die Menschheit über ihre Lage mißmutig macht? Darauf gibt Pestalozzi die Antwort: Die Ansicht, die philosophischen Irrtümer hätten die Menschen unzufrieden und anspruchsvoll gemacht, tut den Philosophen zu viel Ehre an. Vielmehr fanden ihre Träume und Lehren einen fruchtbaren Boden, weil die Menschen elend waren.

Will man der Bewegung also auf den Grund gehen und die wahren Motive für die Revolution ausfindig machen, so muß man den Ursachen des Elends nachforschen. Pestalozzi findet sie in der Umwandlung des mittelalterlichen Feudalsystems in den neuzeit

lichen Staatsabsolutismus. Es ist interessant zu bemerken, Pestalozzi ist einer der ersten, die im 18. Jahrhundert am absolutistischen Staatssystem scharfe Kritik üben und daraus die gesellschaftlichen Schäden abzuleiten unternehmen. In der Tat, wie er dem nivellierenden Absolutismus mit seinem Militarismus und Finanzsystem das Feudalsystem gegenüberstellt, erinnert er etwas an den Osnabrücker Justus Möser. Es ist ein idyllisches Bild, das er von den mittelalterlichen Zuständen entwirft:,,Vom König an bis zum Handwerksburschen hatte jedermann seine bestimmten Rechte. Niemand durfte alles, aber jedermann durfte doch auch etwas." Das Siegel auf dem Brief einer Zunftinnung hatte in seinen Schranken dieselbe Bedeutung und Kraft wie das Siegel des Königs, durch das ihm vertragsmäßig seine Rechte gesichert waren. Die Kreise der Menschen waren. eng, ihr Wohlstand war in diesen Kreisen beschränkt, aber eben dadurch gesicherter. Der Adel hing mit seiner ganzen Kraft am Rechte seiner Burg, der Bürger am Rechte seiner Stadt, der Bauer am Rechte seines Dorfes. Das Maß individueller Freiheit und Beweglichkeit ist es, was Pestalozzi an diesen frühzeitigen Zuständen hervorhebt; aber er sieht nicht die Kehrseite, die furchtbare Abhängigkeit des einzelnen von der Zunft, Korporation, dem Feudalherrn, denen er mit Leib und Leben gehörte. Er vermag daher auch nicht den segensreichen Fortschritt zu würdigen, der in der Vernichtung dieser den einzelnen beengenden Sonderrechte und Sonderinstitutionen lag; er erkennt nicht, daß sich die alten Feudaleinrichtungen überlebt hatten und daß es für den einzelnen vorteilhafter war, von einer Gesamtheit abzuhängen, die sich im absoluten Herrscher verkörperte, als von den Zunftgewaltigen, Guts- und Gerichtsherren, die mit fast unbeschränkter Macht ihr Regime ausübten.

Genug, es ist das Gleichmachungssystem, das die Mißstimmung und Unzufriedenheit heraufbeschworen hat. Er sieht das System am schlimmsten in Ludwig XIV. verkörpert, der durch sein Vorbild die andern Fürsten Europas zu heilloser Nachahmung verführt hat. Die Allmachtsansprüche der Höfe haben die Übel heraufbeschworen, ,,die man so einseitig auf die kleinen Schultern der Philosophen legen wollte".

Anstatt nun dies zu erkennen und dementsprechend die Heilung des Übels zu versuchen, griff man in den Mitteln völlig fehl. Man bemühte sich nicht, wie es nötig gewesen wäre, das Gleichgewicht der Rechte aller Stände herzustellen, man glaubte vielmehr von seiner Macht Gebrauch machen und die Unzufriedenheit mit Gewaltmitteln.

niederringen zu müssen. Dadurch wurde das Übel nur schlimmer. ,,Es ist kein Mittel, entweder muß Europa durch Despotie in Barbarei versinken oder die Kabinette müssen mit Redlichkeit in das, was an dem Freiheitswunsch der Menschheit wahr ist, eintreten."

Diese Erkenntnis führt ihn zu der Frage, was Freiheit ist. Pestalozzi antwortet: Bürgerliche Freiheit ist nichts anderes als Sicherung des Menschenrechtes im gesellschaftlichen Zustande. Indem er dies. näher begründet, entwickelt er einen Begriff von Gesellschaft und Staat, der sich ebensoweit von dem des absoluten Wohlfahrtsstaats entfernt wie von der zu seiner Zeit aufkommenden Auffassung des Rechtsstaates unterscheidet. Er fordert vom Staate Bildungsanstalten, damit dem Staatsangehörigen die Möglichkeit zur selbständigen und unabhängigen Lebensexistenz geschaffen werde, und außerdem Vorsehungsanstalten gegen Gewaltsmißbrauch jeder Art. Der Staat hat die Freiheit des Untertanen zu sichern, aber das ist nicht bloß die äußere Freiheit des Leibes, sondern ,,vielmehr eine durch die Weisheit der Gesetzgebung gebildete Kraft des Bürgers, das zu tun, was ihn als Bürger vorzüglich glücklich, und das zu hindern, was ihn als solchen vorzüglich unglücklich machen könnte". Es sind die Eigenschaften des Kulturstaats, wie er in seiner Bedeutung erst von Schleiermacher und Hegel erkannt wurde, die hier von Pestalozzi doch schon angedeutet werden.

In dieser notwendigen Erkenntnis läßt sich der Philosoph nicht durch die Ausartung der französischen Revolution beirren. Gewiß, die Grundsätze eines Marat, eines Robespierre sind verabscheuungswürdig, aber das waren auch die vieler Kabinette, vieler Generale und Minister. Despotie ist immer, in welcher Form sie auch auftreten mag, verwerflich. Sie ist stets Zügellosigkeit in den Ansprüchen der Wenigeren auf Gut und Blut der Mehreren. Wahre Freiheit kann ebensowenig gedeihen, wenn, wie es war, exaltierte Begriffe vom Königsrecht, als wenn, wie es ist, überspannte Begriffe vom Volksrecht herrschen. Und so schließt er den wesentlichen Teil seiner Abhandlung mit dem Appell an die Franken:,,Euer Genius bewahre euch vor den Verirrungen der Freiheit und des Unglaubens, damit ihr nicht in eben der Handlungsweise verharret, deren eure Könige sich durch die Verirrungen der Despotie und des Aberglaubens schuldig gemacht haben."

Es folgen dann nur zwei kleine Abschnitte, auf die ich nachher noch zu sprechen komme. In dem von mir kurz skizzierten Teile befinden sich nun folgende Stellen, aus denen sich unwiderleglich

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