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als hunderttausend Lehrer und Lehrerinnen seit Wochen in Spannung hält. Wird es gerade jetzt, in der Zeit des wirtschaftlichen Rückganges, geschehen? In guten Tagen denkt man weniger daran, für die Zukunft zu pflanzen und zu bauen, als in weniger guten, und für die Schule sorgen, heißt die Zukunft des Volkes und des Staates sicherstellen.

Während man in Preußen neue gesetzliche Grundlagen für die materielle Stellung des Lehrerstandes zu schaffen an der Arbeit ist, werden in den sächsischen Gemeinden die Konsequenzen des neuen Besoldungsgesetzes gezogen. Ohne Reibungen geht es auch dort nicht ab, und alle Hoffnungen werden sich anscheinend in Leipzig ebensowenig erfüllen als in Dresden und Chemnitz, trotzdem die sächsische Vorlage im Gegensatz zu der preußischen die Mehrleistungen der Gemeinden zur Voraussetzung hat und die sächsische Regierung die gesetzlichen Beträge ausdrücklich als Mindestbesoldung, die der kommunalen Ergänzung bedarf, bezeichnet hat.

Ein bemerkenswertes Symptom im sächsischen Gehaltskampfe ist die unfreundliche Haltung der Sozialdemokratie. Die,,Leipziger Volkszeitung" bringt einen Artikel unter der Überschrift: Die armen Lehrer", in dem eine Bemerkung Goldhahns im Leipziger Lehrerverein, es sei bedauerlich, daß ,,eine ungeheure Summe von Nervenkraft bei den unaufhörlichen Gehaltskämpfen vergeudet" werde, bespöttelt wird. In dem Artikel heißt es:,,Die armen Lehrer müssen also eine,,ungeheure Summe" von Nervenkraft bei ihren ,,unaufhörlichen Gehaltskämpfen" vergeuden. Wir meinen jedoch, daß das nicht so sehr schlimm ist, da die Herren ja viermal im Jahre Gelegenheit haben, ihre Nerven während der Ferienzeit wieder aufzufrischen, was dem Arbeiter bekanntlich, versagt ist, obwohl sie viel schwerere Lohnkämpfe unter Hunger und Entbehrungen durchzuführen haben. Das aber verstehen die Lehrer wieder nicht; sie zählen sich bekanntlich zu den ,,höheren Gesellschaftskreisen“.

Wer würde aber angesichts der Leiden der Lehrer nicht von herzlichstem Mitleid ergriffen? Und immer müssen sie ihre „völlige Unzufriedenheit" kund tun. Auch das haben sie mit den höheren Gesellschaftskreisen gemein. Soweit die sozialdemokratischen Stadtverordneten in Frage kommen, werden diese nach dem Grundsatz: Gerechten Lohn für gerechte Arbeit, auch bei der Regulierung der Lehrergehälter handeln. Freilich werden die Sozialdemokraten kaum zu der Erkenntnis kommen, daß ein Anfangsgehalt von 2200 M. und ein Endgehalt von 4600 M. Hungerlöhne sind."

So das führende Blatt der sächsischen Sozialdemokratie. Etwas mehr sollte man allerdings doch erwarten. Wenn die Führer der Arbeiterpartei ihren Lesern bei dieser Gelegenheit nicht sagen, was sie und ihre Kinder der Volksschule verdanken, werden die sonstigen schulfreundlichen Äußerungen auch kaum als völlig ernst und echt angesehen werden können.

Aber man ist in der deutschen Sozialdemokratie offenbar mit den Volksschullehrern aus politischen Gründen nicht zufrieden, am wenigsten in Sachsen. In einem Artikel der Sozialistischen Monatshefte“ („Die Volksschullehrer und die Arbeiter"), die mit der ,,Leipziger Volkszeitung"

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sonst nur wenige Berührungspunkte haben, vielmehr auf dem andern Flügel der Sozialdemokratie stehen, wird den Lehrern vorgeworfen, daß sie den Bemühungen der Arbeiter um Verbesserung ihrer Lage nicht nur gleichgiltig, sondern sogar feindlich gegenüberständen. „Aus dem Milieu, in dem sie aufgewachsen, und aus ihrer einseitigen Ausbildung erklärt es sich, daß der größte Teil der deutschen Volksschullehrer den Bestrebungen der Arbeiter mit absoluter Verständnislosigkeit gegenübersteht.“ ,,Es dürfte kein sozialdemokratisches Arbeiterblatt geben, das sich nicht der Volksschullehrer mit größter Wärme annimmt. Doch, wo ist die Lehrerzeitung, die auch nur ein einziges Mal die Lehrer aufgefordert hätte, auch für die Bestrebungen der Arbeiter einzutreten?" An diesem Vorwurf ist nur das richtig, daß in der deutschen Lehrerschaft keine Neigung zum Sozialdemokratischwerden besteht. Aber wer eine Lehrerzeitung öfter in die Hand genommen oder Berichte über Lehrerversammlungen gelesen hat, muß wissen, daß die deutsche Lehrerschaft die Beziehungen zwischen Volk und Schule, zwischen Volkswohlfahrt und Schulbildung, zwischen materieller, politischer und sozialer Hebung der Arbeiterschaft und der Gesamtkultur des Volkes jedenfalls vorurteilsloser auffaßt als mancher Sozialdemokrat, dem nur ,,die materiellen Interessen es sind, die zu den Klassenkämpfen führen, unter denen sich die Umgestaltung der Welt (!) vollzieht“. Aber der Vorwurf bedeutet im Grunde auch nur, daß die Lehrerschaft der Sozialdemokratie sich nicht anschließen wolle. ,,Man sollte meinen, daß die Volksschullehrer ihrer Stellung und Klassenlage entsprechend an der sozialistischen Bewegung teilnehmen müßten, wie in Holland, Belgien, Frankreich (!) und anderen Ländern, wo diese Bewegung oder jedenfalls politisch und sozial fortschrittliche Ideen große Verbreitung unter ihnen gefunden haben.“ „Ihre wirtschaftliche Lage und ihre politische Unfreiheit muß sie ja auch zum Nachdenken anregen, und nicht wenige Lehrer sind im Herzen Sozialdemokraten. Aber deren Zahl ist doch immer noch verhältnismäßig so gering, daß sie als Ausnahmen gelten müssen." Das letztere ist sicher richtig, und daß es in Frankreich, Belgien und Holland anders ist, hat seinen Grund darin, daß in diesen Staaten die Stellung der Volksschullehrer bis vor kurzem eine noch weniger befriedigende war als in Deutschland und zum Teil es noch heute ist, insbesondere in Belgien und Holland. Das sind die Gründe und nicht, wie in dem Artikel ausgeführt wird, daß,,die Volksschullehrer in Deutschland zumeist aus kleinen Städten und Dörfern stammen, Söhne von Kleinbürgern, Bauern oder Lehrern und in einem sehr beschränkten Gesichtskreis aufgewachsen sowie in einem Standesdünkel erzogen sind, der in diesen Kreisen leider noch sehr ausgeprägt ist." Warum hat die angebliche Rückständigkeit“ der Lehrer sie dann aber nicht gehindert, in so großer Zahl zu Friedrich Naumann zu kommen? Wenn die Sozialdemokratie einmal ihre Utopien begraben und zur sozialen Reformpartei sich umbilden sollte, würden sicherlich auch Volksschullehrer in größerer Zahl in ihre Reihen eintreten. Es ist in der behaupteten Allgemeinheit leider nicht richtig, daß,,unter der sozialdemokratischen Erziehung die Arbeiter den Wert einer guten Volksschule schätzen und die schwere Aufgabe der Volksschullehrer würdigen gelernt haben“. Häufig, besonders in großen

Städten, hat die Sozialdemokratie ihre Schuldigkeit der Schule gegenüber in mancher Beziehung getan. Sie hat aber auch das Ihre getan, in der Lehrerschaft mancher Orte eine sehr gereizte Stimmung zu schaffen. Kleinstädtische sozialistische Organe und nicht selten auch die großen Arbeiterblätter halten es immer noch für richtig, eine mehr als rücksichtslose Kritik nicht nur an der Schule, sondern auch an einzelnen Lehrern zu ühen und damit ihre Popularität beim süßen Mob aufzubesser. Und ob die Schule selbst auch nur bei allen Führern hoch im Kurse steht? Auch in der Sozialdemokratie gibt es Leute genug, denen das Denken der Masse unbequem und der dogmengläubige Statist besonders angenehm ist.

Aber warum sollte die Sozialdemokratie weitsichtiger und vernünftiger sein als andere Parteien? Der Wert der Volksbildung wird von keiner politischen Partei in vollem Umfange anerkannt, er liegt auch zum großen Teil auf Gebieten, die in der heutigen Parteipolitik noch nicht genügend in Betracht kommen. Auch in dieser Beziehung muß man von der Zukunft erhoffen, was die Gegenwart versagt. J. Tews.

Notizen und Hinweise.

Zur Frage der Koedukation. Ein der Londoner Zeitung „Times" entnommener Artikel im Oktoberheft der ,,Educational Review", der bekannten amerikanischen Monatsschrift, beschäftigt sich mit der Koedukation und den weltlichen Schulen in den Vereinigten Staaten. Der ungenannte Verfasser, ein Engländer, hat ein Jahr in Amerika gelebt und das amerikanische Schulwesen mit besonderem Interesse studiert. Nachdem er sich über das unzulängliche Gehalt der amerikanischen Lehrer und über das Überwiegen der weiblichen Lehrkräfte über die männlichen, das heutzutage auffälliger ist als jemals zuvor, verbreitet hat, spricht er über die in Amerika fast allenthalben eingeführte gemeinsame Erziehung der Geschlechter. Amerikanische Lehrer haben ihm erzählt, daß mit der Einführung des Koedukationssystems in die amerikanischen Schulen die geschlechtliche Spannung und die geschlechtlichen Ausschreitungen augenfällig abgenommen hätten. Diesem Vorteil der Koedukation stehen aber erhebliche Nachteile gegenüber. Knaben und Mädchen sind in gleichem Alter in körperlicher und geistiger Beziehung ungleich vorgeschritten; ein vierzehnjähriges Mädchen ist dem gleichaltrigen Knaben in der Entwicklung um zwei oder drei Jahre voraus. Das Mädchen ist schon Weib in einem Alter, in dem bei dem Knaben die Pubertät noch nicht eingesetzt hat. Es ist aber falsch, gerade in den Entwicklungsjahren die beiden Geschlechter, die in der Entwicklung nicht gleichen Schritt halten, völlig gleich zu behandeln. Da in den höheren Schulen die Mädchen den Knaben an Zahl bedeutend überlegen sind und der Unterricht obendrein von einer Lehrerin erteilt wird, so ist es klar, daß der Unterricht speziell den Bedürfnissen und dem Charakter des Weibes angepaßt ist. Die männliche Minorität genießt die Erziehung, die der Eigenart der weiblichen Majorität

entspricht, und die Folge davon ist eine Verweiblichung der Knaben. Sie nehmen die Weichheit und Empfindsamkeit der Mädchen an, ohne sich die Vorzüge des weiblichen Charakters anzueignen. So werden die Knaben minderwertige Kopien der Mädchen und leiden großen Schaden an ihrem Charakter. Damit bringt der Verfasser, der in Neuyork die Vorbereitungen zur Präsidentenwahl durchgemacht hat, das Verhalten der Amerikaner gegenüber der politischen Korruption, dem Schandmal des amerikanischen Volkslebens, in Verbindung. Es fehlt den Männern an dem moralischen. Mut und an der Kraft, gegen eine wohlorganisierte Minderheit anzukämpfen, und so begeben sich die freien Männer des Rechtes, sich selbst zu regieren, und unterwerfen sich einer Regierung, die ihnen eine skrupellose Minorität aufzwängt. So betrachtet, ist die Koedukation geradezu eine Gefahr für das amerikanische Volk, und der Verfasser nennt es einen weisen und notwendigen Schritt, daß der Leiter einer höheren Schule in Chicago an gefangen hat, die Geschlechter in reiferen Jahren zu trennen, um die charakteristischen Eigenschaften eines jeden Geschlechts schon in der Jugend auszubilden und so Knaben und Mädchen für die höheren Lebensbeziehungen vorzubereiten, deren Grundlage nicht Übereinstimmung, sondern gegenseitige Ergänzung. Zu dem ersten Punkte, dem moralischen Einflusse der Koedukation, bemerkt der Einsender folgendes: die Meinungen der Amerikaner über diesen Punkt scheinen doch sehr auseinanderzugehen. Dr. Wirth, der monatelang mit kalifornischen Studenten Tag für Tag zusammen gewesen ist, hat aus ihrem Munde als ihre übereinstimmende Ansicht vernommen, daß von der kalifornischen Elementarschuljugend bis zu 15 Jahren es höchstens 10 v. H. Mädchen gäbe, die, mit Horaz zu sprechen, viri expertes seien, und noch weniger Knaben, die nicht von dem Baum der Erkenntnis gepflückt hätten. (S. „Tag“ 1908, No. 286.) Der englische Verfasser des Artikels zitiert einen Ausspruch Jean Pauls, der sich im 127. Paragraphen der Levana findet:,,Mischt die Geschlechter, um sie aufzuheben; denn 2 Knaben werden 12 Mädchen, oder 2 Mädchen werden 12 Knaben recht gut gegen alle Winke, Reden und Unschicklichkeiten gerade durch die vorlaufende Morgenröte des erwachenden Triebes, durch die Schamröte, beschirmen und beschränken. Hingegen eine Mädchenschule ganz allein beisammen, oder so eine Knabenschule ich stehe für nichts." Da dieses Zitat auch oft von den weiblichen Vorkämpfern der Koedukation ausgespielt wird, so sei kurz darauf eingegangen. Zunächst kann es gar nicht unser Ziel sein, die Geschlechter aufzuheben; im Gegenteil, ihre Eigenheiten sollen gepflegt werden, damit sie, nach einem Ausspruche der geistreichen Quida, einander nicht gleichgültig werden wie zwei Opossums, die den ganzen Tag auf demselben Ast nebeneinander sitzen und bis zur Langeweile aneinander gewöhnt sind. Sodann glaube ich nicht, daß Jean Paul über die gemeinsame Erziehung in Schulen ein zutreffendes Urteil abgeben konnte. Er hat nie ein öffentliches Amt bekleidet und eigentlich nur an Privatschulen unterrichtet, die Familiencharakter trugen: in Töpen unterrichtete er 1 Knaben, in Schwarzenbach 6 Knaben und 1 Mädchen, in Hof 1 Knaben und 3-5 Mädchen. Was für einen solchen kleinen Kreis gut ist, bewährt sich noch lange nicht in einer vollen Schulklasse. Jean Paul war ein Idealist und

Schwärmer, der die Kindesnatur mit dichterischer Freiheit beobachtet hat. Seine Levana enthält kein System der Erziehung, sondern ist nach seinen eigenen Worten ein ,,Buch von Sentenzen". Daher behauptet er oft einander Widersprechendes, und es wäre ein Leichtes, aus seinem Werke Sätze anzuführen, die für eine Trennung der Geschlechter sprechen. Wahrscheinlich sind viele seiner Aussprüche auf weiblichen Einfluß zurückzuführen; wenigstens hatte er in Hof eine förmliche,,erotische Akademie um sich versammelt, zahlreiche Verehrerinnen, die seinen Umgang suchten. G.

Über die Bedeutung der ländlichen Volkshochschule, mit deren Begründung auf deutschem Boden seit einigen Jahren Schleswig-Holstein den Anfang gemacht hat, schrieb Prof. Fr. Paulsen in No. 9 des ,,Archivs für Volkswohlfahrt" unter anderem: Was die innere Bedeutung dieser Anstalten anlangt, so möchte ich sie mit der Formel aussprechen: sie soll den Söhnen und Töchtern bäuerlicher und verwandter Familien auf dem Lande etwas ähnliches leisten als die englisch-amerikanischen Kolleges den Kindern der vornehmen und wohlhabenden Kreise leisten: eine Erziehungsstätte, die in freierer Weise und mit voller Benutzung der Kräfte der Selbst- und der Gemeinschaftserziehung, aber mit festen, das Ganze des Lebens umhegenden Ordnungen die Erziehung und Ausbildung zur freien und selbständigen Persönlichkeit vollendet, die im Elternhaus und der Schule begonnen ist. Das Lebensalter der Zöglinge wird etwa zwischen dem 16. und 22. Lebensjahre liegen; es sind die Jahre, in denen sich eigentlich der Charakter bildet. Daß gerade dieses Alter der Stützen und Hilfen besonders bedarf, um mit sich und der Welt zurecht zu kommen, ist sicher. Vielfach folgt aber auf die Schul- und Knabenzeit eine unerquickliche Zeit der Verlegenheit, der leeren Freiheit, auch wohl der Ungebundenheit und Ausschweifung, die rasch verwüstet, was in langen. Jahren mühsam aufgebaut ist. Hier setzt die Volkshochschule ein: sie bietet mehr Bewegungsfreiheit und mehr Anerkennung des neuen Triebes zur Selbständigkeit, als das Elternhaus oft zu tun geneigt und wohl auch imstande ist; sie bietet Gelegenheit zur freien Selbstbetätigung im Kreise jugendlicher Genossen, aber innerhalb der durch die festen Lebensordnungen der Anstalt gezogenen Grenzen; sie bewahrt dadurch vor der Verwilderung, welche in den Kreisen der ganz auf sich gestellten Jugend, unsrer Fabrik- und Straßenjugend, so leicht eintritt; sie bietet endlich die Fülle belehrender und erziehender geistigen Inhalte, die dem innersten Verlangen und dem dringendsten Bedürfnis dieser so oft Hunger leidenden Jahre gemäß sind. Die allgemeine Voraussetzung ist aber dabei, daß die Zöglinge vom Lande kommen, und es auch ihre Bestimmung ist, auf dem Lande zu bleiben. Ein Hinüberführen in städtische Lebensformen wäre dem Zweck gerade entgegen. Die Zöglinge geschickt machen, alle die Aufgaben zu lösen, welche die ländliche Lebenssphäre stellt, das ist die Bestimmung der Volkshochschule. Und zwar die allgemeinen Lebensaufgaben, nicht die technischen; das überläßt sie den Fachschulen, Ackerbauschulen, Gewerbeschulen usw. Sie will Menschen bilden, Menschen, die mit offenen Sinnen und geschlossenem Wesen sich in diesem Kreise betätigen, ihren Platz in der Familie, in der Gemeinde, in der Gesellschaft,

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