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Zwischen der von Bethmann im Auftrage der Direction der Monumenta Germaniae historica durch Italien unternommenen Forschungsreise und dem Abdrucke seines über dieselbe erstatteten Berichtes im XII. Bande des Archives der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde waren nicht weniger als 20 Jahre verflossen. So werthvoll daher auch Bethmanns Mittheilungen an sich sind, so sehr sie auch dem Verfasser dieser Notizen bei seiner im März und April des vorigen Jahres durch die italienischen Archive und Bibliotheken unternommenen Wanderung als stummer und allzeit hülfreicher Führer gedient haben, so haben sie doch in ein zelnen Punkten schon manches an der Vollkraft ihrer Brauchbarkeit eingebüsst. Manches hat sich seitdem in der That geändert, und wie viel mehr könnte sich nicht bei den inzwischen jenseits der Alpen vorgegangenen politischen Umwälzungen geändert haben! Es mag daher wohl nicht unerwünscht sein, sich darüber zu vergewissern, wo und wie sich seit Bethmanns Studien der alte Zustand erhalten hat, was an Umänderungen seitdem vor sich gegangen ist. Am meisten sind wohl die Personal-Verhältnisse auf Bibliotheken und Archiven, auf die dem forschenden Fremden doch gerade soviel ankommen muss, Veränderungen unterworfen gewesen. Auch seitdem Referent jene Sammlungen durchwanderte, sind deren vielleicht wieder vor sich gegangen, und mit der Zeit werden sich noch andere vollziehen, aber wer sich in der nächsten Zeit zu ähnlichem Zwecke über die Alpen begiebt, wird sie hoffentlich im wesentlichen noch unverändert vorfinden und wird sich der hier

folgenden Mittheilungen als Empfehlung getrost bedienen dürfen.

Der letzteren bedarf es zwar nicht immer und überall, doch sind sie ein angenehmes Förderungsmittel. Verfasser dieses ist deshalb Herrn Prof. Dümmler in Halle, den Herren Professoren Busson, Ficker, Huber, Stumpf-Brentano in Innsbruck, wie den Herren Professor Sickel, Dr. Bayer und Rieger in Wien, zu lebhaftestem Danke verpflichtet, und weiss nicht

minder die ihm in Italien gewordenen Empfehlungen und Anweisungen dankbarst zu schätzen.

Schon Bethmann hat die Zuvorkommenheit und bereitwillige Hülfe der dortigen Gelehrten und Beamten für unsere Studien in weitestem Masse anerkannt, und Referent kann hierzu nur versichern, dass ihm nicht nur kein einziges Beispiel von Uebelwollen und Unliebenswürdigkeit, von denen er leider an vereinzelten Stellen in Deutschland zu berichten wüsste, begegnet ist, sondern dass mit der Ausdehnung und Erleichterung des schnellen Verkehres auch jene Vorzüge unserer Fachgenossen jenseits der Alpen noch zugenommen zu haben scheinen. Hier und da war es trotz der äusserst beschränkten Zeit nöthig, dass unsererseits den localen und persönlichen Verhältnissen, namentlich wenn die betreffenden Persönlichkeiten zugleich ein geistliches Amt bekleideten, Rechnung getragen wurde; mehr als einmal sind aber wiederum dem Referenten und seiner Thätigkeit alle individuellen Beziehungen und Gewohnheiten in grösster Ausdehnung und bereitwilligst zum Opfer gebracht worden. Die namhaftesten Gelehrten unterschieden sich in dieser Richtung nicht von den nur in den engsten Kreisen forschenden Liebhabern; an letzteren fehlt es in den kleineren und kleinsten Orten kaum bei dem für die Geschichtsforschung aller Jahrhunderte so ergiebigen Boden Italiens, und die bequemeren Verkehrsverhältnisse haben namentlich in diesen Kreisen recht tebhafte Beziehungen und Verbindungen hervorgebracht. Mehrfach haben sich sogar auch der historischen Forschung fern stehende Private in liebenswürdigster und zuvorkommendster Weise der Förderung unserer Forschung unterzogen. Wir werden nicht ermangeln, ihrer aller bei betreffender Gelegenheit hier in dankbarster Erinnerung namentlich zu gedenken.

Auch die öffentlichen Sammlungen und Anstalten kamen in hervorragendster Weise unseren Bemühungen entgegen. Für die Benutzung der Staats-Archive genügte in der Regel eine einfache Eingabe im Augenblicke des Eintreffens oder im Laufe der Arbeit. Die Bibliotheken sind zumeist in längeren und bequemeren Zeiträumen geöffnet, für die Arbeiten practisch und würdig eingerichtet. Nicht minder waren die Beamten nicht nur zu augenblicklicher freundlicher Hülfe bereit, sondern waren auch bemüht, durch bereitwillige Mittheilungen auf nachträgliche Anfragen Lücken und Zweifel in den an Ort und Stelle gemachten Studien auszugleichen. Seinen Dank für solche und ähnliche Gefälligkeiten kann man am besten durch Ueberreichung irgend eines selbst kleineren Productes der eigenen litterarischen Thätigkeit ausdrücken, und darf daneben wohl noch versichert sein, auch wiederum mit reichen und oft nicht wenig kostbaren Gegengaben bedacht zu

werden. Bei dem untersten dienenden Personal der Archive und Bibliotheken kann man leicht durch kleinere pecuniäre Gratificationen den Diensteifer über das gewöhnliche Mass erhöhen.

Was die innere Einrichtung der Bibliotheken zunächst betrifft, so weicht dieselbe im Grossen und Ganzen kaum von der der unserigen ab; die hervorragendste und bekannteste Ausnahme hiervon bildet ja eigentlich nur die Laurenziana zu Florenz durch Erhaltung der ganzen mittelalterlichen Aufstellung: in grossem herrlich getäfelten Saale laufen zu beiden Seiten bis an die Wände Bänke mit davor befindlichen in bestem Renaissancestil gearbeiteten hohen Pulten, auf denen an der Untenseite angekettet die Handschriften liegen; an der dem Gange zugewandten Schmalseite der Pulte ist das Verzeichniss der auf demselben liegenden Bücher angebracht, und es erklärt sich hierdurch die bekannte Citierung von: Plut. dextr. resp. sinistr.

In der Aufbewahrungsart und Ordnung der Urkunden dagegen herrscht nicht nur grosse Verschiedenheit von unseren Verhältnissen, sondern es geht auch durch die ganzen italienischen Sammlungen kam ein einheitliches System. Die allmähliche Entstehung der dortigen Archive durch Vereinigung der der früheren weltlichen und geistlichen Corporationen bringt es mit sich, dass man namentlich die den letzteren angehörigen Urkundenvorräthe in ihrem altem Umfange erhält, wodurch es wiederum nöthig wird bei den Nachforschungen nach einzelnen Stücken die Provenienz derselben möglichst genau anzugeben. Bei der neuerdings wiederholt stattgefundenen Aufhebung der Klöster und Einziehung ihrer Archive geht dies System jedenfalls noch einer bedeutenden Erweiterung entgegen. Allerdings schreitet bei dem plötzlichen Andrange von neuerworbenem Materiale die Ordnung desselben nur äusserst langsam fort, und sind leider die einzelnen nicht geordneten und in der Ordnung begriffenen Abtheilungen der Benutzung unzugänglich

Innerhalb der einzelnen Provenienzen soll die Ordnung eine chronologische sein, doch ist sie oft nur in grossen und unbestimmten Zügen durchgeführt. Nur in wenigen Archiven ist, wie bei uns, jede einzelne Urkunde in einen besonderen Umschlag eingefaltet, der ein Regest und genaue Datierung trägt; der Mehrzahl nach sind vielmehr die Urkunden einzeln zusammengerollt, und ist auf der schmalen Aussenseite höchstens die Jahreszahl und ein Name angebracht, bei Notariatsinstrumenten, deren sich eine Unzahl in Italien erhalten hat, nur zu oft in irreführender Weise der Name des Kaisers oder Königs, unter dem der betreffende Rechtsact aufgenommen wurde.

Je nach der Grösse des betreffenden Archives sind die ein halbes oder ganzes Jahrhundert umfassenden Rollen in Kästen 'buste' (sing. busta) zusammengelegt. Diese Aufbewahrungsart wird allerdings dadurch erleichtert, dass einmal eine grosse Zahl von Urkunden, wie die Notariatsinstrumente, nie Siegel besassen, und dass andererseits an der Mehrzahĺ der besiegelten Urkunden die Siegel fast gänzlich zerstört sind. Durch diese Umstände ist es aber ebenso wieder möglich geworden, ein anderes auf der Marziana und in einigen Privatsammlungen vorgefundenes Verfahren einzuschlagen: die Urkunden auseinandergefaltet auf starken Blättern von Kartenpapier, die für die Dorsualnotizen Ausschnitte haben, zu befestigen und diese Blätter zu Büchern zusammen zu binden.

Es erübrigt nun zunächst nur noch mit einem Worte den etwas buntscheckigen Anstrich der hier folgenden Notizen zu beleuchten. Die Studien des Verfassers betrafen allerdings in erster Linie die Urkunden Kaisers Lothars III, und werden dieselben der Hauptsache nach demnächst in einer Diplomatik dieses Kaisers an die Oeffentlichkeit gelangen, aber von ihnen ausgehend glaubte es der Verfasser nicht unterlassen zu dürfen, den deutschen Kaiserurkunden und vornehmlich denen der Lothar zunächst voraufgehenden und folgenden Perioden seine Aufmerksamkeit zuzuwenden, und hofft in den vorliegenden Notizen erwünschte Beiträge für den heutigen Stand der Kaiserdiplomatik1), zu dem sich dieselbe erst seit Bethmanns Untersuchungen entwickelt hat, zu liefern. Soweit es die beschränkte Zeit erlaubte, sind hie und da auch Codices berücksichtigt worden, jedoch weniger hinsichtlich ihres Inhaltes, als ihres Interesses für Paläographie und Handschriftenkunde.

1) Die Bezeichnung der Urkunden erfolgt natürlich nach den Verzeichnissen Stumpfs (St.) und in subsidio Böhmers (B.), die Aufzählung der Sammlungen dagegen nach der Reihenfolge, wie sie vom Referenten besucht worden sind.

I. Verona.

1) Archivio e Biblioteca capitolare. Vorstand Sign. Canonico Giambattista conte dei Giuliari, der wie früheren Besuchern, auch Referenten seine Schätze in liberalster Weise zugänglich machte, ihn dann mit einer Reihe erfolgreicher Empfehlungen ausstattete, und auch auf spätere Anfragen bereitwilligst Auskunft ertheilte.

Leider sind hier sämmtliche Originalurkunden bis 1200 seit 1856 verschwunden, und muss man sich mit den Abschriften des Giuseppe Muselli, die indess Monogramme und Notariatszeichen geben, begnügen. Aus ihnen ergiebt sich für das Protocoll von St. 2861, dass 'Ind. VI, ann. imp. I' angegeben, auch ein "actum' wohl vorhanden, dagegen der Name des Ortes wohl schon im Orig. beschädigt war. Das Protocoll der zweifelhaften St. 3533 lautet ferner: 'I. n. s. e. i. t. Chonradus divina favente clemencia Romanorum imperator augustus... Signum domni Chonradi secundi Romanorum regis (L. M.) invictissimi. Ego Heinricus subcancellarius vice Arnoldi archicancellarii recognovi (L. S.). Data anno incarnationis dominice millesimo centesimo xlo. vii. . I. Idus Februarii, Indictione decima (wohl aus 'prima' corrigirt), anno vero regni regis Konradi VIIII, imperii II°. Actum Nuolemberc in christi nomine feliciter amen.' Das Monogramm hat durchaus keine Aehnlichkeit mit dem sonst bekannten Zeichen Konrads III, es gleicht eher einem von Heinrich II. gebrauchten, das auch unter Lothar III. einmal zur Anwendung kam; auch im Text begegnet öfters das Prädicat 'imperialis'.

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In der Bibliothek verdient wohl die Canonen sammlung des Cresconius, Perg. Cod. in länglichem 4o, Nr. LXII (60), der in seinem ersten rescribierten Theile als untere Schrift Stücke des Cod. Iustinianeus enthält, der eigenthümlichen Schrift wegen, die eine vermittelnde Stellung zwischen der eigentlichen italienischen und der merovingischen Cursive einnimmt, besondere Beachtung. Facsimile einer Seite ist vom Verfasser autographisch vervielfältigt.

2) Biblioteca municipale; geöffnet von früh 10 Uhr bis Nachm. 3 Uhr und Abends von 6-9 Uhr, alsdann jedoch nur die Lesezimmer für bereits bestellte Bücher. Präsident der Bibliotheks -Commission ist Sign. Antonio Bertoldi, ebenfalls sehr zuvorkommend und zu weiteren Empfehlungen bereit.

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