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Obgleich mir bereits im April v.J. die Leitung der DiplomataAbtheilung übertragen wurde, kam ich erst im November in die Lage, die Aufgabe, die mir gestellt wurde, und die Vorarbeiten, die ich vorfand, ganz zu überblicken. Erst von diesem Augenblicke an konnte ich Pläne für die Fortsetzung der Arbeiten entwerfen.

In einem sehr wichtigen Punkte können diese auch jetzt noch nicht als definitiv festgestellt gelten. Ueber die Vorfrage nämlich, ob für die Ausgabe der Königsurkunden die Zeitfolge massgebend sein soll oder nicht, steht die Entscheidung nicht mir, sondern der Centraldirection zu. Aber ich greife derselben gewiss nicht vor, wenn ich schon jetzt sage, dass ich nach reiflicher Erwägung der Sachlage den Vorschlag machen werde, dass die neue Serie mit den Diplomen des 10. Jahrhunderts eröffnet werde. Für meine Person musste ich mich, um nicht mit zielloser Arbeit die Zeit zu vergeuden, schlüssig machen und hatte dabei nur die Rücksicht zu beobachten, dass die Arbeit der nächsten Monate auch für den Fall verwendbar bleibe, dass die Plenarversammlung auf meinen Antrag nicht einzugehen, sondern zunächst einen andern Theil der grossen Aufgabe in Angriff nehmen zu lassen beschliessen sollte. Ebenso werde ich hier bei der Darlegung meiner Pläne vorgehn: soweit ich bestimmte Objecte ins Auge zu fassen habe, wähle ich dazu den Urkundenvorrath der sächsischen Periode, berücksichtige jedoch zugleich den der Vorzeit.

Ich weiss, dass das Unternehmen, das ich zu leiten beauftragt bin, um zu gelingen, vielseitiger Theilnahme und Unterstützung bedarf. Eben deshalb ist es gerathen, gleich beim Beginn das Programm zu veröffentlichen und selbst über die ersten Anfänge der Arbeit Rechenschaft zu geben. Die Mitarbeiter, die ich bereits gefunden habe, müssen meine Absichten kennen und benöthigen Weisungen für die gemeinsame Arbeit. Durch deren Bekanntmachung hoffe ich weitere Mitarbeiter zu gewinnen. Natürlich werden die Pläne und die Instructionen in dem Maasse fortgebildet und ergänzt werden müssen, als ich und meine Gehülfen Erfahrungen sammeln werden. Dabei wird mir auch von Seiten solcher

Fachgenossen, die nicht in der Lage sind sich activ zu betheiligen, aber in diesen Dingen doch erfahren sind, jeder Beirath willkommen sein.

Ich kann es bei diesem Anlasse nicht vermeiden, über die Leistungen meiner Vorgänger zu sprechen. Doch thue ich es nicht, um unnützer Weise Lob oder Tadel zu spenden, sondern lediglich um den Stand der Dinge_darzulegen. Daraus wird sich dann leicht ergeben, was in Zukunft vermieden werden muss und was angestrebt werden kann und soll. Zugleich hoffe ich auf diesem Wege allen Gönnern und Freunden unsers Unternehmens begreiflich zu machen, wieviel Arbeit noch zu verrichten ist.

Von allen Seiten ist der Wunsch laut geworden, dass in möglichst kurzer Zeit ein erster Band Diplomata in Druck erscheine, der allen heutigen Anforderungen an solche Edition entspreche und für die weitere Folge als Muster dienen könne. Dieser Wunsch kann nur erfüllt werden, wenn die Arbeit richtig eingetheilt und für's erste sachgemäss eingeschränkt wird. Hat doch die Erfahrung gelehrt, dass bezüglich der Urkundenpublication dem früheren Leiter und dessen Mitarbeitern eine Aufgabe von solchem Umfange gestellt war, dass sie dieselbe nicht zu bewältigen vermochten. Noch weniger wäre es jetzt, da die fortgeschrittene Lehre von den Urkunden ein tieferes Eingehen in den Gegenstand zur unabweislichen Pflicht macht, zulässig, zu gleicher Zeit die Edition von Diplomen mehrerer Jahrhunderte in Angriff nehmen zu wollen. Das höchste was ich dem doch zunächst obliegt, die Arbeit für Herbeischaffung des Materials anzuordnen und zu leiten, dann die kritische Sichtung des Materials bis zur Herstellung eines druckfertigen Manuscripts vorzunehmen das höchste, was ich mir zutraue, ist, den Urkundenstoff von etwa einem Jahrhundert nach allen Seiten zu beherrschen. Weiter reichen auch nicht, wenn ein erster Band in einigen Jahren erscheinen soll, die mir zu Gebote stehenden Arbeitskräfte und Geldmittel. Um nun die Grenzen für ein kleineres Gebiet abstecken zu können, will ich von einem ganz äusserlichen und doch zwingenden Umstande ausgehn. Nach den bisherigen Druckproben wird ein recht starker Quartband 1200 bis 1500 Urkunden fassen können. Erscheint es somit räthlich, für eine erste Publication eine Partie annähernd von solchem Umfange auszuwählen, so würde dem die Bestimmung entsprechen, dass der erste Band die Diplome von Konrad I. bis Otto III. enthalten solle. Dieser Ausschnitt fiele auch so ziemlich mit der einen der Perioden zusammen, in welche wir die Geschichte Deutschlands zu zerlegen pflegen. Minder günstig steht es, wenn wir auf die Phasen der Entwicklung des Urkundenwesens

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