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seine Absicht aufzugeben und das Fest mit der übrigen Kirche zu feiern. Leo muss sich gefügt haben, wie Prospers Nachricht zeigt. Oben war gesagt worden, dass der 21. April in der römischen Kirche als Ostergrenze galt, wenn aber im Jahre 444 Ostern am 23. April gefeiert wurde und Prosper dennoch sagt 'nec erratum est, quia in die XI. kal. Maj. dies Passionis fuit,' so werden seine Worte erklärlich und auch erst verständlich durch eine Angabe 1), welche Leo in einem Briefe 2) an Kaiser Marcian macht: "Quod enim in decimum et in nonum kalendarum Majarum videtur nonnumquam pervenisse festivitas, quadam ratione defenditur. Quia etsi dies resurrectionis ultra terminum videtur exisse, dies tamen passionis limitem positum non invenietur egressus.' Also auch hier finden wir vollkommene Uebereinstimmung Prospers mit Leo's Ansicht. Wenn ersterer dann hinzufügt, in dem Jahre hätte man am Gründungstage der Stadt aus frommer Scheu keine Circusspiele gegeben, weil der Tag (21. April) mit dem dies passionis zusammenfiel, so zeigt schon das zur Genüge, dass die Chronik in Rom geschrieben ist. Vornehmlich berücksichtigt Prosper also die Thätigkeit des römischen Bischofs, aber auch über sonstige Ereignisse in Rom berichtet er mit Detailkenntniss, soweit eine solche bei der durchschnittlichen Dürftigkeit seiner Chronik sich überhaupt zeigen kann. ist z. B. über die Katastrophen der Jahre 454 und 455 wol unterrichtet, kennt die Einzelheiten und Nebenumstände bei der Ermordung Valentinians III. Sein Aufenthalt in Rom ist wol auch Veranlassung für die öftere sehr dankenswerthe Rück sichtnahme auf die Vandalen, von denen Roms Wohl und Wehe nicht zum kleinsten Theil abhing. Die Eroberung und Plünderung Roms durch die Vandalen wird mit gewöhnlicher Kürze berichtet, aber sie ist ihm 'multis digna lacrymis.' Mit römischen Ereignissen beschäftigt sich wol zuerst etwas eingehender der Bericht über Leo's Papstwahl, vorher beziehen sich die detaillirteren Nachrichten mehr auf gallische Ereignisse. Auch darin liegt eine gewisse Bestätigung der Vermuthung, dass Prosper um 440 mit Leo nach Rom gegangen sei. Doch mag das dahingestellt bleiben.

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Die ganze Chronik zeigt dagegen schon die hohe Verehrung des apostolischen Stuhles zu Rom und vertritt in gewissem Sinne das Interesse desselben. Dass P. die vollständige Reihe der römischen Bischöfe nebst ihrer Regierungszeit giebt, soll dafür nicht angeführt werden, obgleich die übrigen Chroniken, die es sonst thun, wenigstens danach streben 3), die Reihe der Bischöfe der übrigen Hauptkirchen,

1) Cf. Migne, LIV, 608 n. 1. 2) Ep. 121 bei Migne LIV, 1057. 3) Idatius klagt an zwei Stellen, dass er die Bischöfe von Alexandrien und Jerusalem leider nicht zu nennen wisse: Ronc. II, 13/14 und 17/18.

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wie Constantinopel, Alexandrien, Antiochien, Jerusalem zu geben, welchen Zweck P. keineswegs verfolgt. Aber das Interesse für den römischen Stuhl zeigt sich, wenn er an einer mehrfach berührten Stelle ) hervorhebt, dass Pelagius zuerst von Papst Innocenz verdammt sei, wenn er besonders hervorhebt, dass die Synode von Karthago im Jahr 418 ihre Beschlüsse an Papst Zosimus zur Bestätigung übersandt habe. Den Nestorianismus bekämpft Cyrilli Alexandrini episcopi industria et papae Caelestini auctoritas.' 2) Gerade die auctoritas des römischen Stuhles wird in Leo's Zeit mehr als jemals früher betont, wie das Leo's Briefe und die Concilsacten seiner Zeit, namentlich die von Chalcedon auf jeder Seite beweisen. Von Papst Caelestin erwähnt P. noch, dass er den Bischof Germanus von Auxere nach Britannien zur Ausrottung der pelagianischen Ketzerei und den römischen Diakon Palladius als Bischof zu den Schotten gesandt habe. Nach Caelestins Tode wird Xystus 3) 'totius urbis pace et consensione mirabili' ordinirt. Gewiss muss die häufige rühmende Erwähnung der römischen Bischöfe absichtlich sein und daran kann kein Zweifel mehr sein, wenn man einige Stellen des ersten Theiles von P's. Chronik beachtet. Hieronymus hat ad a. Abr. 22084): Romae episcopatum suscipit Victor, cujus mediocria de religione extant volumina.' Dafür sagt P.5): 'cujus non mediocria de religione extant volumina.' Schwerlich hat er sie gekannt und von ihrem Werth überzeugt die Aenderung vorgenommen. Ferner, P. ) schreibt aus Hieron.") wörtlich ab, dass Bischof Liberius von Rom wegen seines Festhaltens an der athanasianisch-katholischen Lehre verbannt, an seine Stelle von den Arianern Felix gesetzt worden sei; diesem hätten sich viele römische Geistliche angeschlossen, P. schliesst den Passus mit den Worten: 'et post annum reverso in urbem Liberio, cum Felice ejecti sunt', lässt aber des Hieron, Worte weg: 'quia Liberius taedio victus exilii et in haereticam pravitatem subscribens, Romam quasi victor intraverat.' Die Aufstellung des Gegenbischofs Ursinus gegen Liberius' Nachfolger Damasus übergeht P. ganz, und er hat Grund dazu, denn Hieronymus) sagt, es wäre zwischen den Anhängern der beiden Bischöfe zum Kampfe gekommen und 'crudelissimae interfectiones diversi sexus perpetratae.' Man kann nach diesen Beispielen nicht verkennen, dass P's. Chro

1) ad a. 416: Ronc. I, 949/50. 2) Zum J. 428: Ronc. I, 655/6. 3) Zum J. 432: Ronc. I, 657,58. 4) Ronc. I, 467/8. 5) ad a. 192. Commodo VII. et Pertinace coss.: Ronc. I, 591/2. 6) ad a. 348. Philippo et Salia coss. Ronc. I, 623/4. 7) ad a. Abr. 2366. Ronc. I, 503/4. Ueber das Factum und dessen spätere Entstellung vgl. Döllinger, Papstfabeln. S. 106-123. 8) ad a. Abr. 2383. Ronc. I, 511/12,

nik eine bestimmte Tendenz, das Interesse des römischen Stuhles vertritt. Auch in den sonstigen Werken P's. finden sich Stellen, welche die Hoheit und den Vorrang des apostolischen Sitzes in starken Ausdrücken hervorheben. So sagt das Carmen de Ingratis v. 40 ff.: 1) 'Sedes Roma Petri, quae pastoralis honoris Facta caput mundo, quidquid non possidet armis, Relligione tenet'.

Wenn aber der päpstliche Standpunkt in den theologischen Werken doch noch weniger sichtbar wird, so muss man sich erinnern, dass sie sämmtlich geschrieben sind, bevor P. nach Rom ging.

Es konnte eigentlich nie zweifelhaft sein, dass die Chronik von dem bekannten Prosper geschrieben ist, darum hatten die obigen Ausführungen auch nicht den alleinigen Zweck, die Autorschaft P'.s zu erweisen, sondern sie ergaben zugleich einige Momente für die Kritik der Chronik und die Beurtheilung ihres Verfassers, zeigten aber auch, dass alle Merkmale, welche wir aus der Chronik in Bezug auf Heimath und Aufenthaltsort, Stand, Sinnesweise und geistigen Standpunkt des Verfassers gewinnen, genau übereinstimmen mit dem, was wir sonst über Prosper und sein Leben wissen. Damit verlieren die Meinungen, welche die Chronik ganz oder theilweise Prosper absprechen, jeglichen Halt. Le Cointe wollte den ersten Theil bis 378 P. absprechen, weil er einige Differenzen in den Computationen des ersten und zweiten Theiles wahrnahm, sie erklären sich meist durch handschriftliche Fehler.) Garnerius nahm chronologische Fehler im zweiten Theil wahr, und sprach darum das ganze Werk Prosper ab, doch sah er auch Fehler, wo keine waren und aus den wirklichen Fehlern konnte er nur schliessen, dass P. schlecht gearbeitet hat. Sirmond endlich will das Stück von 445 bis 455 einem Fortsetzer zuschreiben, während er P. für den Verfasser der Chronik hält. Gegenüber den Zeugnissen des Cassiodor und Gennadius, nach denen P. bis 455 geschrieben hat, musste nachgewiesen werden, dass der Abschnitt von 445 an von dem übrigen Theil der Chronik so verschieden ist, dass er nicht von demselben Verfasser herrühren kann. Das ist nun nicht zu erweisen, wol aber, dass beide Abschnitte, Abfassungsort, Gesichtskreis, Tendenz, Sprachstyl gemein haben und also nach folgerichtigem Schluss demselben Verfasser angehören müssen. Endlich in neuester Zeit ist noch einmal die ganze Chronik Prosper

1) vgl. ferner: Lib. contra Coll. v. 3; XXI, 2 und 4. Cointe hatte nur Labbe's Ausgabe des Integrum.

2) Le

abgesprochen worden. Fernow sagt in einem Aufsatz 1) 'Romanische Elemente im Chronicon des Prosper von Aquitanien': 'Ob er (Prosper der Chronist) mit dem gleichnamigen christlichen Dichter identisch ist, darüber ist gestritten worden. Mir scheint die Identität nicht wahrscheinlich, da jener Prosper an Eleganz des Styles einem Venantius Fortunatus wenig nachgiebt und von den sprachlichen Corruptionen unseres Prosper keine Spur zeigt.'

Indessen kann diese Behauptung wol kaum Anspruch auf eingehendere Widerlegung machen, denn Fernow begründet seine Ansicht von den sprachlichen Corruptionen in Prospers 2) Chronik hauptsächlich auf den Auszug der alten vatikanischen Handschrift, der von einem grammatiseh ganz ungebildeten Schreiber, wahrscheinlich des siebenten Jahrhunderts gemacht ist. Aus diesem zieht Fernow die meisten seiner Belegstellen für die romanischen Elemente im Chron. Prospers, aber nicht allein aus diesem, sondern auch aus dem ursprünglichen, echten Chronikon, welches nach ihm in dem Vulgärlatein, das am Ende des fünften Jahrhunderts in den später romanischen Ländern gesprochen wurde, geschrieben ist. Auch dem philologisch ganz ungebildeten Auge muss es auf den ersten Blick klar werden, dass die Sprache des ursprünglichen Chronikons und des vatikanischen Auszugs so verschieden ist, wie etwa die einer merowingischen Urkunde und eines kaiserlichen Erlasses des Codex Theodosianus. Die Sprache des letzteren ist gewiss nicht klassisch, aber sie unterscheidet sich doch sehr wesentlich von der merowingischen Schriftsprache, indem sie reine Flexionsformen, reinen und ursprünglichen Vokalismus und Consonantismus hat. Indem Fernow nichtklassisches Latein und Vulgärlatein mit einander identificirt, oder 3) wenigstens die Eigenthümlichkeiten beider Sprachformen nicht genug auseinanderhält, Denkmäler beider Gattungen auf gleichem Fusse behandelt, kommt er dahin, uns zu beweisen, dass des heiligen Hieronymus und des heiligen Augustin Sprache,

1) In Ebert und Lemcke's Jahrbuch für romanische und englische Literatur. Jahrg. 1870 p. 157-280. 2) Von ihm sagt Fernow in der Einleitung p. 257: 'Ueber P's. Leben und Persönlichkeit ist so viel wie nichts bekannt. Nur das steht fest, dass er als Geistlicher (wahrscheinlich höheren Ranges) im südlichen Frankreich (daher sein Beiname Aquitanus) gegen das Ende des fünften Jahrhunderts gelebt hat.. Seine Chronik reiht sich an die des ersten (!) christlichen Chronikenschreibers, des Bischofs (!) Hieronymus an.' Ich muss leider sagen, dass davon fast kein Wort wahr ist. 3) Er unterscheidet p. 258 selbst grammatisch gebildete Schriftsteller und solche, die in der Volkssprache schreiben, als Vertreter der ersten Gattung gilt ihm Apollinaris Sidonius, als Vertreter der letzteren Prospers Chronik.

von denen der eine in Palästina, der andere in Afrika lebt, voll romanischer Elemente ist. Eine grosse Anzahl von Belegstellen hat Fernow nämlich aus dem ersten Theil der Chronik genommen, in dem man mit leichter Mühe die Worte zählen kann, welche P. geändert oder zugesetzt hat, während alles übrige aus Hieronymus' Chronik, einiges aus Augustins Schrift 'De haeresibus' genau copirt ist.

Das hat Herr F. übersehen oder nicht beachtet. Die Sprache des selbständigen Theils von Prospers Chronik ist von der des Auszuges aus Hieron. kaum verschieden. Offenbar hat des Hieron. Chronikenstyl auf P's. Fortsetzung bedeutenden Einfluss geübt; seine Sprache ist einfach, wie es schon die Kürze seiner Nachrichten mit sich bringt. Von der rhetorischen Fülle und Ueberladenheit seiner sonstigen prosaischen Schriften ist in der Chronik wenig zu merken. Das ist auch ganz selbstverständlich und erklärt sich zur Genüge aus dem verschiedenen Charakter der Schriften. Bei längeren Ausführungen begegnet man auch in der Chronik geschraubten Perioden, wie sie dem für schön gehaltenen Styl des fünften Jahrhunderts eigenthümlich sind. Man hat in der Zeit verschiedene Stylarten, der verzwickteste und geschraubteste ist der panegyrische und Briefstyl, auch die Predigten gehören mit in diese Kategorie, schon lesbarer ist der theologische, philosophische oder sonstige wissenschaftliche Tractat, verhältnissmässig am nüchternsten ist der historisch - erzählende Styl, es giebt nur leider wenig Beispiele für denselben und die wenigen sind meist Chroniken: sie sind zu dürftig, um elegant sein zu können, so verhält es sich auch mit P's. Chronik. Dass ihr Verfasser aber die formelle Bildung der Rhetorenschulen erhalten hat, dürfte sich dennoch aus ihr entnehmen lassen; von Vulgärlatein zeigt sie keine Spur. Prosper der bekannte Kirchenschriftsteller hat sie ohne Zweifel ganz verfasst.

Wie erklärt sich nun aber das Citat aus Prosper, welches Liberatus einem Lucentius zuschreibt? Wir können darüber nur sagen, was Tillemont schon bemerkt hat, seine Worte mögen deshalb hier stehen: 1) Nous venons de voir que la chronique est attribuée à St. Prosper par Victorius et d'autres. Si donc Libérat ne s'y peut pas accorder, il faut avouer, qu'il se trompe. Mais il est aise, que Lucentius ait fait effectivement une chronique où il avait copié celle de St. Prosper, comme St. Prosper avait copié Eusebe et St. Jerome. Es ist ein Lucentius bekannt aus der Zeit, in der die Chronik geschrieben ist, er war Bischof v. Ascoli,

1) Mémoires p. s. à l'hist. eccl. XVI, 737.

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