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und sprache gewinnen lässt, ist keine frage. die mundart des Helands in London und des Heliands in München sowie anderer niederdeutscher denkmåler harrt noch immer der urkundlichen feststellung ihrer heimat. nicht minder fordert Scherers vermutung über die alten Sangaller arbeiten (s. 459) zu einer prüfung heraus und der kürzlich erschienene erste teil der Sangaller urkunden bietet dafür das erforderliche material. was mir schon bei der ersten bekanntschaft daran auffiel, wird jetzt keinem aufmerksamen entgehen. auch der reichtum der Freisinger urkunden, in denen mir neben den fuldischen zuerst (nordalbingische studien 1843/44. 1, xxvII 11ff. 210ff.) die pracht der deutschen namen verlockend entgegentrat, reizt zu erneuerter betrachtung, schon wegen s: 445. 451. aber ich will einer geschichte der althochdeutschen litteratur und sprache, für die unsre arbeit einige vorarbeiten liefert und den weg hinlänglich bezeichnet, nicht weiter vorgreifen. nur ergibt sich für jene schon jetzt die merkwürdige tatsache dass aus Alemannien kaum ein zusammenhangender deutscher satz aus dem achten und früheren neunten jh. vorliegt, es sei denn dass man die Basler recepte (LXII), das eine mit allerlei spuren des niederdeutschen, das andre halbangelsächsisch, und das Sangaller paternoster und credo (LVII), das sich kaum von einer interlinearversion unterscheidet, für besondere alemannische stilproben gelten lässt. es kam hier zunächst darauf an sich nur das notdürftigste verständnis des lateins zu verschaffen; daher die interlinearversionen und die glossen, die hier ebenso häufig und massenhaft als in Franken selten sind. von fränkischen glossen ist aufser den Kölner glossen in Haupts zs. 14, 189 f. bisher nur unerwähnt geblieben der geringere überrest einer alten hochfränkischen aufzeichnung der auch in Reichenau (Diutiska 1, 279f.) und Sangallen (Hattemer 1,313) vorkommenden glossen zu einer 'ascetischen exhortation', die Graff auf dem deckel des cod. 117 der Frankfurter dombibliothek fand und von der er im sprachschatz 1, XXXIV eine 'probe' mitteilte; nach einer mitteilung Franz Roths ist dieser 'probe' nur die eine glosse muots[cac]hi (bei Graff 6, 412) hinzuzufügen, die andre seite aber des abgelösten blattes hat keine glosse mehr ergeben. in Baiern, der unzweifelhaften heimat der hrabanischen glossen, war man wohl in ähnlicher weise tätig wie in Alemannien, obgleich auch da die interlinearversionen fehlen und wohl nur das carmen ad deum (LXI) an barbarei den älteren alemannischen arbeiten gleichkommt. sonst verstand man früh in Freising (LIV. LV) und SEmmeram (LXXVIII) ein rechtschaffenes deutsch zu schreiben. in Franken aber, in der umgebung des hofes, des mittelpunkts aller damaligen bildung, hat man von anfang an mit verstand übersetzt und schrieb das deutsche mit sorgfalt, ja vortrefflich, mag die Hamelburger urkunde original oder spätere abschrift sein. so auch in Sachsen, wo die neue schulbildung bald fufs fasste. in Alemannien beginnt erst mit Hrabans schülern Walahfrid in Reichenau und Hartmuat und Werinbreht in SGallen eine neue epoche. indem man sich hier aber mit eifer auf die lateinische versification, dann auch auf die musik warf, schlug man in Franken wohl zuerst den ton der deutschen geistlichen dichtung an, der bald in Baiern (IX. XV) und in Alemannien (X. XII. XIII. XVII?) wider

hall fand. später im zehnten und beginnenden elften jh., wo in Franken wie es scheint, bis auf die Virgilglossen, fast jede tätigkeit ruhte, kehrte sich endlich das verhältnis zwischen Baiern und Alemannien um, indem dort eine grofse glossenlitteratur sich entwickelte, in SGallen aber Notker und seine schüler ihre übersetzungen begannen, die dann wieder in Baiern (LXXXI) und bei dem Franken Williram nachahmung fanden.

Die geschichte des althochdeutschen schliefst mit der ausbildung des neufränkischen oder mitteldeutschen vocalismus, der abschleifung der endungen und dem durchdringen des umlautes. soviel eifer sich neuerdings auch für das mitteldeutsche' gezeigt hat, im eifer sollte man nur nie vergessen dass WGrimms abhandlung über Athis und Prophilias im januar 1844 gelesen ist und Lachmanns 'drei bruchstücke niederrheinischer gedichte' von 1836 zuerst auf die 'en/deckung geführt haben,

so scheint man doch an die verhältnismäfsig späte ausbildung seines vocalismus noch gar nicht gedacht zu haben, wozu freilich einige kenntnis des althochdeutXXIX schen gehört. der umlaut geht mit der abschwächung der endungen offenbar hand in hand und kann sich nicht erst entwickelt haben als das i in der endung, das ihn hervorrief, vollständig abgestorben war. als man das althochdeutsche zu schreiben anfieng, stand es wie in den flexionen, so auch in seinem vocalismus noch auf einer älteren stufe als das ags. und alin. und der umlaut des a in e war nicht einmal ganz durchgedrungen. dem a aber muss das u unmittelbar gefolgt sein, je empfindlicher der laut schon an sich ist, da er selbst ohne äussere ursachen in manchen sprachen, auch in germanischen, in ü übergegangen ist. der umlaut von û in iu bei Notker [vgl. fiuli, geliuru Virgilgl. zs. 15, 22] entschieden ausgebildet setzt den von u in ü voraus, und Haupts ansicht über das muillen im Georgsleich 38 ist daher wahrscheinlicher als die zweite annahme, die Lachmann noch daneben gelten liefs. vielleicht ist selbst des Isidors lyuzil 11, 17. 12, 8, liuzil 12, 18. 21, 14 schon eben so zu erklären. ganz sichere spuren des umgelauteten u fallen jedesfalls noch ins XI jh., s. zu XXXII 2, 64 und zu XXXIV 13,9. [ruerin LXXXI, 27.] gleichzeitig tritt dann der umlaut von â in è in neufränkischen, mitteldeutschen quellen hervor, s. zu XXXIII G1 134. und in der hs. des Melker Marienlieds von c. 1130 (s. zu XXXIX 1, 5) finden wir ihn ganz vollständig entwickelt; vgl. noch die anm. zu Olloh LXXXIII, 59 [und Scherer ≈GDS. 143–145 über den zusammenhang des umlauts und der ui, oi und ähnlicher schreibungen mit der mouillierung des consonanten durch nachfolgendes i]. die geschichte des neuhochdeutschen knüpft in jenen drei punkten unmittelbar an die des althochdeutschen an. ihre vorgeschichte aber, die das aufkommen und vordringen der neuen baierischÖsterreichischen diphthonge und die entstehung und ausbreitung der reichssprache bis auf Luther zu verfolgen hätte, wird sich nicht wohl behandeln lassen so lange nicht das urkundliche material namentlich der mittleren landschaften in genügender fülle und getreuen abdrücken vorliegt. eher liefse sich schon die ausbreitung der lutherischen sprache und das zurückweichen der dialecte und landschaftlichen sprachformationen aus der litteratur und schrift darstellen, so wie die feststellung der grammatik des neuhochdeutschen, die wesentlich von Luther ausgeht, und seine innere re

gelung und weitere ausbildung. jeder der mit der speciallitteratur und dem urkundenvorrat einer landschaft vertraut ist, könnte für die beiden ersten abschnitte der arbeit nützliche beiträge liefern und innerhalb unserer historischen vereine sich mancher damit ein verdienst erwerben.

Für die geschichte der poesie oder zunächst der poetischen form ist zu beachten dass wie s. 283 bemerkt ward die althochdeutschen, geistlichen gesänge in ungleichen strophen und gleichen versen ihr vorbild weder in der lateinischen hymnenpoesie, noch auch in den prosen oder sequenzen haben, dass ihre art vielmehr volksmässiger herkunft zu sein scheint (vgl. s. 320) und von den nachbildungen der prosen unterschieden werden muss. ich glaube daher dass man besser den namen ‘leich' für jene gattung von gedichten ganz aufgibt und ihn auf diese dem mittelhochdeutschen sprachgebrauch gemäss einschränkt, zumal da jeder innere grund fehlt jene von den gleichstrophigen liedern abzusondern, wie denn auch Lachmann (über singen und sagen s. 108, über Otfrid s. 280") nicht nur die lieder auf den heiligen Georg und de Heinrico, sondern auch den gesang auf den heiligen Gallus und Wackernagel (litteraturgesch. s. 65 ff.) alle althochdeutschen strophischen gedichte aufser Otfrid leiche' genannt haben. aber der name ist weder für die eine noch die andre gattung überliefert. die bedeutung 'chorgesang', die Wackernagel dem worte beimisst, konnte es ohne zweifel xxx haben, aber der mittelhochdeutsche terminus geht nicht davon, sondern von der von modus aus, wie Notker und die Sangaller das wort gebrauchen, vielleicht selbst in der bekannten stelle dáz ze síngenne getân íst álsô lied únde léicha ohne besondere technische einschränkung, gleich 'lieder und weisen'; und die ältesten mittelhochdeutschen leiche, der leich des von Gutenburg des von Rucke, der von Muri (LXII), auch der von Arnstein (XXXVIII) wenn man den wegen der dactylischen sätze hieher und nicht nach seiner übrigen beschaffenheit zu den alten ungleichstrophigen gedichten rechnen will, waren keineswegs, soviel wir sehen, für den chorgesang bestimmt, da in ihnen die redende person im singular steht, wie im modus florum XX, 1 ff. vgl. Liebinc XXI, 1, s. 312, Ottinc XXII, 63 ff. auch von den stücken XXXIV. XLIII. XLIV in ungleichen versen ist nach ihrem ton wohl sicher. (vgl. Scherer s. 374) dass sie nicht im chor gesungen sind, obgleich aufser der anrede in XLIII, 12, 4, und XLIV, 5, 4 sonst der plural der ersten person in ihnen durchsteht, da dieser hier derselbe ist wie in predigten und den gebeten XIV. XV. so verfällt auch das gleichstrophige Marienlob (XL) dreimal 1, 21. 3, 1. 20 vom wir und uns in die anrede. und mit dem anfang dieses gedichts vergleiche man den der Samariterin (X): aus 1 Lesen uuir, 2 uuizzun thaz wird man doch nicht mit Wackernagel schliefsen wollen dass das ungleichstrophige lied im chor gesungen wurde. auch der übergang von der ersten person sing. in die pluralis bei Ratpert XII, 1, 1. 4, im Salomo XXXV, 1 ff. 20 (beides gleichstrophige gedichte) und häufiger bei Otfrid ist predigerart. mit einer anrede, gerade wie so viele spätere volkslieder, bei Uhland nr. 159. 174. 246. 298. 304. 164 3. 4. Wille gi hôren, Welt ir hören und die ditmarschen in den schleswig-holsteinischen sagen nr. 47. 48, 1. 73, 2. 74, 1. 2 Wille gi hören einen nien sang, beginnt der gleichstrophige psalm (XIII),

C

dann folgt die erste person im singular. dieser herscht ausschliesslich in den ungleichstrophigen liedern, dem Ludwigsliede XI, dem heiligen Georg XVII, de Heinrico XVIII; dagegen der plural in den gleichstrophigen auf den heiligen Petrus IX, dem Melker Marienlied XXXIX, dem leis XXIX und in den ungleichstrophigen des Ezzo XXXI, dem Laudate und messegesang XLIV. XLV. diese waren unzweifelhaft (vgl. s. 341) für den gesang der menge und gemeinde bestimmt. auch Ratperts lobgesang nach Eckehards zeugnis, und man mag sie, wo es nötig ist, nach altem sprachgebrauch als 'leisen' ausscheiden. den lobgesang, den psalm, allesfalls das Ludwigslied nach v. 46. 47 mag man sich auch wie die spätern volkslieder und die tanzweisen und reien des mittelalters von einem vorsänger vorgetragen und die einzelnen strophen ganz oder teilweise von der menge wiederholt oder durch einen refrain begleitet denken. aber alle leiche für chorlieder und alle althochdeutsche strophische gedichte mit Wackernagel wieder für solche leiche zu halten geht nicht an.

Ob die ungleichheit der strophen allmählich zu dem aufgeben der strophischen form für die erzählung und die ungleichheit der verse in leichen wie die summa theol. zu den regellosen versen erzählender oder lehrhafter gedichte geführt hat (vgl. s. 311f. 370), lasse ich unerörtert. des grofsen behälters der reimprosa, den Wackernagel hergerichtet, wird XXXI sich niemand bedienen der nicht gedichten des XI/XII jhs. gegenüber von vornherein auf prüfung und kritik glaubt verzichten zu müssen. prüfung und urteil sollen noch erst ausmachen wie weit die regellosigkeit des versbaues in ihnen geht. die kritik muss allerdings bei ihnen mit aller vorsicht und schonung verfahren. aber mit blossen abdrücken der hss., die wie der der Benedictbeurer predigtsammlung nicht einmal für ein bequemes citieren sorgen, noch weniger die wahre gestalt und beschaffenheit eines denkmals klar und anschaulich machen und seinen sachlichen inhalt lieber ganz unberührt lassen, ist wenig oder gar nichts mehr gedient. wenn gegen das ende des XI jhs. in der Wetterau oder einer benachbarten landschaft der Krist und Antichrist (XXXIII), in Österreich die Genesis gedichtet wird, so sieht man wohl dass die unstrophische form der erzählung schon längere zeit in gebrauch gewesen sein muss. aber ihr gleichzeitiges hervortreten mit gedichten in ungleichen versen und andern strophischen, die stoffe selbst des Krist und der Genesis, die ersten auf die die dichterische tätigkeit von geistlichen verfallen muste, weisen hin auf eine neue epoche der dichtung, die wir vorläufig gegen 1070 setzen dürfen. von da an setzt diese tätigkeit im mittleren und nordwestlichen, wie im südöstlichen Deutschland sich fort, bis zu ende des XII und anfang des XIII jhs. die neue höfische kunst der laien sie ablöst. es kommt darauf an, die reihe der mitteldeutschen gedichte vom Krist und Anno bis zu Morant und Galie oder Athis ̧und Prophilias und die der südöstlichen von der Genesis bis auf Konrad von Fufsesbrunnen und was sich daran sonst noch aus dem übrigen Süddeutschland anschliefst genauer festzustellen. die in ihrer unschuld und einfalt anziehende poesie des XII jhs., in der auch noch mancher ton erklingt der später leider verschollen ist, verdient eine sorgfältigere, eingehendere und zusammenhängendere betrachtung als ihr bisher noch zu teil geworden ist,

und der einsicht wird sich nun wohl niemand mehr verschliefsen dass ihre geschichte noch eine andre, bestimmtere gestalt gewinnen muss. eine sammlung und bearbeitung verschiedener kleinerer stücke und fragmente würde in die wichtigsten fragen und untersuchungen führen und vielleicht wäre dies der richtigste und kürzeste weg zur lösung der aufgabe. fiele sie nur in die rechten hände, könnten wir uns wenigstens keinen besseren erfolg wünschen als eine solche fortsetzung und ergänzung dieser arbeit.

[Die abfassungszeit zum teil gerade der grösten und wichtigsten gedichte steht fest: der gesang des Ezzo (vor bischof Günthers tode) um 1060, die Genesis wohl noch vor 1075, der Anno um 1080, Meregarto um 1090, Melker Marienlied und Salomon (anm. zu XXXV 16, 8) vor 1130, Konrads Ruland um 1130 (und gleichzeitig etwa der Alexander?), das Paternoster und der Arnsteiner Marienleich um 1140?, die Kaiserchronik bald nach 1141 (Scherer deutsche studien, 1, 14), die Siebenzahl um 1150, Heinrich von Melk zwischen 1153 und 1163, Wernhers Maria 1172. damit ist der untersuchung der weg gewiesen und das erste augenmerk wird immer die zunehmende genauigkeit oder vielmehr die abnehmende altertümlichkeit der reime sein. wie lange verlangt eine tieftonige silbe, die später notwendig ein e hat, einen vollen vocal um mit einer andern tieftonigen ohne rücksicht auf die vorhergehenden silben oder auch mit einem grammatisch oder metrisch einsilbigen worte gebunden zu werden, wie bei Ezzo, in der Genesis, Meregarto ua.? muss deswegen zb. der Aegidius nicht noch ins XIjh. gesetzt werden? die erledigung dieser frage würde selbst die kräfte eines wohl geschulten anfängers nicht übersteigen und schon viel entscheiden. man wird freilich finden dass der einzelne auf den reim wie auf den innern versbau bald mehr, bald weniger aufmerksamkeit und sorgfalt verwendet und auch in den sprachformen, den ausdrücken und dem stil bald gröfsere, bald geringere altertümlichkeit zeigt; aber eine zusammenhängende und umfassende betrachtung aller elemente der form, zu der so manche stücke herausfordern, ich erinnere nur an die babylonische gefangenschaft und den Johannes den täufer des priesters Adelbrecht in Mones anzeiger von 1839 wird schon auch da zum ziele führen, wo aus dem inhalt und den gedanken sich kein bestimmteres chronologisches datum ergibt. hoffen wir also dass bald eine methodische forschung in dem wirrsal der litteratur des XI und XII jhs. licht und ordnung schafft. 1. 1. 72.] den 8. november 1863.

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Berlin, den 30. juni 1871.

K. M.

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