صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني
[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small]

10-31-31 "Link"

8-31-31

Borrede

zur ersten Ausgabe.

Gegenwärtige zwey Theile vollenden das Bibelwerk, welches

mit dem Druck des Neuen Testaments angefangen hat. Ihre Versendung folgt bald nach einander; der Segen einer starken Nachfrage hat sie getrennt. Sie bilden die näher verbundenen Hälften des Worts vor Christo, die durch eine gemeinsame Ueberficht gegenseitig ihr Verständniß erleichtern und reichhaltiger machen, zumal wenn die Ausgänge des alten Bundes im neuen vorhin begriffen sind. Beyde Testamente beleuchten einander, und jedes Buch derselben stärkt wieder des andern Licht, wie von den Lampen des heiligen Leuchters keine der andern entbehren kann, um das Dunkel des Heiligthums aufzuklären. Die göttliche Weisheit, welche Alles zählt und wägt, hat auch diese Bücher den spätern Geschlechtern zugemessen, als einen hinlänglichen Schaß des eingegebenen Worts, und als das Köstlichste der alten Prophetenwerke.

Was ein Prophet und ein Erleuchteter sey, das kann nur entweder eigene Erfahrung oder ein demüthiger Glaube faffen, der sich durch die Entäußerung von gemeinen Begriffen die Freyheit erwirbt, ein höheres Erkennen zu ahnden, und selber damit in irgend einem Grade begnadiget wird. Jeder Streit über die Eingebung oder Eingeistung der heiligen Schrift ist einer der eitelsten, weil ihn nur derjenige als Gegner führt, welcher noch nicht wissen kann, wovon die Frage ist. Ein solcher kann auch die heiligen Bücher nur menschlich auslegen, als bloße Volksurkunden der alten Hebräer; welche lettere doch schon in ihrem Namen einen Wink für den Uebergang enthalten, den der Glaube über die angeborenen Vernunftschranken thun muß, und der diefem Volk, wo nicht allein, doch am offenbarsten und vollståndigsten, und für alle Völker gezeigt wurde. Abraham der Jenseitige ist der Vater deren, die von oben geboren sind in Dem, der von oben her kommt.

Hier an diese große Hieroglyphe reiht sich die Betrachtung der Hebräischen Sprache natürlich an, unter der wir in gewiffer Maaße die ihr verwandten Semitischen Mundarten mit begreifen. Ihre Ursprünglichkeit, oder doch ihr naher Zusammenhang mit

ihrer Mutter, von der im elften Capitel der Genesis die Rede ist, und was daraus fließt, nämlich ihre tiefe Bedeutsamkeit und symbolischer Genius, ihre naturgemäßen Bezeichnungen, das Vielumfassende, Vielseitige ihrer Wörter und Redensarten, nebst der Verschwisterung ihrer Ausdrücke unter einander, ihre Einfalt und Freyheit, jene Geschmeidigkeit, womit sie sich ausdehnt, und doch noch Räthsel sagt, und sich enge zusammenzieht, um desto heller zu funkeln; kurz diese wahre Rede, die uns ansieht, wie die lehrreiche, vielbestimmbare, durch Fragen unterweisende Natur, diese wahre Originalität, macht sie zum geschicktesten Werkzeug einer Mittheilung, welche zu erfassen Mund und Ohr der Logik sich vergebens anstrengt. Es macht fie zur Bildersprache für das Ueberfinnliche, das dem Menschen bloß im Bilde sich nähen kann, und auch selbst beschlossen ist in feinen immateriellen Formen, die in der Materie abgespiegelt und ihre geistige Grundlage find. Seit Abraham wenigstens erwählte fie der Geist Gottes zur Sprache seiner Offenbarungen, er weihete sie sich in seinen Propheten, er schwebte in der Hülle ihres Geistes in den neuen Bund herüber, und noch heute wird fie diesem ihrem Geiste nach in den vielerley Zungen der Erde durch das Evangelium gepredigt. Sie ist bey einer unverdorbenen und gleichsam durchsichtigen Sinnlichkeit eben dadurch hoch überfinnlich, daß fie, vom Odem des heiligen Geistes erfüllt, uns die göttlichen Formeln des Ueberfinnlichen darreicht. Sie dient der Typik, und ist selbst die Typik, welche, im weitesten wie im nächsten Sinne dieses Ausdrucks, die ganze Weise der Offenbarung Gottes an den Menschen in sich faßt; so jedoch, daß die Prádicate einer außerfinnlichen oder übernatürlichen Welt welche in sich selbst wiederum finnlich und natürlich ist, nach dieser ihrer Natur buchstäblich, nach der unsrigen analogisch und urförmlich verstanden werden müssen, Vieles aber, was uns Bild scheint, sich uns im Schauen als ganz buchstäblich entdecken kann.

Alles Wort, welches die vereinzelnde Vernunft übersteigt wird höheres Naturwort, oder, was dasselbe ist, vieldeutiges Geisteswort. Es ist äußerst natürlich dadurch, daß es aus der Sichtbarkeit seine treffenden Bezeichnungen wählt, und es wählt fie als nothwendige Typen, Symbole oder Hieroglyphen, als wesentliche Gestalten oder Worte göttlicher Offenbarung in der Natur. Diese sind denu auch insgemein saamenreiche Inbegriffe von unzähligen Wahrheiten, und senden ihr Licht nach allen Seiten. Eine solche Sprache führt eine jede Ekstase, weil die Natur, aus der sie den Ausdruck schöpft, offen unter ihr liegt, fie allein das Höhere erkennt, und es durch das Niedere wesentlich auszudrücken versteht. Sie erblickt die gegenseitige Spiege lung zweyer Welten. Sie ahmt in ihren größen Aussprüchen

die Fülle und Tiefe ihrer Muster nach. Sie erkennt und nennt die Verflechtungen und Verwandtschaften der Dinge. Sie findet die vollhaltigen Mittelbegriffe und gemeinsamen Bezeichnungen solcher Gegenstände, welche nach der gewöhnlichen Ansicht auseinander liegen, wohl gar einander entgegengesett zu seyn schei nen, weil ihre Wirkung sich scheidet und widerstrebt, während ihr Wesen einerley Wurzel hat. Schon in aller wahren Poesie, als der Rede eines erhöheten Zustandes, ist dieses Leben des Worts bemerkbar. Je reiner und höher dasselbe, desto reicher und wahrer ist es. Je weiser der Dichter, desto unerschöpflicher fein Gedicht. Was wird es aber nun seyn, wenn in einer sehr naturgemäßen Sprache der allerhöchste Geist selbst, der Geist aller Weisheit und Erkenntniß, der Geistschöpfer der Natur und der lebendigmachende Geist der Gnade redet? Wird er nicht lauter Fülle reden, und in dieser Fülle Sinnliches und Uebers finnliches bis in ihre tiefsten Gründe begreifen? Wird er nicht weihen den natürlichen Wiß des orientalischen Mundes, durch den er spricht, zu einem sehr erhabenen Spiel durcheinander schwebender Begriffe, deren einer den andern erläutert, bestegelt, und ihm leuchtet nach allen Richtungen? Der heilige Geist ist die Quelle alles Guten, und kommt nur lauter gute Gabe von ihm; darum ist alle seine Rede rein und heilig, und ein tiefes Licht. Wo aber die Begeisterung zusammenhängt mit den Geistern der Finsterniß, da wird eben diese umfassende Begriffsbildung der ekstatischen Rede zur Verkehrtheit gemißbraucht, und aus der Sprache des Lichts wird ein blendendes Werkzeug nächtlicher Bosheit. Auffallend zeigt sich dieses in den beyden Versuchungsgeschichten, der der ersten Eltern, und der des andern Adam. Wir dürfen uns daher nicht wundern, wenn wir selbst einige offenbar trügerische Orakel der Heiden mit der heiligen Schrift in der Eigenschaft der Vielsinnigkeit verwandt fins den. Diese göttliche Schrift versucht nie zum Bösen, jeder erweisliche Sinn ihrer Rede ist heilsam; jene Zweydeutigkeit geht hingegen darauf aus, gefährliche Schlingen zu legen, und die Vernunft nicht für die Weisheit sondern für das Verderben ges fangen zu nehmen. Ihr Kennzeichen ist der ungöttliche, verführerische Widerspruch, sowohl in sich selbst, als mit demjeni gen, was in der Offenbarung am allerklärsten ausgesprochen ist, nämlich daß wir Gott über Alles lieben, suchen und ihm allein vertrauen sollen. Beydes sind Orakel oder Geistersprüche; denn wahre und falsche Propheten sind laut der Bibel beydes Propheten, und der heilige Geist und der böse Geist beydes Geister. Aber der Geist Gottes ordnet die Elemente des Worts zum Leben, Satan verwirrt sie zum Tode.

So ist auch beydes Poesie, die heilige und die profane; ihre

« السابقةمتابعة »