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daß 4000 bewaffnete Bürger sich auf dem Kirchhof fcharten und den Prediger befreiten. Nun drängte die Bürgerschaft den Magistrat zur vollen Durchführung der Reform. Gerhard Ömede wurde 1532 von Lippstadt berufen und mit der Abfassung einer „,Ordinanz“ beauftragt, welche bereits am Sonntage nach Misericordias 1532 publiciert wurde. Soest war vollständig für das Evangelium gewonnen. In Lippstadt ließen sich zufolge dessen die Evangelischgesinnnten auch durch keine Drohungen der Fürsten mehr einschüchtern, und in Wesel errang gleichzeitig (1531) die gute Sache durch eine Disputation des Augustiners Johann v. Sonsbeck wider den Propst Fürstenberg und zufolge einer als Betrug entlarvten, von seiten der Papisten in Scene gefeßten Teufelsaustreibung einen solchen Sieg, daß allen Ablaßhändlern die Stadt bei Verlust von Nasen und Ohren verboten wurde. (Zur Mahnung an dieses Mandat wurde an jedem Stadtthor ein Meffer aufgehängt!)

Der damals regierende Herzog Johann III. von Cleve= Mark war einer Besserung der kirchlichen Zustände in seinen Landen nicht abgeneigt: er ließ seinen Sohn von dem berühmten Humanisten Conrad Heresbach (1461 bei Mettmann geb.), einem Schüler des Erasmus, erziehen, verlobte 1526 seine Tochter Sibylla dem evangelisch gesinnten Kurprinzen Johann Friedrich von Sachsen und gestattete, daß der denselben auf der Brautfahrt begleitende Mykonius 1527 in Düsseldorf, wie auch in Soest, Paderborn 2c. predigte. Aber seine Gemahlin Maria war entschieden römisch gesinnt, und er selbst war jeder entschiedenen Reformation abhold, suchte vielmehr im Sinne des Erasmus nur durch Abstellung der schlimmsten Mißzbräuche und Besserung des Lebens der Kirche wieder aufzuhelfen. Von seiner am 11. Januar 1532 ver=

öffentlichten Kirchenordnung urteilte deshalb Luther mit Recht: „Bös deutsch*), bös evangelisch." Eine entschieden evangelische Haltung des Clevischen Hofes hätte der Reformation bald zum Siege verhelfen können; seine vermittelnde Richtung brachte wenig Segen und schlug später zur entschiedenen Gegenrefor= mation um.

In Münster trat seit dem Jahre 1527 der Prediger. an St. Morit: Bernt Rothmann als entschiedener und hochbegabter Verkündiger der evangelischen Lehre auf. Da er großen Beifall bei der Bürgerschaft fand, schickte man ihn auf Reisen; er besuchte aber Wittenberg, Straßburg x. und kehrte noch entschiedener gesinnt zurück. Eine vom Bischof wider ihn erlassene Landesverweisung beantwortete er damit, daß er in Münster vor dem Beinhaus des Lambertuskirchhofes unter freiem Himmel predigte, und zwar mit solchem Beifall, daß die Bürger mit Gewalt die Lambertuskirche erstürmten und ihm überwiesen. Da dieses Beispiel auch in Osnabrück und vielen anderen Städten die protestantische Partei zu kühnerem Vordringen ermutigte, forderte der neuerwählte Bischof Franz v. Waldeck in entschiedenster Weise die Abstellung aller Neue= rungen. Die Gemeinheit" in Münster aber sette trotzdem die Reform des Kirchenwesens durch, rief den Landgrafen zu Hessen um seinen Schuß an, rüstete sich zum bewaffneten Widerstande gegen den Bischof und seinen Verbündeten, den Erzbischof Hermann von Köln, dem es bereits gelungen war, am 16. October 1532 in Paderborn die reformatorische Bewegung zu unterdrücken, überfiel in der Nacht vom 25. auf

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*) Sie war in einem Gemisch von Hoch- und Niederdeutsch ge= schrieben.

den 26. November die in Telgte mit dem Bischof versammelt gewesenen Domherren und Ritter und erzwang durch Gefangennahme derselben einen Vergleich (am 14. Februar 1533), durch welchen alle Kirchen der Stadt, mit Ausnahme des Doms und der Stifte, dem evangelischen Cultus eröffnet wurden. Der Protestantismus hatte in der westfälischen Hauptstadt einen fast vollständigen Sieg errungen.

Fast allerorten mußte übrigens das Reformationswerk ähn= liche schwere Kämpfe bestehen wie in Münster.

In Soest konnte der von Luther gesandte Superintendent Dr. Joh. de Brune mit den Reformen des Kirchenwesens kaum durchdringen, weil eine papistisch gesinnte Partei des Magistrats beharrlichen Widerstand leistete und der Herzog Johann die Einführung seiner (Erasmischen) Kirchenordnung forderte. Es kam deshalb zu mehrfachen tumultuarischen Auftritten, welche zwar zur Folge hatten, daß nun die evangelische Kirchenordnung in Soest und den zugehörigen Ortschaften durchgeführt wurde und mehrere papistisch gesinnte Geistliche und Ratsmitglieder die Stadt verließen, aber auch mehreren protestantischen Bürgern, welche bereits zum Schaffot geführt wurden, beinahe das Leben gekostet hätte, wenn nicht die drohende Haltung der Menge es verhindert hätte. Einer derselben, Schachtrop, erlag den Wunden, welche er im Kampfe mit den Scharfrichtern davongetragen. Auch der Einfall kaiser

licher Truppen, welche infolge des Geldern'schen Krieges Soest bedrohten, konnte nur mit Waffengewalt durch zweimaligen fiegreichen Widerstand zurückgeschlagen werden.

Lippstadt wurde sogar, weil es selbständig die Reform durch zwei Bürgercollegien ins Werk gesetzt hatte, von Herzog Johann durch Abschneidung aller Zufuhr genötigt, sich auf

Gnade und Ungnade zu ergeben, und entging nur dadurch der härtesten Bestrafung der hervorragendsten Bürger und Geistlichen an Leib und Leben, daß einige Grafen, namentlich Graf von Ritberg, sich der Exekution widerseßten und für die Sache der Protestanten in den Riß traten. Die Prediger aber wurden verbannt und andere, freilich evangelisch gesinnte, an Stelle derselben berufen.

Günstiger stand die Sache der Evangelischen in Herford, dessen Äbtissin vergeblich den Herzog um seine Dazwischenkunft ersuchte und sich dann genötigt sah zu fliehen. Die Orden erhielten sich nur noch eine Zeitlang. In Osnabrück gelang cs dem von Lübeck berufenen Superintendenten Hermann Bonnus ebenfalls die Kirchenreform völlig durchzuführen. In Dortmund wurde troß der spröden Haltung des Magistrats die Reformation namentlich durch den Einfluß der am 24. August 1543 neu eröffneten, unter Leitung des Rektors Joh. Lambach stehenden Schule mächtig gefördert. Der kölnische Buchdrucker Joh. Soter und der Gelehrte Joh. Lycaula (Wolfstall) zu Altona, der eigentliche Reformator der Grafschaft Mark, wirkten durch Verbreitung lutherischer Schriften in dem ganzen märkischen Lande auf die Gründung lutherischer Gemeinden hin.

Wie blühend hätte sich nach allen diesen großen Erfolgen die evangelische Kirche in Westfalen entwickeln können, wenn nicht jener unheilvolle Rückschlag eingetreten wäre, der in den Münster'schen Unruhen seine Ursache hatte.

Die Münster'schen Unruhen.

In den jülich-cleveschen Landen hatte nämlich schon der Gegner der Dreieinigkeitslehre, Joh. Campanus, seit 1531 Anhänger geworben. Eine andere Art von Leuten: Spiri

tualisten, welche mit der sichtbaren Kirche auch alle äußeren Ordnungen und selbst die Sakramente verwarfen, sammelte sich um den alten, bei Hofe hoch angesehenen Drosten zu Wassen= berg in der nördlichen Gegend des jülicher Landes und wurde deshalb „die Wassenberger" genannt. Zu ihnen gehörte der oben erwähnte Joh. Klopris, Heinrich Schlachtscäff, Heinrich Roll u. A. Der Herzog ordnete zwar, um diesen und ähn= lichen Ausschreitungen der evangelischen Bewegung einerseits und den Ärgernissen in der bestehenden Kirche andererseits ein Ziel zu setzen, im Jahre 1533 eine große Kirchenvisitation in seinen Landen an, und seine Räte unterzogen sich derselben mit großen Anstrengungen. Aber während die Abstellung der Mißbräuche in der bestehenden Kirche nur in geringem Maße erfolgte, hatte die mit aller Schärfe durchgeführte Vertreibung der sectirerischen Elemente den Erfolg, daß dieselben sich nach Münster flüchteten und dort jenen Brand schürten, der für die Reformation so unheilvoll werden sollte.

Hier hatte nämlich schon Rothmann an Stelle der bisherigen sächsischen (lutherischen) die oberländische (reformierte) Kirchenordnung einzuführen versucht, das Abendmahl mit ge= wöhnlichem Weizenbrot (sogenannten Stuten) ausgeteilt, über= haupt sich den,,Sakramentierern" und Bilderstürmern sehr zugeneigt gezeigt. Der Wassenberger Roll, der bereits die Kindertaufe angriff, bestärkte ihn noch mehr in dieser Richtung. Als dann der Syndik van der Wieck gegen diese wiedertäuferische Richtung einschritt, erklärten sich Rothmann und sein Anhang offen gegen die Kindertaufe; in den benachbarten Städten: Warendorf, Alen, Beckum, Coesfeld, Dülmen 2. brach auf dieses Vorbild hin gleichzeitig der Bildersturm los. Eine öffentliche Disputation zwischen dem Humanisten van dem Busche

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