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46. Aus dem Schwabenspiegel (um 1260).

a. Die zwei Schwerter. 1)

Sît got des frides fürste heizet, sô liez ër zwei swërt hie ûf ërderîche, dô ër ze himel fuor, ze schirme der kristenheit. Diu lêch got Sant Peter beidiu, daz eine mit geistlichem gerihte und daz ander mit wereltlichem gerihte. Daz wëreltlîche swërt des gerihtes, daz lîhet dër pâbst dem keiser, daz geistlîche ist dëm pâbest gesezet, daz er dâmit rihte. Dëm pâbest ist gesezet ze bescheidenlîcher zît ze rîten ûf einem blanken pherde, unde der keiser sol dëm pâbest den stëgreif haben, daz sich der satel iht winde. daz bezeichent als vil: Swaz dëm pâbest widerstêt, dës ër mit geistlîchem gerihte niht betwingen mac, daz sol der keiser unde ander wëreltlich gerihte betwingen mit der æhte. Als ein man ist in dëm banne sechs wochen unde einen tac, sô sol in der wëreltliche rihter ze æhte tuon, und swër ouch in der æhte ist sehs wochen unde einen tac, dën sol man ze banne tuon. Dize rëht sazte Sanctus Sylvester der pâbest und der künic Constantinus, Sant Elênen sun, diu daz heilige kriuze vant.

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lêch Präter. von lihen, verleihen, zu Lehen geben. daz iht daz niht wie oft im Mhd. als vil so viel. æhte oder ähte (so No. 27, Str. 4 v. 7) Acht; vgl. Grimm, Rechtsaltertumer S. 732.

b. Wër dën künic kiesen sol.

Den künic sollen drî phaffen vürsten unde vier leien vürsten kiesen. Der bischof von Mênze ist kanzler ze diutschen landen; dër bât die êrsten stimme an dër kür. Der bischof von Triere ist kanzler über daz künicrîch Arel; dër hât die andern stimme an dër kür. Der bischof von Kollen der ist kanzler ze Lamparten unde hât die dritten stimme an dër kür. Daz sint driu vürsten ampt; diu hærent zu dër kür. Under den leien vürsten sô hât dër phalenzgrâve vom Rîne die êrsten stimme an dër kür: dër ist des rîches truhsæze, unde ër sol dëm künige die êrsten scüzel tragen. Der herzoge von Sahsen hât die andern stimme an dër kür under den leien; dër ist des küniges marschalc, unde sol dëm künige sîn swërt tragen. Dër marcgrâve von Brandenburc der hât die dritten stimme an dër kür, unde ist des rîches kamerer, unde sol dëm künige wazzer gëben.

kiesen hat zwar den Begriff des blofsen Sehens, namentlich vom Schauen des Tageslichtes (ich kiuse nu dën tac Nibel. 2060, 1), des Wetters und der Naturerscheinungen (Gr. IV. 848), doch greift der Begriff häufig hinüber in den des Kostens, Prüfens, Schmeckens (lat. gustus, got. kustus, ahd. chust), daher wählen, und kür die prüfende Wahl. Arel= Arelat, Burgund. Lamparten Lombardei. · eintweder einer von beiden. sprâche Besprechung, Zusammenkunft, zur Beratung.

1) Die Vergleichung mit dem Sachsenspiegel zeigt eine wesentliche Steigerung der päpstlichen Gewalt innerhalb eines Menschenalters.

47. Aus der Predigt von den fünf Pfunden von Berchtold v. Regensburg. 179

Der herzoge von Beiern hât die vierden stimme an dër kür, unde ist dës rîches schenke, unde sol dëm künige dën êrsten becher tragen.

Dise vir sullen tiutsche man sîn von vater unde von muoter oder von eintwederme. Unde swenne si wëllent kiesen, sô sullen si gebieten eine sprâche ze Frankenfurt. Die sol der bischof von Meinze gebieten bî dëm banne, unde der phalnzgrâve von Rîne bî dër æhte. Si sullen dar gebieten ir gesellen ze dëm gespræche, die mit in dâ welent, unde der andern vürsten als vil, als si ir gehaben megen. Dar umbe ist der vürsten ungerade gesetzet: ob vier an einen vallen unde drî an dën andern, sô sol ie diu minner menige dër mêrern volgen; daz ist an der kür rëht. Ê daz die vürsten kiesent, sô sullen si ûf den heiligen sweren, daz si durch liebe noch durch leide noch durch guotes miete, daz in geheizen sî oder gegëben sî, noch durch niht welen, daz geværde heize, wan als vil in ir guot gewizzen sage. Swër anders welt, wan als an diesem buoche stêt, dër tuot wider got unde wider rëht. Unde wirt ir einer dar nâch überreit, als rëht ist, daz ër guot dar umbe habe gelobet ze nëmen oder hât genomen: daz ist symonîe; dër hât sîne kür verloren, unde sol si nimmer mêr gewinnen, unde ist dâ zuo meineide.

durch guotes miete wegen Lohnes an Gut. geværde Übervorteilung, Betrug. überreit von überreden überführen. meineide Adj. meineidig.

47. Aus der Predigt von den fünf Pfunden von Berchtold von Regensburg (gestorben 1272).

Daz ander pfunt ist daz ander gelit. Swenne du daz ane sihst, sô soltu gedenken, daz du gote des andern pfundes schuldic bist wider zuo reiten. Daz, ist dîn ampt, daz dir got verlihen hât, wan unser herre hât eime ieglichen menschen ein ampt verlihen. Er hât niemen zuo müezekeit geschaffen: wir müezen uns alle eteswës underwinden, dâ mite wir genësen. Ich hân ouch ein ampt: predigen ist mîn ampt. Wan unser hërre alliu ding mit wîsheit geordenet hât, dâ von hât er ouch dem menschen sîn leben geordent und geschaffen, als er wil, und niht als wir wëllen. Wan ez wolte ëtelîcher gerne ein grâve sîn; sô muoz er ein schuohsûter sîn. Sô woltest du gerne ein ritter sîn; sô muost du ein gebûre sîn unde muost uns bûwen korn unde wîn. Wer solte uns dën acker bûwen, ob ir alle herren wæret? Oder wer wolte uns die schuohe machen, ob du wærest als du woltest? Du muost sîn als got wil. Số hát ër dën geschaffen, daz ër bâbest sî; sô sol dër ein keiser sîn oder ein bischof oder ein ritter oder ein grêve oder diz und daz. Und

genësen vom Verderben schuohsuter (von schuoch Schuh und lat. irren mit Acc. und

reiten (eigentl. bereit machen) Rechenschaft geben. errettet werden, Heil davon gewinnen. sutor), jetzt zusammengezogen: Schuster. wis Imper. sei.

180 47. Aus der Predigt von den fünf Pfunden von Berchthold v. Regensburg.

wëlher leie ampt du hâst, ëz sî hôch oder nider, von dëm muost du gote reiten zwivalt.

Dës êrsten daz du dîn ampt üeben solt durch got. Daz ist als gesprochen: ob du ein niderz ampt hâst, daz du niht solt mürmeln in dînem herzen noch mit dînem munde:,,owê, hërre got, war umbe hâst du mir ein als arbeitsamez, leben gegeben unde manigem sô grôz êre unde guot geben hâst!" Des solt du niht tuon. Du solt sprëchen:,,hërre, wis gelobt aller dîner gnâden, die du mir erzeiget hâst unde noch erzeigen solt." Wan wolter dir ein hoher ampt hân gegeben, daz hête ër getân. Sît ër dir nu ein niderz hât gegeben, sô soltu dich ouch nidern unde dêmüeten durch got mit dînem ampte, so wil er dir oben ûf dëm himele ein vil hôhez ampt geben. Dâ von soltu ez durch got teben alsô daz du ez mit triuwen unde mit gerëhtikeit üebest. Dâ von sprichet dër guote Sant Johannes: ,,wis getriuwe biz an dînen tôt, sô gît dir got die crône dës lëbens." Du solt dînem ampte rëhte tuon, oder du solt dich sîn abe tuon; daz ist, daz du ez mit triuwen üebest.

Als got selbe sprichet in dëm heiligen êwangelio:,,dir ist bezzer mit eime ougen zuo himele varn, danne mit zwein zer helle." Daz ist also gesprochen: ob du ein ouge hâst, daz dich des himelrîches irret, daz, soltu ûz brechen. Also ist ez ouch umbe die hant unde dën fuoz, der dich des himelrîches irret. Dir ist wæger tûsentstunt, daz du mit eime gên himelrîche kumest, danne mit zwein zer helle. Also ist ez ouch umbe dîn ampt. Hâst du ein ampt, dëm du niht rëhte getuon maht, dir ist bezzer, daz du âne daz, ampt zem himelrîche kumest, dan mit dem ampte zer helle. Wie, gîtiger, war wiltu mit dînem ampte? Ez ist aber kein ampt: du hast dirz zuo einer verdampnisse genomen. Wuocher und fürkouf, dinges geben, satzunge und triegenheit, roup unde diepheit daz mac kein ampt gesîn. Du muost dich sîn abe tuon oder dîn wirt niemer rât.

fürkouf

Genit. hindern an. wæge Adj. zu wegen gewogen, geneigt, vorteilhaft. das Vorwegkaufen. dinges geben auf Borg geben, bes. in wucherischer Absicht. satzunge Festsetzung, bes. Pfandnehmen.

Grammatischer Anhang.

Abrifs der mittelhochdeutschen Laut- und Formenlehre.

I. Zur Lautlehre.

Die meisten Wörter im Griech. und Lat. einerseits, in den germanischen Sprachen andrerseits haben, weil dem gemeinsamen indogermanischen Sprachstamme angehörend, verwandte Laute, die nach einem bestimmten Gesetze wechseln. Am deutlichsten zeigt sich dieses Gesetz bei den sog. stummen Konsonanten und wird hier das Gesetz der Lautverschiebung oder das Rotationsgesetz genannt. Denn während die liquidae 1, m, n, r und die Spiranten w (lat. v), j und s (letzteres geht indessen oft in r über) gewöhnlich unverändert bleiben, werden die mutae in der Weise verschoben, dass die media des Griech. und Lat. im Niederdeutschen, auf dessen Lautstufe auch das Gotische und Altnordische, das Englische, Holländische, Dänische und Schwedische stehen, in die entsprechende tenuis übergeht, die griech.-lat. tenuis zur niederdeutschen aspirata und endlich die griech.-lat. aspirata zu ndrd. media wird. Im Hochdeutschen findet eine 2. Lautverschiebung statt, indem die ndrd. media im Hochdeutschen in die tenuis, die ndrd. tenuis in hochd. aspirata und die ndrd. aspirata in hochd. media sich verwandelt. Dabei ist indessen zu bemerken, 1) dafs im Hochdeutschen die aspirata statt als th (t mit der spirans h) vielmehr als z oder z sz (t bezw. d mit der spirans s) erscheint; 2) dass im Got., wie im Lat., die aspirata der Kehllaute h ist, wofür zuweilen aber auch g eintritt, und dafs got. und ndrd. h und f im Hochdeutschen gewöhnlich unverschoben bleiben (nur wird fim Mhd. und Nhd. oft in v abgeschwächt); 3) dafs got. oder ndrd. b und g nur im strengen Ahd. zu p und k verschoben werden (daher noch jetzt die harte Aussprache dieser Konsonanten in Oberdeutschland), im Mhd. und Nhd. aber wieder in b und g zurückgehen; und 4) dafs p und t in der Konsonantenverbindung sp und st überhaupt nicht verschoben werden, und auch got. h (= ch) vor t und got. t vor r und nach f im Hochdeutschen unverändert bleiben.

Beispiele: dvo, lat. duo, got. tvái, nhd. zwei; toɛs, lat. tres, got. threis, nhd. drei; 9voa, lat. fores, got. daúrô (spr. dorō), nhd. Tür. (Die gewöhnliche Schreibweise Thür, mit versetztem Dehnungszeichen st. Tühr, ist eigentlich falsch). Tvoẞn, lat. turba, got. thaúrp (spr. thorp), nhd. Dorf; vлέo, lat. super, got. ufar, nhd. über; lat. pecu, got. faíhu (spr. fěhu), nhd. Vieh; ponto, lat. frater, got. brôthar, nhd. Bruder. — rex (st. regs), got. reiks, nhd. reich; xaodía, lat. cor (st. cord), got. haírtô (spr. hertō), nhd. Herz; xóotos, lat. hortus, got. gards (st. garths), nhd. Garten; exev, goth. aigan, vgl. nhd. eigen.

§. 1. Die Vokale.

Die Vokale sind teils einfache, teils zusammengesetzte (Diphthonge). Die einfachen Vokale sind entweder kurz (a, e, i, o, u) oder lang (â, ê, î, ô, û). Die Länge wird durch den Cirkumflex bezeichnet. Der Umlaut, im Gotischen noch nicht vorhanden, entwickelte sich unter dem Einfluss eines folgenden i oder î der Ableitungs- oder Flexionssilbe, auch wenn diese Vokale im Mhd. oder Nhd. in e abgeschwächt worden oder ganz ausgefallen sind; des Umlautes fähig sind von den einfachen Vokalen nur a, o, u, sowohl kurz wie lang, und es entsteht

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Doch wird o durch den Umlaut zuweilen auch in ü verwandelt, z. B. hürnîn, güldîn von horn, golt.

Neben dem umgelauteten e giebt es noch ein gebrochenes ë (frz. é), aus i der Wurzel entstanden, wenn in der Ableitung oder Flexion ein a folgt oder ursprünglich folgte, z. B. ich hilfe (ahd. hilfu) - hëlfet (ahd. hëlfat), irdin ërde (ahd. ërda). Die Diphthonge ie und iu haben eine doppelte Geltung, indem sie sowohl eigentliche Diphthonge und dann zweisilbig (mit dem Ton auf dem ersten Vokal) auszusprechen sind, wie auch einsilbig, indem ie zuweilen ein gedehntes i vertritt, iu aber Umlaut von û ist (s. oben). Von den Diphthongen sind des Umlautes fähig ou [= au lautend] (zu öu) und uo (zu üe).

Wenn ein umgelauteter Vokal wieder in seinen ursprünglichen Laut übergeht, so nennt man dies Rückumlaut (nante von nennen, dieses von name).

§. 2. Die Konsonanten.

Die Konsonanten sind einfache und doppelte. Die Verdoppelung eines Konsonanten findet nicht im Auslaute statt (also: kan, ros) und im Inlaute nur dann, wenn kein anderer Kon

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