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kommen erklären. Der Brief, sagen wir, ist nicht Ausfluß eines persönlichen Verhältnisses des Verf. zu den Lesern, sondern Ausfluß seiner Stellung als Oberhirte der judenchristlichen Muttergemeinde, und bringt uns das alte Abhängigkeitsverhältniß der jüdischen Diaspora zu ihrer Metropolis wieder in Erinnerung (vgl. Hug a. a. D. §. 155); an Jerusalem hatte die gesammte judenchristliche Kirche ihren Einheitspunkt. So erklärt sich das Zurücktreten aller persönlichen Beziehungen zwischen dem Verf. und den Lesern, so persönlich sonst auch die Haltung des Briefes ist (vgl. oben §. 2). Der Anlaß des Schreibens lag ohne Zweifel in den dem Verf. bekannten Zuständen seiner Leser, wenigstens eines Theils derselben. Das Charakteristische an diesen Zuständen ist der Mangel an Glau= bensbewährung, das Auseinanderfallen von Wissen und Thun, von Glaube und Werk, von Kopf und Herz. Diesem unfruchtbaren und todten, der Lieblosigkeit und dem weltlichen Wesen anheimgefallenen Christenthume entgegen zu treten, ist der Zweck dieses paränetischen Schreibens, in welchem Zwecke Bedürfniß der Leser und Neigung des Verf. (vgl. §. 2) einander entgegen= kommen. Der ávne tehetos in der Vollkommenheit des christlichen Lebens, darin geben wir Baur vollkommen Recht, der Chrift als ποιητὴς τοῦ νόμου τελείου, ift bas Grunbfbema bes Briefes; aber die Durchführung ist nicht in abstrakter Allgemeinheit gehalten, sondern bewegt sich durchaus auf dem Boden vorliegender Erfahrung, bringt die Vollkommenheit des christlichen Lebens gerade so zur Darstellung, wie die Leser es bedurften. Der Inhalt des Briefes ist aber darum nicht plan- und ordnungslos, sondern ist ein einheitliches, wohlgeordnetes Ganze, das als solches vom Verf. concipirt ist (vgl. zu 1, 19. 27). Der Gedankengang, den wir, auf die Auslegung verweisend, hier nur kurz andeuten, ist folgender *). Mit dem Worte des Trostes in Ansehung der Leidensanfechtungen der Leser hebt der Verf. an (V. 1–12), und daß unter allen Punkten der Besprechung in dem Briefe keiner für den Anfang passender gewesen wäre, wird man wohl zugeben. Diesen Anfechtungen

*) Pfeiffer über den Zusammenhang des Briefes Jakobus. Stud. u. Krit. 1850. 1. Heft.

stellt er (V. 13-18) das πеipáleσJa, die eigene Versuchung zur Sünde, gegenüber, um die Leser zur Anerkennung des Unterschiedes und damit zum Bewußtseyn der eigenen Schuld bei dem Mißlichen der sofort an ihnen zu rügenden Zustände zu führen. An die Hinweisung auf die Wiedergeburt durch das Wort der Wahrheit, mit der er geschlossen hat, knüpft er nun den folgenden Abschnitt V. 19-27, wo er das rechte Verhalten gegen dies Wort im ausdrücklichen Gegensatz zu ihrem verkehrten Verhalten darlegt, und nennt am Schlusse als rechten Erweis der dem Worte gemäßen Frömmigkeit: Beweisung barmherziger Liebe und Reinerhaltung von der Welt (V. 27). Mit Kap. 2 in die Erörterung der einzelnen sittlichen Gebrechen eingehend, zeigt er zuerst (2, 1–13), daß solcher Liebe ihre Bevorzugung der Reichen, die Verachtung der Armen sey, widerstreitet, und hernach (2, 14-26), was es überhaupt um einen Glauben sey, der sich der Bethätigung durch Werke der Liebe entschlägt. Kap. 3, 1-18 aber handelt er von dem Lehren Anderer, weil hierin der Eigendünkel der Leser sich gefällt, statt das Licht ihrer Weisheit in dem eigenen schönen Wandel leuchten zu lassen; es ist die falsche Bethätigung ihres Glaubens gegenüber der vorher genannten rechten. Dieser Gegenstand hat den Verf. auf die unter den Lesern vorhandene Streitsucht geführt, die sich als Lehreifer maskirt. Hieran anknüpfend deckt er ihnen nun (4, 1) als die Quelle alles Streites ihre weltliche Gesinnung auf und kommt damit auf jenes andere Kennzeichen der wahren Ipnonsla (1, 27). Gegen dieses weltliche Wesen, seine Folgen und besondern Aeußerungen ist 4, 1–5, 6 gerichtet. Mit 5, 7—11, der Ermahnung zu sanftmüthigem Ausharren, als Antistrophe zu 5, 1-6, kommt er auf das Thema des Anfangs 1, 2-12 zurück. 5, 12-20 aber bildet den loser zusammenhängenden, aber im Inhalt gleichartigen, an das über die paxpoJvμía vorher Gesagte angereihten Schluß. Die Begründung und Nachweisung im Einzelnen f. im Comm. Der Brief zerfällt uns also in einen mehr allgemeinen und präparativen Theil Kap. 1, dann Kapp. 2-5, 11 als eigentlichen Stock, so zwar, daß Kapp. 2 u. 3, und Kapp. 4–5, 11 seine beiden Bestandtheile ausmachen, und in 5, 12–20 als Schluß.

Auf die das Specielle im Einklang mit der Bestimmung

des Briefes generalisirende und hypothetisch verallgemeinernde Darstellung war oben schon hingewiesen. Die sittlich praktische Richtung des Verf. gibt sich in dem Sententiösen und Gnomenartigen seiner Darstellung, aber auch darin zu erkennen, daß er immer gleich in medias res tritt, mit dem ersten Saße, mit welchem er einen Abschnitt anhebt (ein Imperativ- oder Fragsaß), gleich voll und ganz heraus sagt, was er auf dem Herzen hat, so daß fast durchweg die ersten Worte jedes Abschnitts sich demselben als Ueberschrift vorsehen lassen. Die weitere Entwicklung ist dann regressiv zur Erläuterung und Begründung des vorangestellten Saßes aufsteigend, und schließt mit einer zusam= menfassenden, in den Anfang zurückkehrenden Sentenz ab, so zwar, daß mit dem Schluß der einen Erörterung bereits der Anfang der neuen vorbereitet und gemeiniglich das Schlagwort derselben bereits gegeben ist; selbst in untergeordneteren Partieen kehrt diese Darstellungsweise wieder. So schließt sich durch den Brief hindurch Kreis an Kreis, und der lezte derselben, 5, 7—11, sammt dem Schlusse, greift in den ersten, 1, 2-12, zurück. Betrachten wir z. B. diese erste Partie 1, 2-12, so ist die Summe des Ganzen V. 2 ausgesprochen, V. 3. 4 ist Begründung, V. 5-8 und V. 9-11 Erläuterung, V. 12 eine abschließende, auf V. 2 zurückweisende Sentenz; das ög iñoμével Tεpaoμóv aber Schlagwort der folgenden Erörterung: denn ihm wird das πeipáletdai V. 13 entgegengestellt, und die Hinweisung auf das Wort der Wahrheit, mit dem diese Partie V. 18 abschließt, gibt dann wieder das Schlagwort für die folgende V. 19-27, und der Schluß dieser bereitet wieder den Anfang der folgenden vor u. s. w. Wie innerhalb einer Partie dieselbe Erscheinung wiederkehrt, mag man an dem el dé tig deitetai V. 5, aireito de V. 6 der ersten Partie erkennen. In ihr spricht sich dieser Typus der Darstellung allerdings am deutlichsten aus; er liegt aber allenthalben zu Grunde, wie wir im Commentar nachgewiesen haben.

Wir merken zum Schlusse noch an, daß Olshausen, wie wir, die Aechtheit des Briefes vertheidigt; doch lagen seinen Erörterungen die neuesten Angriffe von Kern an noch nicht Wie wir, entscheidet auch er sich für die judenchristliche Bestimmung des Briefes (in der Auffassung von 2, 14-26

vor.

geht er mit Neander), und ebenso für die spätere Abfassung desselben, etwa im Jahr 60. 61.

§. 4. Literatur.

Die das ganze N. L. umfassenden Werke sind im Comm. 3. Aufl. Band I. S. 32 f., womit Band III. S. 63 zu vgl., namhaft gemacht, vollständiger noch bei de Wette Einl. in das N. T. 5. Ausg. §§. 9. 62 (S. 9 u. 86 f.). Aus ihnen find für den Jakobibrief die Commentare von Erasmus, Calvin, Bengel, de Wette besonders hervorzuheben.

Ueber die katholischen Briefe insgesammt besitzen wir: Clem. Alex. adumbratio in Ep. 1. Petr. Epp. Jud. 1. 2 Jo. Opp. ed. Pott p. 1006 sq. Didymi Alex. enarr. in Ep. Jac. 1 Petr. 1 Jo. Biblioth. max. IV. 320 sqq. (cf. Lücke: quaestiones ac vindiciae Didym. etc. Gott. 1829. 1830). Bedae Ven. expos. in sept. can. Epp. Opp. ed. Col. T. V. J. J. Grynaei explic. Epp. cath. Bas. 1543. B. Aretii comm. in Epp. cath. Morg. 1589. Bd. Justiani explanationes in omnes epp. cath. Lyon 1621. J. H. Alstedt plejas apost. i. e. septem Epp. can. notatt. illust. Herb. 1640. Conr. Horneji VII Epp. cath. expositio lit. Brunsv. 1652. 54. Zachariä paraph. Erkl. der Br. Jak., Petr., Jud. u. Joh. Gött. 1776. Bengel erklärende Umschreibung der kath. Briefe u. Off. Joh. Tüb. 1781. Comment. von Gli. Schlegel. 1783 (b. Reuß §. 142). Carpzov epp. cath. sept. Hal. 1790. Göpfert die s. g. kathol. Briefe. Lpzg. 1791. Augusti die kath. Briefe. Lemgo 1801. 1808. Grashof die Briefe der h. App. Jak., Petr., Joh. u. Jud. üb. u. erkt. Essen 1830. Jach= mann Commentar. Lpz. 1838.

Den Jakobibrief nebst einem oder dem anderen der kathol. Briefe behandeln: Herder die Briefe zweener Brüder Jesu, Jak. u. Jud. Lemgo 1775 (in der Gesammtausgabe von Cotta: zur Rel. u. Theol. Bd. XI. S. 187-309). Schirmer die Briefe der App. Jak., Jud. und Petr. Bresl. 1778. Seemiller SS. Jac. et Jud. app. Epp. cath. Norimb. 1783. Morus praelect. in Jac. et Petr. epp. ed. Donat. Lips. 1794. Pott Epp. cath. graece perp. annot. illustr. Vol. I. (1786. 1799).

1816 compl. Ep. Jac. (ed. Kopp. vol. IX. fasc. I) vol. II. (1790) 1810 compl. Epp. Petr. (ibid. fasc. II). J. J. Hottinger Epp. Jac. et Petri 1. Lips. 1815. Scharling Epp. Jac. et Jud. Copenhag. 1841. Karl Braune die Briefe des Petr., Jak. u. Jud. zur Erbauung ausgelegt. Grimma, 1847. Zum Jakobibrief insbesondere sind vorhanden: Althamer comm. in Ep. Jac. Argent. 1527. Brochmand comm. Havn. 1641. 1706. Bensonii paraph. et nott. philol. in Ep. Jac. lat. vertit et suas ubique observv. add. J. D. Michaelis. Hal. 1747. Damm Brief d. Ap. Jak. Berl. 1747. Baumgarten Auslegung des Br. J. Halle 1750. Semler paraphr. Ep. Jac. cum notis Hal. 1781. Storr diss. exeg. in Ep. J. Tub. 1784 (opusc. vol. II). Rosenmüller der Br. J. üb. u. mit Anm. erl. Lpzg. 1787. J. L. W. Scherer 1799 (bei Reuß §. 145). Hensler der Br. J. üb. u. erl. Hamb. 1801. J. Schulthess Ep. J. comm. copiosiss. explan. Tur. 1824. A. R. Gebser der Br. J. mit gen. Berücks. der alten griech. u. lat. Ausl. üb. u. ausführl. erkl. Berl. 1828. Schneckenburger annotat. ad Ep. Jac. etc. Stuttg. 1832. C. G. G. Theile comm. Lips. 1833. Kern der Br. Jak. unt. u. erkl. Züb. 1838. Cellerier étude et comm. sur l'épitre de St. Jacques. Gen. 1850. Außerdem die praktischen Auslegungen von R. Stier in 32 Betr. Barm. 1845. Vom Bischof Drä seke: Predigten über den Br. Jak., Magdb. 1851; von Bernh. Jakobi: Homilien üb. d. Br. J.; von A. Neander der Br. Jak. praktisch erläutert, herausgegeb. von Schneider. Berl. 1851.

Außer diesen Commentaren sind hier noch als zum Verständniß des Ganzen dienend zu nennen: Heisen novae hypotheses interpretandae felicius Ep. Jac. Brem. 1739. Schmid versio alex. optimum interpr. praesid. Spec. II. in Ep. Jac. cath. Lips. 1764. Faber observv. in Ep. J. ex Syro. Cob. 1770. Gierig de virtutibus Ep. Jac. Duisb. 1782. Nösselt conjecturae ad hist. cath. J. epistolae. Hal. 1784. Meyer observv. ad Ep. Jac. max. e vers. alex. coll. Dresd. 1796. F. Kaiser de nonnullis Ep. J. virtutibus. Hal. 1797. Dn. Schulze der schriftstell. Charakter u. Werth der Briefe von Petr., Jak. u. Jud. Weißenf. u. Lpz. 1802. Flatt spicil. observv. ad Ep. J. Tub. 1806. Küchler de

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