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Klopstocks Beziehungen zum Karlsruher Hofe.

Von

Karl Obser.

Als Vorstudie einer geplanten Klopstockbiographie hat

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vor nun 30 Jahren Dav. Fried. Strauss seinen bekannten Aufsatz: Klopstock und der Markgraf Karl Friedrich von Baden" veröffentlicht1), der auf Grund neuer handschriftlicher Quellen in lebendiger Weise das Verhältnis des Dichters zum Karlsruber Hofe und seinen Aufenthalt an demselben schildert und der auch Franz Muncker bei der Ausarbeitung seiner vor einigen Jahren veröffentlichten Klopstockbiographie im wesentlichen als Grundlage gedient hat.

Inzwischen hat sich im Karlsruher Archive doch noch mancherlei Material von einigem Belang gefunden, welches geeignet erscheint, das Bild, das Strauss uns überliefert, in einzelnen Zügen zu ergänzen, und darum als Nachlese im Folgenden mitgeteilt sein mag: um des Zusammenhangs willen wird es dabei freilich nötig sein, auch Bekanntes kurz zu wiederholen.

Man kann die 60er und erste Hälfte der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts in gewissem Sinne als die litterarische Epoche in der Geschichte der markgräflichen Residenz bezeichnen. Unter dem Schutze des Friedens, der zu Hubertsburg dem Reiche für lange Jahre wiedergegeben ward, entfaltet sich hier im Zusammenhang mit den inneren Reformen, welche Markgraf Karl Friedrich in Angriff nimmt, ein ungemein reges geistiges Leben nach den verschiedensten Richtungen hin. Da wird nach dem Vorbilde ähnlicher Institute

1) v. Sybels Histor. Zeitschrift Jahrg. 1859, dann als Separatabdruck der gesammelten Schriften, Bern 1878.

8.

Papst Bonifacius IX. gestattet dem Markgrafen Bernhard I. die freie Wahl seines Beichtigers. Datum Perusii III kal. Julii pontificatus nostri anno quarto [1393 Juni 29 Perugia].

Ebendaher. or. membr. c. bulla pend.

9.

Papst Bonifacius IX. erteilt dem Markgrafen Bernhard I. von Baden die gleiche Vergünstigung, wie die in No. 2 gewährte. Datum wie in voriger Nummer [1393 Juni 29 Perugia].

Ebendaher. or. membr. c. bulla pend.

10.

Papst Bonifacius IX. erteilt dem Markgrafen Bernhard I. von Baden wegen seiner Anhänglichkeit an den päpstlichen Stuhl die Vergünstigung, dass der von dem Markgrafen ausgewählte Beichtvater demselben, wenn er der Obedienz des Papstes und seiner rechtmässig gewählten Nachfolger treu bleibe, in Todesgefahr einmal volle Absolution von allen Sünden erteilen könne; doch hat der Markgraf oder seine Erben die von dem Beichtvater zu bestimmende Genugthuung zu leisten und soll auch, falls er im Vertrauen auf die zu erwartende Absolution Sünden begeht, der erteilten Vergünstigung verlustig gehen. Datum Perusii III kal. Julii pontificatus nostri anno quarto [1393 Juni 29 Perugia].

Ebendaher. or. membr. c. bulla pend.

Klopstocks Beziehungen zum Karlsruher Hofe.

Von

Karl Obser.

Als Vorstudie einer geplanten Klopstockbiographie hat

vor nun 30 Jahren Dav. Fried. Strauss seinen bekannten Aufsatz: Klopstock und der Markgraf Karl Friedrich von Baden" veröffentlicht'), der auf Grund neuer handschriftlicher Quellen in lebendiger Weise das Verhältnis des Dichters zum Karlsruber Hofe und seinen Aufenthalt an demselben schildert und der auch Franz Muncker bei der Ausarbeitung seiner vor einigen Jahren veröffentlichten Klopstockbiographie im wesentlichen als Grundlage gedient hat.

Inzwischen hat sich im Karlsruher Archive doch noch mancherlei Material von einigem Belang gefunden, welches geeignet erscheint, das Bild, das Strauss uns überliefert, in einzelnen Zügen zu ergänzen, und darum als Nachlese im Folgenden mitgeteilt sein mag: um des Zusammenhangs willen wird es dabei freilich nötig sein, auch Bekanntes kurz zu wiederholen.

Man kann die 60er und erste Hälfte der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts in gewissem Sinne als die litterarische Epoche in der Geschichte der markgräflichen Residenz bezeichnen. Unter dem Schutze des Friedens, der zu Hubertsburg dem Reiche für lange Jahre wiedergegeben ward, entfaltet sich hier im Zusammenhang mit den inneren Reformen, welche Markgraf Karl Friedrich in Angriff nimmt, ein ungemein reges geistiges Leben nach den verschiedensten Richtungen hin. Da wird nach dem Vorbilde ähnlicher Institute

1) v. Sybels Histor. Zeitschrift Jahrg. 1859, dann als Separatabdruck der gesammelten Schriften, Bern 1878.

in London und Bern auch in Karlsruhe eine Ökonomische Gesellschaft begründet, von anderer Seite wiederum der Gedanke, eine eigene Universität ins Leben zu rufen, angeregt und lebhaft erörtert.1) Unter der eifrigen Mitwirkung der Karlsruher gelehrten Kreise entstehen auf dem Gebiete der Historiographie die Werke von Schöpflin und Sachs. Auch auf dem Felde der Litteratur bleibt man nicht zurück. Die Bildung einer Gesellschaft zur Pflege der deutschen Sprache und vaterländischen Dichtkunst kommt in Vorschlag, selbst eine eigene Zeitschrift, die „Karlsruher Beiträge zu den schönen Wissenschaften"), erscheint, von grossen Erwartungen begleitet, freilich um nach ein paar Jahren schon statt der prophezeiten Unsterblichkeit" ihr sterbliches Ende zu finden. Überall, wohin wir blicken, verrät sich ein erfreuliches Vorwärtsstreben.

Weit über die engen Grenzen des Landes, selbst über Deutschland hinaus dringt der Ruhm des hochsinnigen Fürstenpaares, welches der Kunst und Wissenschaft in seinem Bereiche eine Heimstätte zu schaffen sucht. Wer nur immer auf einem dieser Gebiete sich Rang und Ansehen erworben, versäumt es nicht, wenn die Reise ihn in die Nähe führt, dem kleinen badischen Fürstenhofe einen Besuch abzustatten; keiner geht ungeehrt, keiner unbefriedigt von dannen. In der Reihe glänzender Namen, die hier an uns vorüberzieht, begegnen wir anfangs der 70er Jahre auch den grossen Dichtern unseres Volkes. Herder und Goethe hat Markgraf Karl Friedrich wiederholt als Gäste bei sich gesehen, zu Klopstock ist er in ein dauerndes näheres Verhältnis getreten.

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Im August 1770 weilte Herder auf der Durchreise in Karlsruhe: in seiner schlichten, einfachen Weise, der erste Fürst... ganz ohne Fürstenmiene" kam der Markgraf ihm entgegen, mit Interesse ging er auf seine Ideen über die „Einrichtung und Freiheit des menschlichen Geschlechtes" ein3); persönliche Beziehungen wurden angeknüpft, die auch in der

1) Die interessanten Sitzungsprotokolle derselben haben sich erst unlängst wieder gefunden. Funck, Ein Vorschlag zur Errichtung einer Universität in Karlsruhe. Festschrift der bad. Gymnasien zum Heidelberger Jubiläum, S. 121 ff. 2),,C'est un ouvrage immortel que nous entreprenons." Ring an Lamey, Orig. Gen.-Landesarchiv. *) Herders Lebensbild, III, 77. Haym, Herders Leben, I, 379. Vgl. auch das erst kürzlich aufgefundene noch unbekannte Schreiben Hs. Beilage I.

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Folge aufrecht erhalten wurden und im Zusammenhange mit der badischen Fürstenbundspolitik ausgangs der achtziger Jahre in dem gemeinsamen Zusammenwirken von Fürst und Dichter zur Belebung des „Allgemeingeists Deutschlands" lebendigen Ausdruck gefunden haben.

In mittelbarem Verkehre mit dem Karlsruher Hofe durch den ihm von Zürich her befreundeten Prinzenerzieher, Hofrat Ring, ist damals auch Wieland gestanden.') Seine Dichtungen, mit denen Ring die markgräfliche Familie bekannt machte, wanderten im fürstlichen Kreise von Hand zu Hand und erfreuten sich, wenn wir den freilich etwas überschwänglichen Versicherungen des Hofrats vertrauen dürfen, ihres ungeteilten Beifalles. Gelegentlich, als der „Goldene Spiegel" erschien, hat man selbst den Wunsch geäussert, den Dichter persönlich in Karlsruhe kennen zu lernen. 2)

Dazu ist es denn freilich nicht gekommen. Das Interesse für Wieland scheint allmählich erkaltet zu sein. Es ist vielleicht doch mehr als ein Zufall, dass der rege Briefwechsel Rings mit Wieland vom Jahre 1773 ab mehr und mehr verstummt, dass Ring nicht mehr über den Eindruck, den die dichterischen Schöpfungen des Freundes in seiner Umgebung ausüben, zu berichten weiss. Die Erscheinung steht wohl auch im Zusammenhange mit dem zunehmenden Einflusse, welchen sein litterarischer Widersacher, der Dichter der Messiade, am Karlsruher Hofe gewann. Die ersten nachweislichen Anzeichen, dass man sich hier näher mit Klopstock beschäftigte, fallen zusammen mit dem Abschlusse der Messiade, deren letzte fünf Gesänge im Frühjahre 1773 veröffentlicht wurden. Am 25. Mai d. J. ersuchte Ring, wohl in höherem Auftrage, seinen alten Strassburger Studienfreund, den Sekretär der kurpfälzischen Akademie der Wissenschaften, Andreas Lamey3), die letzten 10 Gesänge der Messiade in der Halle'schen Ausgabe an den Hofbibliothekar Molter zu übersenden, da man in Mannheim zweifellos die Novitäten des Büchermarkts früher erhalte, als der Karlsruher Buchhändler, notre amé et féal Macklot". Dass Ring, der Wielandianer, es auch gewesen, der für Klopstock gewirkt,

1) S. Funck, Beiträge zur Wielandbiographie. Freibg. 1882.2) Funck, a. a. O. S. 24. 3) Die im Folgenden angeführten Briefe Rings liegen im Gr. Gen.-Landesarchive.

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