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Das

Fürstbischöflich Osnabrück'sche Leibregiment zu Fuss in Freiburg 1701-1705.

Von

Fr. von der Wengen. 1)

Als der Ausbruch des spanischen Erbfolgekrieges Österreich zur Vermehrung seiner Streitkräfte nötigte, überliess der Herzog Karl Josef von Lothringen, Fürstbischof von Osnabrück und Olmütz, zur Bethätigung seines patriotischen Eifers das Osnabrück'sche Leibregiment zu Fuss, welches aus 10 Kompagnien, jede zu 100 Mann, bestand, in den Dienst des Kaisers, ohne hierfür eine Entschädigung zu beanspruchen.

Die diesbezügliche Kapitulation, datiert Laxenburg, 12. Juni 1701, traf folgende Bestimmungen:

Der Fürstbischof verpflichtete sich, das Regiment nicht nur in guter Montur und vollständiger Ausrüstung zu übergeben, sondern auch nach dem österreichischen Fusse auf die Stärke von 2400 Mann in 16 Kompagnien zu bringen) und

1) Als Grundlagen für diesen Aufsatz dienten dem Verfasser zunächst die Feldakten des Markgrafen Ludwig von Baden-Baden im Grossh. bad. Hausarchive zu Karlsruhe, sowie diesbezügliche Akten des Freiburger Stadtarchivs und auch des Fürstl. Fürstenberg. Archivs in Donaueschingen. Ausserdem hatte sich Autor der ebenso wohlwollenden wie umfangreichen Unterstützung seitens des K. u. K. Österr. Kriegsarchivs in Wien zu erfreuen, wofür er insbesondere dessen Direktor, dem Herrn Oberst v. Wetzer, zu aufrichtigem Danke verpflichtet ist. Auch das österr. Generalstabswerk: „Feldzüge des Prinzen Eugen von Savoyen" Bd. IV pp. (Wien 1877) ist teilweise benützt worden. Schliesslich muss Verfasser noch der liebenswürdigen Unterstützung gedenken, welche ihm sowohl von dem Herrn Archivrat Dr. Schulte in Karlsruhe, wie auch von der Bibliothek des Königl. Preuss. Grossen Generalstabs durch Herrn Major v. Leszczynski zu Teil wurde. 2) Nach der neuen Organisation, welche beim

für jeden anzuwerbenden Mann 28 Gulden rheinisch innerhalb 4 Monaten zu erlegen. Das Regiment sollte auf Kosten und Gefahr des Fürstbischofs bis Frankfurt a. M. gestellt werden und mit seiner hier erfolgten Übernahme in den kaiserlichen Dienst bis zu seiner Komplettierung nach Freiburg im Breisgau rücken. Für seine Werbung erhielt es Westfalen, den Ober- und Niedersächsischen1), ferner den Schwäbischen und Fränkischen Kreis, sowie den Oberrhein 2) angewiesen. Zum Sammelplatze der Rekruten aus dem Gebiete nördlich des Mains wurde Frankfurt bestimmt, für die süddeutschen dagegen Freiburg. So lange das Regiment nicht komplett, erhielt der Fürstbischof nur den halben Oberstengehalt, nach erlangter Vollzähligkeit aber die ganze Gebühr. Die übrigen Offiziere bezogen die volle Besoldung, und zwar diejenigen der neuzuerrichtenden Kompagnien vom Tage des Beginns der Werbung ab. War das Regiment komplett, so konnte es zu den Operationen im Felde herangezogen werden, aber nur auf deutschem Boden.

Dasselbe behielt, wie die Kapitulation bestimmte, auch fernerhin den Namen als Osnabrück'sches Leibregiment bei, und zugleich wurde genehmigt, dass die Kompagnien auf ihren Fahnen sowohl das Reichs- wie das Lothringische und Osnabrück'sche Wappen führen durften.

Es mag spätestens im August 1701 gewesen sein, dass das Regiment, gegen 1000 Mann stark, aus seiner Heimat nach der Gegend von Frankfurt abrückte, wo es nachweislich Ende jenes Monats stand und bestimmungsgemäss in den

Beginn des spanischen Erbfolgekrieges für die österreichische Infanterie zur Einführung gelangte, bestand das Regiment aus 4 Füsilierbataillonen zu 4 Kompagnien, jede von 150 Mann. Ausserdem sollte aber aus den Grenadieren, deren es bei jeder der bisherigen 12 Kompagnien acht gab, eine besondere, nicht im Bataillonsverbande stehende Kompagnie von 100 Mann gebildet werden, was jedoch bei den am Rheine befindlichen Regimentern, zu denen auch das Osnabrück'sche bestimmt war, erst im Frühjahr 1702 geschah und daher in der obigen Kapitulation noch nicht inbegriffen ist. Der Sollstand eines Infanterieregiments erhöhte sich dadurch auf 2500 Mann. Sowohl das Leib- (1.) Bataillon, wie das neu errichtete vierte wurden von Hauptleuten kommandiert.

1) „Beede Sachsen", besagt die Kapitulation. 2) So nach der Kapitulation. Ob hierunter der ganze oberrheinische Kreis inbegriffen, muss unentschieden bleiben.

kaiserlichen Dienst übernommen wurde. Sein Kommandeur war der Oberstlieutenant Georg Ludwig Lattermann1), ausser welchem sich nur noch ein Stabsoffizier, der Oberstwachtmeister de Briglières 2), beim Regimente befand.

Die feldmässige Ausrüstung des letzteren war in mehr als einer Beziehung noch mangelhaft, da es sowohl der Kochkessel und Kochgeschirre, wie auch der Zelte und anderer Bedürfnisse entbehrte. Den chronischen Mangel, welcher in den österreichischen Kassen herrschte, sollte das Regiment bereits bei Frankfurt empfinden lernen, da nicht nur die Gelder zur Komplettierung, sondern selbst die für den Weitermarsch erforderlichen Mittel ausblieben, so dass der Hofkriegsrat in Wien die dortige Hofkammer dieserhalb mehrfach erinnern musste.

In der ersten Hälfte des Monats September setzte es endlich seinen Marsch nach dem Oberrhein fort, wo der Markgraf Ludwig von Baden den Oberbefehl führte und damals sein Hauptquartier in Offenburg hatte. Am Rhein war zu jener Zeit der Kampf mit Frankreich noch nicht entbrannt, vielmehr verstrich das Jahr 1701 in Deutschland nur unter Zurüstungen und Verhandlungen mit den Reichsständen, da Österreich zunächst darauf Bedacht nehmen musste, zur Vermehrung seiner beschränkten Streitmittel Bundesgenossen zu gewinnen.

Als das Regiment Osnabrück Mitte September die Gegend von Offenburg erreichte3), erhielt es vom Markgrafen Ludwig den Befehl, nach der Festung Kehl zu rücken, da eine Verstärkung der ungenügenden Besatzung dieses exponierten Platzes ratsam erscheinen musste. Das Regiment marschierte

1) Ob Lattermann bereits in Osnabrück'schen Diensten das Regiment befehligte oder erst mit dessen Übergabe an Österreich dieses Kommando erhielt, muss dahin gestellt bleiben. 2) In dieser Schreibart giebt das Österr. Generalstabswerk VI, 597 den Namen. In den Wiener Hofkriegsrats-Protokollen findet er sich de Brillier geschrieben. — ) Wie der Markgraf Ludwig am 15. September 1701 aus Offenburg an den Kaiser berichtete, war damals das halbe Regiment dort in der Nähe angekommen. Er glaubte, wie er hierzu bemerkte, dessen Stärke in Folge der häufigen Desertionen nur auf 700 oder höchstens 800 Mann bemessen zu sollen. Indessen beziffert er in seinem unterm nächsten 14. Okt. an den Kaiser erstatteten Berichte die Stärke des Regiments auf 1000 Mann.

in Folge jener Anordnung zwar nach Kehl'), aber aus der Mitte des Offiziercorps wurde hiergegen unter Hinweis auf die Bestimmungen der Kapitulation remonstriert und das Regimentskommando führte sowohl bei dem Hofkriegsrate wie bei dem Fürstbischofe dieserhalb Beschwerde.2) Der letztere stellte daher das Verlangen, dass das Regiment, wie vertragsmässig bestimmt, nach Freiburg rücken sollte. Der Markgraf bemühte sich zwar, ihm zu vergegenwärtigen, wie wünschenswert eine Verstärkung der Kehler Besatzung war; der Fürstbischof beharrte aber bei seiner Forderung, indem er dafür geltend machte, dass hieraus nicht nur Schwierigkeiten für die Komplettierung des Regiments erwachsen dürften, sondern dass es auch für ihn selbst höchst unliebsam sein müsste, wenn sein in dieser Beziehung gegebenes Wort nicht gehalten würde.) Der Markgraf sah sich daher genötigt, ein Bataillon des Regiments Reventlow nach Kehl rücken zu lassen, wogegen das Osnabrück'sche in der Zeit von Mitte November bis Anfangs Dezember nach Freiburg marschierte.*)

Das Regiment bezog daselbst, wenn auch nicht durchgängig, so doch wohl grösstenteils Bürgerquartiere. Schon seit dem

1) „... obwollen, wie ich verspüre, es nit gern dahin geht", schreibt der Markgraf am 15. Oktober dem Kaiser. 2) In seinem Schreiben an den Kaiser vom 14. Oktober sagt der Markgraf, dass das Verlangen, nach Freiburg zu rücken, „Ein purer Muthwill Einiger officier" ist. Oberstlieutenant Lattermann bemerkt in seiner dem Hofkriegsrate im November zugegangenen Eingabe, dass das Regiment in Kehl sehr übel akkomodiert

sei. 3) Diese Gründe macht der Fürstbischof in seinem vom 22. Okt. aus Osnabrück datierenden Schreiben an den Markgrafen geltend. 4) Wie aus dem Berichte des Markgrafen an den Kaiser vom 10. Nov. erhellt, stand damals der Abmarsch des Regiments von Kehl nach Freiburg bevor. Jedenfalls war dasselbe Anfangs Dezember in seiner neuen Garnison eingetroffen, da in dem Freiburger Ratsprotokoll von 1701 unterm 7. jenes Monats sich der Eintrag vorfindet, dass auf Wunsch des Oberstlieutenants Lattermann den Zunftmeistern aufgegeben wurde, ihren Zünftigen bekannt zu machen, dem Regimente nichts zu borgen, „wann man nit selbsten die Befahrung damit haben will". Dergleichen Warnungen waren damals beim Einmarsche neuer Truppen üblich, um dem Schuldenmachen vorzubeugen. Offenbar ist es ein unterlaufener Irrtum, wenn in dem Ratsprotokoll der Oberst lieutenant Lattermann als Kommandant eines Würzburgischen Regiments angeführt wird, was seine Erklärung dadurch finden könnte, dass die vorderösterreichische Regierung Ende Oktober die bevorstehende Ankunft von zwei solchen Regimentern aus Heilbronn angezeigt hatte.

Da

Frühjahre hatte die Einwohnerschaft in Folge der Vermehrung der Garnison schwer unter der Quartierlast zu leiden. die Geistlichkeit und die adeligen Satzbürger davon befreit waren, hatte der überwiegende Teil der Bürger bereits im März (1701) je 6, 9, 12 und sogar 15 Gemeine im Quartier, abgesehen von der grossen Anzahl der Soldatenweiber und ihrer Kinder. ')

Die Verteidigungsanstalten der Festung Freiburg waren damals noch weit davon entfernt, als hinlängliche betrachtet werden zu können. Der Geldmangel in den Staatskassen äusserte auch hier seinen hemmenden Einfluss. Um die Armierung von Freiburg und Breisach einigermassen zu vervollständigen, hatte man Geschütz, Munition und Proviant aus Konstanz bezogen, damit aber den letzteren, weil nicht unmittelbar bedrohten Platz entblösst. Zum Kommandanten von Freiburg war im Monat Juni 1701 der Oberst Freiherr von Winckelhoffen bestellt worden, welcher im Juli seinen Posten übernahm, ein kränkelnder Mann, den das Podagra oft wochenlang an das Bett fesselte, der jedoch einflussreiche Gönner gehabt zu haben scheint.2)

Das Regiment Osnabrück hatte seit seiner Ankunft in Freiburg mit grossen Misslichkeiten zu kämpfen, da es in Folge des anhaltenden Geldmangels der kaiserlichen Kassen in bittere Not geriet. Der Bericht des Oberstlieutenants Lattermann an den Markgrafen Ludwig vom 5. März 1702 entrollt ein trübes Bild von des Regiments damaliger Lage. Seit 1. November des vergangenen Jahres hatte dasselbe keinen Kreuzer für Verpflegung empfangen. Da der Oberstlieutenant Lattermann, wie er in jenem Berichte schreibt, auch nur vor Ein Paar Schuhsohlen Keinen Credit zu finden wusste"), sah er

1) Zudem begnügten sich die Offiziere nicht mit den ihnen vom Quartieramte angewiesenen Räumlichkeiten, sondern nahmen auch noch die zu des Hauswirts eigenem Bedarf erforderlichen Lokalitäten in Anspruch.

2) Unter den Rüstungen zum Kriege wurden Ende April 1702 auch die Kommandostellen der beiden Schlösser besetzt. Zum Kommandanten des untern Schlosses wurde der Oberstlieutenant Schertzer und für das obere der Hauptmann Müller v. Rosenthall, beide von dem mittlerweile nach Italien abmarschierten Infanterieregiment Gschwind, ernannt. Der Erstere scheint aber, wie noch später zu erwähnen, aus gewissen Gründen nicht auf seinen Posten von Amtswegen eingeführt worden zu sein.

3) Die Truppen fanden überhaupt keinen Kredit im Lande, weil

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