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daß Bizius eines Tages schrieb, es gebe Leute, die zwar den Judas mit seinen Silberlingen kennen, aber den Heiland nicht. Unser Kampf war an mancher Stelle ein Kampf gegen den Mammonismus in optima forma.

Diese Zeiten sind, gottlob, vorüber. Es stellte sich heraus, daß die „abgewirtschaftete Reform" nur eine Fata Morgana war. Wo Gott unsere Alten abrief, stellten Jüngere sich in die Reihen, die mitunter tüchtiger waren. Im Lager der Positiven wagten sich Stimmen mit der Erklärung hervor, daß man in der Auslegung der Bibel nicht so schrecklich weit auseinander gehe; dann folgten Stimmen im gleichen Lager, die an Radikalismus über viele Reformer hinausgingen. Seit Jahren gibt es Pfarrwahlen, bei denen nicht mehr die Partei, sondern das Bedürfnis entscheidet: Reformer stehen Gewehr bei Fuß und lassen Positive wählen, und Positive antworten in gleicher Weise. Es wählen auch etwa Positive und Reformer einen Pfarrer oder Professor gemeinsam, weil sie die Ueberzeugung haben, daß der Mann tüchtig, ernst und treu ist.

Nicht daß wir damit aus dem Kampf heraus seien. Gerichtspräsident Dr. Ed. Thurneysen hat in einer Basler Synode erklärt, was Positive und Reformer trenne, seien im Vergleich zu ihrem gemeinsamen Feind, dem wissenschaftlichen und praktischen Materialismus, wahre Lappalien. Die Positiven haben sich dagegen verwahrt, und mit Recht, denn Lappalien sind es doch nicht, die uns trennen, und im Materialismus liegen neben grundstürzenden Irrtümern auch Wahrheiten, die vorwärts treiben. Aber das ist gewiß: entscheidend für den Wert einer kirchlichen Partei sind nicht die dogmatischen Anschauungen, sondern ihr Verhalten zum lebendigen Leben, ob sie dieses verstehen oder nicht. Darüber ein ander Mal.

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Religion und Sozialdemokratie.

Die Berner Tagwacht" hat von dem Vortrag, den Herr Pfarrer Ragaz an der leztjährigen Predigerversammlung in Basel über „Das Evangelium und der soziale Kampf der Gegenwart" gehalten hat, reichlich Notiz genommen und das Verständnis und Wohlwollen, das der Redner dem Sozialismus entgegengebracht, wiederholt anerkannt und gelobt. Freilich in einem Punkte ist der Kritiker des seither im Druck erschienenen Vortrages mit dem Verfasser nicht einverstanden und zwar in einem sehr wesentlichen. Es betrifft dies das Urteil des Herrn Ragaz über das Verhältnis des Sozialismus zum Materialismus und zur Antireligiosität. Da der Wortführer der „Tagwacht“ eine ganz prinzipielle Stellung einnimmt und seine Ausführungen uns einen klaren Blick in die Anschauungen der sozialdemokratischen Stimmführer gewähren, wollen wir die Hauptgedanken jener Kritik kurz skizzieren und dann einige Bemerkungen daran knüpfen.

Die Tagwacht" sagt, wenn Ragaz meine, der Sozialismus als solcher habe mit Materialismus und Antireligiosität nichts zu tun, so irre er sich, wie schon aus dem „Anti-Dühring" von Friedrich Engels hervorgehe. Der Geist des Menschen und das Leben überhaupt seien nichts übernatürliches und die Religion und das Christentum nichts ewiges. Im Zimmermannssohn aus Galiläa hätten wir eine tiefempfindende, einfache Natur, bei der das Leiden seiner Nation vereint mit einem mystischen Zug jene Ideale vollendeter Hin

gebung, Aufopferung und Uneigennüßigkeit heraustreiben mußte, denen wir die Bewunderung nicht versagen könnten.

Die Mystik, und mit ihr leider auch zum guten Teil das ästhetische Empfinden, habe der brutale Kapitalismus der Arbeiterklasse genommen, und die große Not der letteren habe einerseits einen wütenden Haß gegen alles Scheinreligiöse erzeugt, anderseits viele Arbeiter („christlich-Soziale") veranlaßt, das Christentum mit dem Sozialismus zu verschmelzen. Das sei aber unhistorisch. Die Ideale des Christentums hätten nicht die Macht, an der Wirtschaft und Moral etwas wesentliches zu ändern, die Moral der Bourgeoisie veredelnd zu beeinflussen. Die Kraft, gute Sitten zu schaffen, entspringe einzig einer Wirtschaft mit solidarischen Interessen. Sobald alle Menschen die gleichen materiellen Interessen hätten, werde es auch eine allgemeingültige und als selbstverständlich befolgte Moral geben. Die überall gleichen Interessen der arbeitenden Klasse hätten bereits ungeheuer sittigend gewirkt. Der Sozialismus kenne weder religiöse noch nationale Unterschiede mehr, vor denen das Judentum und die Landeskirchen noch entschieden Halt machten. Die Erkenntnis, daß der Arbeiter nur durch Treue gegen seine Klassengenossen und durch hingebende Opfer an seine Brüder und Schwestern mehr Glück und Sonnenschein zu erringen vermöge, werde auch von selbst, ohne die christliche Lehre, eine eminent sittliche Menschheit erzeugen. „Wir brauchen den Anachronismus Christentum" nur als ein Opium für die dem Tode, der Dekadenz Verfallenen, die Kranken und die Strebenden."

Die arbeitend lebenden Kämpfer aber könnten die ohnmächtige Armensünderreligion nicht brauchen, ja, sie müßten sie entbehren wollen, sonst würde ihnen das Vertrauen auf die siegende Kraft in ihrem heiligen Kriege fehlen. „Wir anerkennen in der Geschichte nur eine Macht, das ist der durch die Zustände der Gesellschaft und Wirtschaft diktierte menschliche Wille, und nur sofern man diesen Willen der Massen als den Willen Gottes, als den „Weltwillen" ansieht, wie manche Philosophen es tun, anerkennen wir auch ein göttliches Walten in der Welt."

Wir haben den Materialismus noch selten so klipp und klar vertreten und gegen die Religion und das Christentum ausspielen hören, wie hier. Wir sind überzeugt, daß mancher Leser darob ein geheimes Gruseln empfinden wird. Jedenfalls verfechten diese Ausführungen den materialistischen Standpunkt ganz prinzipiell und es befindet sich Herr Ragaz darnach wirklich im Irrtum, wenn er meint, der Sozialismus hätte mit dem Materialismus und der Antireligiosität nichts zu tun. Bei dem genannten Wortführer wenigstens tönt es anders. Die Sozialdemokratie ist freilich einst mit dem Programm aufgetreten: „Die Religion ist Privatsache!" und sie hat damit erklären wollen, daß die Religion mit Politik nicht zu vermengen sei. Es sollte jedem sozialdemokratischen Arbeiter seine Religion belassen werden; einzig auf wirtschaftlichem Gebiete wollte man gemeinsam handeln, um der Arbeiterschaft eine bessere, ökonomische Lage zu erkämpfen. Aber schon Marx, der geistige Vater der Sozialdemokratie, hat die ökonomischen Verhältnisse für den Gang der Geschichte allein bestimmend betrachtet und ist an den idealen Kulturmächten, insbesondere der Religion, mit souveräner Verachtung vorübergegangen, und Bebel stellt in seinem Buche „Die Frau" die Religion als bloße Einbildung hin, die im Zukunftsstaat von selbst, ohne jeden gewaltsamen Angriff, verschwinden werde. Die soziale Fäulnis des römischen Reiches sei die Düngerstätte gewesen, auf der allein das Christentum mit seinen menschenfeindlichen

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Lehren emporwachsen konnte. Und der Kritiker in der „Tagwacht“ hält Religion und Christentum ebenfalls für überwunden und unfähig, die Moral veredelnd zu beeinflussen. Einzig die Solidarität der Interessen soll eine allgemein gültige Moral schaffen. Aber wir fragen: Ist nicht gerade die Solidarität ein eminent christlicher Gedanke? Was hat Christus mit dem Reiche Gottes auf Erden anderes schaffen wollen als eine große Gemeinschaft, deren Glieder durch Hingebung und Treue gegen einander das Glück aller schaffen sollten? Und woher soll die Moral schließlich ihre Kraft schöpfen, wenn nicht aus der Religion, aus der Gemeinschaft mit Gott? Es ist allerdings noch lange nicht an dem, was Eugen Losinsky gesagt hat: Es breitet sich ein großer revolutionärer Umschwung vor; der Sozialismus hört auf, materialistisch und atheistisch zu sein, er wird idealistisch und religiös." Und wenn wir auch gerne anerkennen, daß das zukunftsfreudige Vorwärtsdrängen der Sozialdemokratie auf Grund der Solidarität auch von religiösem Idealismus getragen ist, daß dasselbe in ethischer Beziehung bereits gute Früchte gereift hat, so wird es doch noch gute Weile haben, bis es zu jenem revolutionären Umschwung kommt, der im Sozialismus die Ueberwindung des Materialismus durch die Religion bedeutet. Freilich wird dieser Umschwung kommen. Ohne denselben wäre das Menschengeschlecht dem Untergange geweiht. Mögen alle redlich gesinnten Geister an diesem Umschwung arbeiten. Auch in diesem Sinne beten wir: „Herr, es komme dein Reich!"

Oberflächlichkeit.

Im Feuilleton des „Bund“ wurde die Broschüre von L. Ragaz „Das Evangelium und der soziale Kampf der Gegenwart" mit folgenden Worten angezeigt:

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Der Verfasser gibt seine Ausführungen als ein persönliches Bekenntnis ; im übrigen sind sie die Erweiterung seines an der Jahresversammlung der Schweizerischen Predigergesellschaft in Basel (September 1906) gehaltenen Vortrages; ihre Aktualität wird niemand bestreiten. Etwas altmodisch ist das Festhalten an Schlagworten wie „Materialismus“, namentlich in der Verbindung mit Sozialdemokratie. Praktischen Materialismus findet man höchstens bei den im Besiß schwelgenden Ständen; der sozialistische Arbeiter, auch wenn er supranaturale Vorstellungen mit Recht als schädliche Phantasterei ablehnt, ist eo ipso Idealist."

Ob der Kritiker wohl den Vortrag gelesen oder ob er sich nicht vielmehr mit der Lektüre des „Vorworts" begnügt hat? Oberflächlicher kann man eine so eminent wichtige Angelegenheit kaunt abtun, als es hier geschehen ist.

Geldfachen.

1. Unsere Krankenschwestern.

H. A.

Wenn ein gutes Werk in aller Stille gedeiht, so ist das eine große Freude. Seit die Gründer des Schwesternhauses vom Roten Kreuz in Zürich, voran Bion und Kambli, wegen Alters sich zurückziehen mußten, sind andere mit gleicher Treue am guten Werk. Von den zirka hundert Schwestern, die

jezt in Spitälern und Gemeindepflegen tätig sind, stehen seit Jahren zwei im Dienst unserer Frauenvereine in Bajet. Im Jahr 1906 haben sie wieder bei armen Kranken über 4000 Besuche, dazu viele Nachtwachen, geleistet, und wo sie hinkommen, ist man ihnen dankbar, nicht bloß, weil sie materielle Unterstüßung bringen können, sondern weil sie ihren Dienst hingebend und taktvoll, ohne Bekehrungsversuche, verrichten, so daß sie gelegentlich auch in Familien positiver Richtung gerufen und auch dort geschäßt werden.

Die Auslagen für beide Schwestern betrugen im Jahr 1906 Fr. 3416, denen Fr. 3511. 75 Beiträge gegenüberstehen. An Geschenken gingen ein:

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Münstergemeinde
Petersgemeinde
Theodorsgemeinde

Fr. 500
352

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Dem Kassier, Herrn E. Müry-Flück, sei für alle Mühe und Arbeit herzlich gedankt, und unsere wohlhabenden Gemeindegenossen bitten wir, weil Aufgaben und Auslagen beständig wachsen, unseres kleinen, aber höchst notwendigen Werkleins auch ferner liebevoll zu gedenken. Herr und Frau Professor Tobler in Zürich haben dem Schwesternhaus ein ganzes Landhaus auf dem Züriberg geschenkt, damit alte und kränkliche Schwestern dort ihre Ferien und ihren Lebensabend verbringen können.

2. Die Ferienversorgung.

Im Sommer 1906 haben 780 arme Schüler und Schülerinnen der Stadt Basel, unter Leitung von 52 Lehrern und Lehrerinnen, einen Landaufenthalt von zwei Wochen genossen.

Dafür wurden Fr. 24,820. 85 verausgabt, wozu noch Fr. 1913 kommen für während des Jahres in Langenbruck versorgte kränkliche Schüler, zusammen Fr. 26,733. 85.

Die Einnahmen bestehen in einem Staatsbeitrag aus der Volkschulsubvention des Bundes, Geschenken von Zünften, Gesellschaften, Vereinen und Privaten, nebst Zinsen, insgesamt Fr. 26,820. 85. Das Vermögen betrug am 31. Okt. 1906 Fr. 114,568. 28.

Es ist eine wahre Freude, wie in dieser Sache Alte und Junge, Positive und Freisinnige, Lehrer und Pfarrer, Juristen, Mediziner und Kaufleute einträchtig und freudig zusammen arbeiten. Und was die 780 armen und kränklichen Schulkinder in den 14 Tagen ihres Landaufenthalts an leiblicher Kräftigung und selischem Wohlsein ins Leben mitbekommen, was sie an unvergeßlichen Eindrücken von der Schönheit unseres lieben Vaterlandes und an Gewöhnung zu Reinlichkeit, Ordnung und rechter Lebensfreude empfangen, das können nur diejenigen ganz schäßen, welche die Berichte der 52 Kolonieführer lesen, oder was noch besser, das Leben und Treiben einer Kolonie selber gesehen haben. Die Aufgaben und Auslagen wachsen von Jahr zu Jahr möchte auch die Zahl der Wohltäter und Kinderfreunde zunehmen!

Sonntagsgedanken.

Ob ein Spaziergang durch die Straße oder über Feld auch geistigen Gewinn bringe oder nicht, das kommt auf die Persönlichkeit an, die da lustwandelt, und auf den Maßstab, den sie dazu mitbringt. Insofern hatten die Sophisten zur Zeit des Sokrates wohl recht, indem sie sagten, der Mensch

sei das Maß aller Dinge. Aber man muß beifügen, daß auch jeder einzelne das Maß ist, damit er seine Mitmenschen mißt und die Quelle, aus welcher er in der Regel seinen Begriff des Menschen schöpft. Daraus entstehen unzählige Mißverständnisse und ungerechte Beurteilungen. Nur ein Charakter fann Charaktere annähernd richtig beurteilen und nur ein Alwissender könnte überall und jederzeit gerecht sein.

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Wie einer ist, so ist sein Gott" und durch die Art, wie einer den Sonntag zubringt, kennzeichnet er sich selbst. Metellus schläft morgens länger als gewöhnlich, liest dann weiter in dem Buche, an dem er nachts um 1 Ühr eingeschlafen ist, studiert dann in seinem Fache, welches idealer Natur ist, denkt sogar selbständig nach, geht nach Tische eine kurze Strecke spazieren, begnügt sich mit dem Anblick einiger Bäume, des blauen Himmels, der Wiesenblumen, denkt nach über sich selbst, seine Stellung zur Welt und zur menschlichen Erkenntnis, vertieft sich wieder in sein Fach weil ihm vorkommt, hier ruhe er am besten aus und hier sei heiliger Boden. Er ist ein Sonderling. Wenn sein Aeußeres so ungewöhnlich wäre wie sein Inneres, so würde er Verdacht erwecken bei den Alltagsmenschen.

J. Bohl.

Das Ackerfeld muß gepflügt und gereinigt werden, wenn es Frucht tragen soll; das Korn muß mit scharfer Sichel geschnitten und auf der Tenne gedroschen und in der Mühle gemahlen werden, wenn es als Brot auf den Tisch kommen soll; das Eisen muß ins Feuer gelegt und geschmiedet werden, wenn es ein brauchbar Werkzeug werden soll. So denn unser Herrgott mich pflügen und reinigen, mich schneiden und dreschen, mich im Feuer brennen und schmieden will, so will ich es willig dulden und sagen: Pflüge und reinige, schmiede und dresche, brenne und hämmere mich -- ich will zufrieden sein, wenn ich nur dabei nüße werde, dir zu dienen. Es sei mir genug, wenn ich nur Frucht bringen und Brot sein darf, und ein Werkzeug werde, das deine Hand brauchen kann.

Allerlei.

Luther.

Eine drollige Geschichte aus dem Dom zu Speyer. — Unter den vielen Tausenden, die den schön gemalten Dom in Speyer besichtigten, befanden sich kürzlich auch zwei Frauen. Die eine davon wollte der andern die Bilder erklären. Indem sie auf das dritte Freskogemälde, links im Mittelschiff zeigte, sagte sie in ziemlich vernehmbarem Tone: „Siechst, deß isch Jesus, und die zwee newe dran sinn zwee Prophete, der Ene devu hebt de Zegefinger in die Höh" Da ertönte eine Stimme im Hintergrund: Der wu de Finger in die Höh hebt, segt zu dem annere Prophet, daß mer in der Kerch nit schwäße soll!"

Quittung.

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Für den Krankenschwesternverein vom Roten Kreuz von A. (Münstergemeinde) Fr. 5, von der Stiftung Haug-Fuchs Fr. 500, von Wwe. Furler (Münstergemeinde) Fr. 10, erhalten zu haben, bescheinigt mit aufrichtigem Dank Der Kassier: E. Müry - Flück.

Ein armes, intelligentes Schulmädchen wünscht Kommissionen zu machen. kunft bei Pfarrer Altherr.

Drud und Expedition von J. Frehner, Steinenvorstadt 15, Basel.

Aus

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