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wie unser Land und Volk aus den Stürmen leidenschaftlicher Kämpfe und gärender Entwicklung immer wieder auf günstigen Boden für sein inneres Wachstum gestellt wurde, wie die Quellen unserer leiblichen und geistigen Wohlfahrt, die unser eigener Unverstand zu verstopfen in Gefahr stand, stets neu zu fließen begannen, wie nach trüben und harten Zeiten immer wieder das Morgenrot einer besseren Zukunft leuchtete. Bedenken wir dies, dann haben wir alle Ursache, dankend die Vorsehung zu preisen, die uns solche Wege geführt hat. Durch die Güte des Allmächtigen mehr als aus eigenem Verdienste ist unser Volk geworden, was es heute ist. Unser Vaterland ist mit all seinen Segnungen ein Geschenk der Vorsehung. Diesem Vaterlande, das mich geboren, in dem die Wurzeln meines Daseins liegen, will ich meine Seele schenken. Es soll mir im Herzen liegen, nicht nur am festlichen Tage, in froher Stunde, wenn der Ahnen Taten gepriesen werden; nein, auch mitten in der Arbeit und der Unrast des Tages. Es soll ein Pläßchen haben dort, wo das Liebste wohnt; es ist eingeschlossen in meine Sorge, mein Hoffen, mein Gebet.

An dieses Vaterland will ich glauben, glauben an seine Berufung und Bestimmung. Freilich bieten Gegenwart und Zukunft manchem Patrioten Anlaß zu kümmernis; denn wir stehen mitten in einer Zeit schwerer, erbitterter Kämpfe. Wir leben unter dem Zeichen wirtschaftlicher Neugestaltungen, die den Frieden zwischen den verschiedenen Schichten des Volkes und Ständen gefährden und sie einander entfremden; wir laufen Gefahr, in zwei sich_zerfleischende Heerlager zu zerfallen. Der Kenner der Geschichte könnte sich trösten: „Es ist schon mancher Sturm ergangen über unser Land, und manche Not hat es an den Rand des Unterganges gebracht. Aber nach den Zeiten der Leidenschaft kam die Liebe zum Vaterlande neu zum Durchbruch; die eiserne Notwendigkeit der Selbsterhaltung und der Patriotismus wackerer Männer haben die feindlichen Brüder immer wieder zusammengeführt zu einträchtiger Arbeit." Doch will dieser Trost nicht verfangen. Haufen von Verbitterung haben sich gesammelt hüben und drüben, und da und dort haben sich Verdroffenheit und Mutlosigkeit eingeschlichen, die die Freude am Vaterland dämpfen.

Ja gewiß, die Zeiten sind ernst. Doch verlieren wir Glauben und Vertrauen nicht! Schauen wir in die Zukunft, wie es Männern geziemt! Machen wir uns das eine klar, daß es nicht in unserem Willen liegt, ob wir die soziale Bewegung, deren eine Welle in der wirtschaftlichen Frage verläuft, haben wollen oder nicht. Sie mußte kommen; denn sie liegt auf der Entwicklungslinie der Menschheit; keine Macht kann sie aufhalten. Dringen wir zu ihrem Kerne vor, so sehen wir, daß ihr ein großes Ziel voranleuchtet, und in den Augen derer, die sie mit Liebe und Glauben schauen und die ihr mit reinem Herzen dienen, trägt die Zukunft ein leuchtendes und strahlendes Gewand. Will unser Volk im Zeichen des Fortschrittes wandeln, so wird es sich seine großen Ideale und Ziele zu eigen machen müssen.

Auch so werden wir schweren Erschütterungen nicht aus dem Wege gehen können; denn noch weiß niemand, in welchen Formen jene einst lebenskräftig werden sollen. Darüber aber können wir uns verständigen, auf welche Art und Weise und mit welchen Waffen die unausweichlichen Konflikte ausgetragen werden mögen. Sollen Haß und Zwietracht unser Vaterland erschüttern, seine besten Kräfte verzehren und damit den Fortschritt lähmen, oder soll der Gedanke alle Zeit als Richtschnur vor unserer Seele stehen: „Wir find troß allen Kämpfen ein Volk von Brüdern!"? Es fehlt in der Gegen

wart glücklicherweise in allen Lagern nicht an patriotischen Stimmen, die daran erinnern, daß rücksichtsloser Kampf nie Selbstzweck werden darf und daß auf dem Boden der Verständigung die besten Hebel des Fortschrittes zu finden sind. An Stelle zerseßender Leidenschaft ein wohlwollendes Weiterbauen unter gegen= seitiger Achtung der Persönlichkeit! Die Angelegenheiten, die jezt die Gemüter bewegen, sind gewiß Menschheitsfragen, und doch soll bei den Bemühungen, sie schrittweise zu lösen, die Eigenart unseres Volkes nicht aus den Augen verloren werden. Die gemeinsame Geschichte, die gemeinsame Entwicklung, die gemeinsame Liebe zum Vaterland und das Streben, seiner Wohlfahrt allein zu dienen, müssen als versöhnende Mächte hinter den Kämpfenden stehen und der Wille muß alle beseelen, daß wir nicht gegen einander kämpfen, sondern nach den besten Formen für neue Lebensziele ringen. Gott gebe uns diese Einsicht, die rechte Festigkeit und Ruhe! Möge das Gefühl der Verantwortlichkeit dem ganzen Volke gegenüber, möge die Liebe zum Vaterlande, die Freude an seiner Wohlfahrt und einer gesunden Entwicklung diejenigen nicht verlassen, die berufen sind, beim Austrag dieser Gegensätze die Gewissen der Menschen zu beeinflussen und zu leiten. Ueber den Kämpfen des Tages schwebe als Ziel ein glückliches Volk, ein einiges und starkes Vaterland; auch hier gelte die Losung: Pfleget und bauet das Vaterland!

Hören wir noch die Mahnung: Bezahle dem Höchsten deine Gelübde! Lasset sie uns dahin deuten, daß wir als Glieder unseres Vaterlandes unserer hohen sittlichen Verantwortlichkeit allezeit uns bewußt sind. Das Wort Im Namen Gottes des Allmächtigen" am Anfange unserer Bundesverfassung soll mehr als dekorative Bedeutung haben. Entziehen wir uns der heiligen Pflicht nicht, in unserm öffentlichen Leben denjenigen Mächten Raum zu geben, von denen wir wissen, daß unser Herr und Gott sie zur Hebung und Adelung des Daseins in unsern Geist gelegt hat. Das ist die Grundbedingung unseres Rechtes für den Glauben an eine glückliche Zukunft unseres Vaterlandes. Würde sie fehlen, dann wäre unser Reden eitel Geschwäß und unseren Bemühungen fehlte das stärkende Rückgrat. Die sittlichen Mächte der Selbstbeherrschung und Selbstbeschränkung, der Opferfreudigkeit und Dienstfertigkeit, der Gerechtigkeit in allen Dingen, der Treue im Kleinen und Großen, schaffen allein ein dauerndes und neues Leben. Wie dem Einzelnen, so gibt Gott auch den Völkern die Verfügung über einen großen Teil ihres Gedeihens in die eigene Hand. Je mehr tüchtige Männer und Frauen unser Volk zählt, um so besser ist es mit seiner Wohlfahrt gestellt. Wer dem Guten nur folgt und dient, kann nicht irre gehen. Er ist ein bauendes und erhaltendes Element in der Gemeinschaft, der er angehört. Je mehr Bravheit und Tüchtigfeit im Einzelnen sich findet, um so mehr werden sie im öffentlichen Leben zur Geltung kommen und es beherrschen. Hüten wir uns vor der Phrase, vor großen, aber leeren Redensarten. Halten wir uns an die biedere Treue, die jederzeit und überall ihre Pflicht erfüllt.

So stellt jeder vaterländische Tag an uns die Vertrauensfrage: Schweizervolk, hast du Glauben, Glauben an die große und schöne Aufgabe, die Gott gerade dir in deiner Eigenart zu lösen aufgegeben? Schweizervolk, hast du Glauben an deine Zukunft, weil du ein Ziel hast, dem du entgegengehst und das du unter Anstrengung deiner besten Kräfte erreichen willst? Schweizervolk, hast du den guten Willen, deiner alten Fehler, der Kleinlichkeit und der Eifersüchtelei Herr zu werden und deine Kräfte zu gemeinsamer Arbeit zu vereinen? Volk der Eidgenossen, willst du deiner Devise treu bleiben: „Einer

für alle und alle für Einen"; willst du treu bleiben Gott deinem Herrn und auf den Wegen der Gerechtigkeit, der Wahrhaftigkeit und der Liebe wandeln? Schweizer, Männer und Frauen, wollt ihr gute und ehrbare Sitte pflegen und wahren und der Tugend Raum schaffen im privaten und öffentlichen Leben? Dürfen wir hierauf mit einem ehrlichen Ja antworten, ohne Hinterhalt und Einschränkung, dann mögen wir uns freudig und zuversichtlich in der Bitte vereinigen: „Gott segne und schirme unser liebes und teures Vaterland!" Vaterland, ruh' in Gottes Hand! Wenn wir deinen Namen nennen, Wird das Herz so froh entzückt; Wenn wir deinen Wert erkennen, Fühlen wir uns hochbeglückt.

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Schüße Gott dich vor Not,

Ruh' in seiner Hand, teures Vaterland!

Aus Sturm und Stille.

Amen.

Wie ein Dieb in der Nacht“, so schreibt die „Semaine religieuse", sei der Volksentscheid in Genf über die Kirche Calvins hereingebrochen, der die Aufhebung des Kultusbudgets mit bloß 830 Stimmen Mehrheit zur Tatsache macht. So nämlich, und nicht als Trennung von Kirche und Staat, wurde das Gesez vor das Volk gebracht. Und dies aus sehr naheliegenden Gründen. Die Römischen dürfen auf Grund des kanonischen Rechts nie für eine Trennung sein. Ihr Ideal ist bekanntlich, die Kirche so sehr mit dem Staat zu verbinden, daß er sich in der Umschnürung durch die kirchlichen Machtfaktoren nicht mehr zu rühren und zu wenden vermag. Wenn er aber je unter diese Botmäßigkeit kommen soll, so muß er zuerst einmal völlig von der verhaßten protestantischen Kirche losgelöst werden, die ihn bis jezt immer noch mit freiheitlichen Gedanken erfüllt hat. Und darum haben sie mit Begeisterung für das ihnen mundgerecht gemachte Geseß gestimmt. Wenn dann einmal alle Kirchengenossenschaften gleich berechtigt nebeneinanderstehen, dann wird die römische Diplomatie, die ja der protestantischen Kirchenleitung an Schlauheit und Konsequenz um einige Kilometer voraus ist, schon dafür sorgen, daß der scheinbar unabhängige Staat ganz allmählich in das Schlepptau Roms gedrängt wird. Nichts leichter als das. Denn die Indifferenz und Blindheit der Staatsregierung ist ja tausendfach bewiesen. Eines schönen Tages wird man das stets zum Wurf bereite Lasso um den Hals des feurigen Tieres schlingen können.

Doch auf was für Abwege gerätst du? So wird mich der geneigte Leser fragen. Es handelt sich ja vorläufig um all dies nicht im Geringsten. Was am 7. Juli in Genf beschlossen wurde, ist ja lediglich die erfreuliche Neuerung, daß künftig jede Religionsgemeinschaft für ihre Auslagen selbst aufkommt, während bis jezt die anerkannten Landeskirchen aus dem allge= meinen Steuersäckel unterhalten wurden. Ist denn das ein so großes Unglück? Die theologische Fakultät und der Religionsunterricht in den Schulen wurden bis jetzt nicht angetastet. Die Kirchen können in den Besitz der Gemeinden übergehen.

Gewiß, es ist keine Ursache, die Flinte ins Korn zu werfen. Die Par

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teien haben sich das Wort gegeben, auch so unter einem Kirchendach beisammen zu bleiben. Die offizielle Nationalkirche Genfs versinkt in der Vergangenheit, es lebe die unabhängige Nationalkirche Genfs!" So schreiben unsere Freunde und gehen eifrig an das Aufrichten der neuen Ordnung. Wir wünschen ihnen von ganzem Herzen, daß der Neubau solid und weit, großzügig und eine sonnenreiche Wohnung werde.

Aber über eines kommen wir eben doch nicht hinweg. Wir meinen die frenetisch geäußerte Freude der Römischen. Es ist doch bezeichnend, daß die paar savoyischen katholischen Gemeindlein, die der Wienerkongreß 1815 zu Genf schlug, als ein Danaergeschenk, vor dem man sich damals schon bekreuzte, in der Abstimmung den Ausschlag gaben. Es ist noch viel bezeichnender, daß die Masse der irreligiösen Katholiken, die sonst mit allen Registern das Fehdelied wider die römische Pfaffheit anstimmt, diesmal wie ein Mann Schulter an Schulter mit den kirchlichen Katholiken stimmte. Und soll es uns so ganz gleichgültig lassen, wenn durch das Gefeß die kleine treue Schar der Altkatholiken an die Wand gedrückt wird? Ihre Kirchen werden Rom ausgeliefert. Und ein schöner Traum mehr wird damit begraben.

Warum ist die ganze Trennungsfrage so ungeheuer kompliziert? Weil fie im Grunde gar nicht nach idealen Gesichtspunkten gelöst werden kann. Weil sie mit keiner Weltanschauung und keiner Kirchenlehre sich zusammenspannen läßt. Es ist eine rein praktische Frage.

Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Geberden. Es hat mit Organisationsfragen nichts zu tun. Die Wirkung der Geisteskraft Christi ist nicht an die zufällige Form gebunden, in der sie sich entfaltet. Und oft wirkt sie gerade da nicht, wo die Menschen ihre Drähte legen. Es ist deshalb genau so töricht, von der Trennung seitens der Atheisten eine Minderung des religiösen Lebens, als seitens der Religionsfreunde eine Steigerung der Frömmigkeit zu erwarten.

Nur die Kirche, die Seele und Leib beherrschen will, muß das größte Interesse daran haben, wie sich der Staat zur Kirche stellt. Sie muß alle Mittel in Bewegung sehen, ihn von freiheitlichen Bundesgenossen zu scheiden, damit sie ihn um so eher unterjochen kann. Divide et impera, heißt die alte Römertaktik. Auch heute handelt die römische Kirche danach. Und es ist ihr gelungen das protestantische Rom, einst die Zuflucht aller Hugenotten, das Asyl der vertriebenen Romanen, illusorisch zu machen. Daher die diabolische Freude.

Und wenn die Römerkirche in Frankreich sich wegen der Trennung so leicht trösten kann, ist es deshalb, weil auch die Protestanten ihres Zusammenhangs mit dem Staat beraubt und in selbstmörderische Kämpfe hinein gestürzt sind. Rom duldet niemand neben sich. Unumschränkt will es herrschen.

Von dieser Seite muß man die Sache auch ansehen. Vielleicht wird man dann etwas vorsichtiger im Haschen nach dem Storch auf dem Dache, solange man noch die Taube in der Hand hat. Viele unserer Allerradikalsten wissen und merken nicht, wie sehr sie die Geschäfte ihrer schlimmsten Feinde besorgen.

Gewiß, auch wir sehen einer Zeit entgegen, da die Konfessionen für ihre Bedürfnisse selbst aufkommen. Das goldene Band, das heute die Kirche noch fast allein mit dem Staat verbindet, soll fallen, denn es soll einem andern, dem Bande der Geistesgemeinschaft weichen, das nicht im Herrschen, sondern im Dienen seine Aufgabe erblickt.

Trennung also unter keinen Umständen. Die Allgemeinheit kann es nicht dulden, daß ihre Glieder auseinandergerissen werden. Immer inniger müssen sich die sozialen Gebilde umschlingen und ergänzen, die das geistige und leibliche Heil einer freien nnd frommen Menschheit anstreben. Die Aufgabe ist so groß, daß wir alle einander im festesten Bunde nötig haben, die dazu eines guten Willens sind. Jene aber, die diese Entwicklung aufhalten und uns der mittelalterlichen Barbarei entgegentreiben wollen, habeant sibi!

Von der Schweizerkirche.

Der protestantisch-kirchliche Hilfsverein ist einer der Vereine, deren Wirken im umgekehrten Verhältnis zur Reklame steht. Viele gut kirchliche Leute wissen kaum von seiner Existenz. Aber wer den übersichtlichen Jahresbericht des Vorvereins in Basel liest, der bekommt Respekt vor den Leistungen dieser Vereinigung. Der P.-K. Hilfsverein stellt sich die Aufgabe, die unter Katholiken zerstreut lebenden Protestanten zu unterstüßen, indem er für die Anstellung von Geistlichen und Lehrern, für Erstellung von Kirchen, Schulen, Sälen usw. sorgt. Wir geben hier ein Verzeichnis seiner Leistungen im Jahr 1906:

Es leisteten in diesem Jahre die Kantone:

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in diesem einzigen Jahre 1906.

Summa Fr. 272,460. 56

Von dieser Summe wurden verausgabt für die Evangelischen in der Schweiz Fr. 206,176. 57; für die Evangelischen in Desterreich Fr. 31,247. 10; für die Evangelischen in Deutschland Fr. 1710, in Frankreich 18,697, in Belgien Fr. 200, in Italien Fr. 250, in Spanien Fr. 160, in der Türkei Fr. 400, in Asien Fr. 23, in Südamerika 5303, der Rest deckte die Verwaltungskosten.

Die Flucht an die Oeffentlichkeit

ist oft das einzige, was einem übrig bleibt, wenn man sieht, wie häufig sich unter der Maske der Wohltätigkeit die nackteste Proselytenmacherei versteckt.

Sucht da, wie man uns mitteilt, eine bedrängte, brave Mutter, die,

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