صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

Ein Dankeswort.

Da der katholische Pfarrer Dr. Hansjakob im benachbarten Freiburg am lezten Montag, den 19. August, seinen 70. Geburtstag feierte, ist es wohl im Sinn vieler Leser dieses Blattes, wenn ich ihm danke für all das viele in seinen Schriften, womit er jedes gesunde Menschenherz erfreut und bei allen lustigen Hieben auch uns Protestanten in Wahrheit und Liebe gerecht wird ein rechter Priester Gottes in origineller und herzerquickender Eigenart, dem wir noch viele Jahre in guter Gesundheit wünschen. Altherr.

Vom Büchertisch.

D. Dr. Rud. Steck, Hallers Reformationsversuch in Solothurn (1530), nach seinen eigenen und Niklaus Manuels Briefen. Bern, Grunau, 1907.

Diese knappe, aber um so gehaltvollere Schrift des hochverehrten Berner freisinnigen Theologieprofessors ist der philosophischen Fakultät als Dank für die zum 25jährigen Amtsjubiläum verliehene Doktorwürde überreicht und eine wertvolle wissen= schaftliche Ergänzung zu des Verfassers populärer Schrift, die er in dem Volksschriftenverlag des Vereins für freies Christentum herausgab. Welches Interesse der Frage gegenwärtig entgegengebracht wird, beweist die Tatsache, daß jene Schrift in wenigen Wochen vergriffen war. Die jungen reformierten Gemeinden im Kanton Solothurn vernehmen mit hingebendem Aufmerken, wie nahe einst der ganze Kanton daran war, der Reformation ganz zuzufallen. Ein Kabinetstück historischer Forschung ist zum Beispiel der Schluß über den „Schweiß des heiligen Ursus", ein politisches Wunder, das dem Blut des heiligen Januarius in Neapel würdig zur Seite steht. Möge uns der unermüdliche Gelehrte noch manche seiner reifen Früchte schenken.

H. B.

Die soziale Entwicklung als Kampf um die Menschenwürde. Ein Mahnwort von Dr. D. Pfister, Pfarrer in Zürich. Preis 25 Cts.

Ein Separatabdruck aus der Wochenschrift „Fürs Heim"; ist allen zu empfehlen, die gern ins Klare kommen möchten, was die Losung „Religiös-Sozial", welche eine Anzahl junger Schweizerpfarrer ausgeben, eigentlich will und wie sie zu verstehen sei. A.

Kirchliche Personalnachrichten.

Thurgau. Gestorben in Frauenfeld Herr Alt-Pfarrer Karl Fr. Meinherz, früher in Mogelsberg, geb. 1837.

Genf. Gestorben Herr Alt-Pfarrer D. Frank Coulin in Genthod, geb. 1828. Jns Ministerium aufgenommen Herr Eduard Röhrich, cand. theol.

[ocr errors]

Bern. Gewählt nach St. Stephan Herr P. Baumgartner, Verweser daselbst. Gewählt nach Orvin Herr Pfarrer Robert Gerber. Berufen nach Court Herr Pfarrer H. Besson.

Waadt. Gewählt nach Aigle Herr Pfarrer E. Augsbourger in Echallens. Gewählt nach Echallens Herr Pfarrer H. Renaud in Morrens.

Aargau. Gewählt nach Safenwil Herr Karl Fueter, V. D. M. von Bern und Basel.

Quittung.

Für den Kleinbasler Verein für häusliche Krankenpflege Fr. 5 von Tr. und Fr. 50 von E. erhalten, bescheinigt mit herzlichem Dank H. Baur, Pfarrer.

Gesucht in ein gutes Privathaus bei Zürich ein zuverlässiges, reinliches Mädchen für

Küche und Hausgeschäfte. Lohn 35-10 Fr. Eintritt nach Belieben.

Offerten an die Erpedition dieses Blattes.

Drud und Expedition von J. Frehner, Steinentorstraße 2, Basel.

Dreißigster Jahrgang.

No 35.

Samstag, 31. August 1907.

"

Schweizerisches Proteftantenblatt.

& erausgeber:

Pfr. A. Altherr in Basel, Pfr. §. Andres in Bern, Pfr. H. Baur in Basel, Pfr. Dr. W. Bion in Zürich, Pfr. J. G. Birnstiel in Basel,

Pfr. Johs. Diem in Zürich-Unterstraß.

Wir sollen nur nicht in den Sinn nehmen, daß der heilige Geist gebunden sei an
Jerusalem, Rom, Wittenberg oder Basel, an deine oder eine andere Person. In Christo
allein ist die Fülle der Gnade vid Wahrheit.
Decolompad an Fnther.

Erscheint auf jeden Samstag. Man abonniert auf jedem Postamt der Schweiz und des Auslandes.
Preis halbjährlich franko zugesandt 2 Fr. für die Schweiz, nebst Postzuschlag für das Ausland.
Arme können das Blatt auf der Erpedition, Steinentorstraße 2, abholen.

[blocks in formation]

„Kampf ist der Vater aller Dinge!" sprach eines altgriechischen Weisen Mund. Er sprach damit eine Wahrheit aus, die uns heute eine bittere scheint. Denn wir sind schon ein kampfmüdes Geschlecht. Wahrlich nicht von eigenem Kampfe. Wir singen und reden wohl von „wildem Schwertkampf und heißem Blutdampf", aber selber mit und durchgemacht haben wir keinen Krieg. Gerade deswegen ist vielen auch schon die Vorbereitung darauf zuviel. Sie halten jede Anstrengung und jedes Opfer im Uebungsspiele unseres harmlosen Militärdienstes für überflüssig, weil sie den Ernstfall nur vom Hörensagen kennen und darum nicht ernstlich daran glauben, daß er an sie einmal herantrete. Sie wissen und fühlen nicht, daß alles auf dem Spiele steht, wenn des Krieges wilde Fackel glüht": Vaterland und Freiheit, Hab und Gut, Leib und Leben, Weib und Kind, und vor allem die Ehre! Ja, das ist auch bitterwahr; nichtswürdig ist die Nation, die nicht ihr alles freudig seßt an ihre Ehre!" Hört ihr's; freudig! meint gar noch der Dichter, sollte das geschehen, was ihr mit stürmischen, mühsamen Geberden nur sehr notgedrungen vollbringt; eure Pflicht, fürs Vaterland, ihr militärmüden und steuerfaulen Söhne Helvetias! Freude am Kampf atmet desselben friedfertigen Dichters Seele in seinem herrlichen Reiterliede: Wohlauf Kameraden, auf Pferd, aufs Pferd, in die Schlacht, in die Freiheit geritten!" Eine Freude sei der Kampf, meinte auch der Weise, der aus ihm alles Leben ableitet. Und weil eben das Leben ein Kampf ist, so kann es auch nur kampffrohe Seelen brauchen. Für Feiglinge und Faulenzer ist es nicht bestimmt. Wer den Kampf scheut, der kommt zu kurz auf der Welt. Er wird von der Konkurrenz überritten. Wie der Einzelne, so bleibt auch e 1 jedes Volk, das sich nicht rüstet und regt, zurück hinter den andern und wird zertreten. Und für jeglichen Kampf gilt dies, und auf jedem Felde menschlicher Tätigkeit heißt's: Wehre dich, spute dich! Stillstand ist Rückschritt.

Denn unsere Natur selber ist's, die Kampf erfordert. „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust!" Und zwischen diesen beiden ist kein Friede möglich. Mensch sein, heißt ein Kämpfer sein, weil kein Mensch sein kann ohne irdische Bedürfnisse, und kein Mensch sein soll ohne höhern Trieb. Nie werden sie sich völlig ineinander verschmelzen. Nie darf das Natürliche, Notwendige das ein und alles sein, was unser Dasein füllt. Wir leben doch nicht nur, um zu essen und zu trinken, sondern umgekehrt. Und dieses Leben selbst ist hoffent= lich kein Automobil, das blindlings nur drauflos rast, bis es zerschellt, zerplaßt, von selber stille steht; es handelt sich nicht bloß damit fertig zu werden, so rasch wie möglich und auch nicht umgekehrt so spät wie möglich. Nein: immer vorwärts zwar soll es gehen, aber zu bestimmtem Ziele. Einen Zweck muß diese Reise haben. Ist sie nur Selbstzweck, so dreht sie sich im Kreise und nüßt genau das Gleiche, wie ein Mensch, der nie vom Flecke sich bewegt. Zweierlei Tagediebe gibt's; die einen rühren sich nicht, die andern rührt nichts auf der Welt. Beide leben in den Tag hinein. Die einen jagen von Genuß zu Genuß, gehören dem an, was nichts ist, und nichts bleibt, die andern liegen auf der faulen Haut, sie bleiben was sie sind, und werden nichts. Ob ich in aller Geschwindigkeit mich um mich selber drehe, oder einfach stille size, kommt auf eins heraus, beides hat keinen Wert für die Welt. Wie ich beharre, bin ich Knecht - ob dein, was frag' ich oder wessen!" das spricht zu seinem Versucher Mephisto der lebenshungrige Faust. Er spricht's aus mit dem Bewußtsein der in ihm nicht zur Ruhe kommenden Zwiespältigkeit seines Wesens heraus. Er kann und will nicht stille stehen, er, der zwar verzweifelt ungern und schmerzlich darauf verzichtet, der Menschheit Krone zu erringen, der aber dennoch festhält sein frohes Streben". Nur rastlos betätigt sich der Mann." Kommt er dem Unendlichen zu seinem Leide nicht näher, so ist das für ihn noch lange kein Grund, der Geistesträgheit zu erliegen. Stillstand ist Rückschritt.

"

[ocr errors]

"

Verfallen sind, ach! alle die dem Stillstand, die keine Weiterbildung, keine Höherführung des Menschen, keinen Fortschritt im innern Sinne für möglich oder nötig halten. Aber sind darunter nicht sehr edle, ursprünglich sogar schwärmerische Idealisten, die eben zu hoch die Erwartungen gespannt, zu weit das Ziel gesteckt und nun, nachdem sich seine Unerreichbarkeit ergeben, ganz abgekommen sind von allem Glauben und Hoffen und Schaffen für das, was nicht dem Augenblicke dient? Aus ungeduldigen Vorreitern des Fortschrittheeres und himmelstürmenden Gottesstreitern sind oft die allerbehaglichsten Mastbürger, die sorgfältigsten Genußmenschen geworden, die sich aufs Geschäft, auf den Profit zurückgezogen, als ihren festen Punkt, von dem aus sie nicht mehr die Welt aus den Angeln heben wollen, von dem sie aber auch keine Macht der Welt mehr wegbringt. Es gibt nichts Gefährlicheres für den jungen Schwärmer als gerade seine Schwärmerei. Darum verläßt sich ja Mephisto, der Versucher, auf seine Wette mit Faust, weil diesem alles viel zu langsam geht und zu langweilig ist, das Rauschen der Zeit und das Rollen der Begebenheit.

Ihm hat das Schicksal einen Geist gegeben,
Der ungebändigt immer vorwärts dringt,

Und dessen übereiltes Streben

Der Erde Freuden überspringt.

Den schlepp' ich durch das wilde Leben,

Durch flache Unbedeutendheit;

[blocks in formation]

Allein, selbst der Teufel kann sich auch einmal verrechnen. Faust wird aus einem Phantast doch kein Philister. Sein Sehnen nach dem Ewigen versandet nicht im Alltag.

Welcher Idealismus bleibt aufrecht im Kampfgewoge der Interessen? Wem wird der Mut nicht gebrochen oder gelähmt, für die Menschheit sich zu opfern, auch wenn er Undank erntet und sich selber schadet? Und was gibt dem Bannerträger einer sichtlich verlornen Sache die Kraft, das Feldzeichen hochzuhalten, obwohl sein Schicksal durch diese Treue besiegelt ist, im scheinbar nuglosen Untergange seiner Person? Solches vermag nur, wer feine Illusionen sich macht, weder über sich selbst, noch über die andern, wer weiß und sich dessen getröstet, daß unsere Kraft ausreicht zum kämpfen, nicht zum siegen. Dazu gehört Resignation, aber nicht als Schwäche. Nein! eine starke Seele ist's, die sich gesteht: Ich werde nicht erreichen, was ich will, aber ich probier' es doch! In großen Dingen gewollt zu haben, ist genug." Es braucht wackern Mannesmut, ohne Aussicht auf Erfolg, eine Sache anzupacken, noch mehr: bei zweifelhafter Wendung der Dinge nur fester noch sich ins Geschirr zu legen, und am meisten: die mißlungene Arbeit frisch von neuem wieder aufzunehmen. Mit solcher Resignation, die zum Stachel wird, anstatt zur Bremse, geht in den Kampf, ihr nüchternen“ Idealisten, mit dem Bewußtsein, daß die Sache gut, wenn auch die Menschen schwach sind, die ihr dienen. Immer noch besser, das Gute stets gewollt zu haben bis ans Ende, als fahnenflüchtig geworden, am Ende nicht einmal dieses Bewußtsein als Trost zu haben. Wir werden uns, da ein rechtes Ideal überhaupt unerreichbar ist, gleich dem Apostel zum Wettlaufe rüsten müssen mit Demut und Ausdauer: Nicht daß ich es ergriffen hätte, aber ich jage ihm nach, ob ich es ergreifen möchte!"

[ocr errors]

"

Schweizerische Predigerversammlung in Bern

19.-21. August 1907.

Ein feierlicher Münstergottesdienst hat das Fest eingeweiht, und ein majestätisches Gewitter hat gleich darauf die schwarzen Mannen eingeweicht. Damit war die Tagung gründlich und gediegen eröffnet. Auch dies eine Predigt über den Tert Pfarrer Altherrs: „Haben wir von Gott das Gute angenommen, warum sollten wir nicht auch das Böse nehmen?"

Die Predigt werden unsere Leser in der nächsten Nummer finden. Ich hebe damit an, wie der Himmel ganz genau wartete, bis das Gros der Festbesucher auf der kühngeschwungenen Kirchenfeldbrücke angelangt war, und sie dann mit einem niedlichen Wolkenbruch überschüttete. Pudelnaß sezte man sich enggedrängt und das Uebel mit Eigenwärme kurierend, in das „Restaurant Kirchenfeld", wo Freund Ryser eine launige Rede hielt, die den Kantönligeist etwas zerpflückte und Zwinglis stolzes Wort zitierte: „Zürich und Bern müssen die zwei Stiere sein, die Helvetiens Wagen ziehen." Hoffentlich haben dies

die andern nicht übel genommen. Auch das etwas langsam funktionierende Bernergehirn und sein solider Schädel fanden ihre würdige Applikation. So war die biderbe Hand zum Gruß geboten.

"

"

"

[ocr errors]

Dienstag morgens acht Uhr saß die stattliche Gemeinde der Pfarrer zu den Füßen Prof. Lüdemanns im Großratssaal. Zuvor hielt Zentralpräsident Pfarrer Thellung seine Begrüßungsrede, die zum Vergleich mit der Gegenwart den Zellerhandel der 40 er Jahre herbeizog und einen Brief Prof. Hagenbachs aus dem Jahr 1828 vorlegte, in dem er Baggessen in Bern den Plan einer Gesellschaft auseinanderseßte, wie sie jest in schönster Eintracht beisammensaß. Dann erhielt Prof. Lüdemann das Wort. Monistische und christliche Welt- und Lebensanschauung“, hieß sein weitschichtiges Thema. Philosoph und Theolog in einer Person, wurde er ihm in geradezu vorbildlicher Weise gerecht. In einer Zeit, die sich der Gefühlstheologie" schrankenlos in die Arme zu werfen scheint, war es wie ein frisches Bad nach staubigem Marsch, sich in diese klaren, reinlichen Gedankengänge zu versenken. Der größte Schmerz ist dem Redner, daß die freie theologische Entwicklung der Schweiz immer wieder durch fremdländische Rückständigkeit beeinflußt wird. Dazu gehört ihm auch die jetzt in Berlin sich zu einer veritabeln Häckelreligion" auswachsende monistische Verirrung. Kein Buch ist von der maßgebenden Wissenschaft so endgültig abgetan wie die Welträtsel“, das hindert aber die gläubigorthodore Gemeinde des Papstes von Jena nicht, treulich an ihm festzuhalten. Von der Zoologie ausgehend, ist Häckel über die Biologie hinaus zur eigentlichen Metaphysik vorgeschritten. Er kennt nicht wie Du Bois-Reymond irgendwelche Grenzen des Naturerkennens. In seine Physik mengt er kühnlich psychische Werte, ohne sich der Entgleisung bewußt zu werden. Zuerst durch= bricht er seinen Monismus“ durch seinen mystischen „Kraftbegriff“ und erkennt in dem „gallertartigen Aether" seine Substanz. Und das will Spinoza übertrumpfen! Dann durchbricht er den Monismus zum zweiten Mal, wenn er seinen Atomen Gefühl, Lust und Unlust zuschreibt, sie so wiederum, ohne es zu merken, aus Atomen zu Monaden, besser Individuen macht. Es ist die reinste Rückkehr zu den Hylozoisten des Altertums, das heißt den philosophischen Lehrjungen. So kann man seine Substanz eine Pluralität von Individuen nennen. Das aber ist allerhöchstens ein „Titularmonismus“, zu deutsch: hat mit einer einheitlichen Weltanschauung aber auch nicht das geringste zu tun. Verschwommener Pantheismus, das ist dann die Form, in der er praktisch auftritt und ein neues Kunst- und Religionsideal bilden will, wozu ihm alle Qualitäten fehlen.

"

Ebenso scharf geht der Redner mit den geschichtlichen Erscheinungen des Christentums ins Gericht. Alle Religion ist ursprünglich metaphysischer Monismus. Das auf allen Punkten vollkommene Ineinandergehen von Transcendenz und Immanenz (Gott ist über und in der Welt zugleich), ist in tausend Differenzierungen die Gestalt der Religionsgeschichte. Das ist im Christentum oft genug vergessen worden. Der kosmische Dualismus ist auf allen Seiten in seine harmonische Welt hineingebrochen, und selbst die Theologie eines Ritschl hat sich von ihr nicht rein erhalten können, als sie die Religion zum Sondergebiete neben der Erscheinungswelt machte. Eine Religion aber, die sich ihrer wahrhaft monistischen Wurzel nicht besinnt, ist gegenüber diesem Naturmonismus Häckels wehrlos. Kant muß der Führer sein. Sein Ding an sich" ist erkannt als die Realität des Geistes. Aus ihr fließt natürlicherweise Ethik und Willensfreiheit als Faktor des Kausalsystems.

« السابقةمتابعة »