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bleiben, einem abgestandenen Liberalismus oder einer unfrommen und kraftlosen Freigeisterei zum Troß und denen zur Notiz, die nicht ungerne tun, als ob die Reform etwas Rückständiges, Altmodisches und Unzeitgemäßes geworden wäre.

Wenn sich das Protestantenblatt über seine Jugendlichkeit ausweisen soll, so wird es sich's, wie bisher, daran gelegen sein lassen, ein offenes Ohr zu haben für alle großen Stimmen der neuen Zeit. Es wird nicht tun, als ob es bisher im Besiz der vollen Wahrheit gewesen wäre und es wird sich alle Mühe geben, in vertrauensvollem Aufschauen zu den Gott- und Wahrheitsuchern aller Lager und Richtungen immer zu lernen und das Gelernte so gut als möglich zu übersehen in eine Sprache, die auch der Schlichteste im Volk verstehen kann. Freilich will es keinen Gelehrtentalar anziehen, sonderu seinen leutpriesterlichen Ausgehrock behalten, und es wird darum auch denen nicht im Wege sein, die die große und notwendige Aufgabe auf sich nehmen, in Vorträgen, Auffäßen, religionswissenschaftlichen Volksbüchern und Zeitschriften das Werk der Aufklärung an der oberen Schicht unter den Suchenden zu besorgen.

Jugendlich will das Protestantenblatt auch bleiben, indem es sich vornimmt, allsonntäglich auch ein wenig Sonnenschein in Herzen und Häuser zu tragen, durch eine Art von Erbauung, die aus Freudigkeit kommt. Es will nicht in Welt und Kulturseligkeit machen, nach Art einer von unsern Gegnern karrikierten Reform. Es will den Mut haben, dem Kummer und der Sünde der Zeit ins Auge zu schauen. Aber es möchte dann immer mit um so größerer Freude wieder in die Reihen derer treten, die dem Volke sagen, daß wir doch in einer Werdezeit leben, in der es knospet und grünt und in der die Offenbarungen der Liebe Gottes vor den Augen hoffender Menschen liegen.

Jugendlich will unser Blatt troß seiner dreißig Jahre auch darin sein, daß es die Beziehung zu seiner eigenen feurigen und stürmischen Jugend innerlich immer wieder sucht. Es weiß ja, daß es nicht mehr stürmeu und streiten muß wie vor dreißig Jahren, und daß es heute Dinge zu treiben gilt, die viel wichtiger sind als der einst notwendig gewesene Kampf gegen einen an Dogma und Biöelbuchstaben gebundenen Glauben, es weiß, daß jezt alles noch mehr als früher auf Bildung religiöser, gottinniger Persönlichkeiten, auf soziale Gerechtigkeit, auf Einpflanzung einer neuen Gesinnung in die moralisch kranke Welt und auf Gründung wahrhaftiger Christengemeinden drängt. Von der Ehrfurcht gegenüber der freimachenden Wahrheit aber, vom Kampf um die rechte, Herz und Verstand befriedigende Weltanschauung wird es doch nicht lassen. Wenn es dabei wieder ein wenig Feuer holt bei den treuen Alten, die so jugendlich im Feuer standen, so wird ihm das nicht schaden.

Weil aber alle Jugendlichkeit und Lebensfrische bei Sachen und Menschen nicht zumeist von ihrer Anschauung oder ihrem Programm abhängt, sondern vielmehr davon, ob der lebendige Gott in ihnen wirksam sei, so fängt unser Blatt seine neue Jahresarbeit im Namen Gottes an und mit der großen Hoffnung, daß ein Hauch des von Jesus in die Welt gebrachten Gotteslebens auch diejenigen stärke, die unser Blättlein schreiben und lesen. Freilich ist ja das, was alle unsere religiösen Blätter tun, ein unendlich schwacher Dienst am Gottesreich und wir wollen den Wert des rasch gelesenen und rasch vergessenen Wortes nicht überschäßen, aber was immer von Gott und göttlichem Leben zeugt und ans Gewissen des Volkes geht, das wird doch auch nicht einfach auf die Erde fallen!

Auf das bauen wir mit Vertrauen und darauf hin wollen wir weiter arbeiten. Wir freuen uns jedes Lesers, der uns versteht, aber auch jedes Lesers, der eine andere Meinung hat und keine Faust im Sack macht, sondern sich hören läßt. Wir freuen uns jedes Mitarbeiters, und wären glücklich, wenn Nichtpfarrer, Männer und Frauen, hie und da ihre Stimme ertönen ließen. Gott gebe uns allen ein gesegnetes neues Jahr, ob's darinnen auch wieder stürmen wird und Lasten zu tragen gibt. Er gebe uns jenen fröhlichen Christenmut, der aus Glauben kommt, jung erhält und die Zukunft hat!

Erinnerungen eines alten Reformers.

I.

In der Silvesternacht wachen einem die Erinnerungen an Vergangenes auf; wie Wolken kommen sie, in ganzen Schwadronen; man muß sich zusammennehmen, den Atem nicht zu verlieren und nicht weich zu werden.

Es gibt noch Leute in Basel, die sich an Hoffmann-Merian, an Franz Hörler, an den Staatsschreiber Göttisheim, an den Doktor Dan. Ecklin, an die Brüder Dr. Carl Brenner und August Brenner, an den Konditor Doßwald, an den Rotgießer Deck-Ernst, an Bohny, den Eisenhändler, an Völlmy, den Schullehrer, erinnern. Das waren, um nur Verstorbene zu nennen, die regelmäßigsten Besucher eines Männervereins, der sich Reformverein nannte, und sich jeden Dienstag in der alten Safran" versammelte. Da wurde bei sehr bescheidener Konsumation an der Weltkugel geschliffen, alles besprochen, was zwischen Himmel und Erde ist.

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Es war die Zeit, wo G. Wackernagel und Oberst E. Frey die „Basler Nachrichten" schrieben, Otto Haßler die altkatholische Gemeinde belebte, und Obersthelfer Zw. Wirth, der Mann mit dem reinen Mut und dem guten Herzen und dem machtvollen Wort, die Basler Gemeinde vorwärts brachte. Es waren alles Leute, die ihre Schwachheiten hatten, weder Heilige noch Heiligtuer, aber sie hatten eine Sache, die sie sehr ernst nahmen, für die sie mit ganzer Seele glühten und sich viel Böses nachsagen ließen, da und dort auch ökonomische Nachteile und Verfolgung ausstanden. Diese Sache war die Reform. Und ihnen gegenüber standen viel tüchtige und markante Positive: die Stockmeyer und Riggenbach, die Miville und Stähelin, Respinger und Linder, die Ratsherren Christ und Sarasin. Und der streitbare Joneli!

Zu gleicher Zeit kämpften für die gleiche Sache in Stadt und Kanton Bern die Brüder Friß und Eduard Langhans, der erste pompös und der andere schlicht und sein; vor ihnen schritt hoch erhobenen Hauptes A. Bißius, der Pfarrer und Staatsmann mit seiner Wochenchronik, in der er tief und scharf einen neuen Staat, eine neue Kirche, eine neue soziale Gerechtigkeit und Sittlichkeit forderte. Um die drei herum gruppierten sich Wysard und Schaffroth, Heuer, Hegg, Chavanne und Rüfenacht, nebst vielen andern. Was sie trieben war kein Kinderspiel, denn Eduard Langhans sollte für sein freies und frommes Buch über die Bibel abgesezt, das Lesen des alten katholischen Glaubens wollte erzwungen werden, dem Reformtag wurde die Münsterkirche verweigert. Und die Gegner waren auch tüchtige Leute, aber sie konnten das neue, freie Kirchengeseß nicht verhindern, da die Vermittler dazu mithalfen.

Was in Basel und Bern geschah, hatte sein Vorspiel in Zürich. Große

Lehrer an der Universität, voran Alexander Schweizer und Biedermann, Volckmar und Keim, gaben der Theologie ihren wissenschaftlichen Grund. Heinrich Hirzel am St. Peter und Heinrich Lang in Meilen verkündeten mit feurigen Zungen das an seiner Quelle gefaßte Evangelium Jesu, sekundiert vom leicht beschwingten Salomon Vögelin in Uster, vom schwergewappneten C. W. Kambli in Horgen, vom gemütstiefen und hochberedten Konrad Furrer und vielen andern. Unterdessen gründete Bion seine Liebeswerke, eins nach dem andern, vor allem die Ferienversorgung, das Schwesternhaus zum Roten Kreuz und das zürcherische Sanatorium. Salomon Vögelin sollte abgesezt werden, was man abwehren mußte. Auf dem Rathaus wurde unter jahrelangen, heißen Kämpfen errungen, daß kein Pfarrer mehr gezwungen war, das katholische Glaubensbekenntnis zu lesen. Ich saß als Student auf der Tribüne unter aufgeregtem Volk, und mein Herz klopft mir jezt noch in der Erinnerung, wie ich Lang und Hirzel und Kesselring und den Antistes Finsler reden hörte. Es war auch kein Kinderspiel, sondern eine große epochemachende Stunde für die ganze Kirche und das Vaterland: Die Freiheit in der Kirche, ohne welche Wahrheit nicht gedeihen kann.

Was in Basel, Bern und Zürich geschah, wiederholte sich in andern Kantonen. Sie stehen noch alle lebendig vor mir: die Genfer Cougnard, Chantre, Bret, Viollier, Balavoine; die St. Galler Dekan Mayer, Albrecht in Rorschach, Schönholzer, die Landammänner Saxer, von Tschudi und Pfändler; die Thurgauer Christinger, Guhl und Künzler; die Aargauer Garonne, Müller, Graf, Andres usw. Im Appenzellerland leitete A. Steiger mit feiner und geschmeidiger Sicherheit das Schifflein der Kirche; in Chur predigten die Dekane Herold und Hosang mit Paul Christ das freie Christentum, ohne eines Refornvereins zu bedürfen; der feine, edle Grubenmann schrieb mit erblindeten Augen das lichtvolle, freie und fromme Gebetbuch für Reformer, das jetzt in neunter Auflage vorliegt, und Michel, der Volksmann, erhob die Fahne des Sozialismus.

Die meisten der Genannten haben uns ganze Bücher Bredigten geschenkt: H. Lang, Ed. Mayer, H. Albrecht, Zw. Wirth, A. Bizius, A. Steiger, C. W. Rambli; außerdem K. Furrer sein Buch über Palästina und sein Leben Jesu Christi, Ed. Langhans sein herrliches Buch über die Bibel, Schönholzer sein Gebetbuch, nicht zu reden von vielen andern. Es ist schade, daß die jungen Theologen das alles nicht miterlebt haben. Sie ziehen jezt in gemachte freisinnige Gemeinden, oft ohne jeden Kampf, ein; sie finden alles vor, was unendlich viel Arbeit und Kampf kostete: Lehrfreiheit und Gewissensfreiheit, eine Gemeinde, die an sie gewöhnt und in ihr erzogen ist. Aber in einer Beziehung haben sie es doch viel schwerer als wir Alten es hatten: der ehemalige Enthusiasmus ist nicht mehr vorhanden, weil die Reformer jest ihr Heimatrecht in der Kirche haben. Die Positiven sind auch anders geworden, als sie vor 20-30 Jahren gewesen; in der Freiheit sind auch sie freier geworden und innerlich erstarkt, so daß es mit vielen von ihnen eine Freude zu leben ist.

Und nun, was ist die Reform? Etwa nur ein Kampf um das Dogma? Oder gar nur ein Mönchsgezänk? Nein, so wird niemand, der die Sache kennt, urteilen von der Reform, sie war und ist sehr viel mehr: ein recht ernster Kampf um die Weltanschauung, wie dies der jelige Wimmer in seinem köstlichen Büchlein dargestellt hat. Sie war und ist ein Kampf für wahrheitsgetreue, geschichtliche Auslegung der Bibel, ein Kampf für das Recht der Wahrhaftigfeit in der Kirche, auch bei freien, kritischen Ansichten. Sie war und ist die Reformer haben das hundert Mal deutlich geredet und geschrieben

ein

Kampf für religiöses, sittliches, christliches Leben; für die Einführung des Lebens und Geistes Jesu in die Herzen, in die Familien, in die Gemeinden. Die Reformer haben ihre Gemeinden, ihre großen Gemeinden - das werden auch alle ehrlichen Gegner zugeben nicht durch Kampf um das Dogma und nicht durch Mönchsgezänk zu dem gebracht, was sie sind, sondern durch das unausgesezte heilige Streben, dem Volke nicht Steine zu geben, sondern Brot, nicht Theologie, sondern Religion, es zu einem Leben im lebendigen Gott zu führen. Die Reformer haben es in deutlichster Weise gesagt, daß freisinnige Ansichten über Gott und Christus und Bibel dem religiösen und sittlichen Leben nichts nüßen, ja ihm sogar schaden, wenn sich nicht Leben in Gott, tägliche Arbeit an sich selber, beständiger Kampf gegen das widerspenstige Herz, Ernst und Treue mit ihnen verbindet. So arbeiten alle rechten Reformer. O, ich wollte, die Verstorbenen unter den Genannten könnten aufstehen aus ihren Gräbern; ich hoffe, sie würden alle wie aus einem Munde bezeugen: „Ja, das wollten wir; es ist uns freilich nur schwach und unvollkommen gelungen, aber wir wollten es doch, und der gnädige Gott wird diesen Willen annehmen.

Lieber Leser in Basel und im Schweizerland ein alter Mann hat viel erlebt — erlaubt, daß ich ein ander Mal weiterfahre in meinen Erinnerungen.

Aus Sturm und Stille.

Ein rauhes Evangelium verkündet Gustav Frenßen in seinem neuesten Buch,Peter Moor's Fahrt nach Südwest“ durch den Mund „des gelehrt aussehenden" Oberleutnant, der mit einem Schußtruppler und Peter den unglücklichen Feind am weitesten auf seiner furchtbaren Flucht in den Dursttod der Wüste hinein verfolgte:

„Diese Schwarzen haben vor Gott und den Menschen den Tod verdient, nicht, weil sie die zweihundert Farmer ermordet haben und gegen uns aufgestanden sind, sondern weil sie keine Häuser gebaut und keine Brunnen gegraben haben. Was wir gestern beim Gottesdienst gesungen haben: „Wir treten zum Beten vor Gott den Gerechten", das verstehe ich so: Gott hat uns siegen lassen, weil wir die Edleren und Vorwärtsstrebenden sind. Das will aber nicht viel sagen gegenüber diesem schwarzen Volke, sondern wir müssen sorgen, daß wir vor allen Völkern der Erde die Besseren und Wacheren werden. Den Tüchtigeren, den Frischeren gehört die Welt. Das ist Gottes Gerechtigkeit."

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Und nach einer Weile: „Aber der Missionar hat doch recht", daß er sagt, daß alle Menschen Brüder sind." Ich sagte: „Dann haben wir also unsern Bruder getötet?" und sah nach dem dunkeln Körper, der lang im Grase lag. Er sah auf und sagte mit seiner heisern, schmerzenden Stimme: „Wir müssen nach lange hart sein und töten; aber wir müssen uns dabei, als einzelne Menschen und als ganzes Volk, um hohe Gedanken und edle Tat bemühen, damit wir zu der zukünftigen, brüderlichen Menschheit unser Teil betragen.

Das unvergleichlich geschriebene Buch will ein Lorbeer auf die frischen Gräber der in Südwestafrika gefallenen deutschen Jugend sein. Es ist zugleich ein Appell an das Volk, das teuer erkaufte Land auch ferner zu bewahren, und wird das beste Agitationsmittel für die Parteien sein, die einen neuen

Reichtstag wählen wollen, der neue Feldzugsmittel bewilligen wird. Das neue Jahr beginnt für Deutschland im Zeichen des Sturms.

Es ist unendlich schwer, zu diesen Kämpfen die rechte Stellungnahme zu finden. Das Nächstliegende wäre wohl, den ganzen Krieg mit samt der Kolonialbemühung des Deutschen Reichs zu verdammen. Nicht bloß Peter Moor, jedem Menschen muß es einen Stich ins Herz geben, wenn er mitten in dem verwüsteten Land in der Stube eines Missionars unter Trümmern ein Stück Pappe findet, mit den Worten: „Liebet eure Feinde." Und das bleiche Entseßen erfaßt uns, wenn Peter auf seinem nächtlichen Patrouillenritte die Spuren unendlich vieler Kinderfüße“ findet und ausruft: „Da liegt ein ganzes Volk, mit allen seinen Kindern und all seinem Hab und Gut, von allen Seiten von wildem, schrecklichen Blei gedrängt und zum Tode verurteilt" und es ging mir kalt über den Rücken!" Gibt's da etwas anderes als was die Sozialdemokratie will: keinen Groschen mehr für diese Henkerarbeit!?

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Furchtbare Schuld auf beiden Seiten. Hier die schändlich ermordeten Farmer, dort das geraubte Vaterland. Aber mit einigen schönen Theorien kommen wir hier wirklich nicht aus. Ganz gewiß ist es nicht Gottes Wille, daß ein großes Land durch die Schuld der Bewohner immer mehr verödet, immer wasserarmer, unfruchtbarer wird. Die Menschheit braucht immer mehr Brod, sonst geht sie zu Grunde. Diese Wilden haben eben doch das ihnen anvertraute Gut, ihr Land, nicht wuchern lassen, sondern im Schweißtuch vergraben. Da erfüllt sich an ihnen das grausame, aber gerechte Wort des Evangeliums: „Wer nichts bringt am Tage der Rechenschaft, von dem wird, was er hat, genommen!"

Wenn Friedrich Naumann die Lehre Jesu auf eine Gemütsinsel verbannen, wenn er die praktischen Lebensbedürfnisse, Politik und Geschäft, ungehemmt von ihr ihre eigenen Wege gehen lassen will, so verkennt er ihre weltumspannende Größe völlig. Jesu Geist hat sich auch dieser Dinge bemächtigt und ordnet sie sich unter. Die männliche Seite seines Wesens ist immer noch viel zu wenig erkannt. Der Urgegensaß gegen alle Sentimentalität ist einer seiner wesentlichsten Charakterzüge. So sehr er den Schwachen schüßt mit seiner Liebe, so sehr verurteilt er den Schwächling, der alle an ihn gewendete Liebesmüh mißachtet und die Güte Gottes mit Füßen tritt. Tod, Vernichtung heißt das Urteil. Siebenfaches Wehe schwingt seine Geißel über den Verstockten, und die äußerste Finsternis mit Heulen und Zähneknirschen ist das Los des faulen und bösen Knechts. Furchtbarer Ernst glüht auf dem Grunde dieser Weltanschauung. Da ist kein Entrinneu für den, der seine Zeit versäumt.

Das oberste Gesetz ist aber, daß das Gottesreich komme. Zum Gottesreich hinwiederum gehört das tägliche Brot. Das äußere menschenwürdige Dasein ist die selbstverständliche Unterlage für die geistige Erlösung der Menschenkinder. Diese Erde soll ihren lezten Halm hergeben, die Hungernden zu speisen, ihre Wassertropfen alle, die Durstigen zu tränken. Sie soll durch treue Arbeit, durch Sämanns- und Ackermannsfleiß, durch Gottes Mitarbeiter in allen Zonen ein Garten Gottes werden. Das Volk, das dazu nicht Willen und Kraft besißt, soll sich einem Kulturvolk in die Lehre geben und sein dienstbarer Knecht sein. Ist es auch jezt noch faul und stumpf, so geht die Woge der Geschichte darüber erbarmungslos aus höherem Erbarmen

hinweg und gibt das Land dem Volk, das seine Früchte zu zeitigen weiß. Aus diesen Gedanken heraus, die gewiß nicht ohne Widerspruch bleiben, aber auch nicht ohne Berechtigung sind, werden die Weltgeschichte und ihre un

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