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im heißen Kampf errungen sein. Ohne die Reformation würde unser Schweizervolk nicht da stehen, wo es ist, und hätte auch unser Bundespräsident auf dem Rütli nicht so mannhaft für die religiöse Freiheit in die Schranken treten dürfen.

Vom internationalen Kongreß der Liberalen

in Boston.

II.

Nun fließen die Nachrichten schon reichlicher. Nicht 1500, sondern etwas über 2000 eingeschriebene Teilnehmer sind es gewesen. Reine Religion und vollkommene Freiheit

Kanzel in freier Kirche in freiem Staat vorschwebt.

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ein freier Mann auf freier dies ist das Ideal, das dem Kongreß

Sonntag den 22. September. In den Morgenstunden Gottesdienste in allen unitarischen Kirchen von Boston, großenteils von auswärtigen Predigern und Kongreßgästen gehalten. Nachmittags eine Spazierfahrt der Gäste in Dußenden von Automobils nach Wellesley und West-Newton. Abends die Eröffnung des Kongresses in Symphony Hall. Mitwirkung der „Händel and Haydn Society", des größten gemischten Chors auf amerikanischer Erde. Auch das ins Englische übersezte Lutherlied "A mighty fortress is our God" wurde gesungen. Dann Verlesen eines Psalms und Responsorien. Ansprachen von Rev. Slicer über Gott und die Menschenseele, die zwei Hauptworte aller reinen Religion. Dann trat der von den Unitarierern wie ein Heiliger verehrte Dr. Hale, ein Greis von bald 90 Jahren, auf. Er betrat das Podium auf den Arm eines Negers gestüßt, des Dr. Booker Washington, der als Sklavenkind geboren wurde und jeßt Vorsteher großer Lehranstalten für die Schwarzen ist. Die ganze immense Versammlung erhob sich. Hale sprach über Friede auf Erden. Dr. Booker Washington sagte unter anderm:

„Ich erinnere mich, daß eines Morgens vor Tagesanbruch meine jezt selige Mutter sich über mich, ihr Kind, beugte ich lag in elenden Lumpen auf einem schmutzigen Gang und zu Gott flehte, daß er dem Abraham Lincoln sein Werk gelingen lasse und wir Sklaven die Freiheit bekommen. Ich bin diesen Abend hier zugegen, um mit Ihnen allen die Antwort Gottes auf jenes Gebet zu feiern. Ich tue es um so herzlicher, da meine Rasse in Amerika, einst in allen Ländern unterdrückt, wesentlich den Männern der liberalen Religion und des freien Gedankens ihre Freiheit zu verdanken hat." Er nannte die Namen Lincoln, Channing, Lowell, Whittier, Parker, Clarke und andere. Ein Hallelujah des Gesangchors und der von Dr. Hale gesprochene Segen schloß den denkwürdigen Abend.

Montag den 23. September empfing der Staats-Governor von Massa= chusetts den Kongreß im Hotel Somerset. Er war von seinem Stab umgeben und begrüßte die Gäste aus allen Ländern. Aus jedem Lande antwortete ihm ein hervorragender Mann: der Engländer Bowring, der Franzose Réville, der Holländer Meyboom, der Deutsche Pfleiderer von Berlin, der Schweizer Moutet von Genf, und über jedem Sprechenden wurde die Nationalfahne seines Landes geschwungen. Viele kamen wegen mangelnder Zeit nicht zum Wort, so der Japaner, der indische Mohamedaner und der Vertreter des Brahmo Samaj. Den Tag über gab es Versammlungen im Tremont Temple, einer

Baptistenkirche, da alle unitarischen Kirchen zu klein gewesen wären. Abends eine Art Wallfahrt nach Concord, wo der große Emerson gelehrt hat und gestorben ist und seine Tochter die Gäste empfing.

Am Dienstag und Mittwoch und Donnerstag Gottesdienste und Abendmahlsfeiern in King's Chapel, wobei acht Geistliche und Laien das Brot und den Wein reichten, unter den letztern auch General Howard und der StaatsGovernor von Massachusetts. Howard, einer der wenigen noch Lebenden, die 1860-1865 den Bürgerkrieg zur Befreiung der Sklaven mitmachten. Vorträge und Ansprachen hielten während den drei Tagen Copeland Bowie aus London, Rev. Webster aus Schottland, Professor Réville aus Paris, Dr. Max Fischer aus Berlin, Professor Rade aus Marburg, Professor Lindeberg aus Schweden, Dr. Rochat aus Genf, Professor Grünewegen aus Holland, Dr. André aus Florenz, Rev. Jozan aus Ungarn, Pfarrer Schönholzer aus Zürich und viele andere. Jeder berichtete über den Stand der religiösen Freiheit und der freien Religion in seinem Lande. Professor Eucken von Jena hatte kommen wollen, wurde aber in lester Stunde verhindert und schickte seine Ansprache zum Vorlesen ein.

Unter den Zweigversammlungen gab es natürlich auch solche, in denen Frauen redeten und präsidierten. Neben Holländerinnen und Amerikanerinnen sprach da auch Gertrud von Pezold, die ich unsern Lesern bei Anlaß des Protestantentages von Wiesbaden vorstellte.

Von den Festivals, worunter Lunch und Dinner und allerlei Empfänge in den Häusern reicher Privaten zu verstehen sind, will ich nichts erzählen, wie sie denn auch in den englischen und amerikanischen religiösen Blättern nur kurz erwähnt werden. Hingegen sind ein paar Resolutionen dieses Kongreffes bemerkenswert.

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1. Die am internationalen Kongreß der Religiös-Liberalen in Boston Versammelten grüßen in allen Ländern der Erde diejenigen, welche darnach ringen, reine Religion und vollkommene Freiheit miteinander zu vereinigen. Sie grüßen mit besonderer Sympathie diejenigen, welche auf schwierigen, einsamen Kampsposten stehen und Schweres durchmachen daß sie feststehen und sich so groß erweisen möchten, wie die Gemeinde ist, welcher sie angehören. 2. Der Kongreß begrüßt es, daß im Jahr 1909, im 400sten Jahr seit der Geburt Calvins, diesem großen Mann ein Denkmal soll errichtet werden in Genf eingedenk der großen Förderung, welche der Fortschritt und die sittliche Religion durch ihn empfangen hat.

3. Auch drückt der Kongreß seine Sympathie aus dafür, daß im alten Vienne in Frankreich seinem ausgezeichneten Mitbürger Michael Servetus, dem Märtyrer für Gedankenfreiheit und religiöse Wahrhaftigkeit, ebenfalls ein Denkmal errichtet werde.

Jahresversammlung des schweizerischen Landesvereins des Allg. evang.-proteft. Miffionsvereins in Weinfelden,

29. und 30. September 1907.

Unter dem Vorsiz des Landespräsidenten Pfarrer Dr. Buß aus Glarus kamen die Delegierten der kantonalen Zweigsektionen in dem idyllisch gelegenen Städtchen Weinfelden zusammen. Die Zierde dieses Fleckens ist die neue protestantische Kirche, in ihrem Innern das Miniaturbild der Pauluskirche in

Bern. Blumenschmuck, Gesang der Kinder und des Kirchenchors, Vortragsstücke auf der Orgel und Violine bildeten den schönen Rahmen der kirchlichen Feier, die vor stark besezter Kirche abgehalten werden durfte. Pfarrer Dr. Pfister aus Zürich hielt einen gediegenen, von feuriger Begeisterung getragenen Vortrag über die Aufgabe der christlichen Mission in China und Japan. Pfarrer Dr. Buß erstattete sodann einen eingehenden Bericht über die Arbeit des Allg. evang.-protest. Missionsvereins auf dem Missionsfeld während des Jahres 1907. In Osnabrück haben die Delegierten aller Landesvereine beschlossen, neue Missionare und Missionsgehilfen auszusenden und Herrn Misfionar Wilhelm in Tsingtau sind weitere Vollmachten zur Ausdehnung seiner Schularbeit erteilt worden. Das beweist zur Genüge, daß die Arbeit und die Finanzen unseres Vereins in erfreulicher Weise zunehmen. Der Ertrag der Kirchenkollekte in Weinfelden überstieg Fr. 230. An der freien Vereinigung, die auf den Gottesdienst folgte, ergriffen das Wort der Ortspfarrer, Herr D. Meier, und Pfarrer Hs. Baur aus Basel, der erfüllt von dem Geiste der Osnabrücker-Tagung, diesen Geist auch auf thurgauischem Boden wehen ließ. Möge diese Geistessaat eine reiche Ernte zutage fördern.

In der Hauptversammlung erstattete der nimmermüde, pflichtgetreue Landessekretär Pfarrer Weber aus Zürich den schweizerischen Jahresbericht pro 1906. Wenn auch nicht in den finanziellen Leistungen, so doch im Fortschritt steht diesmal der Kanton Bern obenan. Die Jahreseinnahmen dieses Zweigvereins haben sich verdreifacht und die Mitgliederzahl, gewonnen durch die Kollektenbüchlein, hat sich verdoppelt. Noch ist viel zu arbeiten, bis Bern an der Seite des Kantons Zürich steht. Gelegenheit zur Sammlung neuer Kräfte wird sich uns im Kanton Bern im nächsten Jahre bieten, wo wir die schweizerische Jahresversammlung bei uns willkommen heißen. Noch sei erwähnt, daß auf Wunsch der Delegiertenversammlung für die Schweizerausgabe des Missionsblattes als Mitredaktor aus der Schweiz Pfr. Marbach, steig, gewählt wurde, der auf Neujahr 1908 seine Arbeit zu beginnen denkt.

So wird denn auch die Jahresversammlung von Weinfelden dazu bei= tragen, die Mitarbeit des Kantons Thurgau und der Schweiz überhaupt am Werke des Allg. evang.-protest. Missionsvereins zu fördern.

Kalthoffs Abendmahlsformular.*)

Lobe den Herrn, meine Seele! Herr mein Gott, du bist sehr herrlich; du bist schön und prächtig geschmückt. Licht ist dein Kleid, das du anhast; du breitest aus den Himmel wie einen Teppich! Du läsfest Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nuß den Menschen, daß du Brod aus der Erde bringst, und daß der Wein erfreue des Menschen Herz, und seine Gestalt schön werde vom Del, und das Brot des Menschen Herz stärke! Es wartet alles auf dich, daß du ihnen Speise gebest zu seiner Zeit; wenn du ihnen_gibst, so sammeln sie; wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gut gesättigt.

*) Es wird für die deutsche Theologie wertvoll sein, dieses von dem die Eristenz des histo rischen Jesus bestreitenden Verfasser des Christusproblems" aufgestellte agendarische Stück zu be fizen. Er hat es einem der Bremer Geistlichen überlassen. Mehrere von uns kennen es, und da es eine im öffentlichen Gottesdienste der Kirche von ihm benußte Liturgie ist, so hindert uns das Eigentumsrecht nicht, sie weiteren Kreisen zu übergeben.

Andächtige Gemeinde! Brot und Wein zu genießen als Sinnbilder geistiger Speise uud als Zeichen unserer inneren Gemeinschaft sind wir hier versammelt.

Und wie die ersten Christen einst beim Brechen des Brotes Gott gedankt, so soll auch unsere Seele sich erfüllen mit Dank gegen ihn, den Vater des Lichts, den Geber aller guten und vollkommenen Gaben. In solchem Dank soll unser Herz weit werden gegen alle Menschen, daß wir sie laden zur Gemeinschaft unserer Liebe, den Armen frohe Botschaft zu verkünden, die Hungernden zu speisen und die Durstenden zu tränken nach dem Worte des Evangeliums: Was ihr getan habt dem Geringsten unter meinen Brüdern, das habt ihr mir getan."

Der Mensch aber lebt nicht vom Brote allein, sondern von jedem Gottesworte, das der Ewige ihn finden läßt auf seinem Lebenswege zu Trost und Aufrichtung, zur Stärkung und Befreiung seiner Seele. Nachdem Gott vor Zeiten manchmal und mancherlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, redet er auch heute noch zu uns durch seinen Geist, durch den er unserm Geiste Zeugnis gegeben, daß wir seine Kinder sind. Zu ihm, dem Vater aller Geister, wollen wir uns wenden, wenn unsere Seele hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; aus seiner Geistesfülle wollen wir nehmen den Strahl seines ewigen Lichtes, daß wir als Kinder des Lichts wandeln in seiner Wahrheit.

Und weil wir wissen, daß des Menschen Sohn viel leiden und durch Leiden zur Herrlichkeit eingehen muß, so versammeln wir uns als die Gemeinde der Leidenden, die einen seligen Trost im Herzen tragen. Wir schauen empor zum Bilde des Gekreuzigten, der uns aufruft in Gottes Namen zu mutigem Kampf gegen alle Mächte der Welt, die die Wahrheit in Ungerechtigkeit niederhalten, zu einer Liebe, die nimmer aufhört, zur Geduld des Glaubens, der fest beharrt bis ans Ende.

Ein Gedächtnis solcher Treue bis in den Tod in unseren Herzen zu schaffen, wollen wir jezt das Mahl der Liebe miteinander feiern, indem wir uns mit allen Christengemeinden verbünden zur Gemeinschaft des Leibes Christi, an dem wir die lebendigen Glieder sind. Im gebrochenen Brote wollen wir die Macht der Liebe anschauen, die auch des eigenen Lebens nicht verschont, um mit neuem Leben die Menschen zu segnen; und der Wein, den wir trinken, soll uns ein Zeichen sein des Bundes unserer Herzen mit Gott, der mit dem Opferblute des Glaubens und der Liebe besiegelt ist.

Der Geist ist es, der da lebendig macht, das Fleisch ist kein nüße. So wollen wir den lebendigen Christus unter uns und in unsern Herzen haben und den Lebendigen nicht suchen bei den Toten. Der Herr aber ist der Geist, und wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.

Der Mensch aber prüfe sich selbst, und also esse er von diesem Brote und trinke aus diesem Kelche! Darum wollen wir vor Gott unsere Herzen prüfen, ob wir bereit sind, einer des andern Last zu tragen, unsern Beleidigern von Herzen zu vergeben und einander zu dienen mit den Gaben, die Gott uns gegeben hat, auf daß wir nicht nur mit äußeren Zeichen unsere Gemeinschaft untereinander feiern, während Selbstsucht und Leidenschaft unser Leben beherrscht.

So möge Gott unsere Feier an unsern Herzen segnen, damit die Liebe immer völliger unter uns werde! Möge Christi Geist unter uns sein und bei ung bleiben alle Tage bis an der Welt Ende! Siehe, ich stehe vor der Tür,

spricht der Herr, und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Türe auftun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl_mit_ihm halten, und er mit mir. Gott verleihe uns, daß wir das Abendmahl in Glauben und Liebe miteinander begehen mögen! Amen.

"

Napoleon über das Evangelium.

Das Evangelium hat eine geheime Kraft, eine unaussprechbare Wirkung, eine Wärme, die sich auch der Vernunft mitteilt und das Herz bezaubert. Denkt man über den Gehalt der Evangelien nach, so hat man die Empfindung, die man bei der Betrachtung des Himmels erfährt. Das Evangelium ist nicht ein Buch, sondern ein lebendes Wesen mit einer Aktionsfähigfeit und einer Macht, die alles mitreißt, was sich seiner Ausbreitung entgegen= stellt. Hier liegt das Buch par exellence auf meinem Tisch, und ich werde nicht müde, es immer wieder zu lesen. Jeden Tag lese ich es mit derselben Lust.

„Christus spricht, und nun gehören ihm die Generationen durch engere, innigere Bande als die des Bluts. Er zündet die Flamme der Liebe an, wodurch die Selbstliebe, die ja über alles mächtig ist, zerstört wird. Wie soll man aus diesem Wunderwerk seines Willens nicht das schöpferische Wort der Welt erkennen? Das größte Wunder Christi ist unwidersprechlich dieses Reich der Charitas. Ihm allein ist es gelungen, das menschliche Herz ins Unsicht bare hinauf unter Vernichtung aller zeitlichen Begrenzung zu erheben und damit ein unzerreißbares Band zwischen Himmel und Erde zu schaffen .. Er zieht sodann eine Parallele mit sich selbst, und schließt mit den Worten: Welche Kluft zwischen meinem tiefen Elend und dem ewig lebendigen Reiche Christi, der geliebt, angebetet, gepredigt wird in der ganzen Welt!"

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Yom Büchertisch.

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Deutsches Christentum von Hugo Freytag. Leipzig. Heinsius. 1907. 53 Seiten. Preis 1 Fr. Bis zum Ueberdruß hört man von deutschem Denken, deutscher Sonne, deutschem Wesen, deutschem Sang und dergleichen. Also auch deutsches Christentum? An Heliand, Walter von der Vogelweide, den Mystikern, M. Luther, Paul Gerhardt, E. M. Arndt und einigen Modernen beweist Freytag mit schlagenden Zitaten, daß es allerdings ein deutsches Christentum so gut gibt wie ein romanisches, englisches, amerikanisches. Es ist ein nachträglich erweiterter Vortrag, den Verfasser am 29. Mai in Weimar vor Predigern gehalten hat profund und sprachgewaltig, extrem deutschen Hochmut abweisend und ungewöhnlich belesen. A.

Quittung.

Für die Schwestern vom Roten Kreuz von Frau S. (Münstergemeinde) 5 Fr., von Frau S. (Münstergemeinde) 5 Fr. Den Empfang bescheinigt mit herzlichem Dank

Gesucht

J. G. Birnstie 1, Pfarrer.

für eine junge Tochter, beider Sprachen kundig, Stelle in Bureau oder Ladeu, oder auch zu Kindern. Offerten gefl. an die Erpedition dieses Blates.

Druck und Erpedition von J. Frehner, Steinentorstraße 2, Basel.

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