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jedem in der Seele wehe tun, solch wackere Leute in so verdächtiger Gesellschaft zu seh'n.

Und es ist heute noch nicht anders geworden. Statt die Arbeiterschaft „fürs Christentum zu gewinnen", beleidigt man sie wissentlich und unwissentlich fort und fort. Der bloße Name „Christlich-sozial" ist gegen jeden Verehrer Jesu und es sind begeisterte in der Arbeiterschaft zu finden ein deutlicher Vorwurf. Das Monopol- und Patentchristentum, das aus diesem Namen spricht, widert jeden an, der draußen steht. Und wenn sie keine andern Freunde in der Kirche wissen, als die „christlich-sozialen“, so ist's ein für allemal vorbei mit dem kirchlichen Kredit. Gottlob hat darum der aus positiven Kreisen stammende Kutter es mit aller Inbrunst in die Arbeiterschaft hineingerufen, daß unser Weg ein anderer Weg ist, daß der christliche Sozialismus“ eine Halbheit ist.

Was ist denn unser Weg? Der Weg des Glaubens.

"

Haben wir nicht die Predigt, den Jugendunterricht, unsere Vortragsabende, unsere Gänge von Haus zu Haus? Genügt dies nicht? Der Säemann tut seine Pflicht, schlicht und einfach, dann nimmt er das Käpplein in die Hand und spricht:

Was ich gesollt, hab ich getan,

Gott segne Saat und Säemann!

Wozu eigene Arbeitervereine gründen? Wozu Zwietracht in die Reihen der Schaffenden werfen? Wozu die unendliche Rednerei an allen Ecken und Enden? Martha, Martha, du machst dir viel Sorge und Mühe um viele Dinge. Eins aber ist Not.

Und dies Eine? Es ist der Glaube. Diese atheistische Arbeiterschaft wird eines Tages an Gott hangen. Diese Wege der Trauer gehen ins Licht hinaus. Glaube an die Menschen, Glaube auch an die sozialdemokratischen Menschen, an den Sieg des Guten, der Wahrheit und der Liebe, dieser felsenfeste Glaube wirds ganz von selber wirken.

Freunde des Volks, das müssen wir sein, und das Volk verstehen, das müssen wir. Dann wird das Volk auch wieder an uns glauben.

Ein seltener Gelehrter.

Von Jena ist die Kunde von dem Hinschiede des gelehrten Theologen Adolf Hilgenfeld gekommen. Er war die lezte Säule der berühmten kritischen Schule daselbst, deren Vertreter einst neben ihm der Kirchenhistoriker Hase, der Dogmatiker Lipsius, der Religionsphilosophe Pfleiderer und der Orientalist Schrader gewesen sind. Hilgenfeld hat sich fast ausschließlich der Quellenerforschung des Urchristentums gewidmet. Mit Wehmut denke ich an den Anfang der 70er Jahre zurück, da es mir vergönnt war, zu den Füßen dieser edlen Männer zu sizen und Begeisterung zu trinken für die theologische Wissenschaft, mit Wehmut, wenn ich mir vergegenwärtige, daß heute in den theologischen Hörsälen der dortigen Universität ein ganz anderer Geist herrscht.

Adolf Hilgenfeld ist am 2. Juni 1823 geboren, er hat somit das hohe Alter von beinahe 84 Jahren erreicht. Im Jahre 1847 habilitierte er sich in Jena, 1858 wurde er außerordentlicher, 1869 Honorarprofessor und erst 1890 ist er ordentlicher Professor geworden. Er buhlte nicht um die Fürstengunst

und mußte darum über 40 Jahre lang auf die ihm schon längst gebührende Anerkennung warten. Sein Sohn Heinrich, der zu meiner Zeit ein Krauskopf von 10 Jahren war, ist jeßt Professor der orientaliischen Sprachen an der dortigen Universität.

Hilgenfeld ist einer der größten Theologen der sogenannten Tübinger Schule, obgleich er nie in Tübingen, sondern in Berlin und Halle studiert hat; aber er wirkte im Geiste des Altmeisters theologischer Kritik Ferdinand Christian Baur in Tübingen. Von seinem eminenten Fleiß zeugen 24 größere Werke, die er über das Urchristentum geschrieben; dazu hat er seit 1858 eine „Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie" herausgegeben, die eben ihr 50jähriges Jubiläum feiern konnte. Als ihm seiner Zeit gemeldet wurde, Professor Volkmar in Zürich trage sich mit dem Plane, eine neutestamentliche Einleitung zu schreiben, ging er rasch an die Arbeit und gab die „historisch-kritische Einleitung in das Neue Testament" (1875), ein umfangreiches und seiner Zeit wertvolles Buch heraus.

Der große Gelehrte hatte werig Zuhörer; denn sein Vortrag war langweilig. Wir waren im Winter 1873/74 fast ausschließlich Schweizer und Siebenbürgen seine Zuhörer. Er las damals über Matthäus, Markus und Lukas, nicht etwa über die drei ersten oder synoptischen Evangelien; er wollte schon im Lektionskatalog anzeigen, daß das Matthäus-Evangelium das älteste, ursprüngliche sei. Er klagte denn auch im Kolleg bitter über Volkmar als Vertreter der Markushypothese, über Heinrich Lang, das „Echo von Volkmar“ und über den „Markuskaptus“ der Schweizer, was ihm einmal den Unwillen der Zuhörer eintrug. Aber dabei blieb er uns doch ein guter, väterlicher Freund, und auf den einsamen Spaziergängen, die wir mit ihm der Saale oder der Leutra entlang machten, lernten wir manches aus dem Schaße seines reichen Wissens. Sechzig Jahre lang hat der Mann seine beste Kraft in selbstloser und aufopfernder Weise in den Dienst der theologischen Wissenschaft gestellt, und auch Gegner mußten sich in Ehrfurcht beugen vor der Gradheit und Lauterkeit seines Charakters. Er hat den Kampf um die Wissenschaft allezeit mit blanken Waffen geführt. Nun hat der Kämpfer die wohlverdiente Ruhe gefunden.

Gegen die konfessionelle Falschmünzerei

wie sie auf ultramontaner Seite jahraus jahrein wieder in unverfrorenster Art und Weise getrieben wird, sollte endlich einmal mit aller Entschiedenheit protestiert und angekämpft werden. Hier einige Beispiele:

1. Zu den vielen Lotterieanpreisungen, die da trok staatlichem Lotterie-. verbot alltäglich unser Land überfluten, liefert nun auch Neuenburg ein Muster größter Unverfrorenheit. In einem massenhaft offen durch die Post versandten Prospekt heißt es wörtlich: „Die Kirchenbaulotterie von Neuenburg schließt sich würdig an diejenigen für den Münsterbau in Bern und die Theaterbauten in Zug und Bern usw. an und kostet das Los „nur ein Fränkli". Unterschrieben sind diese Phrasen nur von einer Kollekteurin in Genf, nicht aber von irgend einer Behörde Neuenburgs; auch steht kein Wörtchen davon, daß es sich auch da um eine katholische Kirchenbaute handelt.

In Oerlikon besteht seit vielen Jahren eine katholische Kirche, welche aber infolge mangelnder Geldmittel ohne Turm und Glocken verblieben ist. Jezt baut die protestantische Gemeinde eine stattliche Kirche. Um nicht

zurückzustehen, wollen nun die Katholiken einen Turm 'bauen und denselben mit einem Geläute versehen. Die Beschaffung der erforderlichen Gelder erfolgt auf dem bei ihrer Konfession häufigen Wege der Lotterie. Jezt aber liest man in den Blättern nie ausgeschrieben „Lotterie zu gunsten der katholischen Kirche in Derlikon", sondern „Kirchenbaulotterie Derlikon". Wer nun nicht völlig orientiert ist, muß notwendig auf den Gedanken kommen, die protestantische Gemeinde, die jezt ihr Gotteshaus baut, erwerbe sich auf diesem Wege die Mittel dazu. So werden natürlich von vielen Lose gekauft, die dadurch den Bau der reformierten Kirche unterstüßen wollen.

3. Die Kleinkinderschulen St. Fiden-Kornthal ist ein spezifisch katholisches Unternehmen, die in ihrem Dienst Klosterfrauen engagiert hat. Sie verteilen ihren Jahresbericht durch Sammlerinnen, welche Geldbeiträge für diesen Zweck von Haus zu Haus eintrieben. Im Titel aber ward wohlweislich verschwiegen, daß die Sache rein katholischen Charakters ist und überall der Glaube erweckt, es handle sich um ein Institut der Gemeinnüßigkeit.

Offenbar liegt System in diesem Vorgehen. Es geht wissentlich auf Täuschung des Publikums hinaus, ist also unredlich und schwindelhaft. Wollen die Katholiken alle Gebiete des bürgerlichen Lebens zweiteilen, so sollen sie auch die Konsequenz tragen und für den Unterhalt ihrer Institute allein aufkommen, anstatt auf unehrlichem Wege protestantisches Geld dafür flüssig machen zu wollen.

Vom Büchertisch.

,,Volksfr."

Unser neues Konfirmationsbild. Jacta est alea. Wer suchet, der findet. F. von Ostini schreibt: Uhde's Meisterbild ist seine „Predigt am See." Jesus fizt im Kahne, die Rechte nach Predigerart erhoben, die Linke gelassen auf den Schenkel stüßend. Wie ein Freund spricht er zu dem Volke, das ihm lauscht, behaglich und nachdenklich. Dies ist in den Gebärden der Einzelnen prächtig ausgedrückt. Namentlich in den beiden blonden Mädchen (Porträten der Töchter Uhde's), die auf dem Stege siten, die Hände im Schoß gekreuzt, oder der Figur des arbeitsmüden jungen Burschen, der gebückt, in Hemdärmeln dasigt. Rührend in ihrer weltvergessenen, gedankenverlorenen Haltung ist das schöne Mädchen links, auch den Alten ist der Ausdruck des Sinnens glücklich gegeben. Denn der Herr spricht in blühenden Bildern zu ihnen, er erzählt dem Volke Geschichten, wie ein Vater seinen Kindern!

Ein Bild, das den Kindern lieb und wert sein wird vom ersten Augenblick an, das ihnen aber erst später die Stunde ihrer Konfirmationszeit zurückrufen wird, wie kein anderes. Mit großen Opfern haben wir die Abdruckbewilligung erworben und echt künstlerische Ausstattung durchgeführt. Unsere Pfarrer sind kritische Herren in Sachen der Kunst und wir sagen, lieber zu viel als zu wenig von dieser Eigenschaft! Aber wir müßten uns sehr täuschen, wenn nicht die große Mehrzahl ausruft: Da ist nun wirklich nichts einzuwenden! Da ist alles, was wir seit Jahren sehnlichst wünschten, glücklich beisammen!

Ein Geleitspruch ist nicht aufgedruckt. Es ist immer mehr als selbstverständlich erkannt worden, daß der Seelsorger dem Konfirmanden, dem er ein bleibendes Andenken mitgeben will, diese Worte eigenhändig auf den Schein schreibt. Die Persönlichkeit des Lehrers blickt dann dem ehemaligen Schüler bei jedem Beschauen von neuem aus dem Spruch) entgegen. Eine Auswahl guter Sprüche liegt bei. Auf ein gutes Papier, auf das gut schreiben ist, haben wir besonders gehalten. Die Umrahmung ist in schlichten Linien von Burchard Mangold gezeichnet.

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Das einzelne

Man wende stch an August Frick, Freigutstraße 29, Zürich II. Blatt kostet 20 Cts., 40 Eremplare Fr. 7., 60 Eremplare Fr. 10.-, 100 Eremplare = Fr. 15. Der Volksschriftenverlag: Hans Baur, Pfarrer. Karl König, Zwischen Kopf und Seele. Erschienen bei Eugen Diederichs, Jena. 1906. 170 Seiten. Preis Mark 2. —

Das Buch von K. König ist ein Hymnus auf die schöpferische Kraft eines Seelenlebens, das seine Impulse aus dem Unmittelbaren nimmt. Es wendet sich gegen die einseitige Ueberschätzung der trockenen, wissenschaftlichen Erkenntnis, die lange genug auch die Moral und Religion unter ihrem Banne gehabt hat. Allen denen, die schon be= wußt oder unbewußt darunter gelitten haben, daß die rein verstandesmäßige Erfassung aller höchsten Lebensfragen sie ohne innere Kraft und Wärme ließ, finden hier eine Wegleitung zu einem neuen fröhlichen Menschsein. Sie sehen ein, daß der Intellekt auf allen Lebensgebieten (Religion, Moral und Kunst 2c.) nur von außen her registrieren, sichten und ordnen, nicht aber Leben entzünden, aufwärts- und vorwärtstreiben und selig machen kann. Daß der Mensch dem Gott, den er in der Brust trägt, gehorchen lerne, das ist der tiefste Sinn des Menschenlebens. Nicht daß der Mensch den Verstand als Feind betrachte, aber daß er seinen Uebergriffen wehre, die ihm das Leben oft zur Einöde machen. Der moderne Mensch soll das Ursprünglichste, Heiligste in sich selber finden und daran die Flammen des Lebens entzünden; das ist nicht nur wahre Religion, sondern auch wahrer Protestantismus. Zum wahren Protestantismus gehört die Kunst, das innerste Leben seiner Natur gemäß sich entfalten, entwickeln und ausleben zu lassen. Er lehrt den Einzelnen nicht sittlich zu sein aus Reflerion, sondern aus innerstem von Gott getrieben sein. Wenn in ihm Ser Religiosus mächtiger ist als der Moralist, dann kommt die neue Zeit und zumal dann, wenn Gott als der Persönliche, auch ihn dazu bringt, in seinem Namen eine lebendige Persönlichkeit zu sein.

Wer das Buch von K. König liest, wird große Impulse davon tragen. Dasselbe erinnert in manchem an Kutters Schriften. Freilich werden viele mit dieser Wertung des Intellektualismus nicht ganz einverstanden sein und man kann dem Verfasser vorwerfen, er verkenne zum Teil den ungeheuren Einfluß, den die klare Erkenntnis und die daraus werdende Ueberzeugung auf des Menschen Gemüt und Wille ausübe; doch damit ist nichts gegen den großen Wert des Buches gesagt. Für Pfarrer und Lehrer muß dasselbe von ganz besonderem Werte sein. Wer es recht liest, der wird seinem Amte mit frischem Mute angehören, als ein Mensch, der Freude hat an seinem von Gott empfangenen Pfund. J. G. B.

Kirchliche Personalnachrichten.

Appenzell. Gewählt nach Heiden an die freie evangelische Gemeinde Herr Pfarrer Gottfried Keller in Opfertshofen.

Schaffhausen. Nach Schleitheim Herr Pfarrer Hermann Stamm in Hemmentbal. Bern. Nach Innertkirchen Herr Th. R. Gloor, V. D. M. Gestorben Herr Pfarrer Gottfried Lanz in Lüßlingen.

Liebesgaben für die arme Protestantengemeinde in Königgräß (siehe Blatt Nr. 4). Von Herrn M. (Bern) Fr. 5, von Frau M. (Arbon) Fr. 5, von Herrn B. (Basel) Fr. 5, von E. W. (Dornach) Fr. 5, von Frau G.-K. (Basel) Fr. 20; von Familie L.-M. (Zofingen) Fr. 11; zusammen Fr. 51.

Den freundlichen Gebern herzlichen Dank.

J. G. Birnstiel, Pfarrer.

Gesucht in ein Pfarrhaus der Stadt Zürich zu kleiner Familie eine treue und brave

Tochter, die schon gedient hat und auch von tritt möglichst bald. Guter Lohn und familiäre Behandlung. Erpedition dieses Blattes.

Gartenarbeit etwas versteht. Ein-
Offerten unter Nr. 12 an die

Druck und Expedition von J. Frehner, Steinenvorstadt 15, Basel.

Dreißigster Jahrgang.

No 6.

Samstag, 9. Februar 1907.

Schweizerisches Proteftantenblatt.

Herausgeber:

Pfr. A. Altherr in Basel, Pfr. H. Andres in Bern, Pfr. H. Baur in Basel, Pfr. Dr. W. Bion in Zürich, Pfr. J. G. Birnstiel in Basel,

Pfr. Joh. Diem in Unterstraß-Zürich.

Wir sollen nur nicht in den Sinn nehmen, daß der heilige Geist gebunden sei an
Jerusalem, Rom, Wittenberg oder Basel, an deine oder eine andere Verson. In Christo
allein ist die Fülle der Gnade und Wahrheit.
Decolompad an Futher.

Erscheint auf jeden Samstag. Man abonniert auf jedem Postamt der Schweiz und des Auslandes.
Preis halbjährlich franks zugesandt 2 Fr. für die Schweiz, nebst Postzuschlag für das Ausland.
Arme können das Blatt auf der Erpedition, Steinenvorstadt 15, abholen.

Inhalt: M. Luschka: „Lebenspoesie“. Dr. W. Bion: Die Predigt des Evangeliums für die Armen. II. A. Knellwolf: Der Einfluß der Erziehung und Umgebung auf die innere Entwicklung. I. Aus dem Brief eines Konfirmanden. H. Baur: Unser KonfirmandenGedenkblatt. Sprüche.

Quittung. Anzeigen.

„Lebenspoefie“.

Unsere Zeit braucht ohne Zweifel nüchterne und verständige Menschen; Träumer und Schläfer sind nicht viel nüße. Unsere Zeit bedarf auch aufge klärter Menschen; unwissende, abergläubische Menschen, Menschen mit rückständiger Welt- und Lebensanschauung stoßen überall an und werden allenthalben gestoßen. Unserer Zeit tun aber auch Menschen Not mit „Lebenspoesie“. Lebenspoesie hat für uns die Bedeutung von Licht und Wärme. Sie ist ein köstliches für unsere lieben Kleinen, nicht minder ein köstliches für uns, die Großen. Sie ist uns ein Schuß und Hort, wenn wir uns verleßt und ertältet fühlen vom rauhen Luftzug der Wirklichkeit. „Lebenspoesie" kann allerdings niemanden aufgezwungen werden; sie ist dem einen Naturanlage, dem andern fehlt sie ursprünglich. Sie kann jedoch durch Selbsterziehung und durch freundliche und liebevolle Anregung von außen erworben werden, und, was sehr wichtig ist, sie läßt sich trefflich vereinigen mit der schärfsten Vernunft, mit dem klarsten Verstande. Sie ist auch demjenigen erreichbar, dem das Singen und Dichten im engeren Sinne des Wortes ein Ding der Unmöglichkeit ist. Lebenspoesie, zunächst bei den Erwachsenen, ist jene Richtung des Geistes und des Herzens, die allen Dingen, auch den unscheinbaren, selbst den schlimmen, etwas Gutes abzugewinnen sucht. Sie ist jener schöne und edle Trieb des menschlichen Gemütes, das of: so harte und prosaische Dasein zu verklären, zu adeln durch das Hineinlegen idealer, geistiger Werte. Sie ist der fromme Zug der Seele, die tote Materie, den kalten Stoff zu beleben durch den warmen Hauch der Liebe und der Freude. „Lebenspoesie" ist ein Singen und Dichten Höherer Ordnung, ein Singen und Dichten, das im stande ist, das „Jammertal dieser Erde", wenn auch nicht dauernd, so doch zeitweise in ein Paradies zu wandeln.

Warum ist's zum Beispiel in manchem Hause, vielleicht sogar unter recht bescheidenen Verhältnissen, so gemütlich und traulich? Wir übertreten die

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