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Es ist immer etwas Schönes um einen Menschen, der wider den Strom schwimmt. Zu ihnen scheint auch der Zürcher Professor F. W. Förster zu gehören, der vor kurzem durch sein eigenartiges Buch „Jugendgabe“ das Interesse aller Erzieher erregt hat. Schon längst ist ihm heimlich und offen der Vorwurf gemacht worden, er neige zum Katholizismus, ja er mußte sich kürzlich in der Presse dagegen verwahren, daß er den Konfessionswechsel vollzogen habe. Er hat nun in längerer Abhandlung zu dieser Behauptung Stellung genommen, und es wird auch in dieser bewegten Zeit unsere Gemeindeglieder interessieren, was für Räte er den protestantischen Geistlichen für den Umbau ihrer Seelsorge gibt.

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Die seit Friedrich Meili's Tod unter der ausgezeichneten Redaktion Pfarrer August Waldburgers frisch aufblühende Theologische Zeitschrift aus der Schweiz" bringt in ihrem ersten Heft dieses Jahres den betreffenden Artikel: „Was kann die protestantische Pädagogik von der katholischen Kirche lernen?"

Ausgehend von der Tatsache, daß Protestantismus und Katholizismus im Kampf gegen Materialismus und Uebermenschentum verbündet sein müßten, daß ihre gemeinsamen Feinde, die modernen „Astarte und Priapkulte" immer mächtiger das Haupt erheben, fordert er, daß eine Macht von der andern lerne und dadurch sich selber stärke. Den evangelischen Pfarrern schreibt er ins Stammbuch, daß ihr Verantwortlichkeitsgefühl und ihre geistige Freiheit in der Vertiefung und Erweiterung ihrer Berufspflichten ihn stets mit Bewunderung erfüllt habe. Sonst aber ist er nicht eben zufrieden mit ihnen. Ihre pädagogische Wirksamkeit — und dazu scheint ihm auch die Behandlung der Erwachsenen zu gehören ist ihm gänzlich ungenügend fundamentiert. Denn sie will nichts von der Askese wissen.

***Damit haben wir seinen Hauptvorwurf ausgesprochen, und er soll sehen, daß wir keineswegs unbelehrbar sind. Wie er die Askese auffaßt, darf sie jeder Erzieher, namentlich jeder Selbsterzieher in sein Programm aufnehmen.

Er führt die verschiedensten Kronzeugen für seine Forderung an, die systematische Willensbildung durch regelmäßige Uebungen auch seitens der Kirche durchzuführen. Schopenhauer, John Stuart Mill, Dubois-Bern, Hilty und andere, so verschiedenartig auch ihre Weltanschauung ist, sie haben doch alle erkannt, daß der Wille nur durch strengste Schulung jene Vollkommenheit und Leistungsfähigkeit erlangt, welche im Kampf, der uns verordnet ist, nicht entbehrt werden kann. Darin wird jeder protestantische Pfarrer dem Verfasser recht geben. Daß unsere Jugend durch den Verzicht, durch freiwillige Drangabe erlaubter Genüsse viel widerstandsfähiger gegen die Versuchungen der späteren Jahre gemacht werden könnte, liegt auf der Hand. Daß der Hauptschaden unserer Erziehung tatsächlich darin besteht, daß den Kindern,_kaum sind sie den Kinderwagen entwachsen, alles geboten wird, daß man sie_zu jedem Vergnügen mitschleppt; wer hätte das nicht schon bedauert? Wir sind auch ganz damit einverstanden, daß Lehrer und Pfarrer ihren Kindern so oft als möglich nahelegen, solche Freuden freiwillig sich selbst zu versagen. wird uns auch sehr freuen, wenn uns von Herrn Dr. Förster in dieser Hinsicht noch mancher praktische Wink gegeben wird. Wir haben ihm schon an der Predigertagung in Aarau den Beweis geliefert, daß wir keinerlei ethischem Dogmatizismus verfallen sind und auf diesem Gebiet mit der Orthodoxie gebrochen haben wie auf dem der Glaubenslehre. Aber eines werden wir ihn bitten müssen zu bedenken.

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Wir besigen die Autorität nicht, die zur strengen Durchführung dieser

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sittlichen Erziehung durch die Kirche nötig wäre. Ja noch mehr, wir wollen sie auch gar nicht besigen. Uns gelüftet nicht nach der schulmeisterlichen Bevormundung, die wir notgedrungen ausüben müßten, wenn wir diese Methode sogar den Erwachsenen gegenüber durchseßen sollten. Denn das denkt sich doch wohl der Herr Doktor unter dem Ausbau der Seelsorge". Dazu müßten wir aus unserer Kirche eine festgeschlossene Erziehungsanstalt machen, wie es die katholische Schwesterkirche getan hat. Und die Geschichte lehrt, daß aus diesem Streben, die Seelen zu erziehen, sehr bald das andere mit sieghafter Gewalt hervorbricht, die Seelen zu beherrschen. Es spricht daraus überhaupt die Anmaßung des Schriftgelehrtentums, die den gemeinen Mann" als Versuchskaninchen betrachtet und möglichst in der Botmäßigkeit erhalten will, die der persönlichen Freiheit des gottgebornen Menschenkindes mit skeptischem Lächeln gegenüber steht und an die eigene Unfehlbarkeit felsenfest glaubt.

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Nicht daß Herr Förster dieser Gesinnung bezichtigt werden soll. Bewahre. Er sieht nur die Gefahr nicht, die in dieser Reglementiererei liegt, wie sie unausweichlich die Folge einer kirchlich organisierten Äskese wäre. Uns ist der Glaube an den Menschen, der sich in seinem dunkeln Drange des rechten Weges wohl bewußt ist, auch etwas wert. Ja, die Furcht, daß der von der Reformation auf den Thron erhobene Grundsaß des allgemeinen Priestertums durch solche neuen Zeremonien und geistlichen Excerzitien gefährdet werden könnte, ist keineswegs unberechtigt.

Was wir tun können und immer mehr wollen, ist der unermüdliche Hinweis in Unterricht und Predigt darauf, daß die Selbsterziehung nie vollendet werde ohne Verzicht und Entsagung, daß die Eltern in allererster Linie diese Seite ihrer Pflicht immer mehr erkennen und üben. Wir können auch im Privatgespräch, bei unsern Hausbesuchen davon reden und den Wert solcher Triebbeherrschung in hohen Tönen preisen. Mehr aber ist nicht unseres Amtes. Jeder Eingriff in die persönliche Freiheit wäre eine Verleugnung genuin evangelischer Grundsäße und zugleich ein Beweis, daß wir dem allmächtigen Gott nicht trauen, der der Menschen Herzen lenkt wie Wasserbäche.

Was Herr Förster über den Wert der Heiligenverehrung sagt, ist gut. Jeder Pädagog kennt den Einfluß guter Biographien auf das Kindesgemüt. Auch seinem Wunsch, daß wir unserer Verkündigung die Kunst zu nuge machen, pflichten wir gerne bei, möchten dabei aber lieber nicht auf die Abwege des Keller'schen Pfarrers im „Verlornen Lachen" geraten. Am wenigsten begreifen wir hingegen seinen Zorn über die Pfarrer, die sich eines grauen statt eines schwarzen Rocks bei ihren Ausgängen leisten zu können glauben. Damit soll „der feierliche Anspruch Christi auf das ganze Leben preisgegeben und symbolisch gesagt sein, daß er auf amtliche Stunden und Gelegenheiten zu beschränken sei". Bis jezt glaubten wir, daß eben dadurch dem Vorurteil gewehrt wer= den solle, als ob wirklich „geistliches" Leben nur dem Mann mit dem schwarzen Rock zukomme, und der Beweis zu liefern sei, daß ein Leben in Gott auch unter der Arbeitstracht des einfachen Menschen gedeihe. So haben's auch die Reformatoren gemeint, als sie den Priesterrock auszogen und im „Tolggenrock“ des schlichten Bürgers ins Volk untersanken.

Warum gibt es so viele Witwen?

Jeder, der sich in seinem Familien- und Freundeskreis umsieht, wird eine Anzahl Witwen finden, junge, mittlern Alters und hochbetagte. Nament

lich wird ein Pfarrer in seiner Stadtgemeinde fast an jeder Straße eine oder mehrere Witwen kennen. Das muß auf den ersten Blick befremden, weil die Frauen das schwache Geschlecht heißen und weil ihr Mutterberuf ihr Leben mehr als das der Männer gefährdet. Aber bei näherm Zusehen erklärt sich die Tatsache, daß mehr Männer als Frauen in den besten Jahren wegsterben, doch sofort und vollständig, denn die Männer müssen mehr als die Frauen in Wind und Wetter hinaus, in den Kampf des Daseins hinein. Männer heizen und regieren die Lokomotive, klettern in die Kamine, heizen die Hochöfen, schaffen in Druckereien, Schlachthäusern, feuchten Magazinen und Kellern, der Konkurrenzkampf auf allen Gebieten wird je länger je härter, aufregender, zerreibender. Das erklärt etwas. Und das Ganze erklärt der Männer Politisieren in nächtlichen Sizungen, ihr Streiten um Nichts und um Alles, ihr in die Nacht hinein sizen, an zahllosen Bier- und Weintischen, in Rauch und übeln Gerüchen. Dazu kommen noch Dinge, die allgemein bekannt, aber nicht sagbar sind. Wer es haben will, dem kann es sein Arzt sagen: Die meisten Männer brennen die Kerze an zwei Enden an. Daher fangen die Lebensversicherungsgesellschaften an, bei versicherten Männern höhere Prämien zu verlangen, als bei Frauen; sie hätten es nicht nötig, denn sie erzielen so schon ungeheuer hohe Dividenden, aber begreifen läßt es sich wohl. Die immerfort wachsende Zahl der Witwen redet eine zu deutliche Sprache.

Der Dichter des Satanas.

Nicht nur ganz Italien, Parlament, Universitäten, Munizipien, sondern was im Ausland italienisch spricht, feiert den eben verstorbenen Carducci, den Dichter des Satanas. Diese Popularität ist um so auffallender, als Carducci, enttäuscht in seiner Hoffnung, daß das politisch wieder erstandene Italien auch die Kraft einer geistigen und sittlichen Erneuerung haben werde, die bittersten Invektiven gegen das ganze Volk, seine Staatsmänner und Dichter geschleudert hat. So in seinem Gedicht: Italien, das zum Kapitol geht". All der Hohn, der Spott, mit dem er das feige, genußsüchtige, charakterlose Volt samt seinen Führern gezüchtigt, hindert nicht, daß heute ein Lobgesang auf den Dichter und Propheten des 19. Jahrhunderts in Italien zum Himmel steigt. Was ist die Ursache? Italien sieht in ihm nur den Vorkämpfer gegen geistige und sittliche Knechtung durch die Kirche. Satanas ist nicht der Feind des Menschengeschlechtes, die Inkarnation des Bösen, sondern die Fleischwerdung des Geistes der Rebellion gegen alle geistige und sittliche Knechtschaft der Vernunft gegen den Glauben der Kirche, des natürlichen gesunden Menschen gegen den Asketismus, der Wissenschaft gegen das Dogma, selbst der modernen Technik als Bahnbrecher der Zivilisation und Kultur. den auch Wiklef, Huß, Luther und am Schluß die Lokomotive gefeiert.

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Drum wer

Ich bin überzeugt, dieser sittlich reinste Genius wäre in deutschen Landen ein Apostel des freien Christentums gewesen; die katholische Kirche hat ihn zum Sänger Satanas" und dessen, was sie Satanas nennt, gemacht.

Wer eine charakteristische Auswahl seiner Gedichte in feiner kongenialer Nachdichtung genießen will, findet sie in Otto Händlers „Ausgewählte Gedichte Giosue Carduccis" (Dresden, Verlag von Karl Reißner, 1905).

Eine Kinderfreundin

ist plöslich dahingeschieden, die wir schmerzlich vermissen werden. Am 1. März starb in Zürich an den Folgen einer Operation Frau Pfarrer Juchler. die Verfasserin unserer „Weihnachtsgabe“, die vor dem leßten Christfest in wenig Wochen in vielen Tausenden von Eremplaren unter unsere kinderlehrpflichtige Jugend verteilt worden ist. Die sonnige Seele der Dichterin spiegelte sich in den Herzen der Kinder, als sie das feine, duftige Märchen lasen, das ihr die Frau Pjarrer von Herisau gewidmet hatte. Mit großer Spannung sah man schon wieder dem nächsten Heft entgegen. Nun hat der lieben Frau der Tod die Feder aus der Hand genommen. Sie wollte nicht, daß man sie nenne. Nun aber dürfen wir ihre Verdienste um die Sache der guten Schriften nicht unerwähnt lassen. Sie wird nicht bloß bei uns, nein, eine viel größere Lücke wird sie in ihrer Gemeinde zurücklassen. Sie wird nicht so bald vergessen sein. Die Spuren, die eine rechte Pfarrfrau zurückläßt, gehen in die Tiefe. Ehre ihrem Gedächtnis.

Das neue Konfirmationsbild.

Н. В.

Obschon das neue Konfirmationsbild (Predigt am See von Fr. v. Uhde) in unserem Blatt schon zu verschiedenem Mal erwähnt und besprochen worden ist, unterlassen wir nicht, auf dasselbe, nachdem es nun in schöner Ausführung vor uns liegt, nochmals recht nachdrücklich hinzuweisen. Wir teilen vollständig die Freude über das Bild, wie sie bereits in andern, sogar in ausländischen Blättern zum Ausdruck gekommen ist. Das schöne Andenken mit seinem kraftvollen, natürlichen und zugleich so viel sagenden Bilde, wird nicht nur unsern Söhnen und Töchtern, sondern auch deren Angehörigen, sofern sie Freude an einem wirklich kunstvollen Wandschmuck haben, recht willkommen sein. Wir empfehlen allen unsern Kollegen das Bild aufs Wärmste.

Das einzelne Blatt kostet 20 Cts. (ohne Spruch), 40 Eremplare Fr. 7; 60 Eremplare Fr. 10 100 Eremplare Fr. 15. Zu beziehen bei Aug. Frick, Buchhandlung, Zürich II., Freigutstraße.

Quittung.

J. G. B.

Von L.-Sch. für die Krankenschwesternkasse vom Roten Kreuz erhalten Fr. 15 und dem Kassier abgegeben. Ich bitte um Jhre Adresse zu einer komplizierten Erklärung. Altherr, Pfr.

Die Vaterworte

von Pfarrer Altherr, immer noch das Muster einer Konfirmandengabe, können in 7. Auflage in Partien von 20 Eremplaren an, broch. zu 20 Ct., kartoniert zu 30 6ts., gebunden mit Goldschnitt zu 70 Cts., bei Frick, Freigutstraße 26, Zürich, bezogen werden. Bis heute wurden 70,000 Erempl. verkauft. Von dem Uhde-Konfirmandenblatt sind schon 8000 Eremplare abgeseßt. Der Kurator.

L. St. L.

Familienabend

Sonntag den 10. März 1907, abends 1/28 Uhr, im Schweizerhaus.
Vortrag von Herrn Redaktor F. Amstein:

Das alte Basel in Wort und Bild (mit Lichtbildern.)

Darbietungen des Zwinglivercins.

Zu zahlreichem Besuch ladet freundschaftlich ein

Die Kommiffion.

Gesucht Offerten an die Erpedition dieses Blattes.

nach Rheinfelden in kleinen Haushalt ein braves, fleißiges Mädchen für Hausund Gartenarbeit.

Berichtigung. Jn leyter Nr., Seite 71, 40. Zeile von oben, soll es heißen: Vorstand statt Post amt.

Druck und Expedition von J. Frehner, Steinentorstraße 2, Basel.

Dreißigster Jahrgang.

No 11.

Samstag, 16. März 1907.

Schweizerisches Proteftantenblatt.

Herausgeber:

Pfr. A. Altherr in Basel, Pfr. H. Andres in Bern, Pfr. H. Baur in Basel, Pfr. Dr. W. Bion in Zürich, Pfr. J. G. Birnstiel in Basel,

Pfr. Johs. Diem in Zürich-Unterstraß.

Wir sollen nur nicht in den Sinn nehmen, daß der heilige Geist gebunden sei an
Jerusalem, Rom, Wittenberg oder Basel, an deine oder eine andere Person. In Christo
allein ist die Fülle der Gnade und Wahrheit.
Decolompad an Inther.

Erscheint auf jeden Samstag. Man abonniert auf jedem Postamt der Schweiz und des Auslandes.
Preis halbjährlich franko zugesandt 2 Fr. für die Schweiz, nebst Postzuschlag für das Ausland.
Arme können das Blatt auf der Erpedition, Steinentorstraße 2, abholen.

Inhalt: A. Knellwolf: Schattenbilder. 4. Leiden und Leidenschaft. beteten ihn an. Dr. W. Bion: Die Predigt des Evangeliums für die Armen. ist's, basta! Vom Büchertisch. Danksagung.

Inserate.

Schattenbilder.

4. Domenic Pünchéra.

(† 1906.)

Dem Sturme lausch' ich, der mir tanzt ums Haus

Und spielt gar eine kriegerische Weise.

Doch tönt ein Klagelied hinein nicht leise,
Als zög' einher des Totenvolkes Graus?

Und wieder klingt's wie festliches Gebraus,

Von Jubelsang in froher Brüder Kreise

Zu schwärmerischem Freiheits-Lob und -Preise!
Ein Seufzer jetzt: -haucht jäh ein Leben aus?

Mir hebt im Ohr es an wie fern Geläute,
Des Freundes Namen aus den Bergen her

Trägt mir der Wind: ob auf sein End' ich's deute?

Noch lastet auf mir jene Botschaft schwer,
Denn ewig werd' ich fühlen es wie heute:
So treuen Kampfgenossen gibt's nicht mehr!

Und beteten ihn an.

Mt. 15, 19.

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So berichtet der Evangelist Markus von den Kriegsknechten, die Jesus im Richthaus eine Dornenkrone auf das Haupt seßten, ihm einen roten Mantel umhingen, ein Rohr in die Hand gaben und ihm huldigend zuriesen : grüßt sei uns, König der Juden."

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