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Mich trog die Welt mit argem Wahn,
Daß mir der Mut

Nicht mehr nach ihr sich sehnen kann:
Nun ist mir gut!

Viel große Huld mir Gott erwies,
's ist so bestellt,

Daß mich die Sorge ganz verließ,
Die manchen hält
Gebunden an dem Fuß,

Daß er da bleiben muß,
Derweil in Christi Schar

Mit Freuden ich von hinnen fahr'.

III. Durchblick und Gewinn.

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1. Das Völkerleben der Zeit nach Walthers Liedern und Sprüchen. a) Seine Reisen und Wanderungen. (Von der Etsch bis zum Rheine und wieder her bis an der Ungern Land", vom Po bis zur Trave, von der Seine bis zur Mur sah er die Länder und Völker und der Menschen Sitten. Als Kreuzfahrer hat er wohl auch das Mittelmeer durchschifft und das heilige Land gesehen. Der Sängerkrieg" läßt ihn auch in Paris, Konstantinopel, Bagdad und Babylon gewesen sein. Christen, Juden und Sarazenen hat er im Kampfe und im friedlichen Wettstreit der Arbeit gesehen. Reisen war sein Leben und Ruhe ihm erst auf seinem Lehen und endlich in seinem Grabe zu Würzburg beschieden. Vergl. sein Leben S. 14-23!)

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b) Die von ihm besuchten Fürstenhöfe. (Die Höfe als Mittelpunkte der Kultur zogen die Sänger besonders an. Am längsten weilte Walther an dem österreichischen Hofe zu Wien und am thüringischen auf der Wartburg bei Eisenach. Ersterer gab den höfischen Ton im Süden, lezterer in Mitteldeutschland an. Im allgemeinen galt die süddeutsche Kultur als der norddeutschen überlegen. Der kaiserliche Hof war ein wandernder von Pfalz zu Pfalz; öfter schloß sich Walther ihm an. So wohnte er der Krönung Philipps in Mainz und der Weihnachtsfeier in Magdeburg bei. Aber auch am Hofe zu Meißen, in Kärnten, Aquileja, Bayern 2c. treffen wir ihn. Vergl. „Tegernsee" S. 55, „Unter Krone" S. 65, „Landgraf Hermann“ S. 67, „Der Hof zu Eisenach" I. Abt. S. 202, „Bitte an Leopold von Österreich" S. 68!)

c) Die von Walther erwähnten Kaiser, Fürsten, Päpste, geistlichen Würdenträger und Sänger. (Die Kaiser Philipp von Schwaben 1198–1208, Otto IV. von Braunschweig 1198-1215, der Staufer Friedrich II. 1212-1250, die Herzöge Leopold V. von Österreich 1194 und seine beiden Söhne Friedrich † 1198 und Leopold VI. † 1230, die Landgrafen Hermann † 1217 und Ludwig von Thüringen † 1228, der Markgraf Dietrich VI. von

Meißen, die Herzöge Ludwig und der „milde Welf" von Bayern, Herzog Bernhard von Kärnten † 1256, Graf Diether von Kazenellenbogen; die Päpste Innocenz III. 1198–1216 und Honorius III. 1216-1227, der Patriarch von Aquileja, früher Bischof zu Passau, der nach einer neuerdings aufgefundenen Reiserechnung im November 1203 bei Zeizenmauer Walthern eine Geldsumme zu einem Pelzrock gab, Erzbischof Engelbert von Köln, der 1225 ermordet wurde; Reinmar der Alte, Neidhart, Heinrich von Meißen, Stolle u. a. Vergl. „An König Friedrich II." S. 46, Dank an Friedrich" S. 47, „Auf Reinmars Tod“ S. 57, „Wahlstreit“ S. 60, „Leitstern" S. 64, Unter Krone“ und „Milde" S. 65, „Milde und Länge" S. 66, „Landgraf Hermann“ S. 69, „Leopold“ S. 68, „Berufung" S. 78, „Mäuseklang" G. 69!)

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d) Verwirrung und Kämpfe in Deutschland von 1197 bis 1228. (Philipp schrieb an den Papst, daß er das Land in nicht geringerer Verwirrung gefunden als ein. vom Sturm zerwühltes Meer. Vergl. S. 16-20, „Wahlstreit" S. 60 u. a.!)

e) Einfluß Roms auf deutsche Verhältnisse. (Vergl. S. 16. 20-22, „Fluch und Segen“ S. 69, „Der neue Judas“ S. 70, „Der welsche Schrein“ und „Der Kirchenstock“ S. 71!) Der zeitgenössische Abt von Ursperg schreibt in seinen Jahrbüchern:

„Kaum blieb noch irgend ein Bistum oder eine kirchliche Würde oder auch nur eine Pfarre übrig, die nicht streitig gemacht und dann die Sache nach Rom gebracht wurde, jedoch nicht mit leerer Hand! Freue dich, unsere Mutter Rom, daß die reichen Schaßquellen auf der Erde sich öffnen, damit Ströme Goldes zu dir hin sich ergießen im Überfluß! . . . . Stimm an ein Jubellied, daß du durch die Bosheit der Menschen und nicht durch deine Heiligkeit den Erdkreis überwunden hast! zu dir zieht die Menschen nicht ihre Andacht oder ihr reines Gewissen, sondern die Verübung vielfacher Verbrechen und der Streithändel Entscheidung um Geld."

f) Verfall der Sitten und der Kunst. Ursperg schreibt:

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(Der Abt von

Damals fingen die Übel an, sich auf der Erde zu vervielfältigen; denn es entstand unter den Menschen Feindschaft, Trug, Untreue, Verrat, womit fie sich gegenseitig in Tod und Untergang hingeben, Raub, Plünderung, Berheerung, Landesverwüstung, Brand, Aufruhr, Krieg. Jedermann ist meineidig und in die vorbesagten Frevel verstrickt. Wie das Volk, so auch die Priesterschaft. Die Verfolgung ist so groß, daß niemand mit Sicherheit von seinem Wohnort ausgehen kann, auch nur in den nächsten Ort."

Vergl. „Konstantins Schenkung" S. 73, „Reichtum der Kirche“ und „Zwei Zungen" S. 74, „Der gute Klausner“, „Der Zauberer“ und „Wo steht's geschrieben?" S. 75, „Verfall des Gesanges" S. 76, „Das Reich und sein König“ und Sinken des Reiches" S. 63, „Verfall der Zucht" S. 51, Der Wahlstreit" S. 60, „Heimkehr“ S. 79, „Verfall" S. 83!) g) Die Kreuzzüge und ihr Einfluß. (Vergl. „Gottesbotschaft an den Kaiser" S. 96,,,Das Weltende“ und „Aar und Kaiser" S. 97,

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Mahnung zum Kreuzzug an Friedrich II." S. 98, „Kreuzlied" G. 98, "Im gelobten Lande" S. 99, „Zwiespalt“, „Gottes Fahrt“, „Wahre Minne" S. 101!)

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2. Einzelzüge zum Kulturbilde der Zeit. a) Vergleiche: „Sangeszeit" S. 21, Federball" S. 26, „Frauen und Frühling" S. 27, „Vokalspiel" S. 30,,,Traumdeuterin“ S. 31, „Maiwonne" S. 33, Halmmessen“ S. 34, „Trunk und Würfelspiel“ S. 53 und 54, „Wahlstreit“ S. 60, die Kaiser- und Papstsprüche S. 63-71, Sprüche gegen die Geistlichteit S. 73-75, „Verfall des Gesanges" S. 76, „Berufung“ und „Schuld der Frauen“ S. 78, Heimkehr“ S. 79, die Kreuzgedichte S. 96-102! b) Ritterliches Standesleben und höfische Sitte. (Siche G. 22-26, S. 113 und 114, G. 228-235!) Der Ritter ist die bezeichnendste Gestalt, die Ritterburg der eigenartige Bau, Ritterleben der Hauptinhalt und hösische Sitte die höchste Bildungsform des Mittelalters. Das Leben in den Ritterburgen zeigte sich innig verfettet mit dem Leben der Natur. Im Winter war es einsam und gleichförmig, eingeschlossen in die Mauern der Burg. Die Burgen lagen meist einsam und abseits, auf schroffen Hängen wie Adlerhorste angenistet, in den Zug der Wolken und Winde gestellt, gegen Unwetter und feindliche Angriffe durch dicke Mauern ohne Fenster und tiefe Wallgräben mit Zugbrücken geschirmt. Ausblicke in die Weite gewährten einzelne Söller, die Zinne des Turmes und die Mauerkrone. Die Wohnräume waren meist eng, düster und kein freundlicher Aufenthalt. Nur reichere Herren hatten größeres Gelaß und mehr Bequemlichkeit. Die eintönige Winterzeit wurde. ausgefüllt durch die Frühmesse in der Burgkapelle, durch die Sorge für Haus, Küche, Keller, Gewand und Schmuck seitens der Frauen, durch die Pflege der Rosse und Waffen, Jagden im Walde, Waffenübung auf dem Burghofe, Brettspiel und Trinkgelag im Zimmer seitens der Ritter. Dem Bayernherzog Ludwig wünscht Walther für ein ihm übersandtes Licht (ein Geschenk): „Kein Wild vermeide seinen Schuß, seiner Hunde Lauf, seines Hornes Gruß“. Das häusliche Behagen konzentrierte sich um die gemeinsamen Mahlzeiten, um die Bewirtung erwünschter Gäste und um Musik und Gesang fahrender Sänger. Nicht wenig Ritter übten selbst die Sangeskunst und erfreuten den Kreis ihrer Familien und Freunde durch ihre dichterischen Versuche.

Je länger und rauher der Winter die Menschen in den engen Raum des Hauses einschloß und die gesellige Freude unterbrach, desto mehr wuchs die Sehnsucht nach dem Frühling. Aus den Liedern der Sänger klingt Klage über die Leiden des Winters und sehnliches Verlangen nach dem Frühling. (Vergl. S. 25, S. 27, S. 30!) Die ersten Zeichen des wiederkehrenden Frühlings werden erspäht und freudig begrüßt. „Ich hörte gern ein Vögelein, das hübe wonniglichen Sang." Endlich kommt die Zeit der Maientage. Hinaus geht's in Feld und Wald. Es werden Blumen gebrochen, Kränze gewunden, Kleider und Haare geschmückt, allerlei Liedlein gesungen, Blumen- und Vogel-Crakel befragt, allerlei aber

gläubische Bräuche geübt, Zeichen- und Traumdeuter angegangen, frohe Reigentänze, lustiges Ballspiel u. a. angefangen. Frisch wird der Ball geschlagen und geworfen, jubelnd gefangen. Über die Heide steigt und fliegt der abgerichtete Falke. Aber bei aller Lustigkeit muß die Sitte gewahrt werden. Nicht kecklich dürfen die Mägdlein ihre Augen umher werfen, sondern fittig müssen sie auf den Weg und nur ein wenig seitwärts sehen. Das Antlig ist beschattet von breiten Hüten, so daß der Dichter mahnt: Rückt die Hüte auf, daß ich meine Traute finde“. Ein altes Spruchbuch der Trierer Bibliothek schildert die Frühlingslust folgendermaßen:

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So der Monat Mai mit seinen Kräften bringt, daß aus der dürren Erde springt grünes Gras und lichte Blüte, daß alles in frischer Wate steht, dann werden von den Rittern und ihren Frauen und all ihrem Ingesinde Brunnenfahrten zu Walde gemacht. Schöne Gezelte werden außen im Grünen bei der frischen Quelle aufgeschlagen; mancherlei Kurzweil wird vollbracht von Rittern, Knechten und Frauen mit Singen, Harfen, Reigen, Epringen, Rennen und Jagen und Umwandeln je zweier, mit Armen schön umfangen. Jeder findet in der Aue, wonach er sich gesehnt bis zum Tag der Brunnenfahrt."

Das niedere Volk schaute solchen Festen der „Herren“ zu, feierte aber selbst auch ähnliche auf dem Anger unter der Linde; nur war die Lust derber, lärmender und ungezügelter. Von den Rittern und höfischen Sängern war das niedere, meist hörige Volk wenig geachtet. „Dörperkeit" war das Widerspiel höfischer Sitte. Sänger wie Neidhart, die ihre Stoffe mit Vorliebe aus dem urwüchsigen, derben Volksleben entnahmen, hatten doch kein Herz für das Volk und seine Geschicke, sondern nur Spott. Von oben herab betrachteten sie das Volk und seine derbe Natürlichkeit als interessantes Objekt" ihres überlegenen Wizes, als Kurzweil für müßige Stunden, als frappanten Gegensatz zu der oft überfeinen höfischen Sitte. Ihre derb realistischen, ja humoristischen Lieder des niederen Minnesangs" stellen sie in scharfen Gegensatz zu der frankhaften, überfeinen Art des „hohen Minnesangs". Ihre Lieder fanden so bedenklichen Beifall an den Höfen, daß Walther in Verfall des Gefanges" S. 76 bitter ausruft. Unfug, du hast obgesiegt!"

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Wie die Einfassung des Lebens in den Rahmen der Natur den Minnesang beeinflußte, wird später noch deutlicher gezeigt werden.

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Zu den hauptsächlichsten Sommerfreuden des ritterlichen Lebens gehörten die Turniere und die Fahrten zu Hofe". Alle Feste wurden prunk- und geräuschvoll gefeiert. Fortwährende Fehden der Fürsten und Herren, auch der geistlichen, würzten das Leben. Einen idealen Aufschwung brachten die Kreuzzüge in das Rittertum. Sie zeigten ein fernes, hohes Ziel, steigerten alle Kräfte, veredelten das Streben und verwandelten die Selbstsucht in freudigen Opfermut.

Als ritterliche Tugenden rühmt Walther Milde, Stätigkeit, Ehre, Zucht und Maße oder Wohlgezogenheit. Dazu wünscht er, daß Fürsten und Herren in der Bethätigung dieser Tugenden, besonders der Milde,

nicht säumig seien. „Adel knausert nicht." Einen geselligen Trunk nennt er eine gute Sitte, warnt aber vor dem Übermaß. Frohsinn und Güte find Gesellen. Stäte Treue hält auch aus im Schmerz. Kein Guter belastet sich mit Untreue und Unehre. Wort und Werk sei eins; die Lüge ist ein Schandfleck.

c) Sängerleben. Zur hösischen Zucht, d. h. zum guten Tone, gehörte die Pflege der Sangeskunst. Die fahrenden Sänger waren ein wesentliches Stück in dem ritterlichen Leben des Mittelalters. Ihnen gaftliche Aufnahme, freundliches Gehör und reichen Sold zu gewähren, gehörte zu den wichtigsten Pflichten der Fürsten und Ritter. Reiche Sänger blieben daheim und übten die Kunst im häuslichen und Freundeskreise.

Die fahrenden, d. h. wandernden Sänger waren oft ritterlichen Standes, aber nachgeborne, besiglose Söhne; sie wurden dann mit Herr angeredet, die bürgerlichen aber mit Meister. Ihre erste Erziehung erfolgte durch den Burgpfaffen oder in Klöstern, die spätere an Fürstenoder Ritterhöfen. Ihr gelehrtes Wissen war meist bescheiden, aber die Kunst des Singens und Sagens erlernten sie mühsam bei berühmten Meistern. Ihre Hochschule war das Leben und der wechselnde Verkehr, ihre Wissenschaft die Kenntnis des Herzens, des menschlichen Treibens und der mannigfachen Schicksalsverknüpfungen. Ihre große Welterfahrenheit und Menschenkenntnis gab ihren Worten gewichtigen Nachdruck. Nicht selten wurden sie, wie Walther, Fahnenträger der Gedanken und Dolmetscher der Gefühle ihrer Zeitgenossen. Ihre Lieder verbreiteten sich mündlich oder durch Abschriften. Häufig begegnet man der Klage über Verkehrungen, Entstellungen, Fälschungen (vergl. S. 69!). Die meisten fahrenden Sänger waren heimat- und besiglos und führten ein ruheloses, entbehrungsreiches Leben. Sie wanderten - bürgerliche am Stabe, ritterbürtige zu Roß mit Harfe oder Geige, um sich ihren Unterhalt zu erwerben, Welt und Menschen zu studieren, Gesangstoffe zu suchen und durch ihren Vortrag Ehre und Anerkennung zu gewinnen. Sie suchten besonders kunstsinnige Höfe auf, deren Lob dankbare Sangesgenossen laut verkündigt hatten. Mit einem Liede klopften sie an und forschten die Gesinnung aus. Schenkte man ihnen freundlich Gehör, so gingen sie mit ihren Liedern Schritt für Schritt weiter, lobten den Fürsten, besonders seine Milde, bis sie vielleicht einen Ehrenplag als Ingesinde erhielten. (Vergl. I. Abt., S. 194 und S. 67!) Die als Liedersold gebräuchlichsten Gaben waren: Unterhalt mit Speise und Trank, Silber und Gold, Kleider und Rosse, Waffen und Kleinodien, Auslösung der für Zehrung versezten Pfänder 2c. Walther sagt: „Getragene Kleider nahm ich nie!" Kanzler dagegen ist „lüstern nach reicher Herren alter Wat". Lieder der Fahrenden ertönten auf der Landstraße und im Festsaal. (Vergl. Goethes „Sänger“ und Uhlands „Des Sängers Fluch"!) Jedes Erlebnis wurde zum Liede, und im Liede war ihr Reichtum und ihr Leben. Walther, der wie mancher andere Sänger auch um Sold warb,

Der

Die

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