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2. Das geistliche Volkslied und Kirchenlied (Luther).

Mittelpunkt ist die Welt des Ewigen (Gott), das Verhältnis zu dieser und das durch dies Verhältnis gewonnene neue Leben. Elemente sind die großen Grundforderungen und Grundbegriffe des mit dem Reformationszeitalter neu erwachenden christlichen Glaubenslebens: die Erlösungs- und Versöhnungsbedürftigkeit, das auf die ewige Heimat gerichtete Heimatgefühl und Heimweh, Sünde und Buße, Gnade, Glauben, neues Leben, Gottestreue und Gottesliebe*).

Gegenstand ist aber auch die Verklärung der Natur (geheiligtes Naturgefühl und Verklärung des Menschenlebens durch die neue Lebens- und Weltanschauung. Beachtung christlicher und kirchlicher Sitte.

III. Aus der Neuzeit.
1. Klopstock.

Seiner Lyrik erschließen sich alle drei Welten sich alle drei Welten von Natur, Menschenleben und Gott; sie atmet überall Naturgefühl, nationales und religiöses Gefühl; aber am vielseitigsten giebt sie Ausdruck dem gerade durch Klopstock neu erwirkten Nationalgefühl. Die hierauf bezüglichen Ideen stellen wir daher in den Vordergrund; sie dienen dazu, den Vaterlandsbegriff nach seinen Elementen: Volkstum, Muttersprache, nationale Freiheit und Ehre, vaterländische Dichtung und Geschichte (Zeitgeschichte) zu erläutern und sein Verständnis zu vertiefen. Die Aufdeckung dieser Elemente bereitet auf die ungleich reichere Ausgestaltung und Erfüllung des Vaterlandsbegriffes vor, welche die spätere Zeit und die Gegenwart gebracht haben. Daß schon Klopstock sich für die Vaterlandsidee so begeistern konnte, läßt seine Dichtergestalt nur um so bedeutsamer erscheinen.

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2. Goethe.

Goethe hat (in Werthers Leiden") das Naturgefühl eigentlich erst erklärt und litterarisch wieder eingeführt, es aber auch in seinen eigenen Dichtungen in bisher unübertroffener Weise zum Ausdruck gebracht. Er ist sodann wie kein anderer Dichter befähigt, uns über das Wesen der Dichtung selbst Aufschluß zu geben. Deshalb rücken wir unter seinen noch zu behandelnden Gedichten**) nunmehr diejenigen in den Vordergrund,

*) Vgl. I. Abteil., 2. Aufl., S. 376 ff., wo gezeigt wird, wie dieselben Begriffe durch die Lektüre des Heliand erläutert und vertieft werden können. Es ist durchaus wünschenswert, daß das Kirchenlied und das geistliche Volkslied auch einmal in anderer Weise als nur durch den Religionsunterricht den Schülern nahe gebracht und seine Herrlichkeit auch unter dem rein ästhetischen Gesichtspunkt vor ihnen aufgedeckt wird.

**) Es sind von Goethe und Schiller in den früheren Bänden die leich teren und bekannteren, besonders die balladenartigen Gedichte, soweit sie überhaupt für die Schule sich eignen, fast sämtlich bereits behandelt.

welche diese beiden Begriffe nach ihren Elementen zu tieferem Verständnis zu bringen geeignet sind: das Naturgefühl nach seinen beiden wesentlichsten Seiten (Herauslesen der Stimmungswelt aus der Natur, Hineintragen unserer Stimmungswelt in dieselbe), sowie nach den Objekten (Mannigfaltigkeit der Landschaftsgebilde, Wechsel der Jahres- oder Tageszeiten); die Dichtung: (Phantasie, Gestaltungsgabe, idealisierende Thätigkeit, Gehalt, künstlerische Thätigkeit).

Was sodann von den übrigen für diese Stufe noch geeigneten Gedichten sich auf Menschenleben und die Welt des Ewigen (Lebensfragen und Lebensweisheit) bezieht, ordnen wir um jene beiden Hauptgruppen.

3. Schiller.

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Nur eine kleine Zahl von seinen für die Schule geeigneten Dichtungen bleibt für diesen Band noch übrig: die Gedichte philosophisch-didaktischer Art aus dem Gebiet der sogenannten Gedankendichtung" (W. Scherer). Die im einzelnen hier zu treffende Auswahl muß an seinem Ort näher begründet werden. Hier lehrt uns „Der Spaziergang" eine neue Art des Naturgefühls kennen. Die sonstigen sich ausschließlich auf das Menschenleben beziehenden Gedichte bieten ideale Lebens- und Kulturbilder, welche ein neues Gebiet, dasjenige der kultur-geschichtlichen und philosophisch-ästhetischen Betrachtung, erschließen, vielfach auch in die Welt des Ewigen hineinschauen lassen. und den inneren der bisher unbeschriebenen Kreise (Klopstock, Goethe, Schiller) auch inhaltlich zunächst zweckmäßig abschließen. Die Elemente, welche hier zum Überblick gelangen, sind die typischen Lebens- und Kultur-Verhältnisse und Gegenfäße (W. Scherer).

Anhang.

Die Dichter der Freiheitskriege.

(von Schenkendorf, E. M. Arndt, Körner, Uhland, Rückert).

Die Behandlung wird sich hier zum größten Teil auf eine zurückverweisende neue Gruppierung und neue Beleuchtung der früher behandelten Dichtungen beschränken können. Aber wir mögen die abschließende Hinweisung auf diesen Kreis nicht missen; er zeigt uns die durch die Ideale der großen Dichter, aber auch durch große Thaten und Ereignisse, wie durch große Gnadenführungen Gottes, also durch große Erfahrungen wiedergeborne Bildung, welche das Beste alles früheren Gehaltes in sich aufgenommen hat: ein tiefes Naturgefühl, ein volles Volksgefühl (Nationalbewußtsein), ein klares Verständnis für die Herrlichkeit des deutschen Volkstums, seine Heimat, die Muttersprache, seine Sitte, seine Geschichte, seine Poesie und Kunst, seinen zeit- und weltgeschichtlichen Beruf, endlich

ein Heimischsein auch in der Welt des Ewigen, volle Klarheit über die großen sittlichen Grundbegriffe, ein lebendiges Gottesgefühl, eine ernste religiöse Gesinnung und ein volles Verständnis für den Reichtum und die Tiefen des christ lichen Glaubenslebens.

Diese Anschauungen und Begriffe in großen Bildern und kontreten Typen dem Schüler vor Augen zu stellen und ihn anzuleiten, dieselben aus ihnen so abzulesen und zu gewinnen, daß sie sich zu einem geschlossenen System zusammenschließen und schließlich zu ihrem Teile dazu beitragen, die Begründung einer inhaltvollen Lebens - Anschauung vorzubereiten, d. h. deutsche Charaktere zu erziehen: das halten wir für das eigentliche Ziel auch einer ästhetischen Behandlung dieses Zweiges der Litteratur, und dazu wünschten wir in der nachfolgenden Behandlung einige Handreichung zu thun.

Dr. O. Frick.

Walther von der Vogelweide

und die höfische (ritterliche) Lyrik.

Litteratur: K. Lachmann, Die Gedichte Walthers von der Vogelweide. 6. Aufl. besorgt von Müllenhoff, Berlin 1891.-W. Willmanns, Walther von der Vogelweide, seine Gedichte erklärt. 2. Aufl. Halle 1883. Bernh. Schulz, Auswahl von Gedichten Walthers von der Vogelweide mit Anmerkungen und einem Glossar. 2. Aufl. Leipzig, Teubner. K. Simrock, Walther von der Vogelweide, ins Hochdeutsche überseßt. 7. Aufl. Leipzig 1883. Dr. A. Schröter, Die Gedichte Walthers von der Vogelweide nachgedichtet. Jena 1881.

K. Burdach, Reinmar der Alte und Walther von der Vogelweide. Leipzig 1880. Dr. L. Dieße, Die lyrischen Kreuzgedichte des Mittelalters. Gymnasialprogramm, Wittenberg 1873. Dr. Fiedler, Zu Walther von der Vogelweide. Gymnasialprogramm, Kolberg 1873. Jul. Eberty, Über Walther von der Vogelweide. Realschulprogramm, Potsdam 1874. R. Lucae, Leben und Dichten Walthers von der Vogelweide. Halle 1867. Litteraturgeschichte von Vilmar und von Scherer. L. Uhland, Schriften zur Geschichte der Dichtung und Sage. Bd. V.

Methodische Vorbemerkung.

Die nationale Kultur ist ein historisches Produkt. Sie wird erhalten. und weiter entwickelt in der Erziehung des heranwachsenden Geschlechtes durch einsichtige Verwertung der früheren Kulturgewinne. Der feste Bestand unseres Volkstums beruht auf dieser erziehlichen Ausnutzung des Erfahrungserbteils vergangener Zeiten.

Die Erziehung muß den Zusammenhang mit der Vergangenheit festhalten und die Geseze der Ausrüstung für die jeweilige Lage dem historischen Entwicklungsgange unseres Volkes einerseits und dem psychologischen Werdeprozesse des Einzelwesens andrerseits ablauschen.

Nur das Homogene nährt. Die Elemente unseres Wesens müssen auch die Elemente unserer geistigen Ernährung bilden. Das Schlagwort des Materialismus: Was der Mensch ist, das ist er!" leidet sehr wohl eine Anwendung auf die Erziehung.

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Jeder Keim trägt in sich die künftige Form des Seins und hat um sich die erste Nahrung in zuträglicher Mischung als Werdebedingung. Es ist beim Menschen nicht anders. Die Kunst der Erziehung besteht darin, den Keim vor Verkümmerung zu hüten, die geistige Nahrung nach dem innern Bedürfnis auszuwählen und sie in einer der Entwicklungsstufe

angepaßten Zubereitung dem Zögling zuzuführen. Wesenfremde Stoffe in falscher Mischung und Zubereitung wirken entweder als nußloser Ballast oder als schädliches Gift.

Welche Elemente bilden nun den Kern unseres Volkstums und jedes Einzelwesens? Jeder ist ein Geschöpf der Natur, ein Glied seiner Volksgemeinschaft und ein Kind Gottes. In dieser dreifachen Beziehung liegen die Aufgaben seiner Lebensarbeit, die Quellen seiner Kraft und seines Glückes, in einem geläuterten Natursinne, einer hingebenden Vaterlands- wie Bruderliebe und einer innigen Gottesliebe die Ziele seiner Erziehung. Aus diesem dreieinigen Urbrunnen, nicht aber aus den Löcherigen Brunnen des Zeitgeistes und der Zeitmode soll die Pädagogik ihre Lern- und Erziehungsstoffe schöpfen, die Methodik ihre Ziele und Wege erfragen.

Diese älteste und einfachste Erziehungskunst lehrt uns schon die Schöpfungsgeschichte in der Bibel.

„Gott pflanzte einen Garten in Eden gegen Morgen und ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, lustig anzusehen und gut davon zu essen. Und es ging aus von Eden ein Strom, zu wässern den Garten. Gott brachte allerlei Tiere auf dem Felde und Vögel unter dem Himmel zu dem Menschen, daß er sähe, wie er sie nennete."

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Die Natur ist also die nächste Beziehung des Menschen, der äußere Rahmen seines Daseins, ein Freudenquell für sein Herz, ein Spiegelbild seines eigenen Lebens und eine Lehrerin zur Bethätigung seiner Kraft.

„Und Gott der Herr sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei. — Und Gott der Herr baute ein Weib aus der Rippe und brachte sie zu Adam. Und Gott der Herr sezte den Menschen in den Garten, daß er ihn baute und bewahrte.“

Also in der Menschengemeinschaft und Liebesbethätigung in Heimat, Familie und Arbeit soll der Mensch seine Bestimmung zu erreichen suchen.

„Gott der Herr machte den Menschen aus einem Erdenkloße und blies ihm einen lebendigen Odem in seine Nase, und also ward der Mensch eine lebendige Seele. Und sie hörten die Stimme Gottes des Herrn, der im Garten ging, da der Tag kühl geworden war.“

Gottesgemeinschaft ist also unsere tiefste Beziehung und unsere höchste Lebensaufgabe.

Wie auch die Menschheit im Laufe der Zeiten gewachsen ist, wie auch ihre Beziehungen und Aufgaben sich gemehrt und ihre Interessen verzweigt haben, was in der Kindheit Tagen Entwickelungsgesetz war, das ist's bis heute geblieben. Wie das Wachstum nur Entfaltung einer Einheit zu vielgestaltigen Erscheinungen, so ist die Kultur- und Erziehungsarbeit nur Entwicklung der ursprünglichen Lebenseinheit in Natur, Menschengemeinschaft und Gott zur Vielheit der Lebensinteressen, Lebensaufgaben und Lebensformen.

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