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1. Kurze Worterklärung. 1) Wo liegt Innsbruck, und was wißt ihr davon? 2) Elend das war dem Deutschen die Fremde; ins Elend fahren war die Verbannung aus der Heimat. 3) Ob allen Weiben über alle Weiber liebe ich dich. 4) Der Ehren fromm = den Gesezen der Ehre gemäß Fromm bedeutete den festen Mut der Pflicht, das Leben in den Schranken der Geseze.

II. Vergleichung von 16 und 17. Zwei Liebende scheiden in Schmerzen. Sie bleibt in der Heimat, er wandert in die Fremde. Bittere Fragen über den harten Schicksalsschluß und bange Fragen nach dem Wiedersehen werden laut. Der Jüngling beteuert, daß sie sein höchstes Gut auf Erden sei.

In 16 sehen wir den tiefen Abschiedsschmerz des Mädchens, in 17 die Trauer des Jünglings. In 16 ist der Ort der Trennung nicht genannt, in 17 ist es Innsbruck. In 16 hören wir Verhandlungen, Anerbietungen, Nötigungen zum Bleiben und zum Gehen, in 17 nichts davon. Das Lied Nr. 16 klingt in gänzlicher Hoffnungslosigkeit, Nr. 17 mit der Zusage und Hoffnung des Wiedersehens aus.

18. Wankelmut.

1. Mein feins Lieb ist von Flandern 1)
Und hat ein wankeln Mut,

Sie giebt ein um den andern,2)
Das thut die Läng' nit gut;
Doch bin ich stets
Jhr aller wohlgemut,3)
Ich wünsch ihr alles gut.4)

2. Mein feins Lieb wollt mich lehren,
Wie ich mich halten sollt
In Züchten und in Ehren,
Fürwahr ich bin ihr hold;
Hold bin ich ihr,

Zu ihr steht mein Begier,
Wollt Gott, ich wär' bei ihr!

3. Was sah ich nächten spate5)
An einem Fenster stan,
An einem Kammerladen,6)
Was hatt' sie schneeweiß an?
Was hatt' sie an ihr Hände?
Von Gold ein Ringelein,
Die Herzallerliebste mein.

4. Und wär' mein Lieb ein Brünnlein kalt
Und sprüng' aus einem Stein,

Und wär' ich dann der grüne Wald,
Mein Trauern das wär' klein.7)
Grün ist der Wald,

Das Brünnlein, das ist kalt,
Mein Lieb ist wohlgestalt.

5. Was sah ich in dem grünen Wald.
Was sah ich hin und her?

Ein Blümlein, das war wohlgestalt,
Und das mein Herz begehrt.

Grün ist der Klee,

Alde, Alde 8) mein feines Lieb!
Ich seh' dich nimmermeh.

6. In Schwarz will ich mich kleiden,
Und leb' ich nur ein Jahr,
Um meines Buhlen willen,
Von der ich Urlaub hab'.9)
Urlaub hab' ich

Dhn' alle Schulden, 10)
Ich muß gedulden.11)

7. Der uns dies Liedlein neu gesang,12)

So wohl gesungen hat,

Das hat gethan ein gut Gesell

An einem Abend spat.
Er hat's so wohl gesungen
Aus frischem, freiem Mut,
Er wünscht ihr alles gut.í3)

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I. Kurze Worterklärung. 1) Von Flandern, d. h. flatterhaft und unbeständig. In diesem Rufe standen die flandrischen Mädchen. 2) Sie giebt ein um den andern nämlich Gehör, schenkt bald diesem, bald jenem ihre Gunst. 3) Ich bin ihr aller wohlgemut, d. h. durchaus ganz wohlgesinnt, ihr ganz ergeben. 4) alles gut alles Gute. 5) nächten 5) nächten gestern Abend, lezte Nacht. 6) Kammerladen Fensterladen. 7) Dann könnte ich froh sein und hätte keinen Grund zur Klage. 8) Alde Ade, Adieu. 9) Urlaub haben den Abschied bekommen. 10) Ohne meine Schuld. 11) Ich muß mein Schicksal geduldig tragen. 12) Es ist ja ein altes Lied, das Lied von der Mädchenuntreue und von ihrem Wankelmut. 13) Zürnen will er dem „wankeln“ Dinge nicht, sondern ihm alles Gute wünschen.

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II. Hauptinhalt. Das Lied trägt den Stempel innerer Wahrheit und ist sicherlich aus einem wirklichen Erlebnis herausgedichtet. Ein Jüngling beklagt den Wankelmut und Flattersinn des sonst herzlich geliebten Mädchens und nimmt schmerzlich aber ohne Groll mit guten Wünschen Abschied von der ungetreuen Liebsten.

III. Gedankengang. Sie hat ihm ihre Liebe geschenkt, liebäugelt aber dabei weiter mit andern. Er meint es treu und gut, ihr ist die Liebe ein Spiel. Ihn hat die ernste, treue Liebe in Züchten und Ehren gehalten; „rechte Liebe wertet ja den Mann;" sie ist leichtfertig geblieben. Soll er an ihre Treue oder Untreue glauben? Leider muß er das letzte annehmen; sie trägt zwar sein Ringelein, schaut aber doch vom Fenster nach andern Bewerbern aus. Wie selig würde er sein, wenn sie ganz sein wäre, er der grüne Wald und sie das frische Brünnlein der Freude drin, er der grüne Klee, sie die holde Blume drin. Aber nimmer kann's so sein! Nicht länger erträgt er ihr kokettes Spiel. Er fühlt, wie sie im Herzen ihn verabschiedet hat, so will er auch nicht länger bei ihr weilen, sondern in Trauer um sie von hinnen ziehen. Er ist sich keiner Schuld bewußt, sie aber kann den Wert eines treuen Herzens bei ihrer Lust an Veränderung nicht schäßen. Doch nicht im Zorn, sondern mit Segenswünschen scheidet er.

IV. Volkssitte und Volksglaube.

Die flandrischen Mädchen

standen im Rufe des Wankelmuts. Rechte Liebe führt zu guter Zucht und Sitte. Das Stelldichein am Kammerfenster wird zum Verräter von des Mädchens Flattersinn. Frische Quellen und bunte Blumen sind die Bilder der Liebe. Schwarz ist die Farbe der Trauer, die gewöhnliche Trauerzeit ein Jahr. Schmerz ist leichter zu tragen als Schuld.

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B. Aus Volksleben, Volksglauben, Volksfitte und
Volksgeschichte.

1. Der in Krieg will ziehen, Der soll gerüstet sein.

19. Landsknechtlied.1)

Was soll er mit sich führen?
Ein schönes Fräuelein,

Ein langen Spieß, ein kurzen Degen:
Ein Herrn wolln wir suchen,
Der uns Gold und Bescheid soll
geben.2)

2. Und gibt er uns dann kein Geld nit,
Liegt uns nit viel daran,

So laufen wir durch die Welte,
Kein Hunger stößt uns nit an:
Der Hühner, der Gäns haben wir
so viel,

Das Wasser aus dem Brunnen
Trinkt der Landsknecht, wann er will.

3. Und wird mir dann geschossen
Ein Flügel von meinem Leib,3)
So darf ich's niemand klagen,4)
Es schad❜t mir nit ein Meit 5)
Un nit ein Kreuz 6) an meinem Leib;
Das Geld wölln wir verdemmen,7)
Das der Schweizer um Handschuh
giebt.8)

4. Und wird mir dann geschossen
Ein Schenkel von meinem Leib,
So thu ich nachher kriechen,
Es schad't mir nit ein Meit:
Ein hölzene Stelzen ist mir gerecht,9)
Ja, eh das Jahr herum kommt,
Geb' ich ein Spitelknecht.10)

5. Ei werd' ich dann erschossen,
Erschossen auf breiter Heid,

So trägt man mich auf langen
Spießen,

Ein Grab ist mir bereit'.
So schlägt man mir den Bumerlein
bum,11)
Der ist mir neunmal lieber,
Denn aller Pfaffen Gebrumm.12)
6. Der uns das Liedlein neu gesang,
Von neuem gesungen hat,

Das hat gethan ein Landsknecht:
Gott geb' ihm ein fein gut Jahr!
Er singt uns das, er singt uns mehr.
Er muß mir noch wohl werden, 13)
Der mir's G'lag bezahlen muß.

I. Kurze Worterklärung. 1) Zu den charakteristischen Figuren besonders des 15. und 16. Jahrhunderts gehören die Landsknechte. Das Wort bedeutet ursprünglich Kriegsknechte oder Söldner, die in kaiserlichen Landen geworben waren. Wegen ihrer langen Spieße wurden fie später auch Lanzknechte genannt. Zu Ruf kam die verwegene Truppengattung durch Kaiser Maximilian I. bei Neugestaltung des Heeres. Sie waren berühmt als verwegene Krieger und berüchtigt als gewaltthätige Beutejäger. Groß ist die Zahl der Landsknechtlieder; größer die Zahl der Streiche, die von ihnen erzählt wurden, so von Hans Sachs und Joh. Fischart. 2) Bescheid geben, d. h. Anweisung auf Sold, Befehle im Dienste. 3) Kühnes Bild für den Arm; Vergleich mit dem Adler. 4) Ich fände doch kein Mitleid, mag auch keins. 5) Meit kleine Münze, ein Heller. 6) Kreuz Kreuzer. 7) Verdemmen = verthun, verschwelgen. 8) Die Schweizer Söldner waren die Rivalen der Landsknechte; sie gaben mehr auf äußern Puß. Beide Truppenarten befehdeten sich fortwährend mit Spott und Schimpf. 9) Ein Stelzbein von Holz paßt mir dann gerade, ist mir recht. 10) Spitelknecht = Bewohner des Spitals. 11) Eine beliebte Trommelweise der Tamboure. 12) Gebete und Meßgefänge der Geistlichen. 13) Derjenige wird schon

=

gefunden werden, der's G'lag, d. h. die Kosten des Zechgelages, bezahlt, sei es zum Lohne für mein Singen, sei es mit Gewalt.

II. Hauptinhalt und Gedankengang. Das Lied zeichnet mit kernigen Strichen ein deutliches Bild von dem Leben und dem Charakter der Landsknechte. Str. 1: Wie der Landsknecht sich ausrüstet und Dienste sucht. Str. 2: Wie er Speise und Trank gewinnt. Str. 3: Wie er Verwundungen verschmerzt und Geld verschlemmt. Str. 4: Wie er Invalide wird. Str. 5: Wie er stirbt und begraben wird. Str. 6: Wie er mit Sang bei frohem Gelag das Leben genießt, solange er's hat.

III. Voltssitte. Das Lied entrollt ein Bild des wilden Landsknechtstreibens: Im Troß die Scharen loser Weiber; langer Spieß und kurzer Degen als Waffen; fortwährender Wechsel der Herren um höhern Soldes oder um unterlassener Soldzahlung willen; das Raub- und Plündersystem; der Wechsel zwischen Fülle und Hunger; die Schlemmerlust; die Gleichgiltigkeit gegen Wunden und Verstümmelungen; der unverwüstliche Frohsinn; die Lust am Zechen im Gegensatz zu der Puzsucht der Schweizer Söldner; Sorglosigkeit mit Bezug auf die Zukunft; Tod in der Schlacht; Begräbnis auf Spießen; Trommelschlag über der offnen Gruft; Abneigung gegen kirchliche Zucht und Sitte; Freude am Gesange und unversieglicher Lebensmut; Sucht, sich von andern in Güte oder mit Gewalt die Zeche bezahlen zu lassen.

IV. Verwandt ist

Der Landsknechte Spruch.

Unsere liebe Fraue
Bom kalten Brunnen (Maria),
Bescher uns armen Landsknechten
Ein warme Sunnen,

Daß wir nit erfrieren!
Wohl in des Wirtes Haus
Tragen wir ein vollen Säckel
Und ein leeren wieder heraus.

20. Eppelin von Gailingen.1)

1. Es war ein frisch freier Reitersmann, ::
Der Epple von Gailingen ist er genannt.
2. Er reit2) zu Nürnberg aus und ein,

Ist der' von Nürnberg abgesagter Feind.3)
3. Er reit zu Nürnberg vors Schmieds Haus:
„Hör, lieber Schmied, tritt zu mir heraus!
4. Hör, lieber Schmied, nu laß dir sagen:

Du sollst mir meim Roß vier Eisen aufschlagen. 5. Beschlag's mir wohl und beschlag's mir eben! Ich will dir ein guten Lohn drum geben."

6. Da greift er in die Taschen_sein,

Gab ihm viel der roten Gülden fein.

7. Schmied, du sollst nit viel davon sagen!
Dein' Herren müssen mir's wohl bezahlen.“

8. Er reit wohl vor das Wechselhaus, Nahm ihn'n ihr silbernes Vogelhaus.4) 9. Er reit wohl auf den Geiersberg Und machet ihn'n ihr Vogelhaus leer. 10. Sie schickten ihm ein' Boten hinach, Wo Eppele wollt' liegen die Nacht.

11. „Hör, lieber Bot', so ich dich muß fragen: Was hörst du vom Epple von Gailingen sagen? 12. Das magst wohl für ein Wahrheit jehen,5) Du habst ihn mit dein Augen g'sehen." 13. Da reit' er unter das Frauenthor, Da hing ein Paar Reiterstiefel vor. 14. „Thorwärter, lieber Thorwärter mein, Wes mag dies Paar Reiterstiefel sein?“

15. Sie sind eins freien Reitersmann,

Epple von Gailingen ist er genannt."

16. Er nahm die Stiefel auf sein Gaul

Und schlug's dem Thorwächter um das Maul.

"

17. Sieh hin, Thorwächter, da hast du dein Lohn! Das zeig dein' Herren von Nürnberg au!“

18. Der Thorwächter war ein behender Mann, Sagt's seinen Herrn und der Gemeinde an. 19. Sie schickten siebenzig Reiter ohn'gefähr, Wo der Eppele hinkommen wär?

20. „Söldner, euer G'fangener will ich nit sein! Euer sind siebenzig, ich nur allein."

21. Sie trieben ihn auf einen hohen Stein,

Der Epple von Gailingen sprengt in den Main. 22. Ihr Söldner, ihr seind nit Ehren wert! Euer feiner hat ein gut Reiterpferd."

23. Wie bald er sich aus dem Sattel schwang! Und zog ihm selbst das Paar Stiefel an.

24. Da reit er über ein Auen, war grün,

Begegnet ihm ein Kaufmann, der deucht sich kühn.

25. Hör, lieber Kaufmann, und laß dir sagen: Wir woll'n einander um d' Taschen schlagen! 6)

26. Der Kaufmann war ein behender Mann,
Er gurt) dem Epple sein Taschen an.

27. Des Kaufmanns er gar wohl vernahm.8)
Ein Bäurin ihm auf der Straßen bekam.9)
28. Die Bäurin er fragt auf der Stätt,
Was man vom Eppele sagen thät?

29. Die Bäurin ihm ein Antwort gab:
Der Eppele wär ein nasser Knab.10)

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