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Keine Umschreibung des Vater-Unsers, welche immer zu einer Verwässerung desselben führen würde, sondern vorbreitende Betrachtungen, welche auf die jede Strophe abschließenden Abschnitte des Vaterunsers hinleiten. Schilderung des Kosmos (Str. 1), und seiner Bewohner, welche alle Gott danken und sich seiner freuen (1. Bitte. Str. 2), wie er über allen stehend ihrer gedenkt, sie zu seinem heilgen Reich beruft (2. Bitte Str. 3) und mit seinem heiligen Willen ihr Geschick ordnet (3. Bitte Str. 4); Schilderung der Erdenschöpfung (4. Bitte Str. 5), s. oben S. 247). Frage: Reichen Sünde und Tod durch den ganzen Weltenraum auch in die jenseitige Welt hinein? (Muß der Freund im Tode sich trennen? Vgl. über die Lieblingsthemata der damaligen Zeit: Freundschaft und Unsterblichkeit die Erl. z. Messias S. 276 und 357 ff. und die oben S. 249 erwähnte Schilderung von den über Sünde und Tod erhabenen Bewohnern eines andern Gestirns.) Antwort: Vergieb uns Erdenbewohnern unsre Schuld, welche uns Gewißheit ist nach dem uns verklagenden Gewissen (5. Bitte Str. 6). Der Weg der Erdenbewohner zur hohen, d. h. jenseitigen Glückseligkeit, führt durch viele Einöden und Anlässe zu Versuchungen, ist aber auch nicht ohne erquickende und erlösende Dasen (6. Bitte Str. 7). Zusammenfassung der voraufgegangenen Gedanken mit der Aufforderung zur Anbetung zum Anfang und zum Schluß der Str. (Die Doxologie, Str. 8).

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Der Psalm (d. h. Hymnus) wurde mehrfach komponiert und nach der Komposition von Schwenke-Hamburg bei Klopstocks Totenfeier am 22. März 1803 in der Kirche von Ottensen vorgetragen.

Zusammenfassung des Gewinnes (f. S. 238), der sich weiter (1. oben S. 242) aus der Betrachtung dieser Gruppe (A) ergiebt:

Sinnigkeit der Phantasie, welche auch für das Kleinste ein Auge hat, aber auch Weite, Erhabenheit und kühner Flug derselben, welche Erde, Himmel und den ganzen Kosmos umspannen. Stärke der Beobachtungsgabe und äußeren Anschauung, aber weit mehr noch der inneren, welche sich zur Intuition und Vision steigert, Reichtum des Empfindungs- und des inneren Erfahrungslebens. Höhe und Tiefe dieses Erfahrungslebens in der religiösen Erhebung und mystischen Andacht.

Sein Naturgefühl ist die Fähigkeit: die Bilder der irdischen Naturschönheit zu sehen, ihre Schönheit zunächst äußerlich zu genießen (Lebensgenuß, Erhöhung des physischen Lebensgefühls s. oben S. 242) aber sich auch in die Tiefen des Geschauten zu versenken, die Stimmungen der Natur mit dem eignen Stimmungsleben teilnehmend und mitlebend zu begleiten, und so die Schönheit der Natur erfahrend zu er leben, endlich sie als Abglanz einer höheren, überirdischen Schönheit, als eine Offenbarung Gottes zu begreifen, und in der Erhöhung des ganzen innern Lebens in mystischer Naturandacht genießend zu schauen.

B. Menschenleben.

Hier stellen wir nach den S. 7 gegebenen Bemerkungen, und damit die Bedeutung des Dichters dem Schüler von vornherein recht lebendig fühlbar werde, den Vaterlandsbegriff in den Vordergrund, behandeln demgemäß diejenigen Stoffe, welche diesen Begriff nach seinen Elementen. zu erläutern und sein Verständnis zu vertiefen geeignet sind, gehen sodann zu den fernerliegenden geschichtlichen Stoffen über, lassen darnach diejenigen Oden folgen, welche die Person des Dichters uns rein menschlich näher bringen, und schließen mit denjenigen, welche von seinem dichterischen Selbstgefühl Zeugnis ablegen. Das leztere wird dann nicht mehr als ein unberechtigtes erscheinen, ein persönliches Verhältnis des Schülers zu dem Dichter aber sicherer durch die Aufdeckung seiner innerlichen Stellung zu den großen Mächten: Natur und Vaterland begründet werden, als durch Mitteilung derjenigen Oden, welche uns mit seinen kleinen persönlichen Erlebnissen bekannt machen.

I. Vaterland.

A. Muttersprache.

Zur Vorbereitung dient eine kurze Hinweisung auf einige Epigramme.

a) Das Epigramm Nr. 19 (ohne besondere Überschrift):
Bildsamkeit ist ein Hauptzug, der die Sprache der Deutschen
Unterscheidet. Die Freiere darf nicht Saßungen folgen,
Die zur gegängelten Sklavin sie erniedrigen würden.

Aber die weise Bildnerin liebt auch Winke des Urteils.

Der unterscheidende Hauptzug, d. h. die differentia specifica der deutschen Sprache, ist also Bildsamkeit und das Wesen derselben Freiheit, aber eine Freiheit, welche sich weisen läßt durch Winke des Urteils. Das dunkle Sprachgefühl bedarf der besonnenen Führung durch ein klares Sprachbewußtsein; vgl. die ironische Sprache in der Ode: „Unsere Sprache an uns":*)

Weil ich die bildsamste bin von allen Sprachen, so träumet
Jeder pfuschende Wager, er dürfe getrost mich gestalten,

Wie es ihm lüste? (f. auch d. Epigramm: „Vom Genie".)

b) Epigramm Nr. 68: „Unsere Sprache“.

Daß keine, welche lebt, mit Deutschlands Sprache sich

In den zu kühnen Wettstreit wage!

Sie ist, damit ich's kurz mit ihrer Kraft es sage

An mannigfalter Uranlage

Zu immer neuer und doch deutscher Wendung reich;

Jst, was wir selbst in jenen grauen Jahren,

Da Tacitus uns forschte, waren,

Gesondert, ungemischt und nur sich selber gleich.

*) Nur in der Ausgabe von Boxberger S. 515.

Weitere charakteristische Merkmale unserer Muttersprache sind also: Uranlage, eigenartige Ursprünglichkeit, Reichtum und Kraft, darin ist fie unvergleichlich und allen anderen Sprachen überlegen; vgl. Tacitus, Germania, Kap. 2 und 4. Daraus ergiebt sich die Berechtigung der Warnung in dem

c) Epigramm Nr. 85: „Vergebliche Warnung“.
Jedes Wort, das Ihr von dem Fremden, Deutsche, nehmt,
Ist ein Glied in der Kette,

Mit welcher Jhr, die stolz sein dürften,
Demütig Euch zu Sklaven fesseln laßt.

Nunmehr lassen wir folgen die Ode:
1. Unsere Sprache (1767).

Zur vorläufigen Totalauffassung: Das Ganze eine Vision (vgl. Horaz. c. II, 19).

I. Str. 1-3. Die Göttin der deutschen Sprache erscheint dem Dichter, begleitet von Gebilden, welche den deutschen Dichtungen entnommene Gestalten darstellen.

II. Str. 4-11. Charakteristik der deutschen Sprache.

III. Str. 12-15. Klage und Frage, betreffend das Schicksal der untergegangenen Dichtungen, sowie der Gesänge des Dichters selbst.

In der Betrachtung selbst schälen wir zuerst das Kernstück II, Str. 4—11 heraus, weil es sich eng an den durch die voraufgehenden Epigramme vorbereiteten Gedankenzug anschließt.

Zu II, Str. 4-11. Weitere charakteristische Eigenschaften der deutschen Sprache: Leichtigkeit, treffend, kraftvoll, kühn und seelenvoll Gedanken und Empfindungen auszudrücken; Größe und Erhabenheit (Str. 6) ebenso, wie sanfte Milde (Str. 7), Unbesiegbarkeit (Str. 8-11).

Die Vision bleibt auch hier bestimmend, aber die Beziehungen von Sprache und Göttin fließen zum Teil in einander über (Str. 4 und 5). Weitere Bestandteile: Gleichnis vom Wanderer, der das mächtige Rauschen im Beginne des Waldes und das leisere Wehen im tiefern Wald vernimmt. Bilder aus dem Freiheitskriege der Deutschen mit den Römern (Varus, die Weserschlacht). Charakteristik des deutschen Volkes als eines Volkes auch von Thaten (Entscheidungen, Vergeltungen, Rachethaten Str. 10).

Einzelnes: Str. 4. Die Eroberung wird hier gepriesen; sonst sind für Klopstock Eroberer und Tyrannen ein Gegenstand besonderer Abneigung (s. Str. 9, 2; 11, 2 und die Erl. z. Messias S. 360). — Str. 5: „Ströme“ u. s. w. d. h. laß frei ausströmen, o Göttin, die Begeisterung, unbekümmert um diejenigen, die als seichte, empfindungslose Naturen die Erhabenheit deines Gedankenfluges nicht zu fassen vermögen. Rechtfertigung seiner eigenen Poesie gegen den Vorwurf allzu großer und deshalb unverständlicher Erhabenheit. Str. 8: ,,Teutonien erlag nur Siegen," d. h. es blieb unerobert, so lange auch an ihm herumgesiegt wurde; vgl. Tacitus Germ. 37: tam diu Germania vincitur; . proximis temporibus (Germani) triumphati magis, quam victi sunt. Florus IV, 12, 30: Germani victi magis, quam domiti erant. Str. 9: Die romanischen Sprachen tragen noch die Fesseln des römischen, die englische des angelsächsischen Eroberers. Str. 11: Die Barden, welche dich (Muttersprache) mit erhielten, umhüllt Vergessenheit mit Nacht. Erinnerung an Horaz IV, 9: urgentur ignotique longa nocte carent quia vate sacro.

Es folgt nunmehr der das Kernstück umschließende Rahmen.

I. Str. 1-3 Schauplag: bewaldete („Hain“-) Bergeshöhe, von der ein Quell seine schäumenden Wasser rauschend zu Thale sendet, wie der fastalische Quell in der Schlucht von Delphi. Hier Anspielung auf den Dichterquell (Brunnen) Mimirs, der unter einer der Riesenwurzeln der Weltesche entspringt.*) Dieser Schauplah mit der Quelle als Mittelpunkt wird auch im Folgenden (f. Str. 6, 1 und 7, 1) festgehalten. Der „Hain“ ist wie nach sonstigem Klopstockschen Gebrauch auch hier zugleich Hindeutung auf die deutsche Poesie; vgl. die Ode „Der Hügel und der Hain", wo der Hügel den Musenberg der Griechen (Helikon) d. h. die griechische Dichtung, der Hain den Bardenhain der Deutschen, d. h. die deutsche Poesie bezeichnet, daher Str. 14 Haingefang"; vgl. den Göttinger „Hainbund". Der Hain wird als Eichenwald gedacht, wie der Göttinger Dichterbund in einem Eichengrunde gegründet wurde. Das Laub der Eiche (Str. 3, 4) wird sodann Bezeichnung für die vaterländische Dichtung, wie die Palmenzweige für die religiöse, heilige. Die irrige Vorstellung Klopstocks von einem besonderen Stande der Barden auch bei den Deutschen und seine irrige Deutung des Wortes barditus auf ihre ältesten Gesänge ist hier zu berichtigen. Auf diesem Schauplaz tritt die Göttin der deutschen Sprache und des Gesanges (Tuiskone, Teutone) auf, begleitet von den Gestalten deutscher Dichtungen der Vorzeit. [Man erinnert d. Sch. an die Tableaus, mit welchen man wohl auf der Bühne das Andenken großer Dichter zu ehren pflegt, wenn man ihr Bild vorführt, umgeben von den Helden und bedeutsamen Gestalten ihrer Dichtungen.] Von diesen zeigen die einen sich nur in dämmernder Ferne, andere schweben nahe um die Göttin, siegesfroh und die Schläfen mit Laub der Eiche bekränzt. Jene sind der Vergessenheit anheimgefallen; d. h. der Dolch der Norne Wurdi (Urd der Edda), der Göttin der Vergangenheit und des Schicksals, welche den Tod der Menschen bestimmt, hat sie zum Tode getroffen. Diese sind unsterblich, d. h. sie hat errettet der mächtige Stab der Skulda (Skuld der Edda), der Göttin der Zukunft und des Schicksals, welche den Menschen das Leben erhält; vgl. die Ode „Skulda“ (1766), welche den hier angedeuteten Gedanken ausführt und auch die dritte Norne erwähnt als Werandi (Verdandi der Edda).

3u III, Str. 12-15. Klage über den Untergang der vaterländischen Heldengesänge, welche der Dolch der Wurdi traf (Str. 12); Frage, ob er selbst, der Dichter, der diese Klage erhebe, dem Untergang verfallen werde, und beschwörende Bitte an die ihn umschwebenden Gebilde und Genien der noch lebenden, d. h. unsterblichen Gesänge, auch ihn emporzuführen zur Höhe unsterblichen Dichterruhms. Es tröstet ihn der Blick auf den Ossian, der aus langer Vergessenheit nun emporgehoben und dem Griechen Homer sich zur Seite stellen kann, wie Apollos gedankenvolles Schweigen und Bragors beredter Blick es bezeugen. Bragor (Bragi in der Edda), der nordische Gott der Dichtkunst, zürnet ihm nicht, wenn jener zögert, dem Ossian den Preis zuzuerkennen. Beide erkennen sich gegenseitig – Ossian wird von Klopstock als ein deutscher Dichter behandelt, vgl. das Epigramm: Gerechter Anspruch“.**)

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*) Vgl. d. Edda v. Simrock S. 287 u. G. Schoene, Eddasagen S. 11.

**) Nur bei Hamel S. 245:

Sie, deren Enkel jezt auf Schottlands Bergen wohnen,

Die von den Römern nicht provinzten Kaledonen,

Sind deutschen Stamms. Daher er gehört auch uns mit an
Der Bard' und Krieger Ossian,

Die Antwort auf des Dichters, sein eignes Schicksal betreffende Frage bleibt hier aus; sie wird sechs Jahre später, im Jahre 1773, dem Jahr der Vollendung des Messias, gegeben in der Ode: „Teutone“.

Von dieser (Teutone) sind Str. 1-13 eine Wiederholung, Str. 14-17 eine Ergänzung unserer Ode. Denn die lezten Strophen, die von den vorangehenden durch einen größern Zwischenraum getrennt werden müssen, bringen nunmehr die dort noch nicht gegebene Antwort. Der Eingang: „So erscholl's mir von der Telyn wieder in dem Hain" bezeichnet das Voraufgehende als die Wiederaufnahme eines früheren Stoffes (die Telyn, d. h. die Leier der Barden). Noch einmal durchlebt der Dichter die Vision in dem „Hain“, aber sie endet jezt damit, daß die Göttin mit einem Lächeln auf ihn blickt, das ihm die Unsterblichkeit verheißt (Str. 14, 2 und 15, 4) und scheidend die Geister seiner Gesänge emporsteigen läßt, die mit heilgem Laube (der Palmen), aber auch mit dem jüngsten aus dem Hain (der Eichen) die Schläfen geschmückt haben. So werden seine religiösen und vaterländischen Gesänge leben; der Wurdi Dolch traf sie nicht, und die Göttin selbst hat sie die Bahn zur Unsterblichkeit hinaufgeführt; vgl. Goethes Zueignung:

Und wie ich sprach, sah mich das hohe Wesen
Mit einem Blick mitleid'ger Nachsicht an;
Ich konnte mich in ihrem Auge lesen,
Was ich verfehlt und was ich recht gethan.
Sie lächelte, da war ich schon genesen,
Zu neuen Freuden stieg mein Geist heran;
Ich konnte nun mit innigem Vertrauen
Mich zu ihr nahn und ihre Nähe schauen.

Es folgt nunmehr ein nochmaliger Überblick, wie oben bei der Frühlingsfeier.

Metrum: päonisch-choriambisch; von besonders musikalischer Wirkung Str. 6, 1 und 7, 1.

Zur Ergänzung diene die Charakteristik der deutschen Sprache zu Beginn der Ode:

Die deutsche Sprache (1783).

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Da wird sie einem Strom verglichen, welcher ferner Gestade" d. h. breiten Bettes ist, in dem die Woge durchsichtig bis zu den Kieseln auf seinem Grunde, mag er nun blinkend durch die ihn umgebenden Ufergebüsche gleiten, oder im Katarakt herabstürzend wieder emporstäuben zu duftigem Gewölk, schnell und oft in Wirbeln dahinschießt; „so strömt die Sprache, die, Hermann, dein Ursohn, spricht“.

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