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Zur Gliederung: Situation und Jahreszeit. Der September d. J. 1794, der jenem schönsten aller Maie desselben Jahres so glich, daß derselbe wiedergekehrt zu sein schien (V. 5) und er ihn den „Septembermai“ (V. 11) nennen kann. Vgl. die ähnliche Zusammenstellung von Mai und Dezember in der Ode: „Der Kamin" oben S. 243. — Das Thema: Lebensgenuß: „Laß uns vereint genießen" V. 14 und 15. Vorbedingung für solchen gemeinsamen Lebensgenuß ist ein gegenseitiges sich Verstehen (V. 12 und 13).*) — 1. Der Genuß des Gaules V. 15-19. 2. Der Genuß des Dichters, a) allein in der hingebenden Betrachtung der Natur (Naturgefühl ohne Rücksicht auf den Gaul V. 19-25; b) in der teilnehmenden Beobachtung des Gauls V. 26-50, der selbst etwas von einem Naturgefühl zu verraten scheint. Denn er vermißt die Nachtigall, den lieblichen Sänger des Lenzes (V. 33 und 34), und trauert um ihr rührendes Geschick (V. 47-50), das er aus des Dichters Munde vernimmt (V. 35-46).

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Reichtum an Bildern: aus dem Landschaftsleben s. oben S. 242; aus dem Naturleben (die klagende Nachtigall, die Gruppe des lauschenden und des trauernden Rosses (Kontrast). Grundstimmung in der ersten Hälfte bis V. 31 launige Heiterkeit, schon in der Anrede „Gaul, mein Arzt", sowie in der Art des ganzen Zwiegesprächs, besonders V. 9 und 10; in der zweiten Hälft launiger Ernst. Die seltsame Überschrift bezieht sich nur auf den einen Punkt der Wiederkehr des Maies in dem gleich herrlichen September (V. 5).

Metrum: Herameter und Daktylen von wechselnder Länge.

Unterricht (1781).

Zur Vorbereitung: Kl. in der Anmerkung zu dieser Ode: „Fr. Leop. Stolberg hatte lang vergebens für mich ein Pferd gesucht. Nun gab er mir eines von seinen beiden Pferden, die Iduna (aus dem Friedensburger Gestüt) und Olympia hießen (hier Olympione aus dem Gestüt von Augustenburg auf Alsen) vgl. die folgende Ode 1, 2. Hensler, gest. 1805, ein berühmter Arzt in Altona. Kl. dazu: „Ich verglich den Gaul manchmal mit ihm und nannte jenen den bessern Arzt"; s. den Anfang der voraufgehenden Ode: „Gaul, mein Arzt“. Der Dichter, 57 Jahre alt, hat der dauernden, „mürrischen Ostwinde" wegen zum erstenmal die Eisbahn meiden müssen, und um so lieber zum Roß sich gewendet. Die Ode ist an den Grafen Stolberg gerichtet (Str. 1, 1 u. 6, 1); er hofft ihn und den Grafen Bernstorff, den Gönner K1.3 und ehemaligen dänischen Minister, im Lenz begrüßen zu können, wenn er ihnen wiederum, wie gewiß einmal thatsächlich geschehen war, aus dem Wäldchen von Hamburg entgegen fliegen werde, sobald sich nur der Staub ihres nahenden Wagens auf dem Geleise zeige. Dann werde auch Iduna sie begrüßend beweisen, was sie in der Schule der Reitbahn bei dem Schimmer der „entscheuchenden“, d. h. ihre Scheu verscheuchenden, Kerze gelehrig gelernt habe.

*) Da verscheucht kein Streit die Heiterkeit.

Grundgedanke: Iduna hat gelehrig Schule gelernt (Str. 3, 1 und 2; 4, 2), aber nicht verlernt ihr freies natürliches Gebaren (Str. 3, 2; 4, 3). Diese Vereinigung von Natur und Dressur giebt ihr die unvergleichliche Schönheit (plastische Schilderung in Str. 1: „Leichthinspielenden Ganges, hoch den Kopf, die Mähn' im Fluge, s. oben S. 262 sublimi anhelitu), welche der Schmuck des Zaumes kaum erhöhen kann und auf die der Geschenkgeber selbst noch „neidend“ hinschauen wird. Also Lob der Schönheit der Iduna, durch das der Geschenkgeber geehrt wird. Takt- und geistvolle Danksagung des Dichters, welche die Iduna selbst durch ihren Gruß zum Ausdruck bringen. soll. Ein Gelegenheitsgedicht in gewähltester Fassung.

Metrum: das alcäische.

Mehr Unterricht (1781).

Zur Anknüpfung: s. die Bemerkung zur vorigen Ode. Auch diese Ode ist an den Grafen Stolberg gerichtet, dieser ist der „Kühne“ Str. 4, 1. Gegenstand auch hier: die Verherrlichung jener Schönheit des Rosses, welche Natur und Dressur ihm gegeben. Die Schilderung desselben führt zu einer Reihe von vollendeten plastischen Bildern aus dem Leben der Tiere, z. B. Str. 2: „sie sezt mit Bedachtsamkeit den Huf vorfühlend hin". Str. 5: selbst da, wo zwischen Tiefen der schmalere Fußsteig sich schlängelt, wandelt sie in sicherem Gleichgewicht". Str. 8: sie steht dem Schusse, unruhig den Dampf beschnaubend." Aber ein Neues tritt hinzu als Kontrast zu dem Stillleben aus der Tierwelt: der Hinweis auf das mörderische Pulver, mit welchem „der Mönch“ (Berthold Schwarz) „die Könige“ bewaffnete, damit sie, obwohl selbst auch nur Menschen (Str. 9, 4) „dem Tode als Opfer brächten schäumende Schalen von heißem Blute" (grauses aber einheitlich durchgeführtes Bild). Auch dafür hat das Roß Verständnis; deshalb entsegt es sich schnaubend so sehr, so oft ein Schuß fällt. Die Gliederung ist hier durch die einfache Folge der Bilder gegeben. Einzelnes: Str. 4. „Des Waidners Graben“, d. H. die vom Jäger für den Anstand aufgeworfenen, mit hohen Erdwällen versehenen Gräben. Str. 8. Schöne, nachdrückliche, die Situation treffend malende Steigerung.

Metrum: das alcäische.

Den Abschluß macht eine Hinweisung auf die Oden: „Der Zürcher See“, „Der Frohsinn“ und „Mein Wissen“, weil sie in bedeutsamer Weise gleichsam den

Gewinn der bisher aus der Gruppe II behandelten Oden zusammenfassen, und zugleich im Rückblick uns noch einmal das vor Augen stellen, was uns den Dichter rein menschlich näher bringt und persönlich liebenswert macht.

Der Zürcher See (1750).

Da diese Ode auch sonst sehr häufig behandelt ist,*) und der uns zugemessene Raum zur Beschränkung nötigt, so begnügen wir uns mit wenigen Winken. Poesie als naturbeschreibende (Landschaftsbild und zwar einer wirklich vorhandenen Landschaft s. oben (S. 238; Str. 2, 4, 5, 7) erzählende (heitere Seefahrt), reflektierende (Bildung zur Tugend Str. 15, Dichterruhm und Unsterblichkeit Str. 13 und 14), Gefühlspoesie (Naturgefühl und zwar religiöser Art, das verständnisvoll den großen Gedanken der Schöpfung" noch einmal denkt Str. 1, 4, Heimatgefühl Str. 18, Freude und heitere Geselligkeit Str. 3, 8-12, Lebensgenuß, Freundschaft und Liebe); Erlebtes und Erdichtetes, äußere und innere Erfahrung, -finden sich völlig ungezwungen so in dieser Ode vereinigt, daß dieses Stück aus dem Dichterleben zu einem vollen Bilde des Dichters selbst und seiner Poesie wird. Wir verweisen schließlich noch auf die schöne Würdigung dieser Ode von David Strauß bei Hamel, Einl. z. d. Oden S. XVIII und auf die verwandte Schilderung der Fahrt auf dem See Tiberias im Messias XIX, 268 ff. f. Abt. I S. 282.

Frohsinn (1784).

Die Ode faßt den Gewinn seines äußeren Lebens dahin zusammen, daß er den „Frohsinn", in welchem er „dies frische Leben regsam atme" (Str. 3, 1) und noch jezt ein 60jähriger, „voller Gefühl des Jünglings Tage auf dem Roß und Stahl verweile, froh des Lenzes Grün und des Winters Blüten begrüße" (Str. 1) auch festhalten möchte, wo die Boten des Todes mahnend an ihn herantreten: das graue und schwindende Haupthaar, sowie das leiste Flüstern der Thränenweide, welches dem leisen Geräusch fallender Tropfen gleicht; s. oben die Ode: Mein Wäldchen" S. 246.

Mein Wissen (1782).

Die Ode stellt den Gewinn der geistigen Lebensarbeit, ihren mühsam errungenen, nun aber erquickenden Wahrheitsgehalt mit einer Reihe von Bildern zusammen, in welcher eine immer neue Art der Erquickung der bezeichnende Punkt ist, und welche zugleich die verschiedenen Arten des Lebensgenusses in mannigfaltiger Reihe noch einmal vorführt: den labenden Trunk frischen Quellwassers oder funkelnden Weines, den Naturgenuß in der Blütenpracht des Frühlings oder beim Anblick eines Wasserfalls, die Erquickung nach mühsamer Wanderung (man beachte das schöne Landschaftsbild (Str. 3), die Labung aus einem Buch, das wie die Werke der Griechen nicht äußerliche Nachahmung,

*) Außer von Dünzer auch von Gözinger II, S. 63 ff., Gude I, . 34 ff., Leimbach III, S. 122 ff.

Lyrische Dichtungen. 3. Aufl.

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sondern ursprüngliche, schöpferische Kraft erkennen läßt,*) der belebende Tanz des Liebenden mit der Geliebten zum Ton der Flöte im kühlen Schatten des Waldes, die Erquickung endlich im Freundes-Gespräch, wenn das Herz sich entlastet und in Freud und Leide sich öffnet, wie vor Gott (berechnete Steigerung).

Indem wir die Oden, welche an der Person Kl.s den Dichter in den Vordergrund stellen und von seinem dichterischen Selbstgefühl Zeugnis ablegen (f. oben S. 253), für den Abschluß der gesamten Betrachtung zurückstellen, wenden wir uns zu dem dritten der großen, oben S. 238 bezeichneten Kreise:

C. Gott.

Nicht nur mit Rücksicht auf den uns zugemessenen Raum, sondern auch nach dem Grundsaß: Teilung der Arbeit! beschränken wir uns für diesen Abschnitt auf wenige Andeutungen. Die Einführung in das Verhältnis des Dichters zur Gotteswelt fällt der Behandlung des Messias zu und wird dort so sehr die naturgemäße Aufgabe, daß die religiöse Odenpoesie für unseren didaktischen Zweck zurücktreten kann,**) zumal die Zeit nicht immer gestatten wird, die bisherigen Gattungen der Oden so eingehend vorzuführen, wie es an sich wünschenswert und hier geschehen ist. Dazu kommt, daß eine beträchtliche Zahl der bereits besprochenen Oden in das Gebiet des religiösen Lebens hineinreicht: die Oden der ganzen Gruppe VI, S. 246 ff. (Zeugnisse eines geweihten und geheiligten Naturgefühls) und hier wiederum besonders die Oden: „Frühlingsfeier“ S. 250 ff. und „Psalm“ S. 252 ff., außerdem die Ode „Wiedersehen“ S. 285.

Somit begnügen wir uns, den Schüler auf folgende Oden zu selbständiger Lektion hinzuweisen: „Dem Erlöser“ (1751),***) ged. nach dem Erscheinen der 5 ersten Gesänge des Messias; über die Schlußstrophe s. unten S. 290; „Dem Allgegenwärtigen" (1758)†) und „Das Anschaun Gottes“ (1759), beide über das Wort Psalm 42, 2: „Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, daß ich Gottes Angesicht schaue?" „Der Erbarmer" (1759), über die Sprache Gottes, „Jehovah redet“ (Str. 6, 8, 9, 13); die Welten" (1764)††) und „Morgengesang am Schöpfungsfeste (1782).†††)

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*) Und deshalb auch lächelnd auf alle äußerliche „Ähnlichung“, d. h. Nachahmung herabsehen kann.

**) Auch treten wir dem Urteil Hamels bei (Oden, S. 98 Anm.), die meisten religiösen Oden (Hymnen) Kl.s seien mehr oratorische, als poetische Leistungen. ***) Behandelt von Gözinger II, S. 75 und Leimbach III, S. 115. Die Ode An den Erlöser", welche nach der Vollendung des ganzen Messias 1773 gedichtet wurde, ist im Zusammenhang mit diesem Epos, d. H. zum Abschluß der Betrachtung desselben zu lesen.

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†) Hier sind Str. 17 und 18 wieder bedeutsame Zeugnisse der Kl. eigentümlichen mystischen Natur-Andacht, s. oben S. 247. Die Ode behandelt Gözinger S. 92.

tt) Das Thema Str. 4, 4: Beantwortung der Frage, welche Thaten thäte dort oben der Herrliche?" Der Dichter unterliegt dem großen Gedanken; er versinkt in dieser Frage, wie ein Pilot im Orkan. Das Kernstück ist die sehr an

Abschluß und Gewinn.

Es bleibt nunmehr nach den oben S. 237 und 252 gegebenen Richtlinien nur noch übrig, als Frucht und Gewinn der ganzen Betrachtung schließlich die bedeutsamsten Züge der Kl.schen Lyrik einheitlich zusammenzufassen und diejenigen dichterischen Selbstzeugnisse K13 zusammenzustellen, welche von seinem berechtigten dichterischen Selbstgefühl Zeugnis ablegen. Beide Aufgaben lassen sich vereinigen. Es wird dabei auf drei Gesichtspunkte ankommen: 1. Die Anschauungen Kl.s über die Dichtkunst im allgemeinen kennen zu lernen, soweit sie in den Oden und Epigrammen niedergelegt sind; 2. diesen Maßstab auf ihn selbst anzuwenden, oder durch ihn auf sich selbst anwenden zu lassen (Selbstzeugnisse über seinen eignen Dichterwert); dadurch zugleich aber auch 3. eine vorbereitende Grundlegung, gleichsam die Grundstriche zu schaffen für eine allgemeine Poetik, welche weiterhin an der Hand Lessings und Herders, sowie durch die Lektüre Goethes und Schillers mit den Schülern auf- und ausgebaut werden muß.*) Die gemeinsame (systematische) Herausstellung einer gewissen „Poetik", nicht im Sinne einer vornehmen Unterrichtsdisziplin, sondern einer knappen Summe von klaren Anschauungen und Urteilen über das Wesen der Poesie und ihrer Gattungen wird den Abschluß bilden müssen einer so langjährigen Beschäftigung mit den Dichtern, wie die höheren Schulen sie gewähren, und der eingehenderen geschlosseneren, welche die zweijährige Arbeit der Prima mit sich bringt. Da diese Aufgabe indessen über die engere des vorliegenden Werkes ein wenig hinausgeht, so wird es vielfach genügen müssen, die Materialien für die Behandlung zusammenzustellen,**) oder nachzuweisen, die Behandlung selbst aber nur anzudeuten, s. oben S. 237.

schauliche Schilderung des Seesturms vom ersten Auftauchen der Sturmwolken (vgl. Jlias IV, 275 ff.), wenn noch fürchterlich still das Meer ruht (Str. 8, 1, vgl. Ilias XIV, 16 ff.) bis zum krachenden Bersten des Mastes und dem Unter gang des Schiffes, über dessen großem, immer offenem Grabe der Sturm fortheult (St. 6-11). Gedichtet aus der eigenen Erfahrung eines gewaltigen, den Dichter mit sicherem Untergang bedrohenden Seesturms (auf der Ostsee am 1. September 1765, wie Kl. selbst zu dieser Ode anmerkt).

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ttt) Die Betrachtung der aufgehenden, „die Welt wie von neuem aus dem Chaos hebenden" Sonne weist zurück auf die erste Schöpfung und nach vorwärts auf unsere eigene Auferstehung; s. oben S. 285 die Ode „Wiederjehen".

*) Die spätere Behandlung dieser Dichter hat auf Klopstock zurückzugreifen, die Behandlung Kl.'s nicht der späteren vorzugreifen. Ein eingehendes Heranziehen der Auffassungen jener Dichter wäre jezt eine Arbeit mit unbekannten Größen.

**) Eine vollständige Mitteilung schien da notwendig, wo ein Citat allein selbst in den Ausgaben von Hamel und Dünßer nicht würde belegt werden können, oder die Zählung eine sehr verschiedene ist.

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