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mechanischen Naturauffassung verbundenen rationalistischen Deismus, d. h. den Gottesglauben aus Vernunftgründen. In dem Manne der hohen Lebensideale lag aber ein sehnliches Verlangen nach einem Frieden, den der kahle, flache Rationalismus nicht geben konnte. Diese Sehnsucht. flüchtete zurück in den vermeintlich harmonischen Ur- und Naturzustand der griechischen Mythenwelt."

Dr. V. Kellner findet in dem Gedichte immerhin eine schöngeistige Überschäßung rein ästhetischer Lebensinteressen und eine Entstellung historischer Wahrheit.

In dem Gedichte „Die Künstler" finden sich Wahrheit und Schönheit als Gegensäße ausgeglichen.

Was wir als Schönheit hier empfinden,

Wird einst als Wahrheit uns entgegengehn."

Der Beruf der Künstler als Bewahrer der Menschheitswürde und als Bildner und Beglücker der Menschheit ist in hohen, oft dunkeln Worten dargestellt.

Und weiter und höher stieg nun der Mann auf der Entwickelungsleiter zur Vollendung als Dichter und als Mensch. Die Sprache der Bibel und Homers ward ihm das großartigste Muster der Einfachheit. Die philosophischen und historischen Studien gaben ihm Stoffe, klärten sein Urteil und reinigten seinen Geschmack. Die Schrecken der französischen Staatsumwälzung lehrten ihn die Ordnung als wesentliches Stück der Freiheit schäßen. Die Liebe einer edlen, verständnisvollen Gattin und ein behagliches Familienheim; der anregende Einfluß der trefflichen Freunde Körner, Goethe und Wilhelm v. Humboldt; die thatkräftige Fürsorge des Herzogs von Augustenburg und des Grafen von Schimmelmann für den erkrankten Dichter; der begeisterte Beifall der Besten seines Volkes: alles das schuf eine Lebensluft um den Dichter, in der seine Werke und auch sein Glück gediehen. Sein Fleiß in der Arbeit an sich und seinen Werken ließ sich von keiner Mühe bleichen, von keinem Hemmnis aufhalten und selbst nicht von dem Siechtum des Körpers lähmen.

Über die Art von Schillers Arbeit an sich selbst urteilt Wilh. von Humboldt so: „Sich fremder Eigenart nicht unterzuordnen, ist Eigenschaft jeder großen Geisteskraft, jedes stärkeren Gemüts; aber die fremde Individualität ganz, als verschieden zu durchschauen, vollkommen zu würdigen und aus dieser bewunderten Anschauung die Kraft zu schöpfen, die eigene nur noch entschiedener und richtiger ihrem Ziele zuzuwenden, gehört wenigen an und war in Schiller hervorragender Charakterzug."

Wilhelm Scherer schreibt über Schillers Lebens- und Entwickelungsgang: „Kein Göttersohn, kein Götterliebling! Nicht Thetis war seine Mutter, nicht Athene hat ihn beschüßt (wie den Achill, mit dem Goethe den heimgegangen Freund verglich)! In der Niedrigkeit ist er geboren; durch Niedrigkeit hat er sich jahrelang geschleppt; wüst und wild

war seine Jugend, reich an Leidenschaft und Katastrophen; ungeregelt stürmte sein Dichtertalent; revolutionärer Ingrimm war seine Muse, der starke Effekt sein Leitstern. Niemand warnte ihn auf seinem Wege; das Publikum jubelte ihm zu; enthusiastische Freundschaft warf sich ihm an das Herz. Lange strebte er vergebens nach einem äußeren Halt. Um das Glück zu suchen, kam er nach Weimar. Was er erreichte, war mäßig: eine magere Professur in Jena, später eine beschränkte Existenz in Weimar. Dazu bald ein kränklicher, dahin siechender Körper. Aber dreierlei Großes hat ihm das Schicksal verliehen: die Freundschaft Goethes, die unverbrüchliche Liebe einer edlen Frau von einfachem Herzen und, was noch mehr ist als Glück in der Freundschaft und Ehe, die unverlierbare Hoheit der Seele! Wie lang er harrte, wie schwer er kämpfte, wie tief er sich beugte, bis ein Strahl des Glückes seine Stirne streifte: es blieb etwas unberührt in seinem Innern, das Flügel hatte und ihn sicher emportrug. Aus dem stürmischen Jünglinge ward ein fester Mann!“

IV. Die wesentlichen Züge von Schillers Weltanschauung.

Die Zeichnung eines solchen Bildes vor Behandlung der philosophischen Gedichte erscheint als Vorwegnahme dessen, was von den Schülern als Schlußergebnis gefunden werden soll. Ein wahrhaft psychologischer Unterrichtsgang kann und darf ein Gesamtbild von Schillers Weltanschauung nur am Ende der Einzelbetrachtungen aus den einzelnen Zügen zusammenstellen, wie sie die einzelnen Gedichte geliefert haben.

Es sind aber zwingende Gründe, welche zu einer Abweichung von diesem methodischen Gange nötigen.

1. Die voraufgegangene Behandlung der Balladen, der lyrischen und didaktischen Gedichte, besonders des Liedes von der Glocke, hat bereits viele Züge der Schillerschen Weltanschauung klar herausgestellt.

2. Die philosophischen Gedichte enthalten mehr eine gedankliche Begründung und Verbindung der bereits im einzelnen gewonnenen Züge.

3. Einzelne philosophische Abhandlungen spiegeln besonders deutlich die Schillersche Weltanschauung wieder. Sie können nur im gedrängtesten Auszuge gegeben werden, sind aber als Grundlage der Erklärung, als eigentliche und beste methodische Einführung in die Gedankenlyrik unentbehrlich.

4. Es muß dem Ermessen des Lehrers anheimgestellt werden, was er bei Behandlung der Schillerschen Gedankenlyrik von dem Nachfolgenden als Grundlage und Einführung vorausnehmen und was er als Abschließendes am Ende nachfolgen lassen will.

In seiner Schrift über „Anmut und Würde" legt Schiller die Wechselwirkung zwischen der Sinnlichkeit und der Vernunft im Menschen

Der Mensch ist ein sinnliches Wesen und soll ein sittliches werden. Der Kampf zwischen Sinnlichkeit und Sittlichkeit „Fleisch und Geist" nennt es die Bibel, ist der schwerste, der Sieg der Sittlichkeit über die Sinnlichkeit der schönste.

Zwischen Sinnenlust und Seeleufrieden
Bleibt uns nur die bange Wahl.“

Über der realen Welt mit ihren Strömungen und Strebungen lebt, allerdings uur als Gedankenbild, eine ideale. Leztere bildend und beglückend auf erstere wirken zu lassen, ist die künstlerische, erstere in lettere zu verklären, die sittliche Erziehungsaufgabe. In Anmut und Würde sind die künstlerischen und sittlichen Ideale verwirklicht.

Die volle Harmonie von Sinnlichkeit und Vernunft heißt Anmut. Der Mensch darf nicht nötig haben, ehe er der Stimme des sinnlichen Triebes folgt, erst die Moral um ihre Grundsäge zu befragen. Mit einer gewissen Sicherheit, ohne Gefahr der Mißleitung, muß er ihr vertrauen können. Diese Sicherheit beweist, daß sich Sinnlichkeit und Vernunft in Übereinstimmung befinden. Das ist das Siegel der vollendeten Menschheit und dasjenige, was man unter einer schönen Seele versteht. In ihr harmonieren Sinnlichkeit und Vernunft, Pflicht und Neigung, und Anmut ist der Ausdruck in der Erscheinung. In ihrem Dienste bewahrt die Natur zugleich Freiheit und eigenartige Formen. Erstere büßt sie unter der Herrschaft eines strengen Gemütes, lettere unter der Anarchie der Sinnlichkeiten ein. Eine schöne Seele verklärt und verschönt Mienen und Bewegungen, Rede und Handlung. Die Schönheit hat Anbeter, die Anmut nur Liebhaber, denn wir huldigen dem Schöpfer und lieben den Menschen.

Würde ist der Ausdruck einer erhabenen Gesinnung. Die Beherrschung der sinnlichen Triebe durch die moralische Kraft des Willens ist Geistesfreiheit und deren Ausdruck in der Erscheinung Würde. Sind Anmut und Würde, jene durch architektonische Schönheit, diese durch Kraft noch unterstüßt, so ist der Ausdruck der Menschheit in ihr vollendet, und sie steht gerechtfertigt in der Geisterwelt und freigesprochen in der Erscheinung. Nach diesem Ideal sind die Antiken gebildet, die nach Windelmanns treffendem Worte in der edlen Einfalt und stillen Größe ihren Ausdruck finden“.

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In den 27 Briefen über ästhetische Erziehung läßt Schiller das moralische Ideal vollständig im ästhetischen aufgehen und faßt Natur und Geist, Neigung und Pflicht, Anmut und Erhabenheit harmonisch zusammen in dem Begriffe des Schönen. Die Kunst soll die Erzieherin des Menschengeschlechts, die Bewahrerin seiner Würde und die Schöpferin seines Glückes sein.

Der dichterische Genius kann sich nur auf zweifache Weise äußern, in der naiven und sentimentalen Dichtung. Auch darüber hat Schiller eine eigene Abhandlung geschrieben. Einige Gedanken daraus mögen hier Plaz finden.

Der Dichter ist entweder Natur, oder er wird sie suchen; jenes macht den naiven, dieses den sentimentalischen Dichter. Beide Richtungen sieht Schiller durch Goethe und sich selbst vertreten. Die reine Menschennatur wirkt mit Sinnen und Vernunft als empfangendes und selbständiges Vermögen harmonisch als sinnliche Einheit. Der Mensch der Kultur hat diese Harmonie verloren und kann nur nach moralischer Einheit streben.

Die Übereinstimmung zwischen Empfinden und Denken, die im reinen Zustande wirklich stattfand, existiert für den Kulturmenschen nur noch als Streben, als Gedanke, als Ideal. Sie ist nicht mehr in ihm als Thatsache seines Lebens, sondern außer ihm als Gedankenbild, das verwirklicht werden soll. Die Poesie soll der Menschheit möglichst vollkommenen Ausdruck geben. Den naiven Dichter wird die lebensvolle Nachahmung des Wirklichen, den sentimentalischen die Darstellung des Ideals kennzeichnen. Die Idee der Menschheit ist der hohe Begriff, wo beide Arten zusammentreffen.

Goethe bedurfte zu jedem Gedichte einer unmittelbaren Anregung durch das Leben, Schiller dagegen versezte sich in die dichterische Stimmung, stellte die reale Welt unter den Gesichtspunkt seiner dichterischen Persönlichkeit und prägte der Außenwelt den Stempel seiner Innenwelt auf. Aus dem Zwiespalte des menschlichen Daseins rettete er sich in des Herzens stille Räume, in das Heiligtum seines dichterischen Genius.

„Die Erscheinungen der Außenwelt nahm er liebend in sich auf, ließ ihr Echo in seiner Seele austönen und gab sie in vollendeten Werken der Kunst der dankbaren Welt als Geschenk zurück“ (Dr. V. Kellner).

Schiller spricht den Unterschied der dichterischen Empfängnis bei
Goethe und bei sich selbst in dem Distichon „Übereinstimmung" aus.
Wahrheit suchen wir beide, du außen im Leben, ich innen
In dem Herzen, und so findet sie jeder gewiß.

Ist das Auge gesund, so begegnet es außen dem Schöpfer,
Ist es das Herz, dann gewiß spiegelt es innen die Welt.

„Schillers Dichtungen waren aufs engste an das Denken in all seinen Höhen und Tiefen geknüpft. Es tritt ganz eigentlich auf dem Grunde einer Intellektualität hervor, die alles ergründend spalten und alles verknüpfend zu einem Ganzen vereinen möchte“ (Wilh. v. Humboldt).

Die eigene Gedankenwelt zum dichterischen Prägstempel für die Welt der Erscheinungen zu machen, kann nur der höchsten Kraft gelingen. Ein schwächliches Vermögen wird ungesunde Stimmungen und schiefe Bilder zum Ausdruck bringen, das Außen- und das Innenbild verschieben und fälschen.

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‚Daß es Schiller gelang, die drohenden Klippen der subjektiven Dichtung, der Gedankenlyrik, zu vermeiden, daß er die Ideendichtung auf den Gipfelpunkt menschlichen Könnens erhob, dazu half seine hohe dichterische Begabung und der unerschöpfliche Reichtum seiner Gedanken, die der Menschheit Glück und Jammer in gleicher Weise liebend und mitfühlend umspannten. Dazu war er nach eigener ernster Lebensführung durch die historische und philosophische Schule gegangen. In der ersteren hatte er seinen Blick geschärft für die hohen Aufgaben der Menschheit und jenes bewundernswürdige Gerechtigkeitsgefühl gewonnen, mit welchem er jede Idee im Kulturleben der Völker in ihrer wahren Bedeutung erfaßte und würdigte; in der letteren hatte er seine anfangs verworrenen Ideen zur

makellosen Klarheit hindurch gearbeitet und die unwandelbare Überzeugung gewonnen, daß früher oder später das sittliche Prinzip den stumpfen Widerstand der Welt besiegen werde" (Dr. V. Kellner).

Den Schlüssel des Verständnisses für viele seiner philosophischen Gedichte bildet der Gedanke, daß den klaffenden Zwiespalt zwischen Wirklichkeit und Ideal, zwischen Pflicht und Neigung, zwischen Sinnlichkeit und Sittlichkeit nur die ästhetische und moralische Erziehung ver söhnen kann.

Im klassischen Altertum findet Schiller mehr als in der zerklüfteten und widerspruchsvollen Gegenwart die ungeschiedene Einheit einer einfachen, gesunden Natur und einer harmonischen Lebensführung. Darum soll Geist und Vorbild der Alten, besonders in der verklärten Gestalt ihrer Kunstschöpfungen, die Gegenwart befruchten, sie zu schöner Einfachheit und Einheit zurückführen und durch möglichste Verwirklichung der künstlerischen und sittlichen Ideale die Kluft schließen, welche die Kultur zwischen dem Einst und Jezt aufgerissen hat. Die beste Erzieherin sei die Kunst, der höchste Genuß das Schöne. Die Sinnlichkeit werde durch das Gesetz der Sittlichkeit in Zucht genommen. Die Sittlichkeit schafft heilige Ordnungen, die als Sitte die wohlthätigste Herrschaft über die Menschheit ausüben. Vor allem hat die Wahrheit eine erziehende und läuternde Macht. ,Erkennet die Wahrheit, und sie wird euch frei machen!" Aber erkauft ihren Besiz nicht durch Schuld!

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Weh dem, der zu der Wahrheit geht durch Schuld,
Sie wird ihm nimmermehr erfreulich sein!

Glück erblüht nur in der Übereinstimmung von Pflicht und Neigung, in dem Ausleben der Persönlichkeit und in der Harmonie des Innen- und Außenlebens. Geläuterte Neigung und Pflichttreue sollen gleichsam in trauter Ehe leben, dann wird Zufriedenheit ihr Kind sein. Aus dem Irrsaal und Wirrsal der Welt und ihrer Meinungskämpfe rette dich in das eigene Herz! Hier ist eine Freistatt für das Leid, ein Ruhehafen nach dem Sturme.

In des Herzens heilig stille Räume

Mußt du fliehen aus des Lebens Drang.

In allem Wechsel und Wandel bleibe treu der Natur, die jugendlich immer in immer veränderter Schöne sich selbst treu bleibt.

Unerschöpflich an Reiz, an immer erneuerter Schönheit

Ist die Natur! Die Kunst ist unerschöpflich wie sie.
Strebt weiter und weiter, doch haltet nur

An der ewig wahren, der alten Natur.

Genieße dankbar die Gaben der Kunst, die das beste Veredelungsmittel und den schönsten Schmuck des Lebens bilden!

Sie teilte jedem eine Gabe,

Dem Früchte, jenem Blumen aus,
Der Jüngling und der Greis am Stabe,
Ein jeder ging beglückt nach Haus.

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