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Wenn auch der Dichter bei der Teilung der Erdengüter meist karg bedacht ist, so trägt er doch im Herzen ein Himmelserbteil. Sein bester Reichtum ist sein Lied.

Willst du in meinem Himmel mit mir leben,

So oft du kommst, er soll dir offen sein.

An die vorstehende Gedankenreihe, die als Mittelpunkt die Erziehung des Menschen und der Menschheit hat und die sich um die Gegensäge Sinnlichkeit und Sittlichkeit, Natur und Kultur, Ideal und Leben, Altertum und Neuzeit, Wahrheit und Irrtum, Kunst und Künstler gruppiert, schließt sich eine zweite, welche die Aufgaben des Lebens in der Arbeit, in der Freude, in der Freundschaft, im häuslichen Zusammenleben und in der staatlichen Gemeinschaft zum Gegenstande hat. Die denkende Arbeit sei des Lebens bester Inhalt; sie ehrt und adelt den Menschen.

Zum Werke, das wir ernst bereiten

Arbeit ist des Bürgers Zierde

In der Kräfte schön vereintem Streben
Vollendet sich das wahre Leben.

All die schönen Ideale wie Liebe, Glück, Ruhm und Wahrheit verblühen, nur die Freundschaft und die Arbeit halten Treue und helfen die Bürden des Lebens tragen.

Du, die du alle Wunden heilest,

Der Freundschaft leise, zarte Hand,
Des Lebens Bürde liebend teilest,
Du, die ich frühe sucht' und fand!
Und du, die gern sich mit ihr gattet,
Wie sie der Seele Sturm beschwört,
Beschäftigung, die nie ermattet,

Die langsam schafft, doch nie zerstört!

Treue Arbeit verdient den Genuß der Freude. Wie Arbeit die Würze des Genusses, so ist Freude der Lohn der Arbeit.

Laßt die strenge Arbeit ruhn.
Wie im Laub der Vogel spielet,
Mag sich jeder gütlich thun.

Freude hat uns Gott gegeben

Freude heißt die starke Feder
In der ewigen Natur,

Freude, Freude treibt die Räder

In der großen Weltenuhr.

Laß dich nicht vom Geschick beugen! Sei ein Mann und dir selbst getreu! Recht hat jeder Charakter, der sich nicht selbst widerspricht." Hasse den Feind nicht, sondern lerne von ihm!

"

Teuer ist mir der Freund, doch auch den Feind kann ich nüßen.

Zeigt mir der Freund, was ich kann, lehrt mich der Feind, was ich soll.

Mann und Weib haben ihre Sonderaufgaben im Hause und im Leben; die treue Erfüllung derselben schafft das Glück der Familie und der Gesellschaft.

Der Mann muß hinaus

-.

Und drinnen waltet die züchtige Hausfrau

Treue Pflichtübung erfüllt die Zeit mit Ewigkeitsgehalt. Durch Thaten und durch Leiden ringt sich der Mensch zur Vollendung empor.

Siehe, voll Hoffnung vertraust du der Erde den goldenen Samen

Und erwartest im Lenz fröhlich die keimende Saat.

Nur in die Furche der Zeit bedenkst du dich Thaten zu streuen,
Die von der Weisheit gesät, still für die Ewigkeit blühn.

Religion des Kreuzes, nur du verknüpfest in einem

Kranze der Demut und Kraft doppelte Palme zugleich!

Das Recht der freien Persönlichkeit steht höher als die Willkür des Herrschers; der freie Gehorsam ist besser als der Zwang der Geseze. Wahre Freiheit ist nur möglich und segensreich im Rahmen der Ordnung.

Heil'ge Ordnung, segensreiche Himmelstochter

Heilige Freiheit! Erhabener Trieb der Menschen zum Besseren!

Das Vaterland ist der höchste Gemeinschaftsbesig, die Hege- und Pflegestätte unserer besten Güter, Vaterlandsliebe das teuerste und festeste Band.

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Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an,
Das halte fest mit deinem ganzen Herzen!

Lebe im Ganzen als dienendes Glied, einig und treu mit deinen Volksgenossen! Nur in der Eintracht ist Macht.

Immer strebe zum Ganzen, und kannst du selber kein Ganzes
Werden, als dienendes Glied schließ an ein Ganzes dich an.

Eine unendliche Fülle schöner Gedanken, treffender Wahrheiten und reifer Lebensansichten finden sich in knappster Form in den Epigrammen, den Votivtafeln und den Xenien.

V. Grundsäße für die Stoffauswahl und Stoffanordnung.

Die Fülle des wertvollsten Stoffes und die Verschiedenartigkeit der Einteilungsgründe erschweren eine Auswahl und Anordnung des Stoffes. Dem Zwecke dieser Arbeit gemäß, kann nicht eine litterarische, sondern muß allein die pädagogische Rücksicht den Ausschlag geben. Was der Entwickelungsstufe der Lernenden, die in Schillers Gedankenlyrik eingeführt werden sollen, kongenial und was erziehlich am wirksamsten ist, das wird auszuwählen sein.

Schiller selbst ordnete 1800 seine Gedichte nach poetischen Gattungen und unterschied dabei 1. Balladen und Romanzen, 2. Elegien, 3. Lyrische Gedichte, 4. Epigramme.

Sein Freund Körner teilte in der Ausgabe von 1812 die Gedichte nach der Zeitfolge der Abfassung ein und betonte damit zugleich den Entwickelungsgang des Dichters. Er unterschied dabei drei Perioden: 1. die Jugend-, Sturm- und Drangperiode des Dichters bis zur Übersiedelung nach Leipzig 1785; 2. die Zeit des Aufenthaltes in Leipzig, Dresden und Jena bis zur engen Verbindung mit Goethe 1794; 3. die Zeit in Jena und Weimar bis zu seinem Tode 1805.

Ein dritter Gesichtspunkt ist der, die Dichtungen nach ihrem Inhalte als Spiegelbilder der Welt- und Lebensanschauung des Dichters zu einem einheitlichen, kulturhistorischen Welt- und Lebensbilde zu gruppieren.

Das es dem Erzieher besonders darauf ankommen muß, die Zöglinge in Schillers ideale Welt- und Lebensauffassung einzuführen, sie darin heimisch zu machen und sie dafür zu begeistern, so wird dieser Gesichtspunkt erziehlich am bedeutsamsten sein.

Es gilt also die Gedichte nach besonderen Zielpunkten strahlenförmig um die Persönlichkeit des Dichters zu gruppieren, um dadurch ihre Lichtund Wärmewirkung in den jugendlichen Geistern und Herzen zu verstärken. Eine Sonne die Person des Dichters —, aber viele Strahlen seine Gedanken! Viele Strahlen, aber eine Licht- und Wärmewirkung! Bei dieser pädagogisch-sachlichen Gruppierung wird das Verwandte sich zu verstärkter Wirkung zusammenschließen und jede Seite der vorbildlichen Dichterpersönlichkeit wie des Zöglings zu voller Geltung kommen lassen. Der litterarische Gesichtspunkt der Reihenfolge wie der einzelnen Entwickelungsstadien des Dichters wird bei jeder Inhaltsgruppe auch Beachtung finden.

Folgende Stichwörter, unter die sich die betreffenden Gedichte gruppieren lassen, möchten in etwa erschöpfender Weise die Zielpunkte und Richtlinien angeben, wonach sich ein Bild von des Dichters Weltanschauung gestalten ließe.

1. Erziehung des Menschen und der Menschheit.

1. Sinnlichkeit und Sittlichkeit, Neigung und Pflicht.
2. Jdeal und Leben.

3. Natur und Kultur (kulturhistorische Dichtungen).
4. Die Kunst als Erziehungsmittel.

5. Altertum und Neuzeit.

6. Wahrheit und Irrtum; Sein und Schein.

7. Dichteraufgabe und Dichterlos.

II. Aufgaben des Menschen und der Menschheit im Leben.

1. Gedanke und That. That und Leiden.

2. Arbeit und Genuß.

3. Freundschaft und Liebe.

4. Herz und Welt. Schuld und Schicksal.

5. Mann und Weib; Stände und Standesaufgaben.
6. Gott, Tugend und Ewigkeit.

7. Freiheit und Vaterland.

VI. Methodische Winke für die Behandlung.*)

Eine psychologische, wahrhaft lebenskräftige Unterrichtsweise soll Lernstoffe in Bildungsstoffe verwandeln oder die außer uns liegenden Bildungsgüter zu innerem Eigenbesiß machen. Sie hat nährkräftige Stoffe zu wählen, genußfähig zuzurichten, lebensfrisch einzuführen, im Gesamtorganismus heimisch zu machen und im Gesamtleben zu verwerten. Ihre Aufgaben sind im einzelnen, a) den Lernboden, genau zu erforschen (Schulart, Schulalter, Lehrplan, Bildungsziel), b) den Lernstoff zu beherrschen, und zwar wissenschaftlich und künstlerisch (Umfang, Inhalt, Gliederung, Anknüpfung), e) die Lernlust zu reizen (Zielangabe, Erregung der Spannung), d) den Lernprozeß zu leiten (Erweckung des Interesses, Gewinnung von Anknüpfungspunkten, Darbietung eines neuen, anziehenden und homogenen Stoffes), e) die Lernfähigkeit zu steigern und die Lernarbeit zu vertiefen (Durchforschung des Gedankenkreises nach brauchbaren Vorstellungen als Lernstüßen, Bloßlegung des Gedankengehaltes, Zusammenfügung alter und neuer Vorstellung, Beleuchtung der Schönheiten und Eigentümlichkeiten in der Darstellungsform), f) den Lerngewinn zu befestigen (Wiederholung, Vergleichung, begriffliche Zusammenfassung) und g) den erworbenen Bildungsbesig zu verwerten als neue Triebkräfte des Denkens, Redens, Schreibens und sittlichen Handelns. Erst wenn sich die Lernstoffe in Willensantriebe und sittliches Thatleben umsehen, ist die Lehr- und Lernarbeit mit dem höchsten Erfolge gekrönt.

Bei der Vorführung und Behandlung einer Auswahl von Schillers philosophischen Gedichten, die möglichst treu seine künstlerische, wissenschaftliche und sittliche Weltanschauung wiederspiegeln, muß folgendes beachtet werden:

I. Bei der Vorbereitung! Sie soll den Zögling mit Vorliebe in die Werkstätte des Dichters führen und hier zeigen, wie sein Genius und sein Fleiß als treue Bundesgenossen die schlichten Rohstoffe in Kunstwerke verwandelt haben, wie seine Kunst der sinnigen Erfassung und Pflege eines unscheinbaren Keimes endlich einen fruchtreichen Baum daraus hat erwachsen lassen. Das wird den Zögling mit Bewunderung erfüllen, ihn für den gottbegnadeten Dichter begeistern und Ohr wie Herz für sein Wort öffnen.

*) In trefflicher Weise hat Rektor Fr. Krause in Cöthen die „C Gliederung der Lehrarbeit in der Erziehungsschule" in einem Büchelchen von 80 Seite beleuchtet. (Dessau und Leipzig, Richard Kahles Verlag.)

II. Bei der Darbietung! Es werden diejenigen Gedichte ausgewählt und ausführlicher behandelt, welche den bezeichnendsten Ausdruck von Schillers Weltanschauung bilden. Die verwandten Gedanken der übrigen werden als Ergänzungsstoffe herangezogen. Auf guten Vortrag der Schillerschen Gedichte ist besonderer Wert zu legen. Durch ihn wird das Wort zum Klange, der Gedanke zum Leben. Die Betonung bedarf hier und da der Begründung. Vor allem sind die Gegensäge, die bei Schiller so häufig und so bedeutsam sind, hervorzuheben. Sie find oft gleichbedeutend mit Sinnerschließung. Durch den Gegensatz wird meistens eine Sache am besten und raschesten klar gemacht.

Guter Vortrag durch den Lehrer wird in den Schülern das rechte Verständnis anbahnen, eine gehobene Stimmung schaffen und Begeisterung für den Dichter und seine Gedanken wecken. Das ist die rechte erziehliche Lebensluft. Herzenstöne überzeugen besser als Wortschälle.

Die Wort und Sacherklärung zum Texte muß möglichst kurz, knapp und taktvoll sein. Bei keinem Dichter ist die Gefahr des Herabziehens, Verflachens und Verwässerns so groß wie bei Schiller. Die Hoheit seiner Gedanken und der Schwung seiner Sprache leiden keine Übersetzung in trockene, prosaische Erklärungen. In der Vorbereitung muß der Boden des Verständnisses gewonnen sein. Kann dieselbe auch nur Richtlinien angeben, so muß dem stimmungsvollen Augenblicke und der inneren Mitarbeit der Schüler doch auch etwas zugetraut werden. Eine Eigentümlichkeit der Schillerschen Gedichte bedarf einer besonderen Berücksichtigung; das sind die vielen mythologischen Anspielungen. Diese müssen in der Vorbereitung klar gestellt sein, wenn nicht die Wirkung des Gedichtsvortrags gestört, ja verfehlt werden soll. Verständnislücken wirken stets als Stromunterbrecher der Stimmung. Bei Durchmusterung der dichterischen Baustoffe ist es am Plaze, auch die mythologischen in das rechte Licht zu stellen.

„Die Erläuterungen sollen Anregung, nicht Sättigung geben." Darum gehört eine Vergleichung der verschiedenen Lesarten, eine vorschnelle Kritik und ein überkluges Besserwissenwollen nicht hierher. Die Gabe des Dichters werde schön und begeistert dargeboten, verständnisvoll gefaßt und dankbar genossen. Die voreilige Kritik beeinträchtigt meist den Genuß und lähmt die Flügel der Begeisterung, wie die allzu breite Ausführlichkeit der Erläuterungen Kraft und Duft der Dichtungen verflüchtigt.

Eine zielbewußte Vorbereitung des Lehrers wird der Dichtergabe wie dem Worte des Lehrers und der Mitarbeit der Schüler den rechten Plaz anweisen, damit die Wirkung nicht vom Zufall abhängt. Der Lehrer muß vor der Stunde genau wissen, was zu geben und was zu fordern, was zu entwickeln und was zusammenhängend zu geben ist, was für sich selbst spricht und was eines Dolmetschers bedarf.

Wohl soll der Lehrer dem Augenblicke auch etwas vertrauen; wohl kann es versuchsweise auch einmal heißen: „Ich ging im Walde so für mich

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