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und häuslichem Behagen erwartet er neue Impulse für seine Kunst. Jezt, in seinem ruhelosen Wanderleben,,,kommt er spät und reitet früh", denn die kahle Herberge lockt und hält den fahrenden Sänger nicht. Je später an, je früher fort, desto besser! Wer Wirt im sichern Besit, kann wohl von Fülle singen, den Gast aber umseufzt immer ein Wehe.

Dank an Friedrich für das Reichslehen. 1)

Ich hab' ein Lehen, alle Welt, ich hab' ein Lehen! 2)
Nun fürcht ich länger nicht den Hornung an den Zehen 3),
Will auch alle kargen Herren desto minder flehen. 4)

Der edle Herr, der milde Herr hat mich beraten,

Daß ich im Sommer freie Luft und Winters Glut gewann. 5)
Meine Nachbarn sehn mich jezt um so viel lieber an);

Nicht mehr als Kobold fliehn sie mich, wie sie vor diesem thaten. 7)

Zu lange lag ich an der Armut Übel krank,

Ich war so voller Scheltens, daß mein Atem stank8):

Den hat der König rein gemacht, dazu auch meinen Sang. 9)

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Erläuterung. 1) Friedrich II. hatte großmütig die Bitte des Sängers erhört und ihn mit einem Hofe (wohl in Würzburg) belehnt. Groß und kindlich war die Freude des Sängers über den lang ersehnten eignen Herd und innig sein Dank an den freundlichen Geber. 2) Ein Jubelruf beginnt den Dank. Al die werlt“ ist ein sonst wohl vorkommender Ausruf. Hörte und sähe doch alle Welt mein Glück! 3) Der Hornung (Februar), die kälteste Zeit des Winters, war zu Fahrten am wenigsten geeignet. 4) Der Dichter freut sich, daß die Kunst nicht länger nach Brot zu gehen braucht. 5) Frische, freie Heimatluft im Sommer draußen, ein warmes, behagliches Stüblein im Winter drinnen. 6) Weil ich nicht als Heischender komme. 7) Unheimlich wie ein Kobold, ein Gespenst, erschien den Zuhörern hinter der Kunst die Forderung eines „Soldes". Das Lehen muß so erheblich gewesen sein, daß der Dichter hinfort dieses Soldes" entraten konnte. 8) Der Dichter denkt wohl an Hiob oder den armen Lazarus. Weil er arm war, darum mußte er sich schmähen, schelten, in übeln Geruch bringen lassen". 2. Mos. 5, 21: Ihr habt unsern Geruch stinkend gemacht vor Pharao." 9) Die Königsgabe heilte das Übel der Armut, hob dadurch mein Ansehen und gab meinem Gesange neue Kraft.

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Deutschlands Ehre.

Heißt mich froh willkommen sein,
Der euch Neues bringet, das bin ich.1)
Eitle Worte sind's allein 2),
Die ihr noch vernahmt, jest fraget mich!
Wenn ihr Lohn gewähret

Und den Sold nicht scheut,
Will ich manches sagen, was die Herzen
freut:

Seht, wie ihr mich würdig ehret!3)

Ich verkünde deutschen Frau'n Solche Dinge, daß sie alle Welt

Noch begieriger wird zu schaun4): Dafür nehm' ich weder Gut noch Geld. Was wollt' ich von den Süßen? Sie sind mir zu hehr!5)

Drum bescheid' ich mich und bitte sie nichts mehr,

Als daß sie mich freundlich grüßen. 6)

Lande hab' ich viel gesehn,
Nach den besten blickt' ich allerwärts 7):
Übel möge mir geschehn,
Wenn sich je bereden ließ mein Herz,
Daß ihm wohlgefalle

Fremder Lande Brauch 8):

Wenn ich lügen wollte, lohnte mir es

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Von der Elbe bis zum Rhein
Und zurück bis an der Ungern Land ),
Da mögen wohl die besten sein,
Die ich irgend auf der Erde fand.
Weiß ich recht zu schauen
Schönheit, Huld und Zier 10),
Hilf mir Gott, so schwör' ich, sie sind besser
hier

Als der andern Länder Frauen.

Züchtig ist der deutsche Mann; Deutsche Frau'n sind engelschön und rein, Thöricht, wer sie schelten kann; Ander's wahrlich mag es nimmer sein! 11) Zucht und reine Minne,

Wer die sucht und liebt,

Komm' in unser Land, wo es noch beide gibt.

Lebt ich lange nur darinne!

Erläuterung. „Deutschland über alles!" klingt es durch dies herrliche Lied. Es ist der älteste und schönste Preisgefang auf unser großes, schönes Vaterland, auf seine Bewohner und seine Sitte. Der Sänger kommt als Bote aus weiter Ferne, und zwar zurück an den Hof zu Wien. Er kündet neue, erwünschte, unerwartete Botschaft an und sucht die Neugier zu erregen. Aber er begehrt Sold (Miete, Botenbrot) dafür und unterhandelt darüber. An die Frauen wendet er sich insonderheit; ihre Spannung will er erregen, und ihnen sagt er endlich: Ein freundlicher Gruß von euch Süßen ist mir Lohns genug! Und nun braust sein Lob des deutschen Vaterlandes, seiner Sitten und Bräuche, seiner schönen, sittigen Frauen und seiner zucht- und maßvollen Männer in vollen Wogen des Liedes daher. Echt lyrisch bricht er am Schlusse in den Wunsch aus: Lebt ich lange nur darinne!" In solcher Heimat, solchem Vaterlande ist das Leben ein Glück, dem man die längste Dauer wünscht. 1) Ir sult sprechen: willekommen! der iu maere bringet, daz bin ich. Weil der Bote sich als Träger willkommener Botschaft fühlt, darum schiebt er seine Personen in der französischen Sprachwendung „c'est moi!" in den Vordergrund. 2) Bis jezt habt ihr eitle, d. h. inhaltslose Worte gehört. Allez daz ir habt vernomen, daz ist gar ein wint." Nun sollt ihr das Beste hören, was ein Sänger singen und sagen kann. 3) Die Aufforderung, den Sänger zu ehren, ergeht an die Herren, 6) ihm freundlichen Gruß zu bieten, an die Damen. 4) Die Begier nach den merkwürdigen Dingen kann sich auf die neue Botschaft, aber auch auf die gepriesenen Frauen beziehen. Im Original heißt es: , Solhiu maere daz si deste baz al der werlte suln behagen." Uhland übersetzt: „Ich will deutschen Frauen sagen solche Märe, daß sie (also die Frauen) desto baß sollen aller Welt behagen." 5) So sprach Kriemhild zu Siegfried (S. 64): „Dürft' ich euch doch geben zum Botenbrot mein Gold! Dazu seid ihr zu vornehm, so bleib' ich sonst denn euch hold."

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7) Mit offenen Augen und ohne Vorurteil hat er Land und Leute angesehen: „unde nam der besten gerne war". 8) Die Nachäfferei fremder Sitten und Bräuche war immer eine Art Krankheit der Deutschen. Walther ist ganz frei davon; so wenig er sich eine Vorliebe für Fremdes anlügen kann, ebenso wenig will er dem Vaterlande Vorzüge andichten, die es nicht hat. 9) Also in Deutschland. Er war von langer Wanderfahrt nach Wien zurückgekehrt, her an der Ungarn Land", das östlich an Österreich grenzte. 10) Die Kennerschaft von Frauenschönheit und Frauenwert galt als schäzbare ritterliche Eigenschaft, die sich Walther beimaß. 11) „Wer sie schilt, der ist betrogen; anders könnt' ich nimmer ihn verstehen", d. h. sein abfälliges Urteil muß auf einem Irrtum beruhen.

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Aufgaben: Vergleicht Hoffmann von Fallerslebens: Deutschland über alles" und weist nach, was jedes der beiden Gedichte enthält über die Größe, die Männer und Frauen, die Zucht und Sitte und das Glück des deutschen Vaterlandes! Warum will der Sänger willkommen geheißen sein? Wie zeigt er sich als glücklicher Bote, höflicher Sänger, erfahrener Reisender, guter Deutscher?

Weib oder Frau?

„Weib" muß stets der Frauen höchster Name sein, Der mehr als „Frau“ sie, dünkt mich, ziert und kleidet. Wenn etwa eine meint, es klinge Weib nicht sein,

Die höre diesen Sang, eh' sie entscheidet.

Unweiber giebt's bei Frauen auch 1),

Unter Weibern giebt es keine.

Weibes Name, Weibes Brauch
Jst voll Zartheit und voll Reine.
Ist oft Frauen nicht zu traun 2),
Alle Weiber sind doch Frau'n. 3)
Zweifellob, das höhnet4)

Wie oft der Name Fraue; Weib ist ein Wort, das alle krönet.5)

Erläuterung. An die Namen Frau und Weib knüpft der Dichter eine schöne Huldigung des ganzen weiblichen Geschlechts. Frau wollte die Dame vom Stande genannt sein; Weib war ihr zu gemein. Den Frauen, und wenn dieselben auch verheiratet waren, boten die Minnesänger im Liede Verehrung und Dienste und erhoben sie bis in den Himmel. Das unnatürliche Verhältnis artete häufig in kindische Spielereien und leere Formen von zweifelhafter Sittlichkeit aus. Mit dem Namen Frau verband sich daher häufig der Begriff eines gekünstelten, unnatürlichen, falschen Verhältnisses, während der Name „Weib" ein natürliches, schlichtes, reines und gottgewolltes Verhältnis bezeichnete. Das hohe Minnelied pries die „Frau“ und rückte sie in kühle, neblige Ferne; Walther aber mit seinem gesunden deutschen Familiensinne erhob das rechte, weibliche Weib, die treue Gattin, die waltende Lyrische Dichtungen. 3. Aufl.

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Hausfrau, die Mutter der Kinder. Das Wort Frau hebt aus dem gottgegebenen Wirkungskreise heraus, Weib aber stellt mitten hinein. Jenes giebt falsche, dieses wahre Ehre. Man muoz si eine frouwen nennen von ir hôhen art? si ist von tugenden ein guot wip." Ulrich von Lichtenstein: „Von geburte eine frouwe, ist si von tugenden wip." 1) Unweiber, d. h. ohne echte Weiblichkeit. 2) Der Frauendienst hatte allerlei Lug, Trug, List und Schalkheit im Gefolge. 3) Ein Weib von rechter Weiblichkeit hat die höchste Frauenehre. 4) Das Lob der Minnesänger über „ihre Frauen“ hatte oft als übertrieben und unwahr sehr zweifelhaften Wert und gereichte nicht selten den Frauen" eher zu Spott und Unehre als zur Ehre. 5) Edle Weiblichkeit, Zartheit und Reine, das ist die rechte Frauenkrone.

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Erziehung.

Nimmer wird's gelingen,
Zucht mit Ruten zwingen:
Wer zu Ehren kommen mag,
Dem gilt Wort so viel als Schlag.
Dem gilt Wort so viel als Schlag,
Wer zu Ehren kommen mag:
Zucht mit Ruten zwingen,
Nimmer wird's gelingen.

Hütet eurer Zungen!
Das geziemt den Jungen.
Schiebt den Riegel vor die Thür!
Laßt kein böses Wort herfür.
Laßt kein böses Wort herfür,
Schiebt den Riegel vor die Thür!
Das geziemt den Jungen:
Hütet eurer Zungen!

Hütet eurer Augen!
Die zu Mustern_taugen,
Solche Sitten laßt sie spähen,
Alle bösen übersehen.
Alle bösen übersehen

Laßt sie und nach Sitten spähen,
Die zu Mustern taugen:
Hütet eurer Augen!

Hütet wohl der Ohren,
Oder ihr seid Thoren:
Böse Reden nehmt nicht auf,
Schande käm' euch in den Kauf.
Schande käm' euch in den Kauf,
Böse Reden nehmt nicht auf;
Oder ihr seid Thoren:
Hütet wohl der Ohren!

Hütet wohl der dreien,
Der nur allzu freien!
Zungen, Augen, Ohren sind
Zuchtlos oft, für Ehre blind.
Zuchtlos oft, für Ehre blind
Zungen, Augen, Ohren sind:
Der nur allzu freien,
Hütet wohl der dreien!

Zur Erläuterung. Der Dichter wendet sich mit diesen Lehren der Erfahrung, Weisheit und Tugend an die unerzogene Jugend, um für ihre Ausbildung gewisse Normen zu geben. Die kunstvoll gefügten und doch so schlichten, wahren Sprüche sind wohl von ihm im Kreise von Knappen vorgetragen worden, die am Hofe eines Fürsten ihre ritterliche Erziehung erhielten. Die künstliche Form des Palindroms, eines Verses, der vor- und rückwärts gelesen werden kann, ist wohl der

gelehrten Klosterpoesie nachgeahmt. Als Erziehungsmotiv stellt der Sänger in der 1. Strophe die Ehre hin. Wer dafür Gefühl hat, bei dem wirkt ein Wort so viel wie sonst ein Schlag. Daß die Zucht sich um die Hut von Zungen, Augen, Ohren drehen soll, erinnert an eine alte Beichtvorschrift: „Ich begihe dem almahtigin got, daz ich mich versundet hân mit den ougen, mit den ôren, mit dem munde". Die Mahnung, der Augen recht zu hüten, lautet im Original: Hüetent iuwer ougen offenbar und tougen" (heimlich), d. h. in Gesellschaft und allein, offen und heimlich. Die Jugend soll lernen schweigen, gutes Vorbild nachahmen, böser Rede Ohr und Sinn verschließen und über sich selbst wachen, und das alles um der Ehre willen.

Verwandtes. über zuchtlose, freche Jugend und den Verfall der Zucht flagt der Dichter in den nachstehenden Sprüchen. Weil der Erziehung die Strenge gefehlt (nach Salomonis Sprüchen 13, 24), darum sind die Söhne mißraten und der Väter Geißel und Herzeleid geworden. Doch wie sie's mit ihren Vätern, so werden's ihre Söhne mit ihnen treiben. Jede Sünde trägt in sich selbst ihre eigene Strafe. Worin wir sündigen, darin werden wir gestraft. Wenn nicht die Liebe zu Ehre und Zucht, so sollte die Furcht vor den Folgen einer vernachlässigten Erziehung die Eltern zu allem Fleiß und Ernst in der Kinderzucht treiben.

Salomons Lehre.

Die Kinder hat man nun erzogen,
Daß Sohn und Vater sind betrogen:
So that man wider Salomonis Lehre!

Der sagt, daß wer den Besen1) spart,
Einst der Versäumnis Lohn gewahrt:
Den Ungestraften mangelt Zucht und Ehre.
Wie schön vor Zeiten war die Erde!

Nun ist sie widrig von Gebärde;

So war es nie zuvor im Land:

Die Jugend will der Greisen Haupt verhöhnen.

Ja, spottet, spottet nur der Alten!

Ein Gleiches ist euch aufbehalten,

Wenn erst eure Jugend schwand;

Dann erntet ihr den Lohn an euern Söhnen! 2)

Das ist mir und noch mehr bekannt.

1) Die Rute, das Birkenreis. 2) Die Warnung erinnert an die alte Kirchhofsinschrift: Daz ir da sit, daz wâren wir; daz wir nû sîn, daz werdet ir.“

Verfall der Zucht.

Wer zieret nun der Ehren Saal? 1)
Der jungen Ritter Zucht ist schmal;
Die Knechte üben gar nur schnöde Dinge
Mit Worten und mit Werken auch; 2)

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