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Gedicht als „Paradies, seliges Gebiet, der Freiheit ewig grünen Garten, des Herzens heilig-stille Räume und das Reich der Träume" bezeichnet. 2. Aus dem „Liede von der Glocke“ (Bd. III, S. 91): a) „Das Zerbrechen der Gußform. Die Aufruhrglocke. Die Revolution und Anarchie": "Weh, wenn sich in dem Schoß der Städte - und äschert Städt und Länder ein."—b) Die Friedensglocke und der Segenswunsch: Freude hat mir Gott gegeben Friede sei ihr erst Geläute!" Welche Züge sind in beiden Dichtungen ähnlich?

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3. Aus dem Spaziergang" (S. 392) V. 139-172: Seine Fesseln zerbricht der Mensch - Zu der verlassenen Flur kehrt er gerettet zurück." Welche Stellen handeln von den wilden Umwälzungen der Weltverhältnisse, welche von dem Glück des Herzens?

Kampf und Ergebung.

(1802.)

1. Wie schön, wie lieblich in der weiten Ferne
Erscheint die Hoffnung mir!

Zu euch hinauf, ihr glanzerfüllten Sterne,
Hinauf, Allmächtiger, zu dir!

2. Die Welt ist groß, schön dieses Menschenleben,
Und mutig schlägt das Herz;

Und doch erquidt mich ahndungsvolles Beben,
Den Mut besiegt der Schmerz.

3. Ich strebte einst, mit Kraft das Schicksal zu bestreiten,
Selbst gründen wollend mein Geschick;

Doch schwer mußt' ich des Schicksals Zorn erleiden,
Und kraftlos trat ich dann zurück.

4. Der hohe Geist, der in der Schöpfung wohnet,
Er ist's allein, der dem Geschick gebeut.

Er ist's, der Edles mit dem Schönen lohnet,
Die Schuld verzeihet in der Ewigkeit!

I. Vorbereitung. Dies Gedicht gehört zu den „zweifelhaften“ in der Heinr. Kurzschen Ausgabe von Schillers Werken (Leipzig, Bibliographisches Institut). Es erschien 1827 in der Dresdener Morgenzeitung angeblich aus Schillers Nachlaß. Dann fand es sich in den „Nachträgen zu Schillers sämtlichen Werken", gesammelt und herausgegeben in 3 Bdn. von Ed. Boas (Stuttgart 1839 und 1840, Bd. I, S. 371).

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Das Gedicht spiegelt ein Stück der Schillerschen Entwickelungsgeschichte wieder und könnte deshalb wohl von ihm stammen. Der Welt und dem Schicksal wollte er durch eigene Kraft das Glück abringen. Aber die stumpfe Welt" war fester gefügt als seine Pläne, das Geschick stärker als seine Kraft, die eigene Schuld ein stetes Hemmnis des Gelingens. An die Stelle des Kampfes gegen Welt und Schicksal trat dann die stille Ergebung in das Geschick, d. h. in den Willen des hohen Geistes der Schöpfung, die treue Pflege des Edlen und Schönen und die liebliche Hoffnung einer Verwirklichung der Ideale auf besseren Sternen.

II. Vortrag, Wort- und Sacherklärung.

Was für Bilder malt uns die Hoffnung in der Jugend vor die Seele? Wohin zielt das jugendfrohe Streben? Warum erscheint die Welt groß? (Als Rennbahn des jugendlichen Thatendranges.) Warum das Menschenleben schön? Wonach strebt das mutige Herz? Welche Ahnungen beben erquicklich durch die Seele? (Die Ideale von Liebe, Freundschaft, Wahrheit, Gerechtigkeit und Schönheit erfüllt zu sehen.) Wie deutet die Zeile „den Mut besiegt der Schmerz" den völligen Umschlag der Hoffnung an? (Eine Enttäuschung nach der andern lähmte endlich den Mut des Strebens und Ringens.) Wie gedachte der Dichter aus eigener Kraft sein Geschick zu gestalten? Gegen welche Schicksalsmächte kämpfte er? Wie erlitt er den Zorn des Schicksals? Wie trat er kraftlos zurück? Wie zeigte sich die Ergebung in der neuen Lebensphase? Was hoffte er von seinem Streben nach Edlem und Schönem, was von seiner Schuld?

III. Gliederung und Gedankengang. Vers 1-7: Die Zeit jugendfrischen Hoffens und Strebens. (In weiter Ferne winkt die Hoffnung auf Erfüllung aller Wünsche. Bis zu den glanzerfüllten Sternen, ja zu Gott hinauf fliegen Wünsche, Hoffnungen, Bestrebungen. Die große Welt für den Thatendrang, das schöne Leben für den Genußtrieb, der mutige Schlag des Herzens für den Kampf, das ahnungsvolle Leben für das Gelingen!)

V. 8-12: Die Zeit des erfolglosen Kampfes und der Enttäuschungen. (Mit eigener Kraft wollte ich das Schicksal lenken und selbst mein Glück gründen; doch mit allerlei Mißerfolgen und Schmerzen traf mich das Schicksal und lähmte mir Mut und Kraft.)

V. 13-16: Die Zeit der Ergebung und geläuterten Hoffnung. (Der weise Weltenschöpfer fügt auch unsere Schicksalsfäden, lohnt Edles mit Schönem und verzeiht unsere Schuld).

IV. Verwandte Stoffe. 1. „Die Ideale“ (S. 389–392) zeigen den Hochflug der jugendlichen Ideale, ihr allmähliches Verbleichen im Leben und den Ersaß durch Freundschaft und Beschäftigung.

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2. Jm Taucher" (Bd. III, S. 354) sehen wir die aufkeimenden Hoffnungen des Jünglings und der Jungfrau, die Schuld des Königs und das geheimnisvoll herankommende, vernichtende Schicksal.

3. Jm „Ring des Polykrates“ (Bd. III, S. 318) vernichtet ein dunkles Geschick den Bau des Glücks.

4. In den „Kranichen des Jbykus“ (Bd. III, S. 42) vernichtet die Schuld die Hoffnungen, aber die ewige Gerechtigkeit, das Schicksal, weiß die Frevler zu finden und zu treffen.

5. Im „Gang nach dem Eisenhammer“ (Bd. III, S. 383) sehen wir das gerechte Schicksal den Schuldigen vernichten, den Unschuldigen retten.

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6. In Kassandra" (S. 440) verdunkeln Schuld und Schicksal alles Glück und jede Hoffnung des Lebens.

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7. Erwartung und Erfüllung (S. 391): In den Ozean schifft -." Worin gleicht das Distichon dem Gedichte „Kampf und

Ergebung"?

8. Menschliches Wirken":

An dem Eingang der Bahn liegt die Unendlichkeit offen;
Doch mit dem engesten Kreis höret der Weiseste auf.

Wie verengert sich im Laufe des Lebens der Kreis der Hoffnungen und der Bestrebungen?

4. Kind und Greis, Jüngling und Jungfrau, Wann und Weib. Stände und Standesaufgaben.

Die Geschlechter.
(1796.)

1 Sieh in dem zarten Kind zwei liebliche Blumen vereinigt,
Jungfrau und Jüngling, sie deckt beide die Knospe noch zu.
Leise löst sich das Band, es entzweien sich zart die Naturen,
Und von der holden Scham trennet sich feurig die Kraft.
5 Gönne dem Knaben zu spielen, in wilder Begierde zu toben;
Nur die gesättigte Kraft tehret zur Anmut zurück.
Aus der Knospe beginnt die doppelte Blume zu streben,
Köstlich ist jede, doch stillt teine dein sehnendes Herz.
Reizende Fülle schwellt der Jungfrau blühende Glieder,

Aber der Stolz bewacht streng, wie der Gürtel, den Reiz.

11 Scheu, wie das zitternde Reh, das ihr Horn durch die Wälder verfolget, Flieht sie im Mann nur den Feind, hasset noch, weil sie nicht liebt.

Tropig schauet und kühn aus finstern Wimpern der Jüngling,
Und, gehärtet zum Kampf, spannet die Sehne sich an.

15 Fern in der Speere Gewühl und auf die stäubende Rennbahn
Ruft ihn der lockende Ruhm, reißt ihn der brausende Mut.
Jezt beschüße dein Werk, Natur! Auseinander auf immer
Fliehet, wenn du nicht vereinst, feindlich, was ewig sich sucht.
19 Aber da bist du, du mächtige, schon: aus dem wildesten Streite
Rufft du der Harmonie göttlichen Frieden hervor.
Tief verstummet die lärmende Jagd, des rauschenden Tages
Tosen verhallet, und leis sinken die Sterne herab.
Seufzend flüstert das Rohr, sanft murmelnd gleiten die Bäche,
Und mit melodischem Lied füllt Philomela den Hain.

25 Was erreget zu Seufzern der Jungfrau steigenden Busen?
Jüngling, was füllet den Blick schwellend mit Thränen dir an?
Ach, sie suchet umsonst, was sie sanft anschmiegend umfasse,
Und die schwellende Frucht beuget zur Erde die Last.
Ruhelos strebend verzehrt sich in eigenen Flammen der Jüngling.
Ach, der brennenden Glut wehet kein lindernder Hauch.
31 Siehe, da finden sie sich, es führet sie Amor zusammen,

und dem geflügelten Gott folgt der geflügelte Sieg.
Göttliche Liebe, du bist's, die der Menschheit Blumen vereinigt!
Ewig getrennt, sind sie doch ewig verbunden durch dich.

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I. Vorbereitung. Keiner unserer Dichter hat so wie Schiller die Eigenart der Geschlechter: die zarte Knospenschönheit der Kindheit, die Blütenentwickelung von Jungfrau und Jüngling und die Fruchtbildung in den Berufsaufgaben von Mann und Weib erkannt und poetisch dargestellt. Unübertrefflich ist dies im „Liede von der Glocke" geschehen (Bb. III, S. 83): a) Das unbewußte Kinderglück V. 49-56: „Denn mit der Freude Feierklange Bewachen seinen goldnen Morgen." b) Der getrennte Entwickelungsgang des Knaben und des Mädchens V. 57-65: Die Jahre fliehen pfeilgeschwind Sieht er die Jungfrau vor sich stehn." c) Die Vereinigung durch die Liebe V. 66 bis 79: Da faßt ein namenloses Sehnen Die schöne Zeit der jungen Liebe." d) Der Ehebund und die Eheaufgaben V. 88-146: „Denn wo das Strenge mit dem Zarten - Und das Unglück schreitet schnell." e) Die Befestigung des Familienglücks durch das Unglück V. 155 bis 226: Wohlthätig ist des Feuers Macht Und sieh, ihm fehlt kein teures Haupt." f) Die Trennung durch den Tod V. 235-265: Dem dunkeln Schoß der heil'gen Erde. An verwaister Stätte schalten wird die Fremde liebeleer." Das vorstehende Gedicht behandelt nur drei dieser Punkte, das Knospenglück der ersten Kindheit, die eigenartige Entwickelung der beiden Geschlechter und die Vereinigung derselben durch die Liebe.

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Das Gedicht steht nach seiner Entstehungszeit auf der Grenze zwischen der philosophischen und Balladendichtung. Noch herrscht der Gedankenschwung und nicht der kraftvolle Thatenschritt vor. Die Schilderungen find allgemein gehalten und passen auf jeden Stand, jedes Volk und jede Zeit; nur leise Anklänge erinnern daran, daß des Dichters Phantasie mit Vorliebe bei den alten Griechen weilte. Die Form der Distichen entspricht ganz der elegischen Gedankendichtung.

II. Vortrag, Wort- und Sacherklärung.

V. 1: In dem einen Kind zwei liebliche Blumen, nämlich Jüngling und Jungfrau, ist etwas unklar, denn das Kind kann nur Knabe oder Mädchen sein. Kind ist als allgemeiner Begriff ohne Rücksicht auf das Geschlecht gedacht. Die Kospenhülle, sogar die Kinderkleidung, läßt die Eigenart des Geschlechts noch nicht erraten.

V. 3: Es entzweien sich zart die Naturen, nicht durch feindliches Entzweien, sondern sie zweien sich, gehen allmählich auseinander, zeigen sich als Sonderarten.

V. 4: Holde Scham ist der Grundzug des weiblichen, feurige Kraft des männlichen Geschlechts.

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V. 6: Gesättigte Kraft reift zur Anmut, d. h. der Thatendrang des Jünglings fordert eine weite Rennbahn, die unruhige Kraft will sich austoben", ehe sie zur Ruhe, Sicherheit und stillen Würde, d. h. zur Anmut, zurückkehrt.

V. 8: Keine der doppelten Blumen aus einer Knospe stillt

dein sehnendes Herz, d. h. befriedigt den Betrachter völlig, giebt das volle Bild von Menschenschönheit und Daseinsglück.

V. 10: Der Stolz innen und der Gürtel außen sind die Wächter der Schönheit, Scham und Sitte.

V. 11: Ihr Horn verfolgt das zitternde Reh ist ein Anklang an die Jagdgöttin Artemis oder Diana, das Bild herber Jungfräulichkeit.

V. 12: Flieht im Manne den Feind, d. h. ehe die Liebe den Sinn der Jungfrau sänftigt, begegnet sie oft dem Manne herb, hart, ja feindlich.

V. 15: Der Speere Gewühl und die stäubende Rennbahn erinnern an die griechischen Kampfspiele.

V. 17 und 18: Aus einander fliehet, was ewig sich sucht, d. h. die holde Scham und die feurige Kraft fühlen innerlich eine Sehnsucht nach Vereinigung, aber ein äußerer Stolz scheut jedes Entgegenkommen, ja äußere Kränkungen sollen das innere Sehnen verhüllen.

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V. 19: Du Mächtige" ist die Natur und die Liebe. Sie schafft in der Abendstille durch milden Sternenschein, flüsterndes Rohr, murmelnde Bäche und schmelzenden Nachtigallengesang eine tiefe Sehnsucht in der Brust und Mut zu einer Annäherung.

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V. 27: Sie suchet, was sie sanft anschmiegend um fasse,“ nämlich Halt und Stüße wie das Epheu am Eichbaum.

V. 28: Die schwellende Frucht beuget zur Erde die Last, d. h. wie die wachsenden Körner den Halm beugen, so die Sehnsucht den Stolz und die Sprödigkeit.

V. 31: Amor, der geflügelte Liebesgott, vereinigt die Herzen in Liebe.

V. 34: Ewig getrennt

eins in der Liebe.

in ihrer Eigenart sind sie doch

III. Vertiefung. 1. Welche Züge kennzeichnen den Charakter von Jungfrau und Jüngling? (Das Mädchen erblüht in körperlicher Schönheit, erglüht in holder Scham, flieht scheu die Gesellschaft des Jünglings, wehrt herb, ja feindlich seine Annäherung ab, wahret keusch und züchtig, innerlich und äußerlich, ihre Reinheit, sehnt sich und seufzt aber nach einem unbekannten Glücke in der Gemeinschaft mit der „starken Kraft", auf die sie sich stüßen kann. Der Jüngling ist von feuriger Kraft beseelt, gefällt sich in wilden Spielen, will den Überschwang von Kraft austoben, schaut trogig und finster auf das fliehende Mädchen; kühn sucht er den Kampf, ehrbegierig die Gefahr, doch heiße Gluten des Sehnens schlagen in ihm auf, wenn Stille ihn umfängt.)

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2. Gliederung und Gedankengang: a) Die Einheit der Geschlechter in der ersten Kindheit (Knospenalter), b) Die Trennung in der eigenartigen Entwickelung von Jungfrau und Jüngling (Blütenalter); c) die Wiedervereinigung durch die Liebe (Fruchtalter).

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