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Die das rechte Singen stören, Davon sieht man ungleich mehre, Als die gerne Schönes hören. Doch mich warnt die alte Lehre 7):

Zu der Mühle kehr' ich nimmer ein, Wo der Stein im Schwunge rauschend dröhnt

Und das Rad so rohe Weisen tönt;
Da muß übel harfen sein!8)

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Wenn man Unfug schweigen hieße,
Was man fröhlich da noch sänge!

Und ihn von den Burgen stieße,
Eh' die Frohen er verdränge. 11)

Würden ihm die Höfe nur benommen,
Das wär' alles nach dem Willen mein.
Bei den Bauern laßt es wohl ihm sein,
Ist er doch daher gekommen! 12)

Zur Erläuterung. 1) In diesem Scheltliede des „Unfugs“, d. h. einer falschen Kunst, wendet sich Walther gegen eine Art des Gesanges, die aus den Volkskreisen an die Höfe drang und dort dem hohen Minnefange den Boden, den Sängern ihr Ansehen zu entziehen drohte. Welcher Art dieser Frau Unfug" war, das steht nicht fest. Manche verstehen. darunter die epischen Gesänge der fahrenden Sänger aus den alten Volkssagen. Andere denken an die derben, volkstümlichen Lieder mit bäuerlichen Stoffen, im Tone Neidharts u. a.; wieder andere beziehen das Lied „auf das tolle Leben, Saufen und Schallen auf der Wartburg". meint, daß sich der ritterliche Sänger nur über das Ansehen und die Gunst beschweren wollte, die den Fahrenden wieder zu teil würde. Die adelige Kunst des Minnegesanges habe ein Menschenalter hindurch siegreich sich ausgebreitet und die epischen Vorträge älteren Stils aus den Mittelpunkten der feinen Bildung (von Burgen und großen Höfen) vertrieben. Mehr und mehr aber habe sich die Kunst der fahrenden Sänger unter dem Einfluß der hösischen Epik und Lyrik umgebildet und sei wieder zu höherem und allgemeinerem Ansehen gekommen. Die Pfleger des höfischen Gesanges habe es verdrossen, sich in ihrer Alleinherrschaft beschränkt zu sehen. 2) Gott wolle ihren Unwert fühlen und erkennen lassen, so daß man Spott und Hohn, nicht aber Wertschäzung für sie habe. 3) Die Freunde des edlen Minnesanges sind verstimmt über die Gunst, welche das unhöfische Singen mehr und mehr am Hofe findet. 4) Gegen diesen fatalistischen Ausspruch sagt Reinmar von Zweter: „Ez muoste sin" und ,ez was mir beschaffen" daz hoere ich dicke sprechen manegen affen. 5) Freude ist hier edle gesellige Unterhaltung und Lust. 6) Niemand wagt wider den Strom zu schwimmen und die Afterkunft durch höhere Leistungen aus dem Felde zu schlagen. Vor allem sollten edle Fürsten als Förderer der edlen Kunst jeder Afterkunst den Boden entziehen. Auf Leopold von Österreich seßte Walther in dieser Beziehung seine Hoffnung in dem Spruche: „Berufung“:

Ich habe wohl und hofgemäß bisher gesungen,

Mein hösisch Singen hat mich nun verdrungen (verdrängt),
Daß die Unhöf'schen jezt am Hof genehmer sind als ich:
Was mich ehren sollte, das entehret mich.

Herzog aus Östreich, Leupold, nun sprich:

Du mendest es alleine, sonst verkehr' ich meine Zungen!

In einem andern Spruche beschwert er sich über Stollen, jedenfalls einen der unhöfischen Verkehrer seines Gesanges, der mit besonderem Geschick und Erfolg die schwachen Seiten des höfischen Minnesangs lächerlich zu machen wußte.

Nun will ich auch den scharfen Sang zur Waffe wählen.
Wo ich vordem in Ehrfurcht bat, da will ich nun befehlen.
Ich sehe ja, daß man Herrengut und Weibesgruß
Gewaltiglich und ungestüm erwerben muß.

7) Wenn auch mein Sang nur wenig Freunde findet, so will ich mich doch der Mode des Ungeschmacks nicht unterwerfen, sondern mich durch das Sprichwort warnen lassen (Freidank): „Mich dunket niht, daz feman sül se lange harpfen in der mül.“

8) Lautes, rauschendes Wesen und Unruhe lassen keine Kunst gedeihen. Sie verlangt äußere und innere Stille und Sammlung. ) Freidank: „So dünket manchen dummen Mann die Kunst die beste, die er kann.“ Der Zorn über die Unkunst mischt sich mit Lachen über die urteilslojen Künstler. 10) Die Frösche werden oft als Abbilder roher, geschmackloser Dichter, ihr Gequat im Sumpf als Bild einer entarteten Kunst behandelt, während edle Sänger der Nachtigall, ihre Lieder dem Nachtigallenklange gleichen. 11) Wenn man der edlen Sangeskunst nur Gelegenheit gäbe, sich geltend zu machen! Dann würde auch reine Freude wieder aufleben. Aber erst muß dem Unfug Halt geboten werden, ehe die rechte Füge zur Geltung kommen kann. 12) Bauern mögen sich an solchem groben Gesang erlustigen; er paßt zu ihrem Charakter, ihrer Bildung und ist dort entstanden. Nur von den einflußreichen Mittelpunkten feinerer Bildung müßte er ausgeschlossen und verbannt sein. Gelingt das nicht, so will der Dichter der Sangeskunst ganz entfagen. In der lezten Strophe des Liedes: „Schuld der Frauen" heißt es:

Ein reines Weib, ein guter Mann,
All insgesamt, sie sollen selig sein.

Wo ich denen dienen kann,

Da thu' ich's gern, daß sie gedenken mein.
Hiermit verkünd' ich's unverstellt:

Bessert sich nicht bald die Welt,

So will ich leben,

So gut ich kann und mich des Singens ganz begeben.

Heimkehr.1)

weh, wohin verschwunden sind alle meine Jahr'!

Jft mir mein Leben geträumet, oder ist es wahr!2)

Was ich stets wähnte, daß es wäre, war das icht? (irgendwie)
Darnach hab' ich geschlafen, und ich weiß es nicht. 3)
Nun bin ich aufgewacht, und ist mir unbekannt,

Was mir hievor war kundig wie meine andre Hand. 4)
Die Leute und das Land, da ich als Kind erzogen,

Die sind mir fremd geworden, so recht, als sei's erlogen. 5)
Die mir Gespielen waren, die sind nun träg' und alt.
Umbrochen ist das Feld, 6) verhauen ist der Wald:

Nur daß das Wasser fließet, so wie es weiland floß,
Fürwahr, sonst wähnt' ich billig, mein Unglück würde groß!7)

Mich grüßet mancher träge, der eh' mich fannte wohl.ro!7)

Die Welt ist allenthalben Ungenaden voll.9)

Wenn ich gedent' an manchen wonniglichen Tag,
Die mir entfallen sind wie in das Meer ein Schlag: 10)
Immermehr o weh!

weh, wie sich gebaren die jungen Leute nun,
Wie sie verzagt im Herzen, wie jämmerlich sie thun!
Sie können nichts als sorgen, o weh, wie thun sie so?
Wo ich zur Welt hinkehre, da ist jezt niemand froh.
Das Tanzen und das Singen vergeht mit Sorgen gar.
Nie Christenmensch noch sahe so jämmerliche Jahr'. 11)
Nun merket, wie den Frauen jezt steht ihr Schmuck und Band!
Die stolzen Ritter tragen nun bäuerisch Gewand. 12)
Uns sind unsanfte Briefe von Rom her jüngst gekommen; 13)
Uns ist erlaubt zu trauern und Freude gar benommen. 14)
Das schmerzt mich tief (wir lebten vor Zeiten wonnevoll),
Daß ich nun für mein Lachen das Weinen kiesen soll.
Die wilden Vögel draußen betrübet uns're Klage; 15)
Was Wunder ist, wenn ich davon so gar verzage!
Was sprech' ich dummer Mann durch meinen bösen Zorn?
Wer dieser Wonne folgt, hat jene dort verlor'n. 16)
Jmmermehr o weh!

weh, wie hat man uns mit Süßigkeit vergeben!17) Ich seh' die bittre Galle im Honig mitten schweben! 18) Die Welt ist außen schöne, weiß und grün und rot, 19) Doch innen schwarzer Farben, finster wie der Tod. Wen sie verleitet habe, der suche Trost und Heil: 20) Ihm wird für schwache Buße Vergebung noch zu teil!21) Daran gedenket, Ritter, es ist ja euer Ding!22) Ihr tragt die lichten Helme und manchen harten Ring, Dazu die festen Schilde und das geweihte Schwert. 23) Wollt' Gott, ich wäre selber doch solches Sieges wert, So wollt' ich fünd'ger Mann verdienen reichen Sold; 24) Doch mein' ich nicht die Hufen, auch nicht der Herren Gold. 25) Ich wollt' die sel'ge Krone der Ewigkeit dann tragen. 26) Die möcht' ein Söldner wohl mit seinem Speer erjagen. 27) Möcht' ich die liebe Reise nun fahren über See,28)

So wollte ich dann singen: Wohl! und nimmermehr o weh! 29) Nimmermehr o weh!

(Nach dem Original übertragen.)

Zur Erläuterung. 1) Diese Elegie ist eins der lezten und rührendsten Lieder Walthers. Es bildet den Übergang von der Weltminne zur Gottesminne. Der Dichter ist in späteren Jahren zurückgekommen in seine Jugendheimat. Alles findet er verändert. Wie ein Traum erscheint ihm das Leben, das so rasch davon geflogen ist, daß er an der Wirklichkeit zweifelt. Nun ist er von dem füßen Traum erwacht als ein alter Mann sieht die freudenlose Gegenwart und erhebt laute Klage über die böse Zeit ohne freudigen Lebensmut und ohne Frieden. Doch von der Vergänglichkeit und dem trügerischen Glück der Erde hebt er Herz und Blick zu der unvergänglichen Welt und zu dem wahren Glück droben und mahnt, nach diesem höchsten Ziele ritterlich zu ringen. So umspannt das Gedicht die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eines Menschendaseins, ist ein Scheidegruß an die Erde und ein Anklopfen an den Himmel. 2) Das Leben unter dem Bilde eines Traumes ist biblisch. Hiob 20, 8: Wie ein Traum vergehet, so wird er auch nicht gefunden werden". Ps. 73, 29: „Wie ein Traum, wenn einer erwachet —.“

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3) Was immer ich für wirklich hielt, war das in der That Wirklichkeit, da ich jezt mit offenen Augen alles so verändert finde? Entweder habe ich alles nur geträumt, oder ich habe unbewußt in einem langen Schlaf gelegen, während dessen sich die Welt so verändert hat. Vergl. die Sage von den sieben Schläfern und dem Mönch von Heisterbach! 4) Hievor, d. h. vor dem Erwachen, vor der Heimkehr in das Land seiner Jugend. Die andre Hand soll wahrscheinlich die linke sein, oder es heißt: wie eine Hand die andre kennt. 5) Das Erinnerungsbild von Land und Leuten seiner Jugend deckt sich so wenig mit der Wirklichkeit, daß es als Lüge erscheint. Meist bezieht man diese Stelle auf Walthers Geburtsstätte; Zarncke aber sucht nachzuweisen, daß es sich um die irdische Welt überhaupt im Gegensatz zu der himmlischen handle. 6) Vereitet ist daz velt", hat Lachmann statt bereitet. Die ursprüngliche Natur - Wiese und Wald — ist den Zwecken der Menschen dienstbar gemacht, Wiese und Weideland umbrochen und in Ackerland verwandelt, der Wald niedergeschlagen oder durch forstliche Behandlung gelichtet. Der Nußen und die Zweckmäßigkeit hat die ursprünglich wilde Schönheit verdrängt. Das Alte ist vernichtet, und das Neue bietet der Erinnerung und Liebe des Dichters keine Anknüpfungspunkte. Vergleiche Chamissos „Schloß Boncourt"! 7) Wilmanns erhält durch eine veränderte Interpunktion folgende Darstellung: „Das Feld ist verheert, der Wald niedergehauen, nur das Wasser fließt wie ehedem, es selbst ein Bild des ewigen Wandels. Fürwahr, ich sollte glauben, mein Unglück wäre groß geworden, wenn ich an die glückliche Vergangenheit denke, die mir so gar zerronnen ist.“ A. Schröter überseht: „Wenn nicht das Wasser flösse, wo einst es rann daher, fürwahr, ich müßte glauben, ich wär' ich selbst nicht mehr“. Der Dichter hat in dem Wasser wenigstens einen Vertrauten seiner Jugend, ein Merkzeichen wiedergefunden, woran er erkennt, daß nicht alles Traum und Täuschung war.

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8) Spervogel: Si kêrent ime (dem Armen) den rugge zuo und grüezent in vil trâge." 9) Ungenade bedeutet Mühseligkeit, Last und Plage. 10) Der Hauptsay fehlt und muß etwa so ergänzt werden: Dann ist mir's weh ums Herz, und wehe! seufzt der Mund. Das schöne Bild wie in das Meer ein Schlag" findet sich häufig. Wie ein Schlag in das Wasser keine Spuren zurückläßt, da seine Wirkung bald verschwindet, so auch die wonnevollen Tage." Ähnlich ist das biblische Bild 1. Kor. 9, 29: „Ich fechte also, nicht als der in die Luft streichet." „Ein Schlag ins Wasser" ist eine sprichwörtliche Redensart. 11) Der Anfang der zweiten Strophe schildert den Verfall des geselligen Lebens. Die sonst so fröhliche Jugend hält sich eingezogen; alle Freude scheint verbannt, alles Kraftgefühl unterdrückt, aller Frohsinn vom Trübsinn verscheucht. 12) Das äußere Auftreten verrät Sorglosigkeit und einen Mangel an höfischer Zucht. Und äußerste Sorgfalt in der Kleidung, Bewegung, Wahl der Worte und Töne war ein charakteristischer Zug der Gesellschaft in der Zeit der Minnesänger. 13) Mit den unsanften (unerfreulichen, harten) Briefen von Rom sind die Bannbullen über Friedrich II. und seine Getreuen gemeint. 14) Wir haben allen Grund zur Trauer. 15) Aus dieser Zeile will Wilmanns schließen, daß Walther dies Lied im Winter (1227/28) gesungen habe. In dem winterlichen Verstummen der gefiederten Sänger sehe er teilnehmende Betrübnis. 16) Wilmanns: „Mit allem Nachdruck hat Walther den Verfall der irdischen Welt geschildert, um zu zeigen, wie berechtigt die irdische Klage wäre. Aber sie ist es doch nicht!" (Daher schilt der Dichter sich als kurzsichtig und seinen bösen Zorn als thöricht aus!) „Des Christen Heimat ist der Himmel und nichtig die Klage um das nichtige Erdenglück. So dienen die Betrachtungen der beiden ersten Strophen der dritten als Folie." 17) Vergeben. vergiftet. Die Lust der Welt ist Gift der Seelen. 18) Bittre Galle im füßen Honig" ist ein häufiger gebrauchtes Bild. 19) Zu den die Naturschönheit malenden Farben grün und rot kommt noch weiß als Gegensaß des schwarzen Todes. 20) Wen die Welt mit ihrer Lust auf die breite Bahn gelenkt (verleitet) hat, der schaue, solange es nicht zu spät ist, nach Trost in Gewissensnot aus. 21) Der Weg zur Vergebung der Sünde ist die Buße; sie heißt schwach, weil sie in gar keinem Verhältnis zur Größe unserer Sünden steht. Jes. 1, 18: „Wenn eure Sünde gleich blutrot wäre, soll sie doch schneeweiß werden." 22) Buße und Sühne der Sünden darf nicht in bloßen Worten, sie muß in Thaten bestehen. Von den Rittern fordert sie Ritterthaten zur Ehre Gottes, und zwar im heiligen Lande bei einem Kreuzzuge. 23) Helme, Panzerringe (Ringpanzer), Schilde und Schwerter waren die ritterlichen Schuß- nnd Truzwaffen. Das Schwert wurde bei Erteilung der Ritterwürde geweiht. 24) Gern möchte der Sänger an einem Kreuzzuge teilnehmen, eines Sieges im heiligen Lande wert sein und als Sold Sühne seiner Sündenschuld gewinnen. Roland: Wolte got thaz ich thes wert wâre thaz ich verthienete then Lyrische Dichtungen. 3. Aufl.

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