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· I.

Bemerkungen über den Abschnitt 1 Mof. 4, 1-6, 8. den Zusammenhang und einzelne schwierigere Parthieen desselben.

Von Diaconus M. Dettinger in Backnang.

Dieser zwischen die Erzählung von der ersten Sünde und den Bericht über die vertilgende Wasserfluth sich einschaltende Abschnitt bietet im Einzelnen manche auf den ersten Anblick bes fremdende Erscheinungen dar. Er enthält nicht nur zwei, wie es scheint, höchst unfruchtbare Genealogien, sondern namentlich auch ein kleines ziemlich räthselhaftes Lied (das Lied Lamechs 4, 25. 24.), ja er scheint sich zuletzt sogar mit dem Berichte. von einer Vermischung der Söhne Gottes mit den Töchtern der Menschen (6, 1—4.) ins Gebiet des Mythischen zu verz laufen.

Letzteres namentlich ist in der neuern Zeit fast so allges mein angenommen worden, und die Critik, die hier meist nur trennend zu Werke gieng, hatte so wenig Interesse, nach dem tieferen und wirklichen Zusammenhang des Einzelnen zu forschen, daß es wohl nicht ohne Wichtigkeit seyn dürfte, dies sem Zusammenhange nachzugehen, und zu versuchen, ob nicht auf diesem Wege wenn auch nicht gerade ganz neue Ergebnisse, doch vielleicht neues Licht über das Ganze und bestimmtere Begründung des Einzelnen gewonnen werden könnte. Und dieser Weg soll nun im Folgenden eingeschlagen werden.

Hier scheint es mir nun vor allem ein Mangel bei der gewöhnlichen Aufassung des Abschnitts zu seyn, daß man zu empirisch bei dem Inhalt im Einzelnen stehen blieb und sich

einfach mit der Bemerkung begnügte, hier erzähle der Refes rent die Geschichte der beiden ersten Brüder, dort gebe er aus Mangel an geschichtlichen Notizen trockene Genealogie, hier habe er dieses, dort jenes aus der Tradition aufgenommen; während man es zum Theil durch die beliebte Zerstückelungsmethode irregeleitet unterließ, nach der eigentlichen Bedeutung des Abschnitts in seiner gegebenen Stellung und in seinem Zusammenhang mit dem Vorangehenden und Nachfolgenden genauer zu forschen. Eine aufmerksamere Betrachtung hat mich überzeugt, daß der Hauptzweck dieses Abschnittes der ist, eine Darstellung der weiteren Entwicklung der nunmehr als wirksame Kraft in die Menschenwelt eingetretenen Sünde zu geben, und daß alles Einzelne, was erzählt und gegeben wird, in diesem Hauptzwecke seinen Einigungspunkt hat. Ist dem also, so erhellt auch, daß dieser Abschnitt keineswegs das Werk einer willkührlichen Compilation, sondern ein nothwendiges, in den Organismus des Ganzen sich einfügendes Mittelglied ist.

Hatte der Verfasser schon bei dem Berichte über die Ent stehung der Sünde sich, wie es denn nicht anders denkbar ist, aller ins Weite gehenden Speculation enthalten, und blos einfache Thatsachen, sey es nun in ihrer geschichtlichen Nacktheit oder ins einfachste Gewand eingehüllt, reden lassen: so läßt es sich gar nicht anders erwarten, als daß er auch in der Darstellung der weiteren Entwicklung und Verbreitung der Sünde in der Menschenwelt, unberührt von der dürren Theorie späterer Zeiten, gleichfalls ganz einfach die Geschichte werde zeugen lassen. Hört man nun ohne Vorurtheil diese Zeugnisse ab und seht man das im Folgenden zu erweisende Ergebniß möglichst ungekünftelt in unsre Art zu reden um, so dürfte sich als solche die Wahrheit herausstellen:

A. Die Sünde ist eine Kraft, deren Wirksamkeit oder Hemmung bedingt ist durch die Hingabe oder den Widerstand des Menschen, so daß sie also den Menschen entweder bes wältigen oder von ihm bewältigt werden kann, es ist jedem

Mof. 4, 16, 8. einzelnen Menschen eine doppelte Richtung, von der Sünde ab oder in die Sünde hinein, möglich.,

B. Diese gedoppelte Richtung zeigt sich nun auch in dem großen Ganzen der Menschen, das sich in dieser Beziehung gleichsam in zwei Geschlechter theilt, in ein Geschlecht der Frommen, der Gottesverehrer, und in ein Geschlecht der Bösen, von Gott Abgewendeten.

C. So wenig aber die Sünde den Charakter einer mit unwiderstehlicher Nothwendigkeit alles in ihren Zauberkreis bannenden Naturfraft hat, so kann sie doch nach und nach die gesammte Masse der Menschen durchdringen, und sie hat wirklich nach dem Zeugniß alter Ueberlieferungen mit geringen Auss nahmen die Gesammtheit der Menschen so durchdrungen, daß dieselbe zum Verderben reifte, und durch göttliche Strafe hins weggerafft wurde. Sollte sich nun bei diesem also gefaßten und vorangestellten Ergebnisse dem einen oder andern Leser der Einwurf aufdringen, als sey hier eine uralte Urkunde durch eine von den Streitfragen spåterer Zeiten geschliffene Brille betrachtet ein Einwurf, dem man freilich nicht ernstlich gez nug begegnen kann: - so glauben wir, derselbe werde durch. die weitere Entwicklung sich von selbst entkräften.

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A

I. Die gedoppelte Richtung, die der Mensch in Beziehung auf die Sünde nehmen kann, ist uns zuerst im Bilde der beiden Brüder, Abel und Cain, veranschaulicht. Die innere Verschiedenheit derselben prägt sich nun wohl nicht in dem äußeren Berufe, dem der einzelne sich widmet, aus. (Abel ist Hirte, Cain baut das Feld 4, 2.), indem dieser bei beiden noch auf die nächsten und einfachsten. Lebensbedürfnisse sich bes schränkt, und insofern als moralisch indifferent zu betrachten. ist. Erst in der Art und Weise, wie ihr beiderseitiges Opfer von Gott aufgenommen wird, tritt ihre innere Verschiedenheit hervor. Gott schaute, heißt es 4, 4.5., auf Abel und auf sein Opfer, aber auf Cain, und fein Opfer schaute er nicht. Mag es sich immerhin schwer ausmits telu lassen, auf welche Weise es beiden Brüdern erkennbar wurde, ob ihr Opfer Gott gefalle oder nicht, mag dieß blos

durch einen geistigen Eindruck, oder was in diesen ersten Tagen der begonnenen Menschenerziehung gar nicht unpassend wåre durch irgend etwas sinnlich Wahrnehmbares geschchen seyn: 'so viel ist klar, daß Cain diese Aeußerung des göttlichen Mißfallens in einem Causalzusammenhang mit seiner inneren Gesinnung anschaute, die sich sofort in dem Eindruck, den dieses göttliche Mißfallen hervorbrachte, deutlich genug verrieth, TN ? V. 5. es war trohige Verstimmung und zürnender Unmuth. So zeigte sichs also, daß er bereits aus dem rechten Verhältnisse gewichen war, und die Sünde bereits Macht über ihn bekommen hatte. Und hier ist es nun, wo wir einem göttlichen Ausspruche über die Sünde begegnen, dessen kindliche Einfalt, und tiefe erfahrungsmäßige Wahrheit jedem Unbefangenen einleuchten muß — V. 7.

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Man hat sich viel unnöthige Mühe mit der Erklärung dieser Stelle gemacht, und ist auf manche unpassende Ansicht derselben gerathen (vgl. das von Rosenmüller in d. Schol. z. d. St. Beigebrachte), indem man den Absprung der Rede von einem Bilde aufs andere nicht genug beachtete, der auch sonst häufig bei den alttestamentlichen Schriftstellern sich findet. Was das vielgedeutete betrifft, so findet es, wie die meisten neueren Erklårer anerkennen, nur als Gegensaß von 7 bp 2. 6. aufgefaßt, seine richtige Erklärung

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ist Erhebung d. h. freudiger Aufblick. Von diesem Bilde springt nun aber die Rede sogleich ab auf ein anderes, `das Bild vom lauernden Feinde, sey es nun, daß dieser als blut: dürstiges Thier, oder als menschlicher Feind gedacht werde; auf jeden Fall ist das masc. p hieraus vollkommen erklårbar und daher auch besonders bedeutsam; dieser Feind lagert sich n♫ wörtlich an der Oeffnung, an dem ihm nun aufs geschlossenen Zugange. Was hiebei seine Absicht sey, wird mit Beziehung auf die Sünde als weibliches Subject sofort unter dem neuen Bilde eines verführerischen liebenden Ver

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