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Dieses hat ausgeführt Joh. Wilh. Schmid über den Geist der Sittenlehre Jesu und seiner Apostel, Jena 1790. 8. Ebenderselbe in der theol. Moral, Jena 1793. 8., und christlichen Moral wissenschafts lich bearbeitet, B. 1. Jena 1797. 8. B. 2. 1800., herausgegeben und, fortgeseßt (nach des Verfassers Tod) von D. Rarl Christian Erhard Schmidt. Man kann auch lesen Snells Kritik der Volks. moral, §. 215. S. 436.

Das Gesagte hat allerdings vielen Schein, und ist auch nicht ganz ohne Grund. Wie leicht man auf biese vermeintliche Uebereinstimmung des Ausspruchs Jesu mit der Kantischen Formel gerathen fonnte, bes weist dieses, daß gar viele bey der ersten Erscheinung des Kantischen Moralprincips und seiner Formeln die erste, ehe sie selbige genauer verstunden und prüften, mit dem Gebot Christi für einerley erklärten: was ihr wollt, daß euch die Leute thun sollen 26.

Aber wir bemerken dagegen folgendes:

1) Christus hat weder diese Regel als höchstes fittliches Princip aufgestellt, noch onderweitig sich dars auf berufen, und speciellere Pflichten daraus hergeleis tet. Hätte ers aber dafür erkannt, so hätte er doch unstreitig das lehtere thun müssen.

2) Diese Regel enthält nicht die Pflichen gegen sich selbst, sondern nur die Socialpflichten, und nicht

Die

einmal diese lassen sich alle daraus herleiten. Pflichten der strafenden Gerechtigkeit würden sich aus ihr nie ableiten lassen; schwerlich die Pflichten der Güte, denn manche würden es gerne zufrieden seyn, daß andere ihnen nicht; wohlthun sollen, wenn sie es nur überhoben seyn dürften, ihnen Wohlthaten zu ers zeigen. S. Rants Metaphysik der Sitt. S. 68.

Sie ist eine allgemeine Richtschnür für das Wohls wollen der Menschen gegen Menschen. Wenn du sogleich wissen willst, was du als Wohl des Andern zu wollen habest, so wechsele nur die Plähe, sehe ihn an deine, und dich an seine Stelle. Was du dann wùns schen würdest, daß er dir thue, das erweise du nun ihm. Ein Apophtegma, das im Tobias fchon steht, und Rabbinen und Griechen schon gegeben haben.

Vergl. Maaß über die Aehnlichkeit der philosos phischen und christlichen Sittenlehre, S. 51. Pau lus im Kommentar ad h. 1. Berger Versuch einer moralischen Einleitung ins N. Test. Th. I. S. 174. Vogels Lehrbuch der christlichen Moral, S. 64.: ,,Am ersten könnte die Vorschrift Matth. 7, 12. auf das Erkennungsprincip hinjudeuten scheinen; allein theils wäre dieses in derselben doch nicht allgemein auss gedrückt, da sie sich auf die Pflichten gegen andere Mens fchen einschränkt, theils foll sie wohl nichts anders, als das Gebot der Nächstenliebe enthalten.“ Ståuds lins Grundsäße der Moral, S. 67.

II) Die dritte Formel Kants ist: handle so, daß du die ganze vernünftige Natur in dir selbst und in jedem andern nicht als Mittel, sondern als Zweck an sich selbst betrachtest.

Domit soll völlig gleichbedeutend seyn das Gebot Christi von der Liebe Gottes und des Nächsten. Denn

1) Christus nennt das Gebot der Liebe ausdrück lich das höchste Gebot und die Grundlage der ganzen Religions- und Sittenlehre, Matth. 22, 35-40. Mark. 12, 28-34. Luk. 12, 27.

den.

2) Ben diesem Gebot kann keine sinnliche, sons dern muß eine vernünftige und thätige Liebe gemeint feyn, weil Gott kein Gegenstand einer sinnlichen Liebe seyn kann, und sinnliche Liebe nicht kann befohlen wers Liebe gegen Gott kann auch nur eine Folge der Hochachtung gegen ihn, seyn, die sich auf die Vors stellung seiner höchsten moralischen Natur gründet, so daß wir ihn als den vollkommensten obersten Selbsts zweck betrachten, und dem gemäß behandeln. Auchdie Liebe gegen andere und uns selbst kann keine pas thologische, sondern muß eine vernünftige und thätige Liebe seyn, weil erstere kein Gegenstand der Gesekgebung seyn kann. Eine solche vernünftige Achtung ges gen ihn gründet sich ebenfalls auf der Achtung gegen ihn wegen seiner moralischen Eigenschaften und Anlas

gen, und besteht in der Bereitwilligkeit zur Befördes rung des Wohls anderer Menschen, folglich in einer solchen Gesinnung gegen alle andere Menschen, da wir sie nicht bloß als Mittel, sondern als Selbstzweck betrachten und behandeln. Folglich heißt: liebe Gort über alles so viel als: betrachte Gott als den

höchsten Selbstzweck; und deinen Nächsten als dich selbst, so viel als: betrachte jeden eben so als Selbstzweck, wie dich selbst.

Siehe Schmid in den oben angezeigten Schrif ten, und zwar theol. Moral von 1793. S. 96–98.

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Auch Herr D. Vogel tritt diesem mit einiger Abweichung §. 31. S. 64. seiner Moral bey: „höch, ste Gebote als solche sind im N. Test. aufgestellt. Die Gebote der Liebe gegen Gott und die Menschen sind Matth. 22, 37-40 von Jest nicht nur für die wich, tigsten, sondern auch (so wie auch von Paulus, Rom. 13, 8-10. Gal. 5, 14 das der Nächstenliebe, `wels ches auch vom Jak. 2, 8 für das höchste (lönigliche) Gesek erklärt wird,) für den Inbegriff aller Gebote erflårt. Augenscheinlich ist ihre Uebereinstimmung mit dem höchsten materialen Princip (behandle jedes vernünftige Wesen als Selbstzweck), aber unverkenns bar ist auch eine Verschiedenheit derselben von diesemn. Es wird nemlich durch sie mehr als die bloße Achtung gegen die Vernunft aufgegeben; sie empfehlen uns,

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bas Gefühl der Liebe gegen Gott und die Menschen uns eigen zu machen, welches die christliche Tugend charakterisirt. Diese Berbindlichkeit folgt aber aus dem Gebot der Achtung.“ ,,Auch wird durch das Gebot der Liebe zu Gott eigentliche Achtung gegen ihn gefordert, welche durch Mitwirkung zu seinen Zwes cken und somit auch durch Befolgung seiner Gebote sich außern soll," worin Er wieder ganz mit Schmid Harmonirt.

Wir bemerken dagegen:

a) Daß Jesus leineswegs die Absicht hat, einen ersten Grundsatz der Moral vorzutragen, wie der Fras gende auch darnach nicht gefragt hat. Die Rabbinen disputirten, welche unter den vielen mosaischen Geses ben die wichtigern oder minder wichtigen senen; und wie man aus dem Markus lernt, so hatte der Geschz≤ lehrer, der Jesu die Frage vorlegte: welches ist das erste und vornehmste Gesetz? hauptsächlich dieses im Sinn: ob die gottesdienstlichen Geseke den Pflichten der Nächstenliebe ben Kollisionsfällen vorgingen. Jes fus entschieb: das wichtigste Gefeß sen das von der Liebe Gottes, aber das andere von der Nächstenliebe sen diesem gleich, dürfe ihm nicht nachgeseßt und subordinirt werben. Und das sey der Hauptinhalt des ganzen alten Seftaments. Πρωτη από μεγάλη εντολή ift nemlic primarium et graviffimum praeceptum. Und in diesen zweyen Geboten þångt das ganze Gefeß

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