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gebohren, so kann er kein Mitglied des Reichs Gottes werden. Wer von schwachen Menschen abßtammt, ist ein schwacher Mensch. Wer aber vom Geist gebohren ist, der ist geistig und veredelt. Wundere dich nicht, daß ich dir gesagt habe, ihr müsset neu gebohren werden. Der Wind blast, wo er will, und du hörft fein Saufen, aber du weißt nicht, woher er kommt, und wohin er fährt. So verhält sichs mit jedem durch den Geift Gebohrnen.

Anmerk. Mag die Frage des Nikodemus an Jesunt bes standen haben, worin sie will: darüber erklärt sich Leks terer gegen Ersten, wie der müsse beschaffen seyn, wela cher will ein Mitglied des Messiasreichs werden.

Ber Bescheid ist kurz: er muß von oben gebohren werden, d. i. von Gott. Gott muß ihn umschaffen und umbilden. Avwdev, hebr. hypp, defuper, Joh. 3, 31. Exod. 28, 27. Joh. 19, 11. Jac. 1, 17. 3, 15.

Es ist schwer zu glauben, daß Nikodemus, ein júdischer Gelehrter, dieses nicht verstanden habe, da es bey den Juden gewöhnlich war, einen Proselyten einen Neugebohrnen zu nennen. Entweder stellt er sich nur, als verstünde er Jesum nicht, um seine weitere Erörtes rung zu hören; ober er wollte sagen: wie folkten wir, die wir bey unsern Vorstellungen vom Messias und den Hoffnungen von ihm grau geworden sind, von jeher fie gendhrt haben, sie nun ablegen? Im Alter bleibt man gern beym Alten.

Jesus: Es muß aber diese Aenderung doch seytt, wenn man will ein Lehranhänger des Messias werden. Und zugleich bestimmt er sie nåher: der Mensch muß

durch Wasser und Geist gebohren werden.

Der Geist ist der Geist Gottes, der göttliche Geist, welchen der Täufling erhielt, d. i. die Lehre Jesu, zu welcher er sich durch die Taufe bekannte, und durch welche Gott. ihn besserte. Ein Schüler des Messias muß durch die Taufe sich zu meiner Lehre bekennen, und durch diese gebessert werden.

V. 6. Da hilft leibliche Abstammung nichts. Ein Abkomme ling Abrahams zu seyn, zum Volt Gottes zu gehören, macht noch nicht den würdigen Schüler des Messias. Wer von Menschen abstammt, ist ein moralisch schwas cher Mensch, bedarf der Besserung, Nur wer durch göttliche Kraft, durch die Gotteslehre umgeschaffen ist, der ist am Geiste veredelt und vervollkominnet,

3. 8. Sichtbar ist freylich diese Wirkung der göttlichen Kraft nicht, so wenig, als die Kräfte mancher Wirkun gen der Natur sichtbar sind. Z. B. Du empfindest die Kraft des Windes, aber du weißt nicht, in welcher Gegend er anfing, und in welcher er aufhört. So verhält es sich mit dem πvεvμatiw, man sieht, daß er umgeåndert ist, aber nicht, wie und wodurch er ums geändert wurde. Die Kraft, die dieses schuf, wirktę unsichtbar.

Joh. 1, 11-13. Er kam (der Logos) zu den Seinis gen, aber die Seinigen nahmen ihn nicht auf. Die ihn aber aufnahmen, denen gah er das Vermögen, Gottes Kinder zu werden, denen nemlich, die an ihn glauben. Sie werden aber nicht aus Blut und förs perlicem Trieb, nicht durch des Mannes Geschlechtstrieb, sendern von Gott gebohren,

Anmerk. Jesus kam und trat auf unter den Juden, aber diese erkannten ihn nicht für den großen Lehrer, von Gott gesandt. Die ihn aber dafür anerkannten, diese seste er in den Stand, Kinder Gottes zu werden.

Wie wird man dieses? nicht durch natürliche Ab, stammung, nicht durch leibliche Zeugung, sondern durch eine göttliche Geburt, d. i. durch eine Bildung, welche Gott wirkt. Gott macht die Bekenner der Lehre Jesu zu seinen Kindern, er bilde: sie um, daß sie ihn an sitts licher Güte ähnlich werden, durch die göttliche Lehre Jesu.

Blut, Körpertrieb, Mannstrich sind Synonyma, und bedeuten natürliche Zeugung.

§. 22.

Die moralische Freyheit des Menschen.

Weder in den Schriften des A. noch des N. T. findet sich eine Erläuterung über die moralische Freys heit des Menschen, oder das Vermögen, sich selbst zu seinen Handlungen zu bestimmen, ohne der Naturs nothwendigkeit oder einem fremden Gefeß unterwors fen zu seyn. Diese Bücher enthalten keine philoso phischen Abhandlungen über das Wesen des menschlis chen Geistes, und die ursprüngliche Einrichtung dessels ben, welche außer dem Gesichtskreis des Morgenlåns ders, und besonders des Hebräers lagen, Nur Philo, durch die platonische Philosophie darauf geleitet, dus ßert sich darüber sehr schön in seinem Buch, quod Deus

fit immutabilis, bey Mangey; Vol. I. p. 279. 80.: Gott hat nur allein den Verstand der Menschen ber Frenheit gewürdigt, die Bande der Nothwendigkeit aufgelöst, und ihn frey gelassen, und schenkte ihm den schönsten und anständigsten Besitz, welchen er erhalten konnte, die Willkühr. Denn die unvernünftigen Thiere, in deren Seelen tein Verstand ist, der sich zur Freyheit erhebt, sind unterjocht und gezäumt dem menschlichen Dienft übergeben, wie Sklaven ihrem Herrn. Der Mensch aber bekam eine frey und nach eigenen Gesehen handelnde Vernunft, und da er meist eine vorsätzliche Wirksamkeit übt, so verdient er Tabel über das, was er mit gutem Vorbedacht unrecht thut; und lob über das, was er freywillig recht thut. Denn andere Gewächse und Thiere sind weder lobenss noch tabelnswerth, wenn sie gerathen oder nicht gen rathen, denn zu beidem haben sie keine freywilligen Triebe. Nur allein die menschliche Seele empfing von Gott sich selbst bestimmende Triebe, und da sie hierin Gott ähnlich ist, so würde sie von der lästigsten und beschwerlichsten Beherrscherin, der Nothwendige keit, befrent, billig angeklagt werden, wenn sie den Schöpfer nicht ehrte. Sie wird daher die unausbleibliche Strafe leiden, welche Undankbaren, die mit Freyheit begabt sind, bevorsteht. Gott hat den Menschen fren gemacht, daß er selbst thätig handelt, deswegen, damit er das Gute und Böse erkenne, das

Schöne und Häßliche sich vorstelle, Gerechtigkeit und

Ungerechtigkeit, Tugend und Lafter mit reinem Gemüth betrachte, das Gute wähle, und das Böse fliehe. Deswegen heißt es auch im fünften Buche Mosis: Siehe, ich lege dir vor Leben und Tob, Gutes und Böses, zu wählen das Leben. Hieraus ergiebt sich beides, daß die Menschen das Gute und Böse erkens nen, und das Gute vor dem Bösen wählen sollen.“

Aber obgleich keine Untersuchungen über die Wils lensfrenheit, die Bedingung der Sittlichkeit, weder im U. noch N. Test. vorkommen: so fehen doch beide die moralische Freyheit des Menschen voraus. Dieses hat Philo in der eben angezogenen Stelle schön und wahr von Moses bemerkt, und was er von diesem fagt, gilt von allen. Denn alle imputiren den Mens schen ihre Handlungen, eine Jmputation aber findet nur Statt, wo Freyheit ist; und alle schreiben Gesche der Freyheit vor, die der Mensch zwar halten soll, und die ihm seine eigene Vernunft vorschreibt, aber zu deren Erfüllung ihn keine Naturnothwendigkeit anhält.

Jesus, unter den Hebräern gebildet, und als ein populärer Sittenlehrer, giebt, wie sich erwarten läßt, auch keine philosophischen Spekulationen und Aufschlüsse über moralische Freyheit, aber er seßt sie, indem er Moralgeseße giebt, und die Menschen ihrents wegen verantwortlich macht, voraus; und beym Joh. 8, 31-36 lehrt er, daß seine Lehre die Menschen

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