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zu errichtenden Reich des Messias seyn sollte, nach Matth. 20, 2028. Mark. 9, 33. Lut. 22, 24.

Ehe man sich zu Tisch seßte, wusch man sich die Füße, um die Polster mit den staubigen bloßen Füßen nicht zu beschußen, auf welchen man bey Tische lag. Sklas ven verrichteten die Dienste des Fußwaschens, wie dort, als beym Abraham die reisenden Fremden einkehrten, und von ihm bewirthet wurden,

Schon hatte sich Jesus zu Tisch gelegt, aber er stund noch vor dem Essen wieder auf, und leistete seinen Jun gern die Dienste, welche sonst nur Sklaven zu verrichten pflegten.

Und er deutete ihnen nachher den Sinn dieser symna bolischen Handlung, V. 13-17. Ich euer Lehrer und Herr habe kein Bedenken getragen, euch die Diens ste zu leisten, welche sonst nur Sklaven leisten. Ich habe euch dadurch ein Beyspiel gegeben, daß ihr unter einander euch dergleichen thut. Keiner soll sich über den andern erheben, Vorzüge sich anmaßen, sondern ihr sollt euch unter einander lieben, und einander ges genseitige Dienste leisten. Es müsse unter euch nicht von Rang und Vorzug die Rede seyn, vielmehr müßt ihr in kollegialischer Freundschaft streben, daß einer dem andern diene. Ihr sollt mit vereinigten Kråften wirs ten, fest an einander halten, aller Herrschsucht und Eifersucht gegen einander entsagen, jeder allen, und alle jedem auch solche Dienste, deren Leistung der Hochmuth unter seiner Würde glaubt, zu leisten stets bez reitwillig seyn.

Joh. 10, 11. 17. Ich bin der gute Hirte, der gute Hirte fezt sein Leben für die Schaafe in Gefahr. →→→ Darum liebt mich mein Bater, weil ich mein Leben daran seze.

Anmerk. Christus sagt im Allgemeinen: der gute Hirt sett fein Leben für die Schaafe in Gefahr. Er subsumirt : ich bin der gute Hirt; und konkludirt: also seßz ich mein Leben in Gefahr.

Die allgemeine Regel ist: ein guter Hirt wagt sein Leben für die Schaafe; Tidevaι kuxnv, das Lebers. Aussenzen der Gefahr des Todes, mortém fubire paratum effe. Sinn: es giebt Fälle, wo ein getreuer Leha rer auch zum Besten der Menschen sein Leben der To besgefahr exponiren muß. Und es ist Pflicht, in diesen, Fallen selbst den Tod dem Leben vorzuziehen. Es giebt. Höhere Pflichten, als die Pflicht der Selbsterhaltung. Siehe auch Kap. 15, 13.

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Ob die Moral Jesu nach Johannes. mystisch ist ?

Mystisch ist biejenige theologische Moral, welche jum Grundfak macht, daß alles Bestreben des Mena schen müsse auf Vereinigung mit Gott gerichtet seyn. Die Seele ist ein Ausfluß aus Gott. Durch ihre Verbindung mit dem Körper wird sie verunreinis get, durch ihre Neigungen zum sinnlichen Genuß ers niedriget. Ihre größte Vollkommenheit und höchste Seeligkeit besteht also in einem Zurückkehren zu Gott, und Zusammenfließen mit ihm. Die Mittel dazu

find die Ertödtung der Sinnlichkeit, das Abziehen von der Welt und ihren Geschäfften, das Zurückziehen der Seele in sich, und stilles Meditiren über Gott, Fasten und Kaftenen, um der unmittelbaren Einwirkung Gottes theilhaftig zu werden, und sich der innern göttlichen Erleuchtung fähig zu machen. Schmidt theologische Moral, erfte Ausgabe: »Das Wesen der Sittenlehre der Mystiker bestund darin, daß die Seele durch Ein, lehrung in sich selbst (introverfio in fe ipfum), durch beständige Beschauung (contemplatio fui), durch Ents fernung alles Sinnlichen, Entkräftung des Körpers und Ausgehen aus der Welt, (xadaçois, vengwois ἑαυτου, αναχώρησις) burd Soncentrifung aller Srafte in dem Grund der Seele, (avadewgnois) wozu man die flösterliche Einsamkeit als sehr beförderlich betrach tete, das innerliche, göttliche Licht zu finden, sich von allem Bösen zu reinigen, der reinen Liebe Gottes und der Gemeinschaft mit ihm (zowvwvia μeta Tov rov) theilhaftig zu werden, und sich in ein wah, res Centrum der Ruhe und vollkommensten Zufries denheit zu versehen strebe."

Die Mystik ist zeitig mit dem Christenthum vers bunden worden, es muß also doch wol solche Princis pien enthalten, auf welche sich ein mystisches System erbauen ließ. Die mystischen Theologen haben haupts fächlich auf Johannis Schriften sich gestüßt. Und selbst protestantische Theologen sprechen noch nach Ans

leitung der Sprüche des Johannes von einer mystis schen Vereinigung mit Gott. Luther, Melanch thon und andere erklärten sie für eine Approximation Gottes zu den Gemüthern der Gläubigen, (propinquior praefentiae divinae ad homines acceffio in mentibus fidelium). Seiler in feiner theolog. dog mat. p. 519. fagt: sie sen peculiaris agendi ratio, qua Deus cum hominibus femper conjunerus est.

Und in der That, sagt man, hat die Moral des Johannes ein mystisches Kolorit. Im Körper ist die Quelle feines moralischen Verderbens, Joh. 3, 6. Der Mensch wird durch diesen Körper und desseri Reize zu sinnlichen Neigungen erniedrigt, verunreinigt und verderbt. Soll er gut werden, so muß er in Gott zurückkehren, er muß wiedergebohren, aus Gott und vom göttlichen Geiste gebohren werden, Joh. 1, 13. 3, 6. Nicht nur steht Christus selbst mit Gott in einer geheimnißvollen Verbindung, er und der Bater find eins, Joh. 10, 30. Gott ist in Christo, und wer ihn sieht, der sieht den Vater. Wir sahen in ihni bie Majestät Gottes, Kap. 1, 14. Sondern die Vereinigung mit Gott und Christo ist auch das höchste Ziel, wornach die Menschen streben können und follen. Aber es wird sich zeigen, daß der Sinn ber Worte Jesu keineswegs mystisch ist.

Rap. 14, 20. An jenem Tag werdet ihr erkennen, daß ic in dem Bater bin, und ihr in mir seyd, und ich in euch,

Joh. 15, 4. 5. Wie eine Rebe nicht kann Frucht brins gen für sich, wenn sie nicht am Weinstoe bleibt: also > könnt auch ihr nicht Früchte bringen, wenn ihr nicht in mir bleibet: Ich bin der Weinstock, ihr seyd die Reben. Wer in mir bleibt, und ich in ihm, der wird viele Früchte bringen. Denn ohne mich könnt ihr nichts thun.

Joh. 17, 21. Ich bitte nicht für diese allein, sondern auch für diejenigen, welche durch ihren Unterricht an mich glauben, damit sie alle eins seyn, wie du, Waz ter, in mir, und ich in die bin, damit auch sie mit uns eins sepent.

Joh. 6, 55. 56. Mein Fleisch ist die rechte Speise, und mein Blut ist der rechte Trank. Wer mein Fleisch iffet und trinket mein Blut, der bleibet in mir, und ich in ihm.

Joh. 14, 23. Wer mich liebet, der wird mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen, und Wohnung bey ihmi machen.

Deswegen hat auch Ståudlin in den Grundsäs ken der Moral, S. 28. geurtheilt: Freylich hat die Moral Jesu insbesondere bey Johannes eine myftische Sarbe, freylich laufen mystische Begriffe mit

unter.

Und in der Geschichte der Motal, S. 597. und 38. (verglichen die Schrift: Christus und die Vers nunft, S. 704)

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