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Sie hielten strenge Fasten, da sie nur des Abends, und dieses oft nur am dritten, oder wol gar am sechs sten Tag Speise zu sich nahmen.

In der Mäßigkeit übertrieben sie es, indem sie nur Waffer, Salz und Brod, oder höchstens etwas sopen, aber fein Fleisch genossen.

Sie verachteten den Reichthum, und überließen beym Eintritt in die Societät ihre Güter ihren Freuns den und Verwandten, weil sie nur nach höhern und himmlischen Gütern trachteten.

Sie selbst lebten in Gemeinschaft der Güter, bes herbergten reisende Brüder, speisten und kleideten sie, legten ihr Erworbenes in eine gemeinschaftliche Kasse.

Krechtschaft hielten sie für wibernatürlich, sie waren fern, sich in Knechtschaft zu begeben, noch Knechte zu gebrauchen, oder ben sich zuzulassen.

Manche unter ihnen verachteten den Ehestand, und hielten den jungfräulichen Stand sehr hoch. Sie hielten es für Pflicht, schlechte Kleider zu tragen.

Ein beschauliches, oder bloß andächtiges Leben hielten sie für das tugendhafteste, edelste und götts lichste.

Gegen die Gefallenen waren sie sehr strenge, und Fließen nicht nur diejenigen, welche wider ihr Institut

etwas verbrochen hatten, aus, sondern ließen sie auch bis zum Ersterben hülflos, gemäß ihrem Grundsake: Gefallene fann und darf man nicht mehr aufnehmen

Haß der Welt, freywillige Armuth, freywillige Keuschheit, Ertödtung des Sinnlichen, beständige Andacht und Beschauung machten die Grundlage ihrer Moral aus. Sie war eine schwärmerische Ascetil und Mystik.

II) In der Form, sie ist im Moses mit polis tischen und gottesdienstlichen Gefeßen vermischt, Mos ral und Naturrecht ist nicht getrennt; und beyderley. Gesetze sind als gleich wichtig eingeschärft.

In den eigentlichen moralischen Schriften, im Salomo, Ecclesiast., Sirach ist sie Gnomenweisheit, und mehr Klugheitslehre, als eigentliche Moral; auch ist sie von guten Rathschlägen, Klugheitsregeln, ökos nomischen, politischen und Höflichkeitsregeln nicht uns terschieden.

Ihre Pflichten sind nicht erklärt, genau bestimmt, gegen Mißbeutungen gesichert; nicht geordnet, noch gezeigt, was in Collisionsfällen zu thun sey.

F) Ihre Perioden.

Bruchstücke von ihr findet man in den Zeiten vor Moses (Gene). Durch Moses wurde sie zwar eins

geschriebene, aber sehr unvollständige Moral, Lauterer und vollständiger erkannte sie David. Eis gens wurde sie zuerst in Salomo's Proverbien bears beitet; und Hiob hat die reinste allgemeine Mens fchenmoral. Die Propheten erläutern und erweitern die mosaische. In den Apokryphen wird sie glücklich bearbeitet. Die beste und vollständigste Moral der Hebräer vor Christo ist das Sittenbuch Sirachs. Sie geht auch in das Detail, und schreibt den einzels nen Ständen ihre Pflichten vor. Von unrichtigen Grundsäßen war die hebräische Moral nie ganz fren, die meist aus unvollkommenen Religionsbegriffen ents sprangen. Und durch Beymischung orientalischer, gries chischer und kabbalistischer Weisheit hat fie theils ges wonnen, theils von ihrer Lauterkeit auch verlohren. Schon im Daniel und einigen Apokryphen finden sich einige mystische moralische Lehren. Und durch die jûdischen Secten, die pharisäische und essenische, wurde die reine und ächte Moral noch mehr verderbt und verfälscht. Scheinheiligkeit und Schwärmeren auf der einen Seite, und Epikurdismus auf der andern waren die Extreme, auf welche das jüdische Volk vers fallen war, als Christus unter ihm auftrat, und seine sittliche Reformation begann.

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Sittenlehre Jesu nach den drey ersten Evangelisten.

§. 1.

Ursprung des moralischen Verderbens.

Ueber den Ursprung des moralischen Verderbens, wie ihn die kirchliche Dogmatik bestimmte, äußerte sich Jesus nirgends. Er sagt niemals, daß durch die Sünde Adams alle Menschen Sünder geworden seyen, øder, daß dadurch die menschliche Natur verdorben worden, und in dem Menschen ein Hang zum Suns digen entstanden sey, welcher die natürliche Anlage zum Guten weit überwiege. Aber im Körper, oder, wie wir bestimmter zu reden pflegen, in der Sinn, lichkeit suchte er die vornehmste Quelle der bösen Begierden und der daraus entspringenden Sünde, ohne den Irrthum der Philosophen ju behaupten, daß die Materie bose sen, Matth. 26, 41.

Nur schwere Sünden schreibt er einem fremden Einfluß, der Verführung des Teufels zu, Match. 13, 19. Euf. 22, 1. 2. 3. 31. 32. Doch ist nach feinem Ausspruche der Satan der Feind, welcher der Ausbreitung seiner Lehre, der Beförderung der Er, kenntniß der Wahrheit und der Tugendübung Hinders

niffe in den Weg legt, und Irrthum und Lasterhaftigs keit zu vermehren sucht, kurz, welcher das Reich Chris sti hindert, und sein Satansreich dagegen aufzurichten trachtet, Matth. 13, 39.

Ob Jesus sich darin nur nach der Meinung und dem Sprachgebrauche seines Zeitalters gerichtet, in der That aber unter Satan nur alle Hindernisse des Guten, die von Menschen kommen, verstanden habe; oder ob er jener unter den Juden herrschenden Lehre ernstlich zugethan war, darüber haben wir in der bis blischen Theologie des N. Test. unser Urtheil vorges tragen. So viel ist gewiß, daß er an andern Orten böse Gedanken und Ausbrüche der Begierden, welche in die schwersten Sünden übergehen, aus dem eignen Herzen der Menschen ableitet, Matth. 15, 19, 20, Mart. 7, 22.

1) Matth. 26, 41. Wachet und betet, damit ihr nicht in die Gefahr, abtrůnnig zu werden, fallt. Der Geift ist willig, aber der Körper ist schwach.

Anmerk. So redet Christus im Garten zu Gethsemane seine schlafenden Jünger an. Jeßt müßt ihr wachen, und durch Gebet euch standhaften Muth erhältèn, das mit nicht die Gefahren, von welchen ihr werdet ums ringt werden, euch von der getreuen Anhänglichkeit an mich abwendig machen. Denn der menschliche Geist, seine Vernunft, hat zwar immer guten Willen,

aber

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