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Was nun die dem Menschen sehr natürliche Ers wartung eines dem sittlichen Verhalten des Menschen angemessenen Looses in Ansehung der Glückseeligkeit betrifft, vornehmlich ben so manchen Aufopferungen der lehteren, die des ersteren wegen haben übernommen werden müssen, so verheißt er (5, 11. 12.) das für Belohnung einer künftigen Welt; aber nach Vers schiedenheit der Gesinnungen bey diesem Verhalten, denen, die ihre Pflicht um der Belohnung (oder auch Lossprechung von einer verschuldeten Strafe) willen thaten, auf andere Art, als den bessern Menschen, die sie bloß um ihrer selbst willen ausübten. Der, welchen der Eigennuk, der Gott dieser Welt, beherrscht, wird, wenn er, ohne sich von ihm loszusagen, ihn nur durch Vernunft verfeinert, und über die enge Gränze des Gegenwärtigen ausdehnt, als ein solcher (Lul. 16, 3—9) vorgestellt, der jenen seinen Herrn durch sich selbst betrügt, und ihm Aufopferungen zum Behuf der Pflicht abgewinnt. Denn, wenn er es in Gedanken faßt, daß er doch einmal, vielleicht bald, die Welt werde verlassen müssen, daß er von dem, was er hier besaß, in die andere nichts mitnehmen könne, so entschließt er sich wol, das, was er, øder fein Herr, der Eigennuk, hier an dürftigen Menschen gefeßzmäßig zu fordern hatte, von seiner Rechnung abzuschreiben, und sich gleichsam dafür Anweisungen zahlbar in einer andern Welt anzuschaffen; wodurch er zwar mehr klüglich als sittlich, was die Triebfeder solcher, wohlthätigen Handlungen betrifft, aber doch

dem fittlichen Gesehe, wenigstens dem Buchstaben nach, gemäß verfährt, und hoffen darf, daß auch dies fes ihm in der Zukunft nicht unvergolten bleiben bürfe. Wenn man hiermit vergleicht, was von der Wohlthas tigkeit an Dürftigen, aus bloßen Bewegungsgründen der Pflicht, (Matth. 25, 35.— 40.) gesagt wird, da der Weltrichter diejenigen, welche den Nothleidenden Hülfe leisteten, ohne sich auch nur in Gedanken koms men zu lassen, daß so etwas noch einer Belohnung werth sen, und sie etwa dadurch gleichsam den Hims mel zur Belohnung verbänden, gerade eben darum, weil sie es ohne Rücksicht auf Belohnung thaten, für die eigentlichen Auserwählten zu seinem Reich erklärt: so sieht man wohl, daß der Lehrer des Evangeliums, wenn er von der Belohnung in der künftigen Welk spricht, sie dadurch nicht zur Triebfeder der Hands lungen, sondern nur (als seelenerhebende Vorstellung ber Vollendung der göttlichen Güte und Weisheit in Führung des menschlichen Geschlechts) zum Objekt der reinsten Verehrung und des größten moralischen Wohls gefallens für eine die Bestimmung des Menschen im Ganzen beurtheilende Vernunft habe machen wollen.

Hier ist nun eine vollständige Religion, die allen Menschen durch ihre eigene Vernunft faßlich und übers zeugend vorgelegt werden kann, die über das an einem Beyspiele, dessen Möglichkeit und sogar Nothwendigs feit für uns Urbild der Nachfolge zu seyn (so viel Menschen dessen fåþig sind), anschaulich gemacht wors

ben, ohne daß weder die Wahrheit jener Lehren, noch das Ansehen und die Würde des Lehrers irgend einer andern Beglaubigung (dazu Gelehrsamkeit oder Wuns ber, bie nicht jedermanns Sache Find, erfordert wurs be), bedürfte.

§. 43.

VII) Ursprung der Sittenlehre Jesu.

Woher hat denn aber die Sittenlehre Jesu ihren Ursprung? Sie zeichnet sich vor aller Moral vor seiner Zeit vortheilhaft aus, ist reiner und erhabener. Wie ist denn Jesus zu der Erkenntniß einer solchen Sitten lehre gekommen? Wie läßt sich ihr Ursprung historisch erklären? Woraus hat er die Grundideen geschöpft, wenn er sie auch erweitert und vervollkommet hat?

Dieses Problem glaubten einige dadurch zu lös sen, daß sie

A) Jesum zu einem geheimen Effener mach ten, und seine ganze Lehre aus dem Institut dieser ableiteten. Der Gedanke ist nicht neu. Schon Eusebius, Hieronymus und Epiphanius hielten die Essener für Christen, und leiteten den Ursprung des Mönchslebens von ihnen ab. Römischkatholische Schriftsteller neuerer Zeiten, unter welchen besonders der Jesuit Serarius und nach ihm Montfaucon in feinen Anmerkungen zur Uebersetzung der Schrift Phis lo's: de vita contemplativa Par. 1709. und 12. sich

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auszeichnen, schmückten diese Vermuthung (die nicht ohne Grund ist) aus.

Und Prideaux in seiner Connexion des A. und N. Test. Berlin 1725. Th. II. S. 368. sagt, daß bie Deisten seiner Zeit eine Gleichheit zwischen der christlichen Religion und den Lehren der Essener zu finden glaubten, und daraus schließen wollten, daß Chris stus und sein Anhang nur eine andere aus dem Scamm der Essener entsproffene Secte wäre.

Neuerlich hat diese Hypothese erneuert Riem in der Schrift: Christus und die Vernunft, der Verfasser der Schrift: Geschichte des großen Propheten von Nazaret, 1. Th. 1800.; und am scheinbarsten hat sie dargestellt Hr. D. Ståudlin in der Geschichte der Sittenlehre Jefu, S. 572 f.

Verworfen und bestritten haben diese Meinung D. Joh. Balthasar Lüderwald 1795. in einer Abhandlung: über den angeblichen Ursprung des Christenthums aus der jüdischen Secte der, Essäer, im IVten Band des Henkischen Magazins für Religionsphilosophie und Eregese, XVI. S. 371.; und noch gründlicher, mit beständiger Rücksicht auf die Staudlinischen Behauptungen, Hr. Diakon. M. Ben gel: Anmerkungen über den Versuch, das Chris stenthum aus dem Essaisius abzuleiten, im

VIIten Stück des Flart'schen Magazins für christliche Dogmatik und Moral, S. 126., eine Abhand lung, welche nichts zu wünschen übrig läßt, und, wie uns bunkt, auf das unwidersprechlichste zeigt, daß die Ableitung des Plans und der ganzen Lehre Jesu aus dem Éssäismus nichtig und ungegründet ist.

Die Grünbe, womit man diese Behauptung uns terstüßte, sind folgende:

Es ist eine große Aehnlichkeit zwischen dem Essenismus und dem Christenthum.

Was Jesus von dem Eidschwur lehrt, finder man vorher nirgends, als bey den Essenern. Jesus verbietet den Eidschwur, Matth. 5, 33–37. Und die Essener haben auch das Schwören verworfen. ,,Der Mensch sen schon verworfen, dem man nicht glaubt, er berufe sich denn durch einen Eid auf Gott."

Die Gemeinschaft der Güter war unter den Ess

senern eingeführt; und sobald die Gesellschaft der Christen sich in eine Gemeine zu Jerusalem vereinigte, treffen wir sie gleichfalls daselbst an, Act. 2, 45—47. 4, 34-37.

Auch in andern Stücken hat die Org-nisation der ersten christlichen Gemeinen sehr große Aehnliche feit mit der Einrichtung der effenischen Gesellschaft. Ihr brüderliches Zusammenspeisen und ihre Abwas 24

bibl, Morald. N, È. 1. XH.

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