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der allgemeinen Menschenliebe, vom Zwecke des mos faischen Gesetzes und seinem Verhältnisse zum Christenthum, von den Pflichten einzelner Stände und in besondern Verhältnissen, und über einzelne Arten: de Pflichten, z. B. der Keuschheit und Vermeidung olla Arten der Unzucht, zwar nicht wahrer, (denn ich finde ben ihm eine durchgängige Harmonie mit den sittlichen Lehren Jesu,) aber doch bestimmter und ausführlicher, als Jesus in seinen uns übrig gebliebenen Reden, ins besondere beym Johannes.

Paulus hat demnach unter den Schriftstellern des N. Test. in der Sittenlehre am meisten geleistet. Moraus hat er, der vorhin ein Pharisåer war, diese Sittenlehre geschöpft? Wie wir die Pharifäer aus dem Talmud und den Schilderungen Jesu kennen, so hatten sie eine mikrologische Moral. Sie fauten am Buchstaben ihres statutarischen Gesetzes, und gaben über ihren äußerlichen Cultus Vorschriften, die ins Kleinlichste gingen. Sie waren Casuisten, die das Gewissen mit sonst gleichgültigen Dingen ångstigten, aber das Schwerste im Gesetz, die Liebe, Gerechtigs feit, Treue hintansehen.

Wober hat denn nun Paulus, welcher in den Schulen dieser Pharisäer gebildet worden ist, seine vortrefflich: Sittenlehre?

Wir wollen bey der Beantwortung dieser Frage nicht ungewissen Muthmaßungen oder aus der Luft

gegriffenen Hypothesen folgen, sondern dem, was der Inhalt seiner Schriften, und seine eignen Aeußerungen an die Hand geben.

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Die erste Quelle seiner Sittenlehre ist die Les cture der moralischen und prophetischen Schrif ten des A. Test. Viele moralische Lehren sind aus dem A. Test. entlehnt, und mit den Worten derselben vorgetragen, z. B. Róm. 13, 19. 20. 14, 9i Gal. 5, 14. Eph. 4, 26. 5, 31. 6, 2. rühmt den Nußen der Schriften des A. Test. zur Ers kenntniß der Moral und sittlichen Bildung selbst, 2 Tim. 3, 16.

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Und er

Die zweyte Quelle ist die Sittenlehre Jesu. Auf diese beruft; er sich selbst 1 Kor. 7, 10., und uns terscheidet die moralischen Gebote Jesu von seinen Rathschlägen, V. 25.; vergl. 1 Kor. 11, 23. Und noch mehr beweists der Inhalt und Geist der Sittens lehre Pauli, welche ganz eben dieselbigen Grundsäße enthält, welche Jesus in seiner Moral aufstellte. Jer fu ist das Hauptgebot das Gebot von der Liebe Gots tes und der Liebe des Nächsten. Auch nach Paulus erschöpft das Gebot: du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst, den Inbegriff der Pflichten gegen ans bere, Rom. 13, 19. 20. Gal. 5, 14. Jesus deutet das Wort Nächster von allen Menschen, im Gleichniß vom barmherzigen Samariter. Eben so Paulus 1 Fþess. 5, 15. 1 Tim. 2, 1. 2. Gal. 6, 10.

Jesus verlangt, die Menschen sollen nach dem höchs Ren Ideal sittlicher Vollkommenheit, nach Gott, sich bilden, und moralisch vollkommen werden, wie Goit, Luf. 6, 36. Dieses. höchste Jdeal stellt auch Paulus auf, nach welchem die Christen sich bilden sollen, Eph. 4, 24. Kol. 3, 10. Eph. 5, 1. Jesus stellt die stas tutarischen Gebote als das Unwichtigere vor, Liebe, Gerechtigkeit, Treue aber als die wichtigsten, welchen jene ben weitem nächstehen müßten, Matth. 9, 13. 5, 24. 23, 23. Er gebietet kein Fasten und Abtödtung des Leibes, tadelt es sogar scharf, wenn es nur zur Ostentacion unternommen wird, Matth. 6, 16-18. Paulus sagt, die leibliche Uebung sey wenig nuke, nur die wahre Gottseeligkeit sey zu allen Dingen nüßlich, Kol. 3, 18. 23. 1 Tim. 4, 8. Er verwirft die Aengstlichkeit in der Beobachtung statutas rischer Gebote, Róm. 14. 1 Tim. 4, 3. Jesus hebt aus dem mosaischen Gesetze nur das Moralische aus, Matth. 5, 17 f., und erflårt auch die gänzliche Aufs hebung desselben, Joh. 4, 23. 24., wiewohl er dieses mit mehrerer Behutsamkeit und Vorsicht thut, die er in seiner Lage und zu seiner Zeit noch nöthig hatte. Paulus entwickelt diesen von Jefu "nur angedeuteten · Sah weiter, zeigt die Unzulänglichkeit des mosaischen Gejeķes zur wahren moralischen Besserung und Bil dung des Herzens, beweist ihn mit allen Arten von Beweisen, und vertheidigt ihn mit Nachdruck gegen jeden Angriff der judaizirenden Christen. Von dieser

Seite hat seine Moral den größten Vorzug, wenn gleich der Sah nicht neu, oder von der Lehre Jesu abweichend ist. Jesus bestreitet alle willkührlichen Ehe scheidungen, Matth. 5, 31. 32. Eben so Paulus mit Beziehung auf das Gebot Jefu, 1 Kor. 7, 10. Jesus sagt nicht, daß man sich des Ehestandes ents halten soll, um desto heiliger zu seyn, aber er miße billigt den Cölibat nicht, wenn jemand die Gabe der Enthaltsamkeit hat, und um der Noth der Zeiten willen ehelos bleiben will, Matth. 19, 12. Paulus erklärt ausdrücklich, daß er kein Gebot vom Herrn darüber habe, aber er råth, um der bevorstehenden Noth willen, zum Colibat, 1 Kor. 7, 8. 26. Jesus giebt kein Verbot der Sclaveren, Paulus auch nicht. Jesus dringt auf Moralität, nicht auf Legalität. Der Wille muß gut, das Herz rein seyn. Nach Paulus müssen alle böse Begierden ausgerottet werden. Auch in dem Verpflichtungsgrunde und in den Motiven, in der Beziehung auf Vernunftmoral stimmen sie überein.

Diese Aehnlichkeitspunkte sind unverkennbar zwis schen der Sittenlehre Jesu und der Sittenlehre Pauli, und man wird nach diesen schwerlich leugnen können, daß letterer seine Moral vornehmlich von Jesu gelernt, und dessen Såke fruchtbar angewendet, entwickelt und weiter ausgeführt hat.

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Unmittelbarer Schüler Jesu war Paulus nicht, auch nicht der Apostel, Gal. 1, 16-23. Er muß sie also hauptsächlich aus den geschriebnen Evangelien genommen haben, die damals schon bekannt waren. Wie hätte er auch sonst wörtlich mit ihnen übereins stimmen können in den Worten des Abendmahls? 1 Kor. 11, 24. 25. Er stimmt am meisten mit Lulas überein. Dieser war der Gefährte Pauli, und sehte fein Evangelium aus mehrern schriftlichen Aufsätzen zusammen. Einen oder mehrere dieser wird also sichers lich auch Paulus gelesen und besessen haben.

Aber er excerpirt nicht wörtlich, er bearbeitet die dört gelernten Grundsäke frey mit seinem eignen Geis ste, und trägt sie nach seiner Sprache und Einfleis dung vor, beruft sich auch nur ein paarmal darauf, denn es war ja doch alles, was er fagte, im Geiste Jesu gesagt und gesprochen.

Eine dritte Quelle seiner Sittenlehre war der Unterricht, den er in der Schule der Pharisåer ges nossen hatte. Niemand wird ganz den Unterricht vers geffen, welchen er in der Jugend genossen hat, es wird immer etwas davon hången bleiben; und kommt man auch später zu einer bessern Einsicht, so verdient boch manches Gute im Gedächtniß aufbewahrt zu Paulus war Pharis hatte viel Verwerfli

werden, das man gelernt hat. fåer. Die Moral dieser Secte

ches, aber doch auch ihr Gutes. Der ganzen Mas

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