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überall, wo er nicht ist, kann zwar eine scheinbare Religion ihre Einrichtungen über Jahrhunderte ausbreiten und die Menschen einschläfern; aber die Religion, die in den Herzen lebendig wird und die Geister weckt, muss bald welken, wenn nicht seine Macht alle die Erfahrungen, deren der Glaube bedarf, vor dem Zweifel schützt. Denn er ist der einzige persönliche Geist, den wir wirklich kennen lernen. Alle andern Menschen sind uns in dem was sie wollen nicht völlig klar. Sie sind uns immer wenigstens halb verschleiert, weil sie sich selbst noch nicht zur Klarheit durchgekämpft haben. Oft ist es uns zweifelhaft, ob wir in ihrem Tun überhaupt persönliches Leben vor uns haben und nicht vielmehr die Wirkung unpersönlicher Mächte, denen sie unterlegen sind. In seinem Bilde allein finden wir die ruhige Kraft des Geistes, dessen Tun wirklich seine Tat ist, und dessen Inneres so hell leuchtet, dass es nicht verborgen bleiben kann. Wer das an dem Bilde Jesu im Neuen Testament wahrnimmt, wundert sich vielleicht, wie Menschen fragen können, ob diese unvergleichliche Gestalt wirklich der Geschichte angehöre und nicht vielmehr ein Geschöpf der Sage sei. Aber er wird sich schliesslich darüber freuen, dass allezeit in uns selbst dieser Zweifel entstehen kann. Dass wir es hier mit keinem Kunstprodukt, sondern mit der Offenbarung einer Person zu tun haben, die allen Menschen gegenüber eine schöpferische Macht, der Herr ist, kann uns ganz verborgen bleiben, wenn wir uns nur mit den Mitteln wissenschaftlicher Forschung heranmachen. Es wird uns aber offenbar, wenn die in dem Bilde Jesu enthaltene Kraft selbst auf uns wirkt. Wir sehen ihn in seiner Herrlichkeit, wenn wir erfahren, wie er uns verwandelt. Das erfahren wir auf sehr einfache Weise. Die aus seinen Worten hervorbrechende geistige Macht lässt uns sehen, wie verkommen in uns selbst das persönliche Leben ist. Sie zwingt uns, uns selbst zu verurteilen, und stellt uns zugleich vor die unbegreifliche Tatsache, dass dieselbe Person, die so der in unserm Innersten lebendige Richter wird, alles tut und trägt, um uns davon zu überzeugen, dass die Macht sittlicher Güte uns nicht so verderben will, wie wir es in der Pein des Schuldgefühls zu erfahren meinen, sondern uns retten und für sich gewinnen will. Wenn dieses reine Vertrauen unter tiefster Demütigung in uns geschaffen wird, liegen alle Zweifel, ob Jesus selbst zu

der Wirklichkeit gehöre, auf die wir uns in Wahrhaftigkeit besinnen wollen, tief unter uns. Wir sehen ihn dann in seiner Herrlichkeit und wir glauben an den lebendigen Gott. Denn in diesem reinen Vertrauen zu dem Einzigen, der kein Vertrauen täuscht, werden alle Kräfte unserer Seele in Anspruch genommen und wir selbst ganz überwunden. Die freudige Zuversicht, mit der wir an Jesus Christus denken, ist Glaube an den allmächtigen Gott.

Der Vorsatz, der uns oft zugemutet wird, Dinge für wahr zu erklären, die wir auf jeden Fall noch nicht für wahr halten können, macht uns tief unglücklich. Denn er lähmt den Lebensnerven der Sittlichkeit, den Willen, wahrhaftig zu sein. Das ist die falsche Religion, die mit dem Gewissen streitet. Der Wille dagegen, sich aufrichtig auf das zu besinnen, was wir selbst als das Wichtigste erleben, ist der innere Zug zu dem Gott, der der Befreier des Gewissens ist. Wenn wir diesem Zuge folgen und in der Welt, in die wir gestellt sind, Jesus Christus finden, so wird in uns, die Religion anfangen, in der wir wahrhaft lebendig werden, weil sie uns sittliche Kraft gibt. Denn in der Freude des reinen Vertrauens, in der Ergriffenheit durch den in Christus uns offenbaren Gott können wir das, was sonst kein in der Welt lebendiges Wesen fertig bringt, andern von Herzen dienen, oder uns selbst verleugnen.

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Das Zeitalter der Aufklärung und unserer grossen Dichter hinterliess uns Deutschen als Erbe das Ideal der ,,Humanität". Wie schön, o Mensch, mit deinem Palmenzweige stehst du an des Jahrhunderts Neige in edler stolzer Männlichkeit! Das Volkstum galt als Schranke, die von dem freien, gleichen Geist niedergelegt werden müsse; es war nur das zufällige Kleid, das sich um ihn gebreitet hatte, und das kein Mass für seinen inneren Wert darstellte; Mensch sein, das ist alles. Dass diese Anschauung weithin zur Herrschaft kam, wurde nicht nur durch den weltaufgeschlossenen Sinn unseres Volkes, in dem es die eigentümliche Art anderer leicht verstehen und würdigen lernte, sondern auch durch seine politische Verfassung gefördert, die keine nationale Kraftentfaltung ihm vor das Auge führte; der Bürger eines Duodezstaates musste, da dieser die Bedeutung und die Macht eines Volkstums nicht verkörpern konnte, die Entschädigung dafür in dem Gefühle suchen, Mensch zu sein. Jene humane Stimmung half dazu, die eigne Nationalität zu unterschätzen, für die fremde zu schwärmen; sie schaffte Zuflüsse für soziale und kirchliche Strömungen, die den deutschen Geist zu überfluten und sein gutes Land vom Acker weltgeschichtlichen Einflusses hinwegzuwälzen drohen. Was wird denn nun unsere Zukunft sein, wenn die Masse unserer Arbeiter, aus der sich die Nation verjüngen soll, durch die verschwommene Sozialdemokratie der Regeisterung für einen internationalen Mischmasch nach und nach überliefert und des

völkischen Empfindens und Handelns beraubt wird? Und daneben tritt als die gefährlichere Macht die römische Kirche; sie fesselt das religiöse Leben ihrer Glieder an eine dem deutschen Wesen fremde, ja feindliche Gestalt des Christentums; sie nötigt den ihr verfallenen Teil unseres Volkes, seinen geistigen Schwerpunkt in der päpstlich regierten internationalen Gemeinschaft zu suchen und hinter die Interessen dieser die vaterländischen zu rücken; sie ist in unserer Geschichte das Scheidewasser, das die völkische Kraft und den nationalen Staat zersetzt. Sozialdemokratie und Ultramontanismus sind die beiden feindlichen Gewalten, die der deutsche Geist auf alle Fälle niederwerfen muss, will er sich einen Thronsitz in der Sonne der Weltgeschichte sichern. Durch ihren Gegensatz sollen und können sie ihm dazu helfen, sich schärfer auf seine Eigenart zu besinnen, diese höher einzuschätzen, zäher festzuhalten und tapferer zu vertreten. Das Recht und die Pflicht dazu hat ihm die Vorsehung durch die Errichtung des Reiches klar gezeigt. Wo hat je ein Volk so überlegene Kraft entfaltet als das unsere im deutsch-französichen Krieg? Welches andere hat zu gleicher Zeit eine solche Fülle hervorragender, scharf ausgeprägter Persönlichkeiten erzeugt, wie das deutsche damals? Eine Heldenfigur wie Bismarck sucht ihresgleichen, eine Herrschergrösse wie Wilhelm I. ragt hoch über Jahrhunderte hinaus. In solchen Männern erreichte das germanische Wesen und der nationale Sinn den kräftigsten Ausdruck, beide aber waren von einer tiefen und ernsten Frömmigkeit getragen, die mit keiner Faser in der römischen Kirche wurzelte. Jene Heldenzeit von 1870/71 ist für unser Volk ein von Gott ihm erteilter Anschauungsunterricht, durch den es einen deutlichen Eindruck von dem reichen Wert des deutschen Geistes erhalten muss; aus ihm hat es die Schlussfolgerung zu ziehen, dass das mächtige Reich ihm zur Sicherung und Betätigung seiner völkischen Eigenart gegeben worden sei; daraus wächst ihm die Aufgabe, zunächst alle Schädlinge dieser auf vaterländischem Boden unwirksam zu machen. Es ist ein Fortschritt unserer Tage, dass man fest den Finger auf die nationale Entwicklung legt. Man beginnt, die deutsche Sprache von fremden, durchaus entbehrlichen Eindringlingen zu reinigen; die Jugend soll von deutschem Saft und Mark genährt und zu einem bewussten und begeisterten

Träger unserer Nationalität erzogen werden; unserem Volkstum die ihm gebührende Stellung unter den Völkern zu erringen, ist heisses Sehnen und ernstes Streben. Damit tritt das „Weltbürgertum" in den Hintergrund, zumal bei dem wirtschaftlichen Kampf der Staaten auf dem Weltmarkt. Die Einsicht wächst, dass unser nächstes Anliegen sein muss, das eigne Volkstum zu pflegen. Die Erfüllung dieser Pflicht braucht nicht die Humanität zu schädigen. Die Menschheit selber wird in den Rassen und Völkern greifbar und lebendig, wie der ,,Baum" als Apfelbaum, als Birnbaum, als Eiche, Buche u. dergl. vorhanden ist. Je reicher ein einzelnes, in sich reiches Volkstum sich entwickelt, um so reicher wird dadurch die Gesamtheit der Völker. Soviel die Welt schon von den Germanen empfangen hat, sie wird noch Grösseres von ihnen erhalten; das Zeug haben sie dazu, wenn anders das Urteil Chamberlains*) über sie richtig ist:,,Das allseitig Umfassende unserer Anlagen unterscheidet uns von allen zeitgenössischen und allen früheren Menschenarten mit alleiniger Ausnahme der Hellenen."

Jedenfalls spielt die Nationalität eine hervorragende Rolle in der Geschichte. Sie ist freilich nicht etwas Einfaches; sie gleicht nicht der Pflanze, die ruhig und gleichmässig aus dem Samenkorn Zelle um Zelle ansetzt; vielmehr gilt es auch von dem Charakter eines Volkstums, dass er ,,im Strom der Welt" sich bilde. So sehr die ursprüngliche geistige Mitgift eines Volkes auf die Richtung seiner Entwicklung einwirkt, so treten doch im Laufe der Zeit allerlei Einflüsse hinzu, die seine Eigenart mitbestimmen, wie etwa die Berührung mit einer fremden Kultur, die Vermischung mit anderen Nationen, Einflüsse, durch die das Wesen einer Nation geläutert und gehoben, aber auch verderbt und gebrochen werden kann. Ja, wie wir es bei der angelsächsichen Rasse vor Augen haben, es entstehen unter dem Szepter geschichtlicher Verhältnisse neue, besonders ausgestattete Arten. Was wir in der Geschichte Bemerken," sagt Bastian, ,,ist keine Umwandlung, kein Uebergehen der Rassen ineinander, sondern es sind neue und vollkommene Schöpfungen, die die ewig junge Produktionskraft der Natur aus dem Unsichtbaren des Hades hervortreten lässt." Nur wird man bei dieser Be

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*) Chamberlain, Grundlagen des 19. Jahrh II, 747.

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