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geschehen könnte, wenn nicht die ursprüngliche Beschaffenheit der Elemente der Natur ihm entspräche, wenn die wirkenden Kräfte nicht ursprünglich so bestimmt wären, dass sie ihm gemäss wirken müssen. Man könnte nun wohl sagen, diese Nothwendigkeit liege eben in der Natur der einzelnen Elemente oder wirkenden Kräfte selbst. Und dem ist auch in der That so, nur ist damit noch gar nichts erklärt, sondern die Frage nach einem zureichenden Grunde erst recht dringend geworden. Denn stellen wir uns einmal vor, jene einzelnen Elemente (die wir etwa Atome oder Kraftmittelpunkte nennen mögen) wären das schlechthin Ursprüngliche und Letzte, über welches nicht weiter zurückgegangen werden könnte, so wäre offenbar rein unbegreiflich, wie diese einzelnen Atome dazu kommen, einem allgemeinen, für sie alle gleichsehr gültigen und daher sie alle zusammenbindenden und ordnenden Gesetze zu gehorchen; mit andern Worten: wie die Beschaffenheit oder Natur eines Einzelnen mit der aller übrigen, von ihm schlechthin unabhängigen, Einzelnen so harmonirte, dass auf die Aktion jenes in diesen eine entsprechende Veränderung unabänderlich folgen würde, dass das eine mit bestimmten andern in eine gesetzmässige Verbindung einträte und unter gegebenen Bedingungen ebenso gesetzmässig diese Verbindung wieder auflöste, um neue Verbindungen einzugehen. Diese Gesetzmässigkeit des Zusammenseins und - Wirkens, diese Einheit in der Wechselwirkung der Vielen setzt nothwendig voraus, dass diese Vielen nicht das Ursprüngliche und Letzte sind, dass sie vielmehr ursprünglich schon in ihrem Sein auf einander bezogen, das Durchsichsein jedes Einzelnen eingerichtet ist auf sein Zusammensein mit allen Andern, das Durchsich- und Aussichwirken jedes Einzelnen ursprünglich berechnet ist auf sein Zusammen- und Wechselwirken mit allen Andern. Und diess wieder lässt sich nicht anders denken als so, dass das Allgemeine, welches wir in der allgemeinen Gesetzmässigkeit des Wechselwirkens der Einzelnen sich bethätigen sehen, selbst nichts Anderes ist als die den Einzelnen allen vorausgesetzte einheitliche Urrealität und Urkraft, welche das Viele umspannt und beherrscht, das Einzelne zusammenführt und zusammenhält. Nur in einer substantiellen Einheit,

einem einheitlichen Wesen liegt also der zureichende Grund, unter dessen Voraussetzung die Einheitlichkeit d. h. gesetzmässige Wechselwirkung des Einzelnen denkbar und erklärbar wird. Da nun aber die Bestimmtheit des Wirkens der Elemente auch zugleich ihr bestimmtes Sein ausmacht und nicht etwa erst nachträglich als zufälliges Accidenz zu ihrem Sein. hinzutritt, so ist klar, dass in ebendemselben Einen Wesen, welches die bestimmte Wirkungsweise der Elemente begründet hat, auch der letzte Grund für das Sein derselben gesucht werden muss; oder dass jene Alles umfassende und beherrschende Urrealität zugleich die alles einzelne endliche Sein setzende Urkraft sein muss. Diese wesentliche Urkraft, die sich von allen einzelnen Kräften oder Kraftmittelpunkten (Realitäten) sowohl durch ihre übergreifende und beherrschende Allgemeinheit als durch ihre begründende Ursächlichkeit unterscheidet, diese wesentliche Urkraft nennen wir Gott, wobei wir zunächst jedoch nur an seine Alles begründende und Alles durchwaltende Kraft und Macht, an seine Allmacht denken dürfen. Weiter als bis zu diesem ganz allgemeinen und im Uebrigen völlig unbestimmten allmächtigen göttlichen Wesen führt dieser Beweis nicht und kann er nicht führen, da er ja auch nur von einem ganz allgemeinen Begriff der Welt ausgieng. Gleichwohl bildet er die Basis, auf welcher die weiteren Beweise fortbauen; und sein Resultat: die göttliche Allmacht als allwirksame d. h. Alles begründende und Alles beherrschende Kraft bildet das zu Grunde liegende Moment für die weitere Bestimmung des göttlichen Wesens*).

Gieng der kosmologische Beweis aus von der Welt als einem gesetzlichen Zusammensein und Zusammenwirken endlicher Causalitäten, so wird im teleologischen Beweis näher reflektirt auf die Art und Weise dieses Zusammenwirkens, nehmlich darauf, dass es nicht bloss ein gesetzmässiges, sondern auch ein zweckmässiges ist. Diess muss sich uns schon aufdrängen, wenn wir beachten, dass die Gesetzmässigkeit der Welt sich in den verschiedensten Formen vollzieht, das eine Causalitätsgesetz sich in eine Menge von Naturgesetzen

*) Man vergl. dazu Ulrici: Gott und die Natur", p. 376 ff. 390 ff. Lotze: Mikrokosmus" III, p. 481. 552.

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specifizirt, deren jedes in irgend einem einzelnen Kreise des Seins und Geschehens das herrschende Prinzip bildet, und dass gleichwohl alle diese einzelnen Ordnungsprinzipien zu einer grossen Ordnung des Ganzen zusammenstimmen; diese Totalordnung können wir nicht bloss als das zufällige Resultat des Zusammenwirkens der einzelnen Kräfte betrachten, sondern müssen darin den Zweck erblicken, zu welchem die Bestimmtheit der wirkenden Kräfte das zweckmässige Mittel bildet; so gewiss es also mannigfaltige Naturgesetze gibt, welche zu einer einheitlichen allgemeinen Naturordnung zusammenstimmen, so gewiss herrscht in der Natur eine durchgängige allgemeine Zweckmässigkeit des Seins und Geschehens, der Beschaffenheit wie der Wirksamkeit der Dinge. Näher betrachtet, bildet aber diese Ordnung selber wieder ein gegliedertes System von niederen und höheren Sphären, deren jede zwar in sich schon Zweck, zugleich aber dienendes Mittel für die höheren ist; so müssen wir insbesondere das organische Leben als den Zweck des anorganischen Daseins betrachten, sowie in jenem selber wieder das animalische als Mittel für das geistige Leben. Von jeher hat sich daher die Teleologie hauptsächlich auf die Organismen gestützt; der Organismus in der Natur steht mit den Gebilden menschlicher Kunst, also menschlicher Zweckthätigkeit in wesentlicher Analogie; in beiden ist das Ganze insofern vor den Theilen, als diese in ihrer Zusammenordnung und ihrem Zusammenwirken bestimmt sind durch die Idee des Ganzen; das Ganze ist das prius seiner eigenen Verwirklichung mittelst der einzelnen Theile oder zusammenwirkenden Kräfte. Als dieses prius kann es nun aber kein reelles Dasein in der Natur selbst haben, denn es ist ja noch gar nicht realisirt, noch nicht in den Umkreis des natürlichen Seins eingetreten, es soll ja erst werden; und doch muss ihm andererseits schon ein Sein zukommen, denn es bestimmt und leitet die wirkenden Kräfte zu seiner Verwirklichung; folglich kann es nur ein ideelles Sein haben, kann nur als Gedanke dasein, welcher zu seiner Realisirung selbst die Mittel bestimmt und in Thätigkeit setzt. Ein Gedanke aber ist nur in einem Denkenden; nur eine bewusste vorstellende geistige Thätigkeit kann Zwecke sich setzen und die Mittel zu ihrer Ausführung ordnen. Also ist

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der Schluss aus dem zweckmässigen Sein der Organismen auf ein zwecksetzendes intelligentes Prinzip der Natur, auf einen intelligenten Welturheber oder Gott*). Die Beweiskraft dieses Schlusses wird angefochten entweder dadurch, dass man die Zwecke in der Natur überhaupt leugnet und für blossen Schein erklärt, das scheinbar Zweckmässige für bloss zufälligen Erfolg blind wirkender Ursachen ausgibt; oder dadurch, dass man zwar die Teleologie in der Natur zugibt, dieselbe aber aus einer der Welt selbst einwohnenden organisirenden Kraft (Leben, Seele der Welt) ohne Rückgang auf ein überweltliches Prinzip erklären zu können meint. Ersteres geschieht vom mechanischen Materialismus oder atheistischen Atomismus, der aus den rein zufälligen Bewegungen, Verbindungen und Lösungen der Atome alles. Leben erklären will. Konsequenter Weise dürfte nun zwar eigentlich dieser geistlose Atomismus gar keine Gesetze des Wirkens annehmen, da diese schon (cf. das beim kosmolog. Beweis Ausgeführte) eine übergreifende Allgemeinheit als beherrschende Macht über die einzelnen Atome voraussetzen; allein in natürlichem Instinkt (sofern ja damit überhaupt alle Welterklärung aufhören würde) pflegt der Atomismus doch wenigstens die elementarsten Gesetze der Physik über seine Atome herrschen zu lassen und will nun aus diesen physikalischen Eigenschaften der Atome, Schwerkraft, Anziehungsund Abstossungskraft und dergl., alle Erscheinungen, namentlich auch das organische und weiterhin geistige Leben erklären. Allein bei der besonnenen Naturwissenschaft steht es bekanntlich als sichere Thatsache fest, dass sich aus den physikalischen Eigenschaften der Elemente allein kein einziger physiologischer Prozess, kein einziges organisches Produkt erklären lässt, geschweige denn die konstante Erhaltung der Gattungs- oder Arttypen in der Fortpflanzung der Organismen. Das organische Leben ist also etwas vom anorganischen specifisch verschiedenes, auf seinem eigenen Prinzip beruhendes. Sobald man diess zugibt, wie die besonnene Naturwissenschaft durchweg thut, so ist auch die Teleologie aus der Natur nicht wegzubringen und es bleibt dann', um dem Schluss auf einen

*) Man vergl. dazu Ulrici: „Gott und die Natur", p. 394-399.

intelligenten Urheber dieser Zweckmässigkeit zu entgehen, nur noch die Annahme möglich, dass die Teleologie ihren Grund nur in der Welt selbst habe. Und diess kann wieder auf doppelte Weise gedacht werden: entweder pankosmistisch, oder hylozoistisch. Im erstern Fall wird die Welt als entwickelte Totalität von mannigfaltigen Kräften angesehen, die, wie sie von Uranfang an in ihrem Unterschied von und ihrer Beziehung auf einander bestanden, so auch immerfort durch die eigene Kraft ihrer Wechselwirkung sich im Gleichgewicht erhalten; die Welt wäre hiernach ein sichselbsterhaltender Organismus, ein sichselbsttragendes System, in welchem das Ganze und das Einzelne, die Vertheilung der Massen und die Bewegung und Wirksamkeit der Theile, Alles von selbst und mit einem male, nehmlich von Ewigkeit her gesetzt ist, wo man also nach einem Grund und Prinzip nicht weiter fragen darf. Innerhalb dieses Ganzen findet nun zwar steter Wechsel im Einzelnen statt; die Einzelexistenzen entstehen und vergehen immer wieder nach den ewig feststehenden Gesetzen ihrer Gattungen; aber diese Gattungen selbst stehen schlechthin fest, ein successives Hervortreten qualitativ verschiedener höherer und immer höherer Gattungen ist durchaus unmöglich; die höheren setzen die niederen wohl voraus, aber letztere können die höheren nicht aus sich erzeugen oder, wenn sie einmal erloschen wären, wiedererzeugen, sondern es kann nur jede Gattung, sowie sie einmal, und zwar von Ewigkeit her, ist, sich selbst forterhalten. Der Pankosmismus kennt also nur einen im Einzelnen zwar stets sich ändernden, im Ganzen aber ewig feststehenden unveränderlichen Kreislauf, keine Succession von wirklich neuen Existenzformen, Gattungen und Prinzipien innerhalb des bestehenden Systems; durch solches neue Heraustreten würde ja schon das festgegliederte und in sich abgeschlossene System durchbrochen und könnte seinen Schwerpunkt, seine Selbsterhaltungskraft nicht mehr insichselber haben. Es widerspricht nun aber diese Theorie ebensosehr dem philosophischen Denken als der Erfahrungswissenschaft; jenes dadurch, dass sie das menschliche Denken bloss auf die Kenntniss der erscheinenden Wirklichkeit beschränkt und jede Frage nach dem Woher und Wozu, mit welcher alle Philosophie erst wahrhaft beginnt,

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