Denkmäler Deutscher Poesie Und Prosa Aus Dem VIII-XII Jahrhundert (Classic Reprint)

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Excerpt from Denkmäler Deutscher Poesie und Prosa aus dem VIII-XII Jahrhundert

Sobald die verschiedenen deutschen stämme im reich Karls des grafsen zu einer politischen und religiösen einheit verbunden wurden, konnte auch für die sprache die entwickelung zu gröfserer einheitlichkeit nicht ausblei ben. Darauf führte schon das bedürfnis des reichs. Zunächst die franki schen mundarten am Main und Mittelrhein in der mitte des damaligen Deutschlands erlangten damit eine hervorragende bedeutung und durch ihre geographische stellung sowohl als ihre ganz damit übereinstimmende sprach liche beschaffenheit waren sie berufen ein bindeglied zwischen dem norden und süden abzugeben. In ihrem ganzen habitus überwiegend hochdeutsch hielten sie doch dadurch dass sie die tennis k im anlaut, die einfachen mediae b und g überall und wenigstens noch im anlaut das th, zum teil auch das alte d bewahrten, die mitte zwischen den rauheren oberdeutschen und den noch ganz auf der alten lautstufe verharrenden niederdeutschen mundarten; so auch in ihrem wortvorrat und wortgebrauch, und einwür kung und aneignung, entlehnung und austausch war für sie nach beiden seiten hin leicht. Aus ihnen gieng die karlingische hofsprache hervor, die sprache des höheren lebens dessen mittelpunkt der kaiserliche hof war, das ihm von allen seiten zustrebte und wiederum von ihm ausstralte. Gegen die volksmundarten war die neue sprache noch weniger abgeschlossen als später das mittelhochdeutsche, geschweige denn das neuhochdeutsche, und ihr abstand nach unten hin war wohl nur gering. Eine neue litteratur und poesie, die ihr festigkeit, abgeschlossenheit und gleichmäfsige ausbildung gegeben hätte, blühte nicht mit ihr auf. Daher kommt es dass kaum ein denkmal in allen sprachlichen merkmalen mit einem andern völlig über einstimmt und fast jedes die sprache in einer andern gestalt zeigt. Eine gleichmäfsigkeit in den grammati'schen formen ward nicht erreicht und alte und neue erscheinen im gebrauch neben einander. Nicht einmal die ortho graphie und lautbezeichnüng stellte sich fest: sie artete nach art und zeit verschieden, wie die sprache selbst. Tritt eine mischung ein, wie in dem merkwürdigen We4'f3enburger katechismus (lvi), wo kaum noch ein be stimmter typus vorherseht, oder auch nur wie in dem lied von Christus und der Samariterin (x), so lässt sich über die herkunft eines denkmals schwer entscheiden. Der schwankende zustand der sprache brachte vielleicht den kaiser selbst auf den gedanken eine deutsche grammatik zu schreiben. Hätte er ihn ausgeführt, so wäre daraus wohl eine art capitulare geworden.

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