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kirche zu Nom die römische Kaiserkrone ausgesetzt hatte, ließ er durch denselben jeden Sänger, der von dem cantus romanus abweiche, mit Gefängniß oder Landesverweisung bedrohen.

In unsern Zeitabschnitt fällt auch der erste Gebrauch der Orgel beim Gottesdienst. *)

Wie der Name „Orgel" von dem griechischen ὄργανον stammt, womit die alten Schriftsteller ein musikalisches Instrument überhaupt und die 70 Dolmetscher in der alexandrinischen Bibelübersezung im Besondern die Pfeifen bezeichneten, mit welchen nach Ps. 150, 4. das Volk Israel bei einem volksthümlichen Dankfeste Gott loben sollte: so stammt das Orgelinstrument, welches Mozart mit Recht „den König der Instrumente" genannt hat, von der armseligen Sackpfeife der griechischen Hirten ab, die man, nachdem einmal mehrere Pfeifen zusammengestellt wurden, eine Art Mundorgel nennen kann. Hatte man zuerst zur Schonung der menschlichen Athmungswerkzeuge sich eines ledernen Schlauchs zu bedienen angefangen, durch dessen Zusammendrücken mittelst des Arms die tönende Luft erzeugt wurde, so kam man bei größeren Instrumenten mit zahlreicherer Pfeifenreihe darauf, den Blasebalg anzuwenden, um Luft in die Pfeifen zu bringen, und so entstand die Windorgel (organum pneumaticum).

Ein solches größeres Pfeifenwerk von 10 zehnfach durchlöcherten Pfeifen mit Blasebälgen und einer Vorrichtung zum Greifen der Töne, Magrepha genannt,**) ist jedenfalls, was auch die Rabbinen darüber Widersprechendes und fabelhaft Uebertriebenes, z. B. von ihren bis Jericho hörbaren Tönen, vorbringen, nach dem Zeugniß des Talmud-Traktat Erechin. Cap. 2. im zweiten Tempel zu Jerusalem, wenn auch nicht bei der eigentlichen Tempelmusik, so doch als Signal, wornach die Leviten an ihre be

*) Quellen: Geschichte der Musik von Aug. Wilh. Ambros (in Prag). Breslau. 1. Bd. 1862. S. 489-492. - 546 f. - 2. Bd. 1864. S. 24 f. 65-67. Joseph Antony, geschichtl. Darstellung der Entstehung und Vervollkommnung der Orgel. Münster. 1832. Spon sel, Orgelhistorie. Nürnb. 1771. Seidel, die Orgel und ihr Bau. Breslau. 2. Ausg. 1844.

**( Von גרף greifen, was also auf eine Tastatur weist. Vgl. Saalschütz, Archäologie. I, 282.

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stimmten Verrichtungen giengen, um die Zeit Christi im Gebrauch gewesen.

Weil aber die Blasebälge bei unvollkommenen Einrichtungen die Luft nur stoßweise von sich gaben, kam dann neben der Wind= orgel durch den mit der Fertigung von Feuersprisen beschäftigten alexandrinischen Mechaniker Ktesibius um's J. 160 v. Chr. die sogenannte Wasserorgel (organum hydraulicum) in Gebrauch, bei welcher die über eine Wasseransammlung zusammengepreßte Luft gleichmäßiger in die Pfeifen einströmte und weichere, sanftere Töne bewirkte. Deßhalb hatten auch zu Christi Zeiten die Römer solche Wasserorgeln mit ihren süßen, ergötzlichen Klängen als Lurusgegenstände vielfach in ihren Häusern im Gebrauch; in den Prunkgemächern der Reichen und Großen standen sie, wie jest die Spieluhren, ausgestellt, und zu Gastmählern wurde damit Tafel= musik gemacht. Namentlich der Kaiser Nero († 68 n. Chr.) soll eine große Liebhaberei dafür gehabt haben.*) Auf einem aufgefundenen römischen Denkstein stellt das Basrelief eine Orgelspielerin vor, die mit beiden Händen auf einer Claviatur spielt und an einem tragbar auf einem Tisch ausgestellten thurmartigen Behältniß, in welchem sich 16 Pfeifen je 4 und 4 in Reihen hinter einander aufgestellt befinden, während dem Mädchen gegenüber ein Jüngling mit beiden Händen kleine Blasebälge regiert. Im griechischen Reiche scheinen dann in den ersten christlichen Jahrhunderten ähnliche Hausorgeln, bloß vom Wind regiert, ausgekom men zu seyn mit kräftigern und stärkern Tönen. Wenigstens findet sich unter den Reliefs des Fußgestells eines von Kaiser Theodosius I. († 395) zu Konstantinopel aufgestellten Obelisken die Abz bildung zweier kleiner Windorgeln mit ihren Spielern und Balgentretern. Und derartige Instrumente nahmen dann die Römer mit in die abendländischen Provinzen, wo die Wasserorgeln ganz in Vergessenheit gerathen zu seyn scheinen. In Arles - also auch außerhalb Italiens sind um's J. 1860 zwei antik geformte Sarkophage aus dem 6. oder 7. Jahrhundert aufgefunden worden, auf welchen kleine Windorgeln abgebildet sind.

*) Sueton cap. 41. reliquam diei partem per organa hydraulica novi et ignoti generis circumduxit.

In die Kirchen des Abendlands mögen solche noch vor der Zeit des Papstes Vitelianus (+ 669), dem man gewöhnlich die Aufstellung von Orgeln in den Kirchen zuschreibt, verpflanzt wor= den seyn, zunächst freilich nur, um den Sängern den rechten Ton anzuschlagen, noch nicht aber, um mit selbstständigem Spiel die Gemeinde zu erbauen. Im I. 757 erhielt König Pipin, der Kleine, von dem griechischen Kaiser Constantius Copronymus VI. mittelst einer besondern Gesandtschaft eine schöne Windorgel zum Geschenk, die er dann in der Kirche des h. Cornelius zu Compiegne aufstellen ließ, was aber der Berichterstatter Eginhard in seinen Annalen nicht als unerhörte Neuerung, sondern nur als eine außergewöhnlich kostbare Kirchenzier preist ein Zeichen, daß in der Karolinger Zeit bereits müssen Orgeln in Kirchen aufs gestellt gewesen seyn. Carl der Große ließ sich sofort zur Unters stützung des von ihm mit so besonderem Eifer gepflegten Kirchengesangs noch einige weitere Orgeln aus dem griechischen Kaiserreiche kommen, wo man sie übrigens nicht in den Kirchen gez brauchte, und als ihm der Kaiser Constantin Michael aus Kons stantinopel durch besondere Abgesandte ein größeres Orgelwerk als Geschenk hatte überbringen lassen, stellte er dasselbe im Aachener Dome auf*) und ließ durch seine Künstler darnach noch andere fertigen. An ein rascheres oder gar verzierteres Spiel auf diesen nach Ton und Umfang noch sehr beschränkten, plumpen und schwerfälligen Orgeln war freilich noch nicht zu denken. Ueber zwei Töne konnte man auf denselben nicht ertönen lassen, und die meist 4-6 Zoll breiten, nach der diatonischen Scala mit großer Terz meist in der Zwölfzahl an einander gereihten Tasten mußten mit den Fäusten geschlagen oder mit dem Ellbogen eingedrückt werden und gaben dann, während die meist auf zwölf sich belaufenden Schmiedebälge den Wind mit donnerartigem Getöse einbliesen, so stark dröhnende Töne an, daß über ihrem Klang einmal nach Walafried Strabo's Angabe im Dom zu Aachen eine Frau in tödt= liche Ohnmacht gefallen ist.

*) Der St. Gallener Mönch Walafried Strabo beschreibt dieselbe de Carolo M. lib. 11, 10. folgendermaßen: „musicorum organum praestantissimum, quod doliis ex aëre conflatis, follibusque taurinio per fistulas aëreas mire perfilantibus rugitu quidem tonitrui boatum, garrulitatem vero lyrae ut cymbali dulcedine coaequabat."

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Zweite Periode.

Die mittelalterliche Beit.

Vom Tod Carls des Großen bis zur Reformation.

814-1517.

1) Das lateinische Kirchenlied.

In Italien, Spanien, Gallien, Nordafrika war die lateinische Sprache die Muttersprache, deren sich die Priester auch dann noch beim Gottesdienst fortbedienten, nachdem durch die Einwanderung der Gothen sich neue Sprachen gebildet hatten. Die Missionäre, welche von Rom aus oder im Dienst der römischen Kirche das Abendland durchzogen und in England und von da in Deutschland das Christenthum pflanzten, konnten sich nicht überwinden, das göttliche Wort und die gottesdienstlichen Formen und Gesänge in die rohen Sprachen der Heidenvölker zu übertragen, wie einst Ulphilas gethan, der den Gothen im J. 361 die h. Schrift in ihre Muttersprache übersekte. Sie hielten beim Gottesdienst durchaus fest an dem Gebrauch der römischen oder lateinischen Sprache, und suchten, wie namentlich Bonifacius, Alles nach römischem Schnitt zu modeln. Es mögen auch die neubekehrten, zuvor rohen Völkerschaften in abergläubischer Andacht gerade diese Gebete und Gesänge in unverständlicher Sprache mit besonderer Scheue und Ehrfurcht aufgefaßt haben. So ward in manchen Ländern, besonders in Deutschland, zugleich mit dem Christenthum von selbst auch die lateinische Kirchensprache oder die römische Litur gie eingeführt. Dazu kam im ganzen fränkischen Reiche, daß Carl der Große aus politischen Gründen schon der Gleichförmigkeit wegen den ausschließlichen Gebrauch der lateinischen Sprache beim Gottesdienst oder der römischen Liturgie zu befördern suchte, wie dieß aus Anlaß seiner Bemühungen für die Verbreitung, und Reinerhaltung des gregorianischen Kirchengesangs bereits erwähnt wor den ist.

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Was sich nun anfangs im Abendland von selbst nach der

Natur der Umstände so zu gestalten anfieng, das ward später durch die im Mittelalter immer höher steigende hierarchische Uebermacht der römischen Päpste mit Absicht und planmäßig, sogar durch förmliche Verbote gegen den Gebrauch der Landessprachen beim Gottesdienst, durchzuführen gesucht. Die Päpste behaupteten die römische Liturgie als Band der Einheit für die ganze Kirche und verdrängten so seit dem eilften Jahrhundert sogar auch in Spanien immer mehr die gothische oder mozarabische Liturgie. Die verschiedenen Landeskirchen sollten durch den ausschließlichen Gebrauch der latei= nischen Sprache beim Gottesdienst um so fester an den römischen Stuhl gefesselt werden. Daher ward auch die Behauptung aufge= • stellt, daß nur, die lateinische Sprache für die Religion mit Erfolg gebraucht werden könne, und so wurde auch längere Zeit nur lateis nisch gepredigt. Bloß die Taufe und Ohrenbeichte wurden von Anfang an in der Landessprache gehalten. Verbot ja doch sogar im Jahr 1129 die Kirchenversammlung zu Toulouse den Laien, sie sollen weder das alte noch das neue Testament, höchstens das Psalmbuch oder einen Auszug der lateinischen Liturgie oder die Gesänge an die heilige Jungfrau, aber selbst diese nicht in der Muttersprache besitzen oder lesen. Es war dem immer mehr um sich greifenden hierarchischen Geiste ganz angemessen, daß die Priez ster dem Volke in der unverständlichen und darum mysteriösen, lateinischen Sprache vorbeteten und vorsangen; auch diente es zur Erhöhung des Ansehens der Priester in den Augen des Volkes, wenn denselben vorzugsweise vor dem Volk das englische Geschäft zubeschieden wurde, Gott im Tempel mit Lobgesängen zu preisen, wie dieß die Engel im Himmel thun. Daher und wegen des ohnedem in lateinischer, dem Volke fremder Sprache vorzutragenden, auch äußerst mühsam zu erlernenden gregorianischen Kirchengesangs kam es, daß die Priester beim Gottesdienst immer allein und als Stellvertreter des Volkes mit ihren Sängerchören ihre lateinischen Hymnen sangen und auf lange hinaus das Volk einzig und allein damit sich begnügen mußte, zu den Hymnen der Priester die Anfangsworte der lateinischen Litanei „Christe eleison" „kyrie eleison" („Herr, erbarme dich") auszurufen. Dieses Kyrie eleison war als Herzenserguß der Gemeinde aus der griechischen Kirche schon in den ersten Jahrhunderten in die lateinische

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