صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

geben war, V. 8: Da nahm die (in mir wohnende) Sünde Ursach am Gebot (beņußte es) und erregte in mir allerlei Lust, denn ohne das Gefeß war die Sünde todt (ich fühlte ihr Vor: handensein in mir nicht, weil sie sich nicht äußerte, was im Widerstreben gegen das Gebot geschah, sobald dies nur gege: ben war). Einst freilich lebte ich ohne Gesetz V. 9., ich er: kannte es nicht; da aber das Gebot kam, ward die Sünde wieder lebendig, fing an in verbotnen Begierden sich zu regen, und ich starb, V. 10., ward durch Ungehorsam elend, und so befand es sich denn, daß das Gebot mir (durch eigne Schuld) zum Tode gereichte, das mir doch zum Leben gegeben war. So ist denn allerdings V. 12. das Gesetz an ihm selbst heilig, und das Gebot ist heilig, recht und gut; auch ist es weit ferne, daß mir dies heilige Gefeß den Tod an und für sich gebracht haben sollte, das that vielmehr die in mir wohnende Sünde, die eben dadurch in ihrer ganzen Abscheulichkeit und Verdamms lichkeit einleuchtet, daß sie durch Widerstreben gegen ein heils sames Gesetz mir die auf Uebertretung desselben gesetzten Stra: fen zuzog, V. 13. So wissen wir denn beides V. 14., daß das Gesetz geistlich ist, gut und vollkommen, aber das natúr liche Herz ist fleischlich, verderbt und unter die Sünde verkauft, so sehr ein Sclave derselben, daß es von ihrer Herrschaft nicht einmal durchs Gefeß befreit wird. Bis hieher hat der Apostel von dem unverkennbaren Streit zwischen dem göttlichen Ge: sez und dem verderbten Herzen im Allgemeinen geredet, und die Größe des sündlichen Verderbens besonders dadurch dar gethan, daß selbst Gottes heiliges Gesetz den Menschen nicht zum Gehorsam bewegen könne und ihm deshalb verderblich werde, weil seine Sünde diesem Gesetz allezeit widerstrebe. Nun redet er von dem Zwiespalt im Herzen selbst, der durch das Gesetz offenbar werde, und sagt V. 15: Ich weiß nicht, was ich thue; denn ich thue nicht, das ich will, sondern das ich hasse, das thue ich, V. 18; denn ich weiß, daß in mir, das ist in meinem Fleische (verderbten Herzen) wohnet nichts Gu: tes; Wollen habe ich wohl, aber Vollbringen finde ich nicht, V. 19.; denn das Gute, das ich will, thue ich nicht, sondern das Böse, das ich nicht will, das thue ich; V. 22. 23: Denn ich habe Lust an Gottes Gesetz nach dem inwendigen Mens schen, ich sehe aber ein ander Gefeß in meinen Gliedern, das

[ocr errors]

da widerstreitet dem Gesetz in meinem Gemüthe, und nimmt mich gefangen in der Sünden Gesek, welches ist in meinen Gliedern. Wenn Gottes Gesetz vor uns hintritt, so können wir nicht anders als die Wahrheit und das Heilsame seiner Forderungen anerkennen, es ganz und gar billigen und eingeste: hen, daß der Gehorsam gegen dasselbe beglückend für uns sein würde; wir versagen ihm auch diese Billigung in Stunden ru higer Ueberlegung und klarer Besonnenheit nicht, ja wir sind sogar geneigt, uns ihm zu unterwerfen, wollen gehorchen; aber dieser Wille ist mehr nur ein schwaches Wünschen als ein kräfs tiges Wollen, und die Macht der in uns wohnenden Sünde zeigt sich eben darin, daß sie uns gegen unser besseres Erken nen und Begehren zum Ungehorsam fortreißt, so daß wir das Gemißbilligte und Verabscheute thun; das bessere Selbst in uns unterliegt dem schlechteren Selbst, mit Riesenkraft trågt das zum Bösen geneigte Herz den Sieg davon über jene ohn mächtigen besseren Regungen, die dadurch nicht stärker werden, daß sie ein von ihnen gebilligtes, heiliges, göttliches Gesetz vor sich sehen, das noch dazu mit Strafandrohung und Lohnvers heißung verknüpft ist. Wie stark muß daher der verderbte Wille sein, der beides überwindet, jene besseren Regungen und das göttliche Gesetz! Dieser stets sich erneuernde Kampf, in welchem derjenige immer wieder unterliegt, der nur unter dem Geseze steht, und nicht durch größere Kräfte unterstüßt wird, ' ist das lauteste Zeugniß für die Macht der Sünde und für die Ohnmacht des Gesetzes, welches den Gehorsam nicht erzeugt, den es verlangt; denn so wenig wie ein Gebot des Arztes den Kranken gesund macht, eben so wenig heilt Gottes Gesetz den Schaden unseres Herzens, es macht ihn vielmehr nur um so fühlbarer. Sollen wir genesen, zum Gehorsam gelangen und siegreich die Macht der Sünde überwinden, so ist das Gesetz dazu nicht hinreichend, sondern es muß durch andre Veranstal: tungen die Liebe zu Gott über unser Herz ausgegossen werden, die das Gefeß gebietet, aber nicht einflößt, und das geschieht wirklich durch die Gnade Gottes in Christo. Paulus sagt Gal. 3, 21: Wenn ein Gesetz gegeben wäre, das da könnte lebendig machen (das unserm in Sünden erstorbenen Herzen neues göttliches Leben in wahrer Liebe zu Gott einflößen könnte), so kåme die Gerechtigkeit wahrhaftig aus dem Geseß (indem

es in solchem Falle wirklich gehalten würde); allein das dem Gesetz unmöglich war, heißt es Röm. 8, 3. 4. (d. h. uns zu vollkommnem und vollständigem Gehorsam und somit zu wah rer Gerechtigkeit vor Gott zu bringen), sintemal es durch das Fleisch geschwächt ward, das that (bewirkte) Gott, und fandte seinen Sohn in der Gestalt des sündlichen Fleisches, und vers dammte die Sünde im Fleisch durch Sünde, auf daß die Ges rechtigkeit, vom Geseß erfordert, in uns erfüllet würde, die wir (indem wir) nun nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist wandeln. Was das Gesch nicht auszurichten vermogte, erreichte Gott späterhin durch die Sendung des Sohnes wirks lich an allen Gläubigen, welche, von Christi Geist getrieben, nicht mehr den Regungen ihres verderbten Herzens nachgeben noch folgen, wohin es das Strafe drohende Gesetz vergebens zu bringen versucht hatte, sondern die sich vielmehr von dem heiligen, ihnen mitgetheilten Geiste regieren lassen. Ehe aber Gott seine Gnade in Christo offenbarte, gab er zuvor das Ge seß, und was soll denn das Gesetz? Es ist dazu kommen, um der Sünde willen, bis der Same kåme, dem die Verheißung gegeben ist, Gal. 3, 19; um die Sünde recht fühlbar zu machen und eine recht lebendige Sehnsucht nach dem Weibes: und Abrahams Samen zu erwecken, nach Christus, an den alle Ver: heißungen Gottes geknüpft waren, daß er den Segen über alle Geschlechter bringen sollte, dazu sollte das Gesetz dienen; ein Suchtmeister auf Christum sollte es sein, V. 24., d. h. bilden sollte es die Herzen und sie empfänglich machen für die Gnade in Christo, daß sie die Wohlthat der Erlösung recht dankbar schmeckten. Das Gesch ist also gar nicht wider Gottes Ver: heißungen, so daß etwa das gnadenvolle Testament, das von Gott zuvor bestätigt ist auf Chriftum, aufgehoben und die Ver: heißung aufhören sollte durchs Geseß, welches gegeben ist über 430 Jahr hernach (V. 17.); d. h. der frühere Gnadenbund Gottes mit Abraham und dessen Nachkommen, dem zufolge er ihm aus freier Gnade die Verheißung gab, durch seinen Sa men, Christum, alle Geschlechter zu segnen, soll durchs Geseß keineswegs abgeschafft und für nichtig erklärt werden, als ob jener Segen durch Gehorsam gegen das spåter gegebene Gefeß verdient werden sollte, sondern es bleibt dabei, daß das Erbe (der Inbegriff der göttlichen Verheißungen) nur durch Glau:

3

ben an Gott erlangt wird, und das ganze Geseß war nur eine vorbereitende Zwischenanstalt, das Gefühl der Sünde anzure: gen, das Bewußtsein der Strafbarkeit von Gott zu unterhal ten und die Sehnsucht nach Erlösung zu erwecken. So wie das auf Sinai gegebene Sittengeseß bei den frommen Israe: liten dies bewirkt hat, daß sie des zukünftigen Erlösers sich hof fend getrösteten, so muß es auch jeßt noch, unter der Periode der Gnade, dazu gebraucht werden, die Herzen mit ihrem sünd. haften und der Erlösung bedürftigen Zustande bekannt zu ma; chen, nicht aber soll Gesetz oder Moral so getrieben werden, als ob man es erfüllen und dadurch vor Gott gerecht, und aus Verdienst ein Himmelserbe werden könnte, denn das macht stolze Herzen und nur den Demüthigen gibt der Herr Gnade. Damit des Sittengeseßes wahre Bestimmung nicht verkannt werden mögte, wurde in dem Ceremonial: Gesetz und levitischen Gottesdienst durch die Einrichtung der Opfer auf die Straf barkeit jeder Uebertretung, auf die zu suchende Gnade und zu hoffende Vergebung in sinnbildlichen Handlungen hingewiesen, und während dieser ganzen Periode wurde die Verheißung von dem zukünftigen Erlöser unzählige Mal wiederholt, um das Un: genügende des Gesekes, und daß es nur Vorbereitungsanstalt sei, zu offenbaren; aber dessenungeachtet suchte der fleischliche Sinn Israels Gerechtigkeit aus dem Geseß, und verkannte die wahre Bedeutung der Opfer.

Von der ewigen Dauer des Geseķes.

Obwohl das Gefeß nur eine vorbereitende und Zwischens anstalt auf Christum war, so hat es dessenungeachtet auch eine ewige Dauer und ewige Gültigkeit, so daß die, welche Christo im Glauben angehören, nicht weniger an das Gesetz und seine Befolgung gewiesen sind, als es einst Israel war; nur ist das Verhältniß des Wiedergebornen zum Gesetze ein ganz anderes als das des Unwiedergebornen. Die Gültigkeit des Gesetzes auch für Jesu Jünger erkennt man sowohl aus der bestimm: ten Erklärung des Herrn Matth. 5, 17: Ihr sollt nicht wäh nen, daß ich kommen bin, das Gesetz oder die Propheten auf: zulösen; ich bin nicht kommen aufzulösen, sondern zu erfüllen; als aus allen den Stellen, in welchen der Herr einen heiligen Wandel, Gehorsam gegen Gottes Willen und Befolgung seiner

Gebote fordert. Das Gesetz auflösen, ihm seine verbindende Kraft nehmen, es abschaffen, die Seinen vom Gehorsam gegen dasselbe frei machen, ist daher keinesweges des Erlösers Absicht, vielmehr war sein kindlich gehorsamer Wandel gegen den Vas ter im Himmel, und die Belehrungen, welche er über den tie: fen und umfassenden Sinn des Gesetzes gab, die lauteste Er Elårung von seiner Seite, wie er durch Beispiel, Wort und Ermahnung das Gesetz selbst erfüllen, und sich und alle die Seinen demselben unterwerfen wollte. Daher sagt auch Pau: lus, Gott habe seinen Sohn unter das Gesetz gethan, und der Erlöser selber versichert: es sei seine Speise, zu thun den Wils len des Vaters im Himmel. Da das Gesetz Ausdruck und Offenbarung des heiligen Willens Gottes, Gott selbst aber wie sein Wille ewig unveränderlich derselbe ist, so hat natürlich auch sein Gesetz ewige Gültigkeit, und was in ihm geboten oder verboten ist, bleibt es für immer ohne einige Abänderung. Es ist also dies Gefeß, als Grundlage aller Heiligkeit und Sitt lichkeit, die unveränderliche Richtschnur des Vaterwillens Got tes für alle seine Kinder, für Engel und Menschen, in diesem und jenem Leben; dahin deutet auch die dritte Bitte im Ge bete des Herrn: Dein Wille geschehe wie im Himmel, also auch auf Erden; die seligen Bewohner des Himmels, die heis ligen und seligen Engel und die vollendeten Gerechten thun allezeit Gottes Willen, der ist ihr Geseß, und ein Kind Got; tes wird niemals frei vom Gesetze Gottes, daß ihm dasselbe nicht die alleinige Regel des Denkens und Empfindens, seines Wollens und Thuns bliebe. In diesem Sinne also sind auch die Gläubigen an das Gefeß gebunden, aber in einem andern Sinne sind sie frei vom Gesek, durch Christum von demsel ben erlöst und zur herrlichen Freiheit der Kinder Gottes beru fen. Paulus sagt Róm. 3, 21: Heben wir denn das Gefeß auf durch den Glauben? Das sei ferne; sondern wir richten das Gesetz auf. Wenn nämlich der Mensch zum lebendigen Glauben an Christus gelangt, wenn er glaubend den heiligen Geist empfängt, so wird er mit solcher Liebe zu Gott erfüllt, daß es seines Herzens Freude wird, Gottes Gebote zu halten, und da die Liebe des Geseßes Erfüllung ist, so wird vermit: telst des Glaubens das Gefeß aufgerichtet, ihm der geforderte Gehorsam wirklich verschafft. Wo Glaube an Gottes Gnade

« السابقةمتابعة »