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dies, daß unsre Sünden Ursach seines bittern Leidens und Sterbens waren, daß ein solches Opfer nöthig war zu unsrer Rettung? So wirkt diese Heilsanstalt Gottes in dem Opfer: tode Christi durch die allerstärksten Beweggründe und durch die gewaltigsten Triebfedern auf das menschliché Herz, und wenn anders wirklich eine neue Schöpfung mit uns vorgehen soll, so gibt es keine zweckmäßigere Veranstaltung, als Christi Opfertod, der so ganz auf die Bedürfnisse des menschlichen Her: zens berechnet ist. Es offenbart sich daher hierin auch die Allwissenheit des Herzenskündigers und seine Weisheit, daß er an diesem Tode ein Mittel zu unsrer Erlösung gefunden hat, wel: ches durch kein anderes erseßt werden kann. Nur Mangel an Selbstkenntniß, verkehrte Vorstellungen über Gott, Mißvers stand dieser göttlichen Gnadeneinrichtung selbst, Hochmuth des menschlichen Herzens, das der Gnade und eines fremden Ver: dienstes nicht zu bedürfen wähnt, können sich tadelnd über dies Werk der höchsten Weisheit Gottes åußern, ungerechte Vor: würfe und Einwendungen vorbringen und es für entbehrlich erachten. Wer aber das Ungenügende der menschlichen Tuz gend und die heiligen Forderungen Gottes erkannt hat, der wird in anbetender Bewunderung des Opfers Christi sich ge: trösten und in demselben den stärksten Antrieb zur Heiligung finden. Mag daher ¿mmerhin selbstgerechten Herzen (Juden) das Wort vom Kreuze, von Christi Kreuzestode, als deni Grunde unsrer Rechtfertigung, ein Aergerniß sein, den einge: bildeten Weisen dieser Welt aber (Griechen), deren Weisheit vor Gott Thorheit ist, eben dies Wort als Thorheit erschei: nen, denen, die da glauben, ist es göttliche Kraft und göttliche Weisheit. Wenn nun Christi Opfertod die allerwichtigste Be gebenheit ist, so war es auch der Weisheit Gottes nicht uns angemessen, dieselbe in den Opfern im Voraus abzubilden, um die Geschlechter vor Christo auf den Troft dieses Opfers hin: zuweisen, und die Größe desselben auch dadurch recht darzule: gen, daß Jahrtausende zuvor schon vorbildliche Anstalten in Beziehung auf diesen Tod eingerichtet wurden.

Wenn nun jezt noch, nachdem das Opfer Chrifti gebracht und das volle Licht des Evangelii über die Bedeutung und Wichtigkeit desselben uns angezündet ist, selbst viele Christen diesen Gnadenrathschluß Gottes gar nicht oder nicht recht vers

stehen, weil sie Gottes Belehrungen in seinem Worte gering schäßen oder verachten, und an die Stelle des einfachen Glau bens, der willig Gottes Aufschlüsse annimmt, ihre Klügeleien sehen und ihrer vermeinten Weisheit Gehör geben; wenn selbst das Opfer Christi von dem fleischlichen Sinne ganz äußerlich aufgefaßt, von dem unbußfertigen Herzen als Ruhekissen für seine Sünden benußt, die durch Christum erworbene Gerech tigkeit, die der Glaube ergreift, keine Lebensgerechtigkeit, keine Sinnesänderung, noch Lebensbesserung wird, noch dieselbe wirkt: so darf es nicht auffallen, daß in den Zeiten vor Christo der prachtvolle Opferdienst, der noch dazu mit mancherlei Mühwals tungen und Aufopferungen für Israel verknüpft war, häufig mißverstanden und nicht seinen Endzwecken gemäß angewandt wurde, so daß sich ein fleischliches Vertrauen auf diese so wie überhaupt auf alle übrigen gottesdienstlichen Handlungen einschlich. Man meinte, ein Opfer gebracht zu haben, sei an und für sich schon genug, ein Gott wohlgefälliges Werk erwerbe Gottes Gnade, tilge Sünden; aber dabei übersahe man die Gesinnungen aufrichtiger Reue und Buße, den Glauben an Gottes Verheißung, die Pflicht, ferner desto sorgfältiger in Gottes Geboten zu wandeln. Dem Sünderherzen, das sich so gern durch etwas Aeußerliches mit Gott abfindet, wenn es nur seiner Sünde leben und seinen Lüsten fröhnen kann, sagte daher der ganze äußerliche Cultus sehr zu, ja man beobachtete die göttlichen Vorschriften und selbst die Menschensaßungen um so sorgfältiger, um sich dadurch Freiheit zu sündigen zu erkau fen. In der christlichen Kirche ist derselbe Mißverstand und Mißbrauch oft wahrgenommen, ein fleischliches Vertrauen auf die Gebräuche des Gottesdienstes, auf die heiligen Sacramente, auf selbstersonnene Werke hat oft die Stelle des lebendigen Glaubens eingenommen, und unerleuchtete Christen getrösten sich des Opfers Christi oft auf eine eben so sündliche Weise, indem sie in ihren Sünden verharren, wie Israel seiner Opfer. Diesen Irrthum zu zerstören, auf die Nothwendigkeit ächter Buße und lebendigen Glaubens hinzuweisen, den rechten Sinn der Opfer und die wahre Bedeutung alles äußeren Gottesdien stes zu enthüllen, war vielfältig das Bemühen der heiligen Pro: pheten, und aus ihren Belehrungen über diese Gegenstände läßt sich abnehmen, wie nicht nur sie selbst, sondern auch durch

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sie wieder andre, zur rechten Würdigung der Opfer und der anderweitigen Verrichtungen des levitischen Priesterthums ka: men, obwohl das volle Licht für jeden erst durch Christum im Evangelio aufgegangen ist, aber freilich auch da nur für die, welche sehen wollen. Schon der Prophet Samuel sprach zu Saul, als dieser seinen Ungehorsam gegen Gott im Kriege ge gen die Amalekiter mit einem Opfer, das er zu bringen Willens sei, beschönigen wollte: Meinest du, daß der Herr Lust habe (mehr) am Opfer und Brandopfer, als am Gehorsam der Stimme des Herrn? Siehe! Gehorsam ist besser denn Opfer, und Aufmerken (auf die Stimme Gottes) besser denn das Fett von Widdern. Denn Ungehorsam ist eine Zauberei Sünde, und Widerstreben ist Abgötterei und Gößendienst (1 Sam. 15, 22. 23.); indem nåmlich der Ungehorsame sich einen andern Gott und Herrn erwählt, dem er dienen will, seinen eignen Willen und seine fleischlich gesinnte, Vernunft. Im 50 Psalm wird der wahre Gottesdienst im Gegensatz gegen eine bloß äußerliche Verehrung beschrieben; und diese wird als ungenügend bestraft, Jesaias Cap. 1. Daher verlangt denn auch der heilige Paulus ganz andre Opfer von den Genossen des N. B., als jene bei Israel waren, indem er Róm 12, 1. sagt: Ich ermahne euch, lieben Brüder, durch die Barmhers zigkeit Gottes, daß ihr eure Leiber (euch selbst) begebet zum Opfer, das da lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei, wel: ches sei euer vernünftiger Gottesdienst; im A. B. wurden die Opfer getödtet, die Christen sollen heilig leben, das ist das einige Gott wohlgefällige Opfer, und der vernünftige Gottes: dienst derer, für die sich Christus geopfert hat, wodurch sie Gottes Gnade erlangt haben; nur der ungöttliche Sinn soll getödtet werden, der verkehrte Wille soll sterben; tödtet eure Glieder, die auf Erden sind (heißt es Col. 3, 5.), Hurerei, Unreinigkeit, schändliche Brunst, böse Lust und den Geiz, wels cher ist Abgötterei. Auf diese Aufopferung des bösen Herzens deutet der Erlöser hin, Matth. 18, 8. 9. Täglich mit Christo der Sünde absterben, ihm allein leben in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit, Dank und Preis in tåglichem Gebete ihm darbringen, das sind die Opfer für die Genossen des N. Bundes, das ist die wahre Gottesverehrung, von der der Er löser redet, Joh. 4, 24: Gott ist ein Geist, und die ihn an

beten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten, d. h. es kommt auf eine Verehrung an, die mit dem Herzen und durch die innere Wahrheit der geistigen Natur des Men: schen, also durch Heiligkeit, geschieht. So wie das Opfer Christi, welches er in seinem Tode brachte, der vollkommenste Beweis seiner Ergebung in den Willen Gottes, der Einheit seines und des göttlichen Willens, die höchste Stufe seines lei: denden Gehorsams war: so soll jeder seiner Jünger, im Glau ben an die Kraft dieses Opfers zur Begnadigung der Uebel thåter, in die Fußtapfen seines Erlösers treten, und Gott das angenehme Opfer seines eignen Willens bringen, so daß er allem Eignen, welches die Sünde ist, gänzlich abzusterben bemüht ist; das ist es, was Paulus von sich sagt: Ich sterbe tåglich! und wiederum: Ich lebe, aber nun nicht ich, sondern Chriftus lebet in mir, denn was ich lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben des Sohnes Gottes, der sich für mich dargegeben hat; ich bin der Welt, und sie ist mir gekreuzigt. Indem im A. B. das Opferthier getödtet, dem Sünder aber aus Gnaden das Leben geschenkt wurde, so deutete auch dies darauf hin, daß er es fortan nicht nach seinem, sondern vielmehr nach seines Got: tes und Herrn Willen zubringen sollte, welche Beziehung frei lich erst recht klar bei dem Opfertode des Sohnes Gottes er: kannt wurde.

Von den Festzeiten.

Die mannigfachen, von Gott selbst verordneten Festzeiten, die meistens alljährlich gefeiert wurden, sind, wie die Opfer, überaus wichtig in dem israelitischen Gottesdienste; an diesen Tagen sollte (4 Mose 10, 10.) Israel fröhlich sein vor dem Herrn, seinem Gott, daher wurden die Trompeten an ihnen geblasen, und mit Brandopfern und Dankopfern wurden sie festlich begangen, zur Erinnerung, daß alle wahre Herzens: freude allein aus dem Genusse der Wohlthaten Gottes, und insonderheit der Sündenvergebung herfließe, denn wo die ist, sagt Luther, da ist auch Leben und Seligkeit. Drei Hauptfeste hatte Israel jährlich (3 Mose 23.); 1) das Fest der unge: såuerten Brote sollte so gehalten werden, daß sieben Tage un: gesäuert Brot gegessen wurde, am zweiten Tage des Passah ward als Opfergabe Gott eine Erstlingsgarbe des neuen Ernd

tesegens dargebracht; im N. B. bekam dies Fest eine so viel höhere Bedeutung, als die durch Christi Auferstehung besiegelte Erlösung aus dem Sündenjoche, die er durch seinen Tod ge stiftet hatte, herrlicher war denn jene Befreiung Israels aus der schmachvollen leiblichen Knechtschaft in Egypten.

2) Funfzig Tage nach dem Passah war das eigentliche Erndtefest, an welchem die Erstlinge der neuen Brote vor Got tes Angesicht zum Dankopfer gebracht wurden. Späterhin sahe man dies Fest auch als Gedächtnißtag der Gesetzgebung auf Sinai an. In beiderlei Beziehung ist es auch dem Christen ein herrliches Dankfest für höhere geistige Wohlthaten gewor den; zu Pfingsten sandte der Herr nach seiner Verheißung den heiligen Geist, und die Apostel predigten, und dreitausend See: len wurden an dem Tage, wie reife Garben, und als Erstlinge der neuen Erndte, für das Himmelreich eingesammelt, zum Glau ben an Christus gebracht. War die Gesetzgebung die Begrün dung der Kirche des A. Test., so ist die Ausgießung des heil. Geistes diejenige Begebenheit, durch welche das Reich Gottes zuerst in weiterem Umfange begründet wurde; ward dort nur ein Tod und Verdammniß drohendes Gesetz gegeben, so schenkte hier der erhöhete Heiland den lebendig machenden Geist, der uns tüchtig macht,, das Gesetz zu erfüllen.

3) Das allerfröhlichste Fest war das Laubhüttenfest, wäh rend dessen Feier man in grünen Hütten wohnte, zum Anden; ken an den Aufenthalt in Hütten und Zelten während des vier: zigjährigen Zuges in der Wüste; zugleich war es das Fest der vollendeten Erndte, und daher sollte man ganz besonders der Armen durch Wohlthun gedenken. An diesen dreien Festen sollten alle Männer des Volks vor dem Herrn mit Opfern und Gaben erscheinen, daher die vielen Festreisen, welche auch der Erlöser gemacht hat, zum ersten Mal in seinem zwölften Lebensjahr.

4) Fünf Tage vor diesem Feste war der große Versöh: nungstag, ein allgemeiner Bußtag zur Erlangung der Sünden: vergebung.

5) Auch die Neumonde, mit denen die Monate anfingen, waren Festzeiten, und wurden durch Trompetenschall verkündet; der feierlichste war der Neumond im September, weil dann das bürgerliche Jahr anfing.

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