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herrschten, waren der tiefe Grund ihrer Feindschaft und ihres bitteren Hasses gegen den Erlöser, indem sie nicht eher ruhten, bis sie ihn fortgeschafft hatten aus dem Lande der Lebendigen; und so dienten sie selbst wiederum, obwohl ihnen unbewußt, ja wider ihren Willen, dem höchsten Willen des Heiligen und Allbarmherzigen, der eine ewige Erlösung durch den Tod seines Sohnes zu veranstalten beschlossen hatte. Das ist das Wuns derbare und Außerordentliche in der göttlichen Weltregierung, was die heilige Geschichte am jüdischen Volke und an der Ges schichte Jesu so besonders hervorhebt und so deutlich hinstellt, daß bei der menschlichen Freiheit die göttliche Allwissenheit, Weisheit und Macht die Rathschlüsse und Thaten derselben so lenkt, daß die Erfolge keine anderen sind, als die, welche die ewige Liebe herbeiführen will. So zeigt es sich bei Pharao und seinem Widerstreben; endlich muß er Israel forttreiben und Gottes Willen erfüllen; so zeigt es sich bei der Feindschaft der Widersacher Jesu: Herodes muß den Weisen aus dem Mors genlande den Weg weisen nach Bethlehem und darf das Je suskind nicht tödten; der hohe Rath verurtheilt Jesum und will in ihm den Messias nicht anerkennen, und widerstrebt so dem Willen Gottes, aber indem er seinen eigenen Willen thut, vollbringt er auch den göttlichen und trägt wesentlich dazu bei, Gottes Absichten und das Werk Jesu zu fördern; daß dem also sei, zeigt deutlich die Stelle bei Joh. 11, 47-53. Es ist besser, sagt Kaiphas, in einem bloß welt: und staatsklugen Sinne, ein Mensch sterbe, denn daß das ganze Volk verderbe, welches geschehen würde, wenn es durch Jesu Anhang etwa zu einer Empórung gegen die Römer kåme, die nur unglück: lich ablaufen könnte; darum beschloß er also und mit ihm der hohe Rath den Tod Jesu. Jener Ausspruch aber ist in einem ganz andern Sinne, nach der Erklärung des Evangelisten, eine ewige Wahrheit, und enthält den Rathschluß Gottes von der Erlösung der Sünder durch Christi Tod. Diesen. Sinn ahnete Kaiphas indessen freilich eben so wenig, wie das große Werk selbst, dem er durch seinen bösen Rath und Richterspruch diente. So besteht denn beides nebeneinander die menschliche Freiheit und die göttliche Weltregierung, wenn aber Gott auch das Böse der Menschen zum Guten leitet, so dürfen diese doch nicht sagen: Lasset uns Uebels thun, auf daß Gutes daraus

komme;

komme; derer Verdammniß, die also sprechen, ist ganz recht, Róm. 3, 8. Indem sich nun in diesem Zeitabschnitte, auf ganz geschichtlichem Wege, unter den Juden solche Gesinnun gen und Religionsansichten ausbildeten, wie geschehen ist, so lagen darin die verborgenen Gründe der spåtern Erscheinungen, und namentlich der Verwerfung Jesu als des Messias; und dies alles diente zur Verwirklichung der Absichten Gottes mit Juden und Heiden durch Jesum, den Messias.

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Was die Geschichte der Juden in den lehten 400 Jahren vor Chr. Geburt seit der Zeit Maleachi's betrifft, so sind die der heiligen Schrift nicht gleich geachteten apokryphischen Bů: cher der Bibel, vornåmlich die der Maccabåer, und die júdi schen Schriftsteller Philo und Josephus die Quellen derselben. Zwar herrschten heidnische Könige über die Juden, da aber der hohe Rath über die Beobachtung der göttlichen Gesetze zu hal; ten befugt war, und im Stamme Juda zu Jerusalem seinen Siß hatte, so ist damit die göttliche Weissagung 1 Mose 49, 10. erfüllt worden, daß der Meister, d. h. die Ausübung der obrigkeitlichen Macht, nicht von Juda weichen sollte, bis der Messias auftreten würde. Davids Familie sank indessen im mer mehr in Armuth, Niedrigkeit und Vergessenheit, obwohl fie durch die Geschlechtsregister kenntlich blieb, und beides was ren Gottes Wege, denn nur in der tiefsten Verborgenheit konnte dies Haus vor den Gewaltthätigkeiten der späteren Machthaber sicher sein, die sonst leicht allerhand Besorgnissen Raum gegeben hätten, daß jemand aus dieser Familie ihnen den irdischen Thron rauben würde, wie des Herodes Geschichte und Verfahren zur Zeit der Geburt Jesu offenbar zeigt; und da das Reich des großen Nachkommen Davids kein irdisches sein sollte, konnten sie um so eher des irdischen Glanzes und der äußeren Hoheit entbehren, um so überdies noch die Wahr: heit des göttlichen Reiches zu bestätigen, daß der Herr die Niez drigen erhöhet.

Unter den persischen Königen genossen die Juden viel Freis heit; da viele unter ihnen, besonders auch Priester, heidnische Weiber hatten, und sich von denselben nicht scheiden wollten, so ging der Sohn eines Hohenpriesters, Manasse, mit vielen andern, zu den Samaritern und baute hier den Tempel auf Garizim, und das gab Veranlassung, daß jeßt der Gößendienst

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gänzlich bei den Samaritern abgeschafft wurde, indem sie ihre Gottesverehrung genau nach den fünf Büchern Mose einrich teten; da sie aber ihrem Tempel vor dem zu Jerusalem den Vorzug gaben, weil auf Garizim einst das Volk gesegnet war 5 Mose 11, 29., so entstanden hierüber neue Streitfragen und Swiftigkeiten mit den Juden, von denen Joh. 4, 19-22 die Rede ist.

Als Alexander das persische Reich sich unterwarf, kamen auch die Juden unter seine Botmäßigkeit, und er bestårigte ihnen alle gottesdienstlichen und bürgerlichen Freiheiten, die sie bisher unter den Persern genossen hatten. Bei der Theilung seines Reichs unterwarf sich der König von Egypten, Ptole: måus Lagi, die Juden, und führte viele Tausende derselben nach Egypten, wo sie in Alexandrien späterhin eine berühmte Schule bildeten; indem sie aber der Muttersprache allmählig entfremdet wurden, ward eine Uebersehung ihrer heiligen Schrif ten in das Griechische Bedürfniß, und solche erhielten sie in der Uebersehung der sogenannten 70 Dolmetscher. Nach 100 Jahren etwa kamen die Juden unter die syrische Herrschaft Antiochus des Großen, der ihnen abermals ihre Vorrechte be: ståtigte, allein der Gottesdienst kam doch sehr in Verfall, da die Gottesfurcht von dem Volke wich, und ein Hoherpriester, Menelaus, ging so weit, die Abschaffung der ganzen våterlis chen Gottesverehrung und die Einführung des Heidenthums 'vorzuschlagen. Zu dieser Zeit hatten die Juden die schrecklich: ften Bedrückungen vom Könige Antiochus Epiphanes zu erdul den, der sie zu gänzlichem Abfall von ihrer Religion nöthigen wollte, die Beobachtung des göttlichen Gesches bei Lebensstrafe verbot, und die Abschriften der heiligen Bücher zu vernichten befahl. Viele verleugneten jeßt zwar ihren Glauben, andere aber blieben ihm unter den Verfolgungen nur um so treuer, und von diesen gilt, was geschrieben steht Hebr. 11, 35–39. In dieser Noth gingen Daniels frühere Weissagungen in Er füllung Cap. 8, 23-25. Aber auch die von diesem Prophe: ten Cap. 11, 34. gegebene Verheißung ward erfüllt, indem durch den Priester Matathias und seine fünf tapferen Söhne, die Maccabåer, die Syrer besiegt, der Tempel gereinigt und das tägliche Morgen: und Abendopfer nach einer dreijährigen Unterbrechung wieder hergestellt wurde; auch dies hatte Da:

niel verkündet Cap. 8, 13. 14. Zum Andenken an diese Er: neuerung des Gottesdienstes ward das Fest der Tempelweihe eingesetzt, dessen Joh. 10, 22. gedacht wird. In der macca: bäischen Familie ward die fürstliche und hohepriesterliche Würde wieder in einer Person vereinigt, und durch diese, Helden er hielten die Juden völlige Freiheit für ihren Gottesdienst. Be sonders ausgezeichnet war Simon, der alle Spuren des Göhen: dienstes ausrottete, von der Liebe des Vólks zu ihm und von der immer noch bei den Juden vorhandnen Hoffnung auf den Messias ist ein deutliches Zeugniß, 1 Macc. 14, 41-46. Si; mon's Enkel, Aristobul, führte etwa 200 Jahr vor Christo zu erst wieder den königlichen Titel. Durch Bruderzwist und Partheiungen im Lande kam es endlich dahin, daß die maccas bäische Familie unterging, daß die Römer unter Pompejus Land und Stadt eroberten, es sich zinsbar machten und den königlichen Titel abschafften. Herodes der Große, ein Jdu måer, stürzte endlich die Maccabåer gänzlich, nachdem sie 130 Jahr geherrscht hatten; er erhielt vom römischen Senate aber: mals den Königstitel, und suchte sich bei den Juden, die ihn haßten, dadurch beliebt zu machen, daß er den Tempel größer und herrlicher aufbaute. Weil aber der Altar stehen blieb, auch der Gottesdienst nicht unterbrochen wurde, indem man theils weise den Neubau ausführte, so galt dieser erneuerte Tempel nicht für einen dritten, sondern für den zweiten, zu dem der Heiland kommen sollte, wie Haggai 2, 8. 10. geweissagt hatte. Man baute an diesem Tempel 46 Jahre (Joh. 2, 20.), so daß Herodes nur die Vollendung der Hauptgebäude erlebte. Mit Klugheit wußte Herodes jede gegen ihn gemachte Vers schwörung zu vereiteln, aber Unordnung, Zerrüttung und Par: theiungen herrschten im Lande, und der Zustand des Volkes war im Ganzen höchst traurig.

Aus der Geistesrichtung im Allgemeinen, welche zu dieser Zeit unter dem jüdischen Volke sich offenbarte, gingen die reli gidsen Partheien der Pharisåer, Sadducåer und Essäer hervor, und die beiden ersten hatten wiederum einen bedeutenden Ein: fluß auf ihre Zeit, auf ihre religiösen Vorstellungen, auf das Urtheil über den Werth der våterlichen Religion, auf die Mes; siashoffnungen und deren Gestaltung. Da aber in der Eigen thümlichkeit dieser Secten, abgesehen von dem Einflusse ihrer

Zeit und der vorhandnen gottesdienstlichen Formen der våter: lichen Religion auf sie, tiefe Richtungen des menschlichen Hers zens im Allgemeinen sich kund geben, so kommen pharisäische und sadducäische Ansichten, Urtheile und Lebensweise, nur unter an; dern Erscheinungsformen, immer wieder zum Vorschein, und haben sich auch häufig in dem Himmelreiche auf Erden, in der Kirche des Herrn, geltend gemacht, doch ist es jedesmal ein Zeichen des Verfalls der wahren Religion und einer großen allgemein vorhandnen und herrschend gewordnen sittlichen Ver: derbtheit eines Zeitalters und Geschlechtes gewesen, wenn solche verkehrte Richtungen die Oberhand gewannen. Sobald der lebendige Glaube im Herzen erloschen ist, und der Mensch das Wesen der åchten Gemeinschaft mit Gott und die allein vor ihm Werth habende Anbetung im Geist und der Wahrheit vers kennt: so pflegt er das Innere und Aeußere der Religion mit einander zu verwechseln, diesem selbst vor jenem den Vorzug zu geben, einen übertriebenen Werth auf alle religiöse Gebräuche zu legen, und, was die Lehre betrifft, mit großer Starrheit am Buchstaben der religiösen Wahrheit fest zu halten, und solche Rechtgläubigkeit ohne alles innere Leben überaus hoch zu schäßen. So war das Wesen der pharisäischen Geistesrichtung unter den Juden, dies das Eigenthümliche der Pharisåer. Der offen: barste Gegensatz dieser Ausartung findet sich bei denen, die, indem sie das Falsche, Grundlose und Verkehrte solcher Reli giosität erkennen und bestreiten, aber ebenfalls ohne inneres, göttliches Leben sind, mit der nüchternen Verstandesansicht die höheren göttlichen Wahrheiten gänzlich ableugnen, und die Be dürfnisse ihres Herzens verkennend, in folgerechter Schärfe ihrer Schlüsse, dahin kommen, daß sie der wahren Religion ganz verlustig gehen, weil sie mit den menschlichen Satzungen zugleich die geoffenbarten Lehren des göttlichen Wortes verwer: fen, welche nur da und dann gefaßt werden können, wo man die tieferen Herzensbedürfnisse fühlt; so verhielt es sich mit den Sadducåern. Im Gegensaß gegen beide verkehrte Gci: stesrichtungen steht endlich diejenige, wo ein Herz fühlt, was ihm Noth thut, nach Gemeinschaft mit Gott sich sehnt, das Wesen derselben aber weder in gottesdienstliche Formen, noch in systematische Formeln und Lehrbegriffe seßt, sondern sich an das geoffenbarte Wort hålt, und entweder auf mehr beschau:

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